Charles Gounod

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Portrat Charles Gounod, von Imanuel Heinrich Lengerich
Charles Francois Gounod
Gounod, Bildnismaske von Zacharie Astruc , 1882?1884

Charles Francois Gounod (* 17. Juni 1818 in Paris ; † 18. Oktober 1893 in Saint-Cloud ) war ein franzosischer Komponist . Zu seinen bekanntesten Werken zahlt die Oper Faust , die in Deutschland manchmal auch unter dem Titel Margarethe aufgefuhrt wird.

Charles Gounod, Sohn des Malers Francois-Louis Gounod (1758?1823) und der Pianistin Victoire, geborene Lemachois, erhielt bereits fruh Musikunterricht von seiner Mutter. Nach dem Besuch des Lycee Saint-Louis in Paris bis 1835 studierte er zunachst privat bei Anton Reicha , einem bohmischen Komponisten, und ab 1836 am Pariser Konservatorium bei Fromental Halevy , Jean-Francois Lesueur und Ferdinando Paer Musik. 1839 erhielt er den Prix de Rome fur seine Kantate Fernand und reiste nach Italien, um die Musik der alten Meister, vor allem Palestrinas , kennenzulernen. 1842 verließ er Rom Richtung Wien und gelangte 1843 uber Berlin und Leipzig, wo er Felix Mendelssohn Bartholdy und dessen Schwester Fanny Hensel kennenlernte, wieder nach Paris.

Nach seiner Ruckkehr wurde Gounod Kirchenkapellmeister, Chorleiter und Organist in der Kirche der Missions Etrangeres von Paris. Sein Wunsch bestand zu dieser Zeit eigentlich darin, Priester zu werden, und er studierte daher von 1846 bis 1848 an Saint-Sulpice Theologie. Ein Requiem, das er in diesem Jahr zu schreiben begonnen hatte, blieb unvollendet, da er sich zwischenzeitlich gegen den Orden entschieden hatte. Das Gelubde legte er auch deshalb nicht ab, weil er sich doch mehr zur Musik hingezogen fuhlte. Nach 1848 wandte er sich starker der Opernkomposition zu. Mit Unterstutzung der Sangerin Pauline Viardot erlangte er von Emile Augier das Libretto der Oper Sappho , deren Auffuhrung 1851 jedoch weder in Paris noch im Covent Garden in London Erfolg beschieden war. 1852 heiratete er Anna Zimmermann (1829?1907), die Tochter eines Klavierlehrers am Konservatorium. Von 1852 bis 1860 war Gounod Direktor des Orpheon de la Ville de Paris, des großten Mannerchores der Stadt. 1854 stellte er die Oper La nonne sanglante fertig, aber auch damit hatte er keinen Erfolg. Im Jahre 1858 komponierte er Le Medicin malgre lui nach der gleichnamigen Komodie von Moliere, ebenfalls ohne großen Erfolg. Erst seine Oper Faust brachte ihm 1859 den Durchbruch als angesehener Komponist und gilt bis heute als sein Meisterwerk. Die Urauffuhrung fand am 19. Marz 1859 im Theatre Lyrique in Paris statt. (In Deutschland wird diese Oper gerne unter dem Titel Margarethe gespielt, um den Unterschied zu Goethes Faust zu unterstreichen.) Gounod wurde einer der angesehensten Vertreter der typisch franzosischen Opera lyrique , obwohl die meisten seiner zwolf Opern heute nicht mehr auf dem Spielplan stehen. Ein Jahr darauf wurde seine Oper Philemon et Baucis uraufgefuhrt; ein Jahr spater brachte er La Colombe heraus. Von Großherzog Ludwig III. von Hessen erhielt er 1861 fur sein hervorragendes Schaffen die ?Goldene Verdienstmedaille fur Wissenschaft, Kunst, Industrie und Landwirtschaft“. Dies war ihm Ansporn, die Erfolgskette nicht abreißen zu lassen. So stellte er 1862 die Oper La Reine de Saba fertig und 1864 wurde sein recht erfolgreiches Werk Mireille uraufgefuhrt. Diese Schaffensperiode schloss er dann mit der Oper Romeo et Juliette (Urauffuhrung am 27. April 1867 am Theatre Lyrique in Paris) ab.

Aufgrund des Deutsch-Franzosischen Krieges 1870/71 lebte er von 1870 bis 1874 in London und grundete dort den Gounod’s Choir , aus dem spater die Royal Choral Society hervorging. Zahlreiche Oratorien und Chorwerke sind Ausdruck seines Schaffens als Chorleiter und Komponist. Im Alter wandte sich der tief religiose Gounod erneut der Kirchenmusik zu. Seine Oratorien machten ihn zu einem reichen Mann, doch ihr ans Sentimentale grenzender lyrischer Stil ließ sie schnell wieder in Vergessenheit geraten. Sehr bekannt ist seine Meditation sur le 1er prelude de Bach , eine Melodie, die er 1852 auf das Praludium C-Dur des 1. Teils des Wohltemperierten Klaviers von Johann Sebastian Bach fur Violine und Klavier schrieb und 1859 mit dem Text des Ave Maria unterlegte. Dieses Ave Maria von Bach/Gounod gilt weltweit als eines der popularsten Stucke der klassischen Musik uberhaupt.

Mit den spateren Opern Cinq Mars (1877), Polyeucte (1878) und Le tribut de Zamora (1881) gelang es ihm nicht, an die erfolgreichen Jahre vor dem Deutsch-Franzosischen Krieg anzuknupfen.

1866 wurde er Mitglied der Academie des Beaux-Arts . [1] Die Academie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique (Classe des Beaux-Arts) nahm ihn 1872 als assoziiertes Mitglied auf. [2]

Charles-Francois Gounod starb 1893 in Saint-Cloud in der Nahe von Paris, wahrend er an einem Requiem arbeitete.

Erinnerung an Charles Gounod im U-Bahnhof Deutsche Oper in Berlin

Fur sein musikalisches Schaffen erhielt Gounod vom Großherzog Ludwig III. von Hessen am 25. Februar 1861 die Goldene Verdienstmedaille fur Wissenschaft, Kunst, Industrie und Landwirtschaft verliehen. [3] Gounod war zuvor von Paris nach Darmstadt gereist, um am Abend des 17. Februar 1861 der Vorstellung seiner Oper Faust im Darmstadter Hoftheater beizuwohnen. In Anerkennung seines musikalischen Schaffens wurde er 1888 zum Großoffizier der Ehrenlegion ernannt.

Werke (Auswahl)

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Opern

Schauspielmusik

  • Ulysse (1852)
  • Le bourgeois gentilhomme (Der Burger als Edelmann) (1852)
  • Les deux reines (1872)
  • Jeanne d’Arc (1873)
  • Drames sacres (1893)

Oratorien und Kantaten

  • Tobie . Kleines Oratorium (1854)
  • Le temple de l’harmonie . Kantate (1862)
  • A la frontiere . Kantate (1870)
  • Gallia: Lamentation . Motette (1871)
  • Jesus sur le lac de Tiberiade . Scene biblique (1874)
  • La redemption . Geistliche Trilogie ( Birmingham Triennial Music Festival , 1882)
  • Mors et vita . Geistliche Trilogie (1885, Birmingham Triennial Music Festival)

Messen

  • Messe breve C-Dur (1845) (Messe Nr. 5 aux seminaires/Nr. 7 aux chapelles)
  • Messe breve et salut c-Moll op.1 (1846)
  • Messe c-Moll (Messe Nr. 1 aux Orpheonistes) (1853)
  • Messe solennelle de Ste-Cecile G-Dur (Cacilienmesse) (1855)
  • Messe breve no. 6 aux cathedrales (Messe Nr. 2 ?Aux societes chorales“ G-Dur, 1862)
  • Messe breve pour les morts F-Dur (Requiem) (1872?1873)
  • Missa angeli custodes C-Dur (1873)
  • Messe de Sacre-Coeur de Jesus C-Dur (1877)
  • Messe solennelle Nr. 3 de Paques Es-Dur (1883)
  • Messe a la memoire de Jeanne d’Arc F-Dur (1887)
  • Messe solennelle Nr. 4 sur l’intonation de la liturgie catholique g-Moll (1888)
  • Messe de St-Jean, d’apres le chant gregorien (1888)
  • Messe dite de Clovis, d’apres de chant gregorien C-Dur (1891)
  • Requiem C-Dur (1891)

Orchesterwerke

  • Sinfonie Nr. 1 D-Dur (1855)
  • Sinfonie Nr. 2 Es-Dur (1855)
  • Trauermarsch fur eine Marionette d-Moll (1873)
  • Hochzeitsmarsch Nr. 2 A-Dur (1882)
  • Fantaisie sur l’hymne national russe (1885)
  • Le rendez-vous . Suite de valse D-Dur (1847 ?)
  • Sinfonie Nr. 3 C-Dur (Fragment)

Kammermusik

  • Hochzeitsmarsch Nr. 1 C-Dur fur 3 Posaunen und Orgel (1882)
  • Petite symphonie fur Blaser (1885)
  • Streichquartett Nr. 3 a-Moll (1890)

Weitere Werke

Zahlreiche weitere Chorwerke, Klavierlieder, Klavier- und andere Instrumentalstucke.

Gounod komponierte auch die heutige Hymne des Vatikan, siehe Inno e Marcia Pontificale .

Einem breiten Publikum bekannt ist auch die Titelmelodie der US-amerikanischen Fernsehserie Alfred Hitchcock Presents , die das Hauptthema aus Gounods Marche funebre d’une marionnette ?Trauermarsch einer Marionette“ zitiert.

Gounod an seiner Hausorgel

Die Hausorgel von Gounod wurde 1879 von Aristide Cavaille-Coll erbaut und blieb nach seinem Tod bis 1937 in seinem Salon. 1937 wurde sie an das Institut des sourds et des aveugles in Bordeaux gegeben. Ab 1976 stand das Instrument in einem Mehrzwecksaal in Ambares-et-Lagrave . 2009 wurde das Instrument als monument historique klassifiziert und steht nach einer Restaurierung 2019/2020 in La Sauve in der Pfarrkirche St. Pierre . [4] [5]

Die Disposition lautet:

I Grand-Orgue expressif C?g 3
Bourdon 16′
Bourdon 0 8′
Principal 0 8′
Prestant 0 4′
Octavin 0 2′
II Recit expressif C?g 3
Gambe 8′
Voix celeste 8′
Flute harmonique 8′
Flute octaviante 4′
Basson-hautbois 8′
Trompette 8′
Pedale C?f 1
Flute 16′
Soubasse (du Grand-Orgue) 16′
Basse (du Grand-Orgue) 8′
Trombone (du Recit) 8′
Flute (extension Flute 16) 4′
  • Pedales de combinaison: tirasses GO et Recit, expression GO et Recit, accouplement, appels anches Recit, tremolo.
Commons : Charles Gounod  ? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Noten

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. Membres: Charles Gounod. Academie des Beaux-Arts, abgerufen am 20. September 2023 (franzosisch).
  2. Academicien decede: Charles Francois Gounod. Academie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 20. September 2023 (franzosisch).
  3. Zur Verleihung existiert ein Briefwechsel zwischen dem großherzoglich hessischen Ministerprasidenten Reinhard von Dalwigk und dem Großherzog, vgl. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt , Best. O 22 Nr. 17, fol. 293.
  4. orguesdeparis.fr . Abgerufen am 2. August 2022.
  5. www.orgbase.nl . Abgerufen am 2. August 2022.