Charles Nungesser

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Charles Nungesser mit seiner Verlobten auf dem Flughafen von Orly (1923)

Charles Nungesser (* 15. Marz 1892 in Paris ; † verschollen am 8. Mai 1927 im Atlantik oder in Nordamerika ) [1] war ein franzosischer Flugpionier. Bekannt wurde er als Jagdflieger des Ersten Weltkriegs .

Kindheit und Jugend

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Nungesser war im Alter von 15 Jahren nach Sudamerika ausgewandert, wo er als Cowboy, Boxer und Autorennfahrer zahlreiche Abenteuer erlebte und auch Flugstunden nahm.

Erster Weltkrieg

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Vor dem Ausbruch des Krieges war Nungesser nach Frankreich zuruckgekehrt. Er meldete sich beim 2 e regiment de hussards (2. Husarenregiment), wo er bereits am zehnten Gefechtstag mit der Medaille militaire ausgezeichnet wurde. Es war ihm gelungen, die feindlichen Linien zu passieren, einige preußische Offiziere niederzuschießen und mit deren Mors -Automobil samt gefundener Planungsunterlagen zu seinem Gefechtsstand zuruckzukommen. Der Divisionskommandeur bezeichnete ihn als ?Husar auf dem Mors“ und genehmigte sein Gesuch, zu den franzosischen Luftstreitkraften versetzt zu werden.

Einsatz als Militarflieger

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Nungesser kam zur Escadrille VB 106 in Dunkirchen , wo er als Pilot eines Bombers vom Typ Voisin X 53 Bombenfluge durchfuhrte. Dabei griff er auch feindliche Flugzeuge an, die ihm begegneten. Am 30. Juli 1915 schoss er eine deutsche Albatros ab, die sich auf einem Testflug befand. Fur diese Tat wurde Nungesser mit dem Croix de guerre ausgezeichnet und zur Escadrille de chasse N 65 nach Nancy versetzt, die mit Jagdflugzeugen Nieuport 11 ?Bebe“ ausgerustet war. Nachdem er mehrmals Jagdeinsatze mit waghalsigen Flugkunststucken beendet hatte, wurde er mit acht Tagen Arrest bestraft. Seine Bestrafung wurde jedoch ausgesetzt, nachdem er am 28. November 1915 eine zweite Albatros abgeschossen hatte.

Nungesser und sein Jagdflugzeug Nieuport 17

Im Februar 1916 wurde er bei der Erprobung des Prototyps eines neuen Jagdflugzeugs vom Typ ?Ponnier“ schwer verletzt, als er beim Start absturzte. Nachdem er am 28. Marz aus dem Lazarett entlassen worden war, begab er sich nicht in den Genesungsurlaub, sondern zuruck zu seiner Escadrille. Er ließ sich in das Flugzeug hinein- und herausheben, um Kampfeinsatze fliegen zu konnen.

Nungesser nahm an der Schlacht um Verdun teil und erzielte bis zum 22. Juli 1916 zehn Luftsiege, bis er an die Somme verlegt wurde. Hier ließ er sein Flugzeug, eine Nieuport 17 , erstmals mit seinen typischen Insignien bemalen: ein schwarzes Herz, darauf ein Totenschadel mit gekreuzten Knochen, zwei Kerzenleuchtern und ein Sarg. Uber der Somme errang er bis Ende 1916 weitere neun Luftsiege, darunter am 26. September einen dreifachen Abschuss. Mehrere Duelle lieferte er sich mit dem deutschen Piloten Josef Jacobs . Als dieser nach einer Ladehemmung notlanden musste, soll ihn Nungesser in drei Metern Hohe uberflogen und freundlich gewinkt haben, ohne auf den wehrlosen Gegner zu schießen. [2]

Nach seinem schweren Flugunfall und weiteren Kampfverwundungen blieb seine Konstitution geschwacht. Er musste erneut ins Lazarett, handelte aber mit den Arzten seine bedingte Entlassung aus ? nach jedem Einsatzflug musste er zuruck ins Lazarett, um sich weiter behandeln zu lassen. So flog er im Mai 1917 mit seiner Nieuport Begleitschutz fur eine Bomberformation, die Escadrille VB 116 in Dunkirchen, die neben einem Krankenhaus stationiert war. Bis zum Ende des Jahres 1917 erzielte er weitere neun Luftsiege.

Schließlich hatte sich sein Zustand soweit gebessert, dass er zuruck zu seiner Escadrille N 65 kam. Kaum zuruck, wurde er im Oktober 1917 bei einem Autounfall, bei dem sein Mechaniker Roger Pochon am Steuer ums Leben kam, schwer verletzt. Nungesser wurde erneut ins Lazarett gebracht.

Dennoch flog er auch 1918 weiter und erzielte weitere Abschusse.

Am 15. August 1918 griff er verschiedene Fesselballons an, wobei er seinen 43. und letzten Luftsieg erzielte.

Auf Anraten des Unterstaatssekretars fur Luftfahrt grundete Nungesser in Orly eine Flugschule, in der auch die bekannte Fliegerin Helene Boucher ihren Erstflug machte. Die Flugschule ging jedoch in Konkurs. Nungesser reist daraufhin zu einer Tournee in die USA , wo er an 55 Ausstellungsorten seine Luftkampftaktiken vorstellte.

Im Jahre 1927 fand sich Charles Nungesser mit Francois Coli zu einem gewagten Projekt zusammen. Der Hotelunternehmer Raymond Orteig hatte die enorme Summe von 25.000 US-Dollar als Preis fur die erste Atlantikuberquerung mit dem Flugzeug ausgesetzt. Nungesser plante daher, zusammen mit Coli den Atlantik nonstop von Paris nach New York zu uberqueren. Der Konstrukteur Pierre Levasseur entwickelte den Prototyp PL 8, einen Doppeldecker mit einem Lorraine-Dietrich-12-Eb-Motor mit 450 PS. Nungesser taufte das Flugzeug ? L’Oiseau Blanc “ (?Weißer Vogel“). Um die funf Tonnen schwere Maschine, die eine Startbahn von mehr als einem Kilometer zum Abheben brauchte, nicht mit noch mehr Gewicht zu belasten, verzichteten Nungesser und Coli auf ein Funkgerat.

Am 8. Mai druckte die franzosische Zeitung ?La Presse“ voreilig die Meldung eines Rekorderfolgs fur den 9. Mai. Doch nachdem das Flugzeug in der Normandie bei Etretat ein letztes Mal gesichtet worden war, blieb es verschollen. Es scheint noch Irland uberflogen zu haben, da ein britischer Marineoffizier das weiße Flugzeug in seinem Bordbuch vermerkt hat. Es wird vermutet, dass die Maschine zwar den amerikanischen Kontinent erreicht hat, aber von der Route abkam nach Norden und der Treibstoff nicht ausreichte, um sich am Sankt-Lorenz-Strom orientierend noch Quebec zu erreichen. Es konnte auch der Hohenmesser nach dem Passieren eines Tiefdruckgebiets dejustiert gewesen und das Flugzeug daher an den Kustengebirgen im US-Staat Maine zerschellt sein. [3]

Tafel am Denkmal in Etretat

Die beiden franzosischen Flieger Dieudonne Costes und Joseph Le Brix benannten ihre Breguet 19 GR, mit der sie die Welt in 39 Etappen bei einer Flugstrecke von 57.000 km umrundeten, ?Nungesser et Coli“.

Das Fußballstadion des FC Valenciennes trug seinen Namen; 2012 wurde das Stade Nungesser abgerissen.

Bei Etretat in der Normandie, wo die Maschine der beiden Flieger zuletzt gesichtet wurde, wahren heute das Nungesser-und-Coli-Denkmal und ein Museum das Gedenken an die beiden Flieger.

Eine franzosische Briefmarke von 0.40F von 1967 "Nungesser et Coli, 8 mai 1927", wurde von Clement Serveau gezeichnet und von Claude Durrens graviert (Y&T n°1523)

Am 25. Juli 2015, wurde Leutnant Nungesser Pate des Jahrgangs 2014?2016 der franzosische Offizieranwarterschule (E.M.I.A.). Dieser Jahrgang tragt seinen Namen und ein Lied wurde zu seinen Ehren erstellt.

  • Arch Whitehouse: Flieger-Asse 1914?1918 . Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1970, S. 341?344.
Commons : Charles Nungesser  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Lebensdaten von Charles Nungesser (franzosisch)
  2. Markus Kirschbaum: Hoher Einsatz. In: Jahrbuch fur westdeutsche Landesgeschichte 41 (2015), S. 400.
  3. vgl. http://www.herodote.net/histoire05090.htm Herodote (franzosisch)