Chittorgarh

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Chittorgarh
Chittorgarh (Indien)
Chittorgarh (Indien)
Staat : Indien   Indien
Bundesstaat : Rajasthan
Distrikt : Chittorgarh
Subdistrikt : Chittorgarh
Lage : 24° 53′  N , 74° 37′  O Koordinaten: 24° 53′  N , 74° 37′  O
Hohe : 400 m
Flache : 41,8 km²
Einwohner : 116.406 (2011) [1]
Bevolkerungsdichte : 2785 Ew./km²
Blick vom Fort auf die Stadt Chittorgarh
Blick vom Fort auf die Stadt Chittorgarh
Blick vom Fort auf die Stadt Chittorgarh

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Chittorgarh ( Hindi : ??????????? Cittau?ga?h ; auch Chittaurgarh, kurz Chittor oder Chittaur ) ist eine Stadt im indischen Bundesstaat Rajasthan mit rund 120.000 Einwohnern. Sie ist Verwaltungssitz des Distrikts Chittorgarh .

Lage und Klima [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Chittorgarh liegt im Sudosten Rajasthans in der Region Mewar , deren ehemalige Hauptstadt sie war, nahe der Grenze zum Nachbarbundesstaat Madhya Pradesh in einer Hohe von ca. 400  m . Die nachstgroßeren Stadte sind Bhilwara (54 km nordlich), Udaipur (115 km sudwestlich) und Kota (168 km ostlich). Jaipur , die Hauptstadt Rajasthans, befindet sich etwa 300 km nordostlich. Die heutige Stadt erstreckt sich zu Fußen eines etwa 180 m hohen Tafelbergs , auf dem die Festung Chittorgarh liegt, die als flachenmaßig großtes Fort Indiens gilt. Chittorgarh hat einen Bahnhof, ist aber auch mit Bussen gut zu erreichen. Motorrikshas fahren hinauf zum Fort. Das Klima ist warm und eher trocken; Regen (ca. 740 mm/Jahr) fallt nahezu ausschließlich wahrend der sommerlichen Monsunzeit . [2]

Bevolkerung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Jahr 1991 2001 2011
Einwohner 71.569 96.219 116.406 [3]

Etwa 81 % der Einwohner sind Hindus , 14 % sind Moslems , 4 % Jains und etwa 1 % gehort anderen Religionsgruppen ( Sikhs , Christen , Buddhisten etc.) an. Wie im Norden Indiens ublich, liegt der mannliche Bevolkerungsanteil etwa 10 % uber dem weiblichen. Man spricht uberwiegend Rajasthani (Mewari-Dialekt) und Hindi .

Wirtschaft [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die stadtische Wirtschaftsstruktur basiert in der Hauptsache auf Handwerk, Kleinhandel und Dienstleistungen (Transport, Banken etc.). Der Tourismus spielt ? trotz vieler Tagesausflugler ? insgesamt eine eher untergeordnete Rolle, da bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts gute Hotels fehlten.

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ausgrabungen lassen auf eine Besiedlung des Ortes bereits im 1. Jahrtausend v. u. Z. schließen. Die erste schriftliche Erwahnung der Festung (garh) von Chittor stammt aus dem Jahre 728. Chittorgarh war ? bis zur Grundung von Udaipur ? lange Zeit Hauptstadt des Rajputen -Staates Mewar , der im Jahre 1956 in den indischen Unionsstaat eingegliedert wurde.

Chittorgarh-Fort

Die Stadt ist in ganz Indien bekannt und beruhmt wegen ihres jahrhundertewahrenden ? in zahllosen Legenden und Geschichten uberlieferten ? zahen, aber letztlich erfolglosen Widerstands gegen die muslimischen Eroberer: Bereits im Jahre 1303 belagerte der in Delhi residierende Sultan Ala ud-Din Khalji die Festung ? angeblich weil er die schone Prinzessin Padmini zur Frau begehrte. Kurz vor der sich abzeichnenden Eroberung der Stadt begingen die Einwohner Selbstmord ( jauhar ) ? tausende Frauen und Kinder starben auf riesigen Scheiterhaufen, die Manner offneten die Tore und sturzten sich todesmutig in den aussichtslosen Kampf. Unter Rana Kumbha (reg. 1433?1468) konnte in den 1440er Jahren eine erneute Eroberung der Stadt durch die Armee Mahmud Khiljis , des Sultans von Malwa , abgewendet werden; danach erlebte die Stadt eine Blutezeit. Im Jahre 1535 wurden Stadt und Festung jedoch von den Truppen Bahadur Shahs , des Sultans von Gujarat , erobert und erneut wahlten die Frauen den Freitod und die Manner starben in der aussichtslosen Schlacht.

Im Herbst 1567 belagerte der erst 25-jahrige, aber bereits seit 11 Jahren regierende Mogulherrscher Akbar I. die starke Festung, die jedoch erst im Februar 1568 nach einer Sprengung der Mauern eingenommen werden konnte. Vorher fand das Jauhar-Ritual der Frauen erneut statt und die Manner starben im Kampf. Bereits vor Beginn der Belagerung hatte der erst 13-jahrige Udai Singh II. , der spatere Furst von Mewar, die Stadt verlassen und in Bundi , der Heimatstadt seiner Mutter, und in der Festung Kumbhalgarh Schutz gesucht. Spater sollte er die nach ihm benannte Stadt Udaipur als neue Hauptstadt von Mewar grunden.

Die Auseinandersetzungen mit den muslimischen Eroberern ? jetzt war es das Mogulreich ? gingen jedoch weiter: Im Jahre 1614 verwustete das Mogul-Heer unter der Fuhrung Jahangirs weite Landstriche Mewars, was den Rana von Udaipur zu einem Friedensschluss zwang, bei dem u. a. festgelegt wurde, dass Chittorgarh niemals wieder aufgebaut werden durfe.

Sehenswurdigkeiten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Festung Chittorgarh ? Siegesturm 'Vijaya Stambha' (15. Jh.)
Festung Chittorgarh ? Jaina-Siegesturm 'Kirti-Stambha' (13. Jh.) und Mahavira-Tempel (14. Jh.); die Kuppel uber der Vorhalle ( mandapa ) des Tempels entstammt dem 16. Jh.

Alle Sehenswurdigkeiten Chittorgarhs liegen am oder auf dem etwa 2,8 km² großen Festungsberg, der von einer 11 km langen Mauer umgeben ist. Bereits unter den Maurya-Herrschern (d. h. im 3. oder 2. Jh. v. Chr.) wurde der Berg befestigt, erneut dann unter den hier residierenden Rajputen.

Tore
Der Weg zur Festung ist mit neun imposanten Toren versehen, die aus hinduistischer Zeit stammen, spater aber auch mit islamischen Bau- und Dekorelementen versehen wurden.
Kalika-Mata-Tempel (ca. 700)
Kumbha-Shyama-Tempel (fruhes 8. Jh.)
Der Tempel wurde wohl nur wenig spater begonnen als der Kalika-Mata-Tempel und hat einen ganz ahnlichen Grundriss bestehend aus Sanktumsbereich mit Umgang ( pradakshinapatha ) und Pfeilervorhalle (mandapa) . Die Pfeilerreliefs sind ausgereifter und tiefgrundiger gearbeitet. Der Portikus mit einem schonen Torana -Bogen und die Aufbauten ( Shikhara -Turm und Vorhallendach) stammen aus dem 15. Jh.
Sati-Ground-Tempel und Ksemankari-Tempel (9. Jh.)
Beide Tempel sind teilweise ruiniert und stammen ? nach Form und Dekor zu urteilen ? aus der Pratihara -Zeit. Sie bestehen nur aus einer Cella mit reichem Außenwanddekor ? die offene, von Pfeilern getragene Architektur der beiden alteren Tempel hat sich hier nicht durchgesetzt.
Siegesturm der Jainas Kirti Stambha (13. Jh.)
Der sechsgeschossige ? wie ein uberdimensionierter Pfeiler aussehende ? 22 m hohe Turm wurde zu Ehren des ersten Jaina-Tirthankaras Adinath errichtet und ist mit einer Vielzahl von Figuren der Digambara -Sekte (?Luftgekeidete“) geschmuckt.
Mahavira-Tempel (14. Jh.)
Unmittelbar neben der Kirti-Stambha steht der dem historischen Begrunder des Jainismus geweihte Mahavira -Tempel aus dem 14. Jh.
Rana-Kumbha-Palast (15. Jh.)
Der bereits arg verfallene Palast stammt wohl aus der Zeit Rana Kumbhas, uberdeckt aber altere Strukturen. Er konnte als Vorbild fur den City-Palace in Udaipur gedient haben.
Mira Bai-Tempel (15. Jh.)
Der Tempel wurde von Rana Kumbha errichtet; spater wurde er zu Ehren der Prinzessin und Dichterin Mira Bai umbenannt.
Siegesturm Rana Kumbhas Vijaya Stambha (15. Jh.)
Der neungeschossige, ebenfalls pfeilerartige Turm erreicht eine Hohe von ca. 37 m. Außen- und Innenwande sind mit Figurenreliefs aus der Hindu-Mythologie versehen, aber auch alte Graffiti mit Lobpreisungen Allahs sind zu finden.
Padmini-Palace (16.?19. Jh.)
Der Palast steht am Rand eines der vielen Wasserbecken ('tanks') im Bereich des Burgbergs und verfallt zusehends. Angeblich soll an dieser Stelle Ala ud-Din Khalji im Wasser das Spiegelbild Padminis gesehen haben.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Beate Szerelmy, Andrea Wurth u. a.: Indien . Baedeker-Verlag, Ostfildern 1997, S. 232f ISBN 3-89525-139-9
  • Bamber Gascoigne: Die Großmoguln ? Glanz und Große mohammedanischer Fursten in Indien . Prisma-Verlag, Gutersloh 1987 ISBN 3-570-09930-X
  • Michael W. Meister, M. A. Dhaky (Hrsg.): Encyclopaedia of Indian Temple Architecture. North India ? Period of Early Maturity. Princeton University Press, Princeton 1991, S. 285ff ISBN 0-691-04094-X

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Chittorgarh  ? Sammlung von Bildern

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Chittorgarh Census 2011
  2. Chittorgarh ? Klimatabellen
  3. Chittorgarh ? Bevolkerungsentwicklung