Chatauskunft

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Chatauskunft der UB Bamberg

Chatauskunft bezeichnet eine Digitale Auskunft , bei der mittels Chat Auskunftsfragen verschiedenster Art in synchroner Weise beantwortet werden konnen.

Man unterscheidet heute technisch gesehen drei Chatformen:

  • Den Internet Relay Chat (IRC), der in den 1980er Jahren entwickelt wurde und einen eigenen Chat-Server sowie eine Client-Software benotigt.
  • Den relativ unkomplizierten Web-Chat, bei dem die Chat-Software beispielsweise bereits durch Browser-Plug-ins in die HTML-Seiten integriert ist.
  • Instant Messenger , die in den 1990er Jahren entstanden und bei denen der Chat nicht in einem offentlichen Kanal gefuhrt wird, sondern nur zwischen denjenigen, die die entsprechende Software auf ihrem Rechner installiert haben.

Chatauskunft in Bibliotheken

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Chatauskunft gehort innerhalb von Bibliothek zur digitalen Auskunft (Digital Reference Service), bei welchem es sich um die organisierte Auskunftsdienstleistung einer Bibliothek handelt, die die Kommunikationskanale des Internet nutzt. Zusatzlich zu den drei Formen IRC, Web-Chat und Instant Messenger werden teilweise sogenannte Web Contact Center eingesetzt, deren Software neben ihrer ublichen Anwendung in Unternehmen auch den besonderen Anforderungen bibliothekarischer Bedurfnisse angepasst wurde. Diese beinhalten eine Vielzahl von Einzelanwendungen, die verschiedene Handlungsmoglichkeiten bieten ? so beispielsweise die Funktion des Cobrowsing , mit der der Bibliothekar Webseiten auf dem Rechner des Nutzers offnen und ihm so Recherchen vorfuhren kann. Dies spielt insbesondere bei der moglichen Vermittlung von Informationskompetenz eine Rolle.

Insbesondere durch das veranderte Suchverhalten der Benutzer aufgrund der rasanten Entwicklung des Internets wurde es zunehmend wichtiger, dass Bibliotheken auf dieses digitale Informationsbedurfnis durch ein entsprechendes Angebot an elektronischen Dienstleistungen reagierten, um weiterhin als Informationsanbieter wahrgenommen zu werden.

Eine dieser Dienstleistungen ist auch die Chatauskunft, die seit Ende der 90er Jahre in Bibliotheken in den USA zuganglich gemacht wird. Dieser Dienst ermoglicht es zum ersten Mal, eine synchrone Kommunikationsform uber das Internet anzubieten. Durch den Chat konnen erstmals der oft beklagte zeitliche Verzug ebenso wie die fehlende Interaktivitat der digitalen Auskunft vermieden werden.

In Deutschland begann man im Jahr 2000 mit der Chatauskunft als Teil des Digital Reference Service. Bisher wird dieser Dienst nur in Universitatsbibliotheken eingesetzt. Die erste der mittlerweile elf Universitatsbibliotheken, die den Chat einsetzen, war die Universitatsbibliothek Trier. Es folgten die Technische Universitat Hamburg-Harburg Anfang des Jahres 2002 , das Bibliotheks- und Informationszentrum der Universitat Oldenburg im Marz 2002, die Bibliothek der Universitat der Bundeswehr Hamburg im Juli 2003 und die Sachsische Landesbibliothek ? Staats- und Universitatsbibliothek Dresden im Oktober 2004 .

In Nordrhein-Westfalen liegt flachenmaßig der Schwerpunkt der deutschen Chatauskunft. Hier bieten bisher sechs Universitatsbibliotheken den Chat an. Die erste Chatauskunft begann im Oktober 2001 in der Universitatsbibliothek Dortmund . Es folgten Ende 2001 die Universitatsbibliothek Wuppertal , im Dezember 2003 die Universitats- und Landesbibliothek Munster , im Marz 2004 die Universitatsbibliothek Bielefeld sowie schließlich im Januar 2005 die Universitats- und Landesbibliothek Dusseldorf und die Universitatsbibliothek Bochum .

Daruber hinaus gab es auch eine Chatauskunft bei der Zentrale des Hessischen Bibliotheksinformationssystems (HeBIS), die jedoch nur Fragen rund um den Service von HeBIS beantwortete.

2018 sind von diesen Angeboten nur noch wenige aktiv: Bielefeld, Dortmund, Dusseldorf, Hamburg (Bundeswehr), Trier.

  • Gesa Krauss, Isabell Leibing: Fragen Sie uns online! ? Vergleich der Chatauskunft im deutschen Bibliothekswesen und Konzept zur Einfuhrung dieser Dienstleistung an der Bibliothek der Universitat Konstanz . Stuttgart 2005, urn : nbn:de:bsz:352-opus-14614
  • Soren Niehauser: Behorden und Innovation ? Eine praxisorientierte Untersuchung am Beispiel der Einfuhrung der Dienstleistung ?Nutzerauskunft per Chat“ an Hochschulbibliotheken . Magisterhausarbeit, Politikwissenschaft, Institut fur Politikwissenschaft, Westfalische-Wilhelms Universitat, Munster 2005, urn : nbn:de:hbz:6-04639558595
  • Thomas Zachlod: Workshop Digitale Auskunft . 8. Inetbib-Tagung in Bonn, 3. November 2004, doi:10.17877/DE290R-14302
  • Sabine Wolf: Das Web Contact Center ? Eine Herausforderung fur Bibliotheken , Diplomarbeit, Informationswissenschaft, Fachhochschule Potsdam, 2004. In bearb. Form in ?Erfolgreiches Management von Bibliotheken und Informationseinrichtungen“ enthalten.
  • Hermann Rosch: Digital Reference in Deutschland. Uberblick und spezifischer Kompetenzbedarf (PDF; 155 kB) In: World Library and Information Congress. 69th IFLA Conference and Council. Berlin 1. ? 9. August 2003
  • Sonja Harkonen: Bibliothekarischer Auskunftsdienst im Informationsverbund ? Digital Reference Konsortien in den USA . In: Kolner Arbeitspapiere zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft , 36, Koln 2003, urn : nbn:de:hbz:832-epub4-708
  • Christine Glaser: Elektronischer Auskunftsdienst im Echtzeitbetrieb: Chatangebote in anglo-amerikanischen Bibliotheken. Moglichkeiten der Ubertragbarkeit auf deutsche Bibliotheken ( Memento vom 6. Februar 2008 im Internet Archive ) In: Berliner Handreichungen zur Bibliothekswissenschaft , Berlin 2001, 99
  • Erwin Miedtke: Von BINE zu ILEKS. In: Internet in Offentlichen Bibliotheken - up (to) date! / Hrsg. von Marion Sommerfeld und Susanne Thier. Berlin: Deutsches Bibliotheksinstitut, 1999. (DBI-Materialien; 181), S. 67?81