Chen Jiongming
Chen Jiongming
(
chinesisch
陳炯明
/
?炯明
,
Pinyin
Chen Ji?ngming
,
W.-G.
Ch‘en2 Chiung3-ming2
; *
13. Januar
1878
in
Haifeng
(
Guangdong
); †
22. September
1933
in
Hongkong
) war Gouverneur der
chinesischen
Provinz Guangdong von 1920 bis 1922, Militargouverneur von Guangdong von 1911 bis 1912, im Jahre 1913 und von 1920 bis 1923 sowie Militargouverneur von
Guangxi
von 1921 bis 1922, militarischer Unterstutzer von
Sun Yat-sen
und Verfechter der Idee eines foderalen chinesischen Staates.
Chen erhielt sowohl eine klassisch-
konfuzianistische
als auch eine moderne Ausbildung. Er bestand die
Beamtenprufung
auf dem Niveau eines
Xiucai
, im Jahre 1905 beendete er seine Studien am Lehrerbildungsinstitut von Haifeng und im Jahre 1908 das Institut fur Recht und Politik von Guangdong, das fur die Ausbildung von Verwaltern und Richtern von der
Qing-Dynastie
eingerichtet worden war. In Chens Jugendzeit befand sich China in einer tiefen Krise: Die von den
Mandschu
gefuhrte Qing-Dynastie war schwach. China wurde in den
Opiumkriegen
von den Briten gedemutigt, es musste an auslandische Machte Konzessionen abtreten und eine militarische Niederlage gegen seinen einstigen Tributzahler Japan hinnehmen. Die als Reaktion auf diese Ereignisse eingeleitete
Hundert-Tage-Reform
wurde vom Kaiserhaus erstickt. Der
Boxeraufstand
fuhrte zu noch großeren Zugestandnissen an das Ausland. Eine Revolution, die Sun Yat-sen vorbereitet hatte, schlug fehl. Chen trat deshalb nicht in die Dienste des Kaiserhauses ein, sondern organisierte Bewegungen fur soziale und politische Reformen, beispielsweise eine Kampagne, die zur Absetzung des verhassten Prafekten von
Huizhou
fuhrte. Als die Qing-Dynastie Parlamente in den Provinzen zuließ, wurde Chen in die Provinzversammlung von Guangdong gewahlt. Er setzte sich auch dort fur soziale, wirtschaftliche und rechtliche Reformen ein und war an der Verabschiedung von Gesetzen uber das Bildungssystem, den Eisenbahnbau, die Bekampfung von Korruption und uber lokale Selbstverwaltung involviert. Widerstande der Qing-Dynastie gegen die Modernisierungsbestrebungen bewegten ihn zum Beitritt zur
Tongmenghui
im November 1909. Im Jahre 1910 und 1911 war er an zwei Aufstanden in Guangdong beteiligt.
[1]
[2]
Nach dem gegluckten
Wuchang-Aufstand
im Oktober 1911 und dem Beginn der
Xinhai-Revolution
setzte Chen sich an die Spitze von Truppen, die Huizhou und ein großes Gebiet ostlich von Guangdong einnahmen. Er wurde dafur zum stellvertretenden Militargouverneur von Guangdong ernannt und gehorte mit
Hu Hanmin
,
Liao Zhongkai
und
Zhu Zhixin
zu jenen, die in Guangdong die Macht ubernahmen und Reformen im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereich vorangetrieben.
[1]
[2]
Als Ubergangsprasident
Yuan Shikai
versuchte, das
Kaiserreich
wieder zu errichten, gehorte Chen zu jenen, die gegen Yuan rebellierten. Diese so genannte
Zweite Revolution
wurde niedergeschlagen, Chen floh ins Ausland. Im Marz 1916 kehrte er zuruck und machte sich fur China als eine foderale Republik stark. Nach Yuans Tod im gleichen Jahr unterstutzte er 1917 die Bewegung zur Wahrung der Verfassung von Sun Yat-sen. Im Dezember 1917 wurde er von Sun zum
Oberbefehlshaber
der Guangdong-Armee ernannt, die die einzigen Truppen waren, denen Sun vertrauen konnte;
[1]
zu den ihm unterstellten Offizieren gehorte damals unter anderem
Chiang Kai-shek
.
[3]
Chen setzte sich mit diesen Truppen in
Zhangzhou
fest, wo er wiederum begann, Reformen umzusetzen. Im Jahre 1920 kehrte er mit seinen Truppen nach Guangzhou zuruck, um die von Sun Yat-sen ausgerufene revolutionare Regierung zu stutzen. Suns Plan war es, einen
Nordfeldzug
zu beginnen, die Kriegsherren militarisch zu besiegen und China zu vereinigen. Chen hingegen wollte ein autonomes Guangdong, seine Idee des Foderalismus umsetzen und Guangdong zu einem Vorbild fur alle anderen Provinzen machen. China wollte er auf friedlichem Weg vereinigen. Es kam zum Bruch zwischen den beiden, im Zuge dessen Sun Chen als Gouverneur und Oberbefehlshaber der Guangdong-Armee absetzte. Es kam zum Angriff auf Suns Regierungsanwesen durch Chens Truppen am 16. Juni 1922, der Sun zur Flucht auf das Schiff
Yong Feng
und spater nach Shanghai zwang.
[4]
Chen konnte Guangdong ein Jahr lang regieren, wobei er wiederum versuchte, seine Vorstellungen umzusetzen: Er forderte die Idee von kostenloser Bildung und forderte gleichzeitig von den Reichen die Offnung von Schulen. Er holte den Kommunisten
Chen Duxiu
als Bildungsdirektor fur Guangdong.
Opium
und
Glucksspiel
wurden von seiner Regierung verboten. Im Dezember 1923 wurde er jedoch aus Guangzhou und 1925 ? nach Chiang Kai-sheks erfolgreichem Ostfeldzug ? aus Guangdong vertrieben.
[1]
[2]
Chen setzte sich danach nach Hongkong ab, von wo aus er weiterhin versuchte, seine Vorstellungen eines foderalen Chinas bekannt zu machen.
[1]
Chen grundete die
China Zhi Gong Party
in
San Francisco
und wurde ihr Vorsitzender, die Partei blieb jedoch bedeutungslos.
[2]
- ↑
a
b
c
d
e
Yee-Cheung Lau:
Chen Jiongming
. In: Leung, Pak-Wah (Hrsg.):
Political leaders of modern China: a biographical dictionary
. 1. Auflage. Greenwood Press, Westport, Conn. 2002,
ISBN 0-313-30216-2
,
S.
19?20
.
- ↑
a
b
c
d
James Z. Gao:
Historical dictionary of modern China (1800?1949)
. Scarecrow Press, Lanham 2009,
ISBN 978-0-8108-4930-3
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49?50
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- ↑
Jay Taylor:
The Generalissimo: Chiang Kai-shek and the Struggle for Modern China
. 1. Auflage. Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge, Mass. 2009,
ISBN 978-0-674-03338-2
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32
.
- ↑
Jay Taylor:
The Generalissimo: Chiang Kai-shek and the Struggle for Modern China
. 1. Auflage. Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge, Mass. 2009,
ISBN 978-0-674-03338-2
,
S.
41
.
Anmerkung:
Bei diesem Artikel wird der Familienname vor den Vornamen der Person gesetzt. Das ist die ubliche Reihenfolge im Chinesischen.
Chen
ist hier somit der Familienname,
Jiongming
ist der Vorname.