Chartres
[
?a?t?
] ist die
Prafekturhauptstadt
des
Departements Eure-et-Loir
in
Frankreich
. Die Stadt liegt 90 Kilometer sudwestlich von
Paris
in einer Ebene an der
Eure
, einem Nebenfluss der
Seine
. Die 38.447 Einwohner (Stand 1. Januar 2021) nennen sich ?Chartrains“. Im Zentrum der Altstadt steht die beruhmte
Kathedrale Notre-Dame de Chartres
.
Chartres war unter dem Namen
Autricum
ein Hauptort der
Karnuten
und schon vor der
Romerzeit
bedeutend. 51 v. Chr. unterwarfen sich die Karnuten
Caesar
. Unter den Romern gehorte die Stadt zur Provinz
Gallia Lugdunensis
. Bereits im 4. Jahrhundert wurde es als
Carnutum
oder
Carnotum
Bischofssitz. Erst im 12. Jahrhundert kommt die Stadt unter ihrem jetzigen Namen vor.
Chartres war im fruheren Mittelalter Hauptort der Landschaft
Beauce
oder des
Chartrain
und gab der
Grafschaft Chartres
den Namen, die seit 956/960 im Besitz des
Hauses Blois
war. 911 belagerten die
Normannen
Chartres und 1019 verbrannten sie es fast ganzlich. Die Grafschaft Chartres wurde 1286 an Konig
Philipp IV. den Schonen
verkauft. Mit Bischof
Fulbert von Chartres
entwickelte sich die
Domschule
zu einem bedeutenden Zentrum mittelalterlicher Bildung. Hier wirkten u. a.
Ivo von Chartres
,
Gilbert von Poitiers
und
Johannes von Salisbury
.
1528 machte Konig
Franz I.
die Grafschaft Chartres zum Herzogtum.
Heinrich IV.
eroberte Chartres 1591 und ließ sich hier 1594 kronen. 1626 erhielt die
Familie Orleans
Chartres als
Apanage
, weshalb auch der alteste Sohn des Herzogs von Orleans gewohnlich den Titel eines
Herzogs von Chartres
fuhrte. Am 21. Oktober 1870 wurde Chartres von der
22. Division
unter
General Wittich
besetzt und blieb in den Kampfen gegen die Loire-Armee ein wichtiger Stutzpunkt der Deutschen.
Im
Zweiten Weltkrieg
flohen die meisten Menschen vor den heranruckenden Soldaten der deutschen
Wehrmacht
aus der Stadt. Nur noch 800 der 23.000 Einwohner, darunter der
Prafekt
Jean Moulin
, waren am 15. Juni 1940 in Chartres zuruckgeblieben. Die Einwohner kehrten aber bereits wahrend der Besatzung zuruck.
[1]
Am 6. Juni 1944 landeten die westalliierten Truppen in der
Normandie
(
Operation Overlord
). Nach dem Ausbruch aus dem Landekopf Ende Juli entfaltete die US-Armee fast ohne Widerstand der dezimierten deutschen Truppen einen raschen Vormarsch ins Landesinnere. Am 16. August 1944 stand das XX. US-Korps vor Chartres. In diesen Raum hatte Hitler jedoch drei Divisionen der deutschen 15. Armee beordert und
?... die Bereinigung von Chartres nahm drei Tage schwerer Kampfe in Anspruch, weil die Amerikaner, um die majestatische Kathedrale zu schonen, mit dem Einsatz von Artillerie zuruckhielten.“
?
Chester Wilmot
:
Der Kampf um Europa
. Buchergilde Gutenberg, Zurich 1955, S. 453
Am 18. August 1944 wurde der Vormarsch zur Seine wieder aufgenommen.
Von 1945 bis 1947 bestand in Chartres das ?
Stacheldrahtseminar
“ als Priesterseminar. Hier wurden deutschsprachige Priester und Seminaristen zusammengefuhrt fur Studien in ihrer Zeit als Kriegsgefangene. Der Gefangenenseelsorger Abbe
Franz Stock
war
Regens
des Seminars. Etwa 950 Dozenten, Priester, Bruder und Seminaristen aus
Deutschland
und
Osterreich
durchliefen das Seminar. Es handelte sich um das großte Priesterseminar in der Geschichte der katholischen Kirche. In dem noch erhaltenen Gebaude wurde die
Europaische Begegnungsstatte Franz Stock
eingerichtet.
Jahr
|
1962
|
1968
|
1975
|
1982
|
1990
|
1999
|
2006
|
2018
|
Einwohner
|
31.495
|
34.469
|
38.928
|
37.119
|
39.595
|
40.361
|
40.022
|
38.426
|
Quellen: Cassini und INSEE
|
Siehe auch:
Liste der Monuments historiques in Chartres
Traditionell ist Chartres eine Stadt, die im Agrarhandel mit Getreide, Vieh und
Wolle
verankert war. Daraus resultiert ihre Stellung als Marktzentrum der
Beauce
. Inzwischen sind Nahrungsmittel-, pharmazeutische und
Elektroindustrie
sowie der
Maschinenbau
hinzugekommen.
Chartres ist ein Eisenbahnknotenpunkt. Der Bahnhof liegt an der
Bahnstrecke Paris?Brest
und wird im Regionalverkehr mit
TER-Zugen
bedient.
Chartres unterhalt mit folgenden Stadten
Partnerschaften
:
- Fulcher von Chartres
(1059?1127), Chronist
- Severin Pineau
(1550?1619), Anatom und Chirurg, Dekan des
College de Chirurgie
in Paris
- Etienne I. d’Aligre
(1559?1635), Staatsmann des 17. Jahrhunderts
- Mathurin Regnier
(1573?1613), Satirendichter
- Etienne II. d’Aligre
(1592?1677), Staatsmann zur Zeit der Konige Ludwig XIII. und Ludwig XIV.
- Pierre de Goussainville
(1620?1683), Kirchenhistoriker
- Pierre Nicole
(1625?1695), Theologe
- Laurent Cassegrain
(1629?1693), Erfinder und Namensgeber des
Cassegrain-Teleskops
- Leonor Jean-Christin Soulas d’Allainval
(1696?1753), Schriftsteller und Dramatiker
- Nicolas Francois Guillard
(1752?1814), Librettist
- Jacques Pierre Brissot
(1754?1793), Revolutionar
- Claude Chauveau-Lagarde
(1756?1841), Advokat
- Jerome Petion de Villeneuve
(1756?1794), Revolutionar
- Francois Severin Marceau
(1769?1796), General
- Achille Guenee
(1809?1880), Anwalt und Entomologe
- Pierre-Jules Hetzel
(1814?1886), Verleger und Forderer Jules Vernes
- Jean-Baptiste Eugene Bellier de la Chavignerie
(1819?1888), Entomologe
- Alexandre Brou
(1862?1947), romisch-katholischer Priester und Theologe
- Philippe Alliot
(* 1954), Automobilrennfahrer
- Philippe Loiseau
(* 1957), Politiker
- Gael Lesoudier
(* 1970), Automobilrennfahrer
- Nicolas Escude
(* 1976), Tennisspieler
- Julien Escude
(* 1979), Fußballspieler
- Anthony Delhalle
(1982?2017), Motorradrennfahrer
- Loic Duval
(* 1982), Automobilrennfahrer
- Baptiste Herbin
(* 1985), Jazzmusiker
- Laura Kamdop
(* 1990), franzosisch-senegalesische Handballspielerin
- Thierry von Chartres
(* um 1085; † um 1155), platonischer Philosoph
- Noel Ballay
(1847?1902), Dichter; wurde in der Kathedrale von Chartres beigesetzt
- Jean Moulin
(1899?1943), der ?stille Held der
Resistance
“; von 1939 bis 1940
Prafekt
des Departements
Eure-et-Loir
(mit Amtssitz in Chartres)
- Abbe
Franz Stock
(1904?1948), deutscher katholischer Geistlicher und Wegbereiter der deutsch-franzosischen Freundschaft; wurde 1963 von Paris in die neu erbaute Kirche
Saint Jean Baptiste
in Chartres umgebettet
Bekannte Bischofe von Chartres
:
- Illustration von
Frans Hogenberg
von 1570: Nachdem Chartres war seher beschoßen, Hant die Condeischen sich ontschlossen, ... Mit sturmender faust die Statt angehen,... (
Digitalisat
)
- ↑
Henri Amouroux:
La vie des Francais sous l’occupation. Tome I
. Librairie Artheme Fayard, Paris 1961,
ISBN 2-253-02453-8
,
S.
34
.
- ↑
Kirche Saint Jean Baptiste in Chartres
- ↑
Saint-Pierre
- ↑
Asociation de Agencias de Turismo del Cusco: Ciudades hermanas
- ↑
Bethlehem Twinning cities (englisch)