Citizen Kane
(
englisch
fur ?Burger Kane“) ist ein
US-amerikanisches
Filmdrama
des
Regisseurs
Orson Welles
aus dem Jahr
1941
. Die Handlung des von
RKO
produzierten
Schwarzweißfilms
schildert in Ruckblenden das Leben des fiktiven
Medienmagnaten
Charles Foster Kane, als dessen Vorbild der US-amerikanische Verleger
William Randolph Hearst
diente.
Bei seiner Erstveroffentlichung war der Film ein
Flop
und wurde heftig kritisiert. Heute gilt er als Meilenstein der Kinogeschichte und als einer der innovativsten und bedeutendsten Filme, die je produziert wurden. Auf der Top-Ten-Liste der Fachzeitschrift
Sight & Sound
des
British Film Institute
, die alle zehn Jahre von bekannten Regisseuren und Kritikern gewahlt wird, belegte
Citizen Kane
von 1962 bis 2002 durchgehend den ersten Platz. Das
American Film Institute
listet
Citizen Kane
als den besten US-amerikanischen Film aller Zeiten.
[1]
Auch das franzosische Filmmagazin
Cahiers du cinema
listete Welles’ Film 2008 auf Platz 1 der besten Filme aller Zeiten.
[2]
Im Jahr 1941 stirbt der US-amerikanische Zeitungsmagnat Charles Foster Kane einsam auf seinem Privatschloss Xanadu, als er gerade eine glaserne
Schneekugel
betrachtet. Sein letztes Wort vor dem Tod ist
Rosebud
(dt.: Rosenknospe).
Es folgt eine Zusammenfassung seiner Biografie im Stil einer
Wochenschausendung
(News on the March),
einzelne Lebensstationen werden beleuchtet. Aus armlichen Verhaltnissen stammend, baute Kane ein Imperium auf, das aus 37 Zeitungen sowie zahlreichen Verlagen, Firmen und Immobilien bestand. Gezeigt wird ein Mensch, der stets in der Offentlichkeit gestanden und die Massen polarisiert hat. Die Sendung entpuppt sich als Probeauffuhrung vor Mitarbeitern der Wochenschau. Doch der Produzent ist der Meinung, dass der richtige Aufhanger noch fehle ? etwas, das die Privatperson Kane treffend charakterisiert. Er beauftragt den Reporter Thompson, herauszufinden, was hinter dem letzten Wort von Kane tatsachlich steckt.
Fur seine Recherche sucht Thompson verschiedene Personen und Orte auf. Zunachst versucht er, Kanes zweite Ehefrau Susan Alexander, die von ihm getrennt lebt, zu treffen. Die ehemalige Opernsangerin und jetzige Nachtclubtanzerin und Alkoholikerin weigert sich jedoch, mit ihm zu sprechen.
Der Reporter begibt sich dann in das Privatarchiv des langst verstorbenen Bankiers Thatcher, der Kanes Ziehvater war. Aus Tagebuchern erfahrt man, dass Kanes Mutter Mary 1871 unerwartet zu Reichtum kam, nachdem ein saumiger Schuldner ihr ein Bergwerk uberschrieben hatte, das sich spater als Goldmine entpuppte. Sie beschloss, die Ertrage aus dieser Mine zur Ganze in die Erziehung und Ausbildung ihres kleinen Sohnes zu investieren, und gab Kane in die Hande seines neuen Vormundes Thatcher. Kane trennte sich nur widerwillig von seinen Eltern, seinen Schlitten ließ er im Schnee zuruck. Mit Vollendung seines 25. Lebensjahres erhielt Kane die Verfugungsgewalt uber sein mittlerweile umfangreiches Vermogen. Im Gegensatz zu Thatcher interessiert er sich aber nicht fur Anlageobjekte wie Goldminen oder Grundstucke. Er will lieber Chefredakteur seiner Zeitung
New York Inquirer
werden. Kane verwandelt das seriose Blatt in eine Boulevardzeitung, die nun hauptsachlich Klatschmeldungen und Skandalgeschichten abdruckt. Er diffamiert Unternehmen, an denen er selbst beteiligt ist ? sehr zum Missfallen von Thatcher, der Kane wegen seiner linken Gesinnung und seines leichtsinnigen Umgangs mit Geld kritisiert.
Nach seinem Besuch in Thatchers Archiv sucht Thompson Kanes langjahrigen Geschaftsfuhrer und Finanzberater Bernstein auf. Dieser vermutet, dass
Rosebud
ein Madchen gewesen sei oder etwas, das Kane verloren hat. Bernstein erinnert sich an die Ubernahme des
Inquirer
durch Kane in den spaten 1880er-Jahren: Die Umstrukturierung und Neuausrichtung der Zeitung begleitet Kane mit einer Grundsatzerklarung. Darin sichert er zu, er wolle die Burger- und Menschenrechte seiner Leser verteidigen und eine Zeitung machen, die wahrheitsgetreu und unabhangig von Unternehmerinteressen berichtet. Diese Erklarung wird von Jedediah Leland, Kanes bestem Freund, als ?historisches Dokument“ aufbewahrt. Der
Inquirer
wird in den folgenden Jahren zur auflagenstarksten Zeitung New Yorks. Kane beginnt, antike Statuen zu sammeln, und unternimmt eine mehrmonatige Europareise. Als er zuruckkommt, ist er mit Emily Norton verlobt, der Nichte des US-Prasidenten. In dieser Zeit kommt es zu ersten Differenzen zwischen Kane und Leland, unter anderem wegen ihrer gegensatzlichen Haltung zum
Spanisch-Amerikanischen Krieg
.
Als Nachstes sucht Thompson Leland auf, der Kane laut Bernstein am besten gekannt haben soll. Leland ist der Meinung, dass Kane immer nur an sich selbst geglaubt habe und am Ende ohne den Glauben an irgendetwas gestorben sei. Er berichtet von Kanes Familienleben: 1904 wird Kanes Sohn geboren, in den folgenden Jahren geht jedoch die Ehe mit Emily zunehmend in die Bruche, da Kane nur an seiner Arbeit interessiert ist. Auch seine regelmaßigen Attacken auf Emilys Onkel, den Prasidenten der Vereinigten Staaten, sorgen fur Streit. 1916 lernt Kane die junge Susan Alexander kennen, Angestellte einer Notenhandlung und Hobby-Sangerin. Sie entwickeln Sympathien fureinander und treffen sich regelmaßig. Es bleibt offen, ob sie eine Affare haben oder eine
platonische Freundschaft
fuhren. Zur gleichen Zeit kandidiert Kane bei der Gouverneurswahl, der Sieg scheint ihm sicher. Aber Jim Gettys, sein politischer Gegner, weiß von den Treffen mit Susan und stellt Kane vor die Wahl: entweder legt er die Kandidatur nieder, oder seine Affare wird offentlich gemacht. Da Kane sich weigert, berichten die Zeitungen bereits am nachsten Tag uber den Skandal. Die Wahl ist fur ihn verloren. Zwei Wochen nachdem Emily sich von ihm hat scheiden lassen, heiratet Kane Susan. Um der talentlosen Sangerin eine Karriere als Opernstar zu ermoglichen, errichtet er ihr in Chicago ein Opernhaus. Leland, inzwischen Theaterkritiker bei Kanes Zeitung und seit Jahren mit Kane zerstritten, wird am Abend nach der Urauffuhrung von Kane in der Redaktion gefunden ? betrunken eingeschlafen uber seiner halbfertigen Kritik. Kane schreibt ?den
Verriss
“ so negativ zu Ende, wie Leland ihn begonnen hat, und veroffentlicht die fertige Kritik. Anschließend feuert er Leland. Der Sohn von Emily und Kane stirbt zwei Jahre spater an den Folgen eines Autounfalls.
Thompson besucht Susan Alexander ein zweites Mal. Diesmal berichtet sie ihm von ihrer Karriere als Opernsangerin. Obwohl ihre Stimme sich nicht dafur eignet, will Kane aus ihr einen großen Star machen. Ihr erster Auftritt gerat zum Debakel. Nachdem Leland wegen seines Verrisses entlassen worden ist, schickt er seinem ehemaligen Freund einen Brief. Darin befindet sich ein zerrissener Scheck uber 25.000 Dollar, den ihm Kane als Abfindung hat zukommen lassen, und die Grundsatzerklarung uber die journalistischen Werte des Inquirer, die Kane Jahre zuvor geschrieben hat. Susan, deren Sangeskunste uberall auf Ablehnung stoßen, weigert sich, weiterhin aufzutreten, doch Kane zwingt sie dazu. Erst nach einem missgluckten
Suizidversuch
darf Susan ihre Gesangslaufbahn beenden. In den folgenden Jahren beginnt Kane mit dem Bau von Xanadu, wo beide fortan einen Großteil ihrer Zeit verbringen. Susan hasst die Abgeschiedenheit des Palastes und will nach New York zuruck. Auf einem Ausflug kommt es zu einem heftigen Streit zwischen den beiden; kurze Zeit spater verlasst sie ihn.
Am Ende fahrt Thompson nach Xanadu, wo Kanes enorme Besitztumer sortiert werden. Dort trifft er auf den Butler Raymond. Dieser berichtet von Susans Abreise aus Xanadu, und der Zuschauer sieht, wie Kane in seinem Zorn Susans Zimmer zerstort und dabei eine
Schneekugel
findet, die ihn an seine Kindheit erinnert ? an den Tag, an dem er seine Eltern verlassen musste. Thompson beendet seine Suche mit der Vermutung, dass
Rosebud
etwas sei, das Kane ? im Gegensatz zu allen anderen Dingen ? nicht bekommen konnte oder das er wieder verloren hatte. Die letzte Einstellung des Films zeigt, wie Kanes wertlose Besitztumer in einem großen Ofen verbrannt werden, darunter auch sein alter Schlitten aus Kindheitstagen ? mit der Aufschrift
Rosebud
.
Orson Welles begann seine Karriere als Theaterregisseur und Rundfunksprecher. Nach dem großen Erfolg des von ihm inszenierten Horspiels
Krieg der Welten
, das ihn landesweit bekannt machte, wurde er 1939 im Alter von 24 Jahren von der Produktionsfirma
RKO Pictures
unter Vertrag genommen.
[3]
Das Studio steckte Ende der 1930er-Jahre in finanziellen Schwierigkeiten
[4]
und erhoffte sich viel von Welles, der in der Branche als ?Wunderkind“ bezeichnet wurde. Bei der Wahl seines ersten Filmstoffes ließ man ihm freie Hand. Seine geplante Adaption des Romans
Herz der Finsternis
von
Joseph Conrad
scheiterte jedoch an der Finanzierung
[5]
und fur eine Verfilmung des Buches
The Smiler with the Knife
wurde keine passende Darstellerin gefunden.
[6]
Im Januar 1940 spottete dann der
Hollywood Reporter
, es wurden bereits Wetten abgeschlossen, ob Welles uberhaupt einen Film fur RKO zustande bringt, bevor sein Vertrag auslaufe.
[6]
Von den Produzenten zunehmend unter Druck gesetzt, entschied sich der Regisseur schließlich fur ein Projekt, das ihn schon seit seiner Kindheit beschaftigte.
Wahrend seiner Schulzeit hatte Welles ein Theaterstuck geschrieben mit dem Titel ?Marching Song“, das den Lebenslauf eines Mannes aus der Sicht seiner Zeitgenossen erzahlt. Daraus entwickelte er nun die Grundidee zu
Citizen Kane
. Als weiterer Impuls gilt
Aldous Huxleys
Roman
Nach vielen Sommern
von 1939.
[4]
Herman J. Mankiewicz
, den Welles aus seiner Zeit beim Radio kannte, schrieb die erste Fassung des Drehbuches im Fruhjahr 1940 auf seiner Ranch in
Victorville
.
[6]
Co-Autoren waren Orson Welles und John Houseman, der im Vorspann jedoch nicht genannt wird. Da sich Mankiewicz ein Bein gebrochen hatte, lag dieser die meiste Zeit im Bett und brachte dort in zwolf Wochen uber 200 Seiten zu Papier.
[7]
Ursprunglich sollte die Filmhandlung eng an die Biografie des exzentrischen Filmproduzenten und Abenteurers
Howard Hughes
angelehnt sein.
[8]
In den spateren Versionen des Skripts diente dann vor allem der Verleger
William Randolph Hearst
als Vorlage fur die Figur des Charles Foster Kane. Die ersten Titelentwurfe des Projekts lauteten ?John Citizen, U.S.A.“ und ?John Q.“
[6]
Nach einem Jahr und insgesamt sieben verschiedenen Fassungen wurden die Arbeiten am Drehbuch abgeschlossen.
Zu den Szenen, die nicht in die endgultige Version aufgenommen wurden, zahlen:
[9]
- ein erweiterter Wochenschaubericht, in dem Kanes Schullaufbahn beleuchtet wird
- Kanes Flitterwochen
- ein Treffen Kanes mit dem Prasidenten
- Kanes Wiedersehen mit seinem leiblichen Vater und dessen neuer Frau
- Susans Affare mit einem anderen Mann, den Kane daraufhin umbringen lasst
- ein Kostumball auf Xanadu
- mehrere Szenen mit Kanes Sohn, unter anderem dessen Tod.
Fur Diskussionen sorgte in den 1970er-Jahren die Frage, wie groß Orson Welles’ Anteil am Skript war. Die Filmkritikerin
Pauline Kael
veroffentlichte 1971 im
New Yorker
unter dem Titel
Raising Kane
einen Artikel, in dem sie behauptete, Mankiewicz habe das Drehbuch großtenteils alleine geschrieben.
[10]
[11]
Der Journalist Robert L. Carringer sowie John Houseman und der Regisseur
Peter Bogdanovich
widersprachen dieser Ansicht. Inzwischen gilt als gesichert, dass das Drehbuch als gemeinsam erarbeitetes Produkt von Mankiewicz und Welles zustande kam.
Citizen Kane
bedeutete den Durchbruch fur den Komponisten
Bernard Herrmann
, einen alten Bekannten von Welles, der spater vor allem durch seine Zusammenarbeit mit
Alfred Hitchcock
bekannt wurde. Er schrieb die Filmmusik in zwolf Wochen und orientierte sich dabei an einem
Leitmotiv
, das in verschiedenen Variationen immer wieder zu horen ist.
[12]
Entscheidenden Einfluss auf die optische Prasentation des Films hatte der Kameramann
Gregg Toland
, der einen kleinen Gastauftritt als Radiosprecher hat. Welles wollte Toland unbedingt mit dabeihaben, da er seine Arbeitsweise bewunderte.
[7]
Die meisten Darsteller des Films waren Mitglieder der
Mercury-Theatergruppe
, die Welles im Alter von 21 Jahren gegrundet hatte.
[13]
Viele von ihnen, wie etwa
Joseph Cotten
, waren gute personliche Freunde des Regisseurs.
Zu den Schauspielern, die in
Citizen Kane
ihr Leinwanddebut gaben, zahlen
Ruth Warrick
,
Paul Stewart
, Joseph Cotten,
Agnes Moorehead
und
Everett Sloane
.
[14]
Auch die meisten anderen Mitwirkenden, inklusive Orson Welles, hatten kaum Erfahrungen im Filmgeschaft und waren damit keine bekannten Hollywood-Gesichter. Fast alle kamen vom Theater oder vom Rundfunk. Susan Alexanders Singstimme wurde von der Opernsangerin
Jean Forward
synchronisiert, die zu diesem Zweck absichtlich schlecht und außerhalb ihres Stimmumfangs sang. Da sie um ihren Ruf furchtete, bestand sie darauf, nicht im Abspann genannt zu werden.
Eine deutsche
Synchronbearbeitung
wurde erst 1962 angefertigt. Daran wirkte auch
Hanns Muller-Trenck
, der langjahrige Chefsprecher des
Bayerischen Rundfunks
, als ?Wochenschau-Sprecher“ mit. Fur Dialogbuch und Synchronregie zeichnete
Manfred R. Kohler
verantwortlich.
[15]
Die Filmmusik von Bernard Herrmann wurde in der deutschen Fassung vollstandig ersetzt. Dabei wurden teilweise auch Stellen, die in der Originalfassung bewusst ohne Musikuntermalung gelassen wurden, mit Musik versehen.
[16]
Im Folgenden sind die Schauspieler in der Reihenfolge genannt, wie sie im Abspann erwahnt werden:
Der einstige Stummfilmkomiker
Charles Bennett
tritt im Abspann ungenannt als Entertainer auf Kanes Inquirer-Party auf und tragt dabei das Lied ?Oh, Mr. Kane“ vor. In weiteren kleinen, im Abspann unerwahnten Rollen sind der Jazzmusiker
Nat King Cole
und der spatere Hollywood-Star
Alan Ladd
als einer der Reporter zu sehen.
Edith Evanson
spielt die Krankenschwester von Leland. Der Drehbuchautor Herman J. Mankiewicz und der Kameramann Gregg Toland hatten ebenfalls kleine Gastauftritte im Film. Orson Welles’ Privatsekretarin Kathryn Trosper Popper, die eine Rolle als Fotografin auf Xanadu hatte, starb im Marz 2016 als letztes bekanntes lebendes Mitglied der Filmbesetzung. Sie wurde 100 Jahre alt.
[17]
Mit den Dreharbeiten zu
Citizen Kane
wurde am 29. Juni 1940 begonnen. Das Budget der Gemeinschaftsproduktion von RKO und Orson Welles’
Mercury Productions
betrug etwa 700.000 Dollar,
[18]
200.000 Dollar mehr als ursprunglich veranschlagt.
[19]
Welles’ Gage belief sich auf 100.000 Dollar.
[7]
Der Arbeitstitel des Films lautete
American
oder
RKO 281
. George Schaefer, der Prasident der Produktionsfirma, schlug die Umbenennung in
Citizen Kane
vor.
[20]
Welles wollte sich bei den Dreharbeiten der Uberwachung durch Vertreter des Studios entziehen. In seinem Vertrag mit RKO wurde ihm die vollstandige kunstlerische Kontrolle uber das Projekt zugesichert, fur einen Regiedebutanten ein ungewohnlicher Umstand.
Um lastige Besuche der Produzenten und Verantwortlichen am Set zu verhindern, teilte er der Produktionsfirma mit, der Film befinde sich noch ?in der Probephase“, obwohl die Dreharbeiten langst begonnen hatten. Zu der Zeit wurde unter anderem die Reporterkonferenz gedreht, an der Orson Welles und Joseph Cotten teilnahmen.
[7]
Fur die Szenen, in denen Welles den alternden Kane darstellt, verbrachte er taglich etwa sechs Stunden in der Maske. Wenn er dagegen den jungen Kane verkorperte, wurden verschiedene Tricks angewandt (darunter diverse Make-ups, Frisuren und
Kamerafilter
), um ihn noch jugendlicher erscheinen zu lassen. Dadurch sollte der Kontrast zwischen den verschiedenen Zeitraumen, in denen der Film angesiedelt ist, zusatzlich verstarkt werden.
Der Film beginnt mit einem langeren
Wochenschaubericht
uber Charles Foster Kanes Tod, in dem zahlreiche
Archivaufnahmen
aus seinem Leben zu sehen sind. Um dem entsprechenden Filmmaterial ein authentisches und altes Aussehen zu verleihen, wurde es unter anderem mit Sand behandelt und uber einen Betonboden geschleift. Nach der Veroffentlichung von
Citizen Kane
erhielt die Produktionsfirma RKO einen Brief, in dem sich ein Kinobesitzer uber die mangelhafte Qualitat des Films beschwerte.
Als Orson Welles beim Dreh der Szene, in der Kane von seinem Rivalen Jim Gettys ein Ultimatum gestellt wird, die Treppe hinunterrannte, brach er sich das
Sprungbein
und saß fur zwei Wochen im Rollstuhl. Mithilfe von Metallbandagen war es ihm zwar moglich, aufrecht zu stehen, laufen konnte er jedoch nicht.
[21]
Die Szene mit den Tanzerinnen, die Kane ein Standchen bringen, sollte laut Drehbuch in einem Bordell spielen, was jedoch vom
Hays Office
erwartungsgemaß untersagt wurde. Spater gab Welles zu, er habe diesen provokanten Handlungsort nur deshalb gewahlt, um die Zensurbehorde von anderen kritischen Stellen des Skripts abzulenken, die weniger schwerwiegend waren.
Gegen Ende der Produktion wurde Welles von einem Mitarbeiter gefragt, wie Charles Foster Kanes letztes Wort ?Rosebud“ hatte bekannt werden konnen, wenn sich zum Zeitpunkt seines Todes niemand mit ihm im Raum befand. Welles zogerte mit seiner Antwort und sagte dann: ?Don’t you ever tell anyone of this.“ (?Erzahlen Sie bloß keinem davon.“)
[22]
Die Dreharbeiten wurden am 23. Oktober 1940 abgeschlossen. Es folgten sechs Monate, in denen
Citizen Kane
von Robert Wise und Mark Robson geschnitten wurde. Auch in diesem Bereich hatte Welles das letzte Wort. Wahrend der Post-Produktion verlangten die Verantwortlichen des Studios, einen Rohschnitt des Films zu sehen, um ihn notfalls entscharfen zu konnen. Nach mehreren kleineren Anderungen wurde das Werk schließlich freigegeben.
[7]
Ursprunglich sollte
Citizen Kane
bereits im Februar 1941 in die Kinos kommen. Aufgrund der Kontroverse, die um den Film entstanden war (siehe
Welles und Hearst
)
, wurde die Premiere jedoch auf den 1. Mai verschoben.
[23]
Dieser Abschnitt ist nicht hinreichend mit
Belegen
(beispielsweise
Einzelnachweisen
) ausgestattet. Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden. Bitte hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und
gute Belege einfugst.
Wesentliche Aussagen, vor allem zu Einflussen und Bedeutung des Films, mussen mit reputablen Literaturverweisen belegt werden.
Citizen Kane
erlangte vor allem durch seine zahlreichen filmtechnischen Innovationen Bekanntheit und gilt nicht zuletzt aus diesem Grund als einer der besten Filme aller Zeiten. Welles’ Maxime lautete: ?Das Kino ist noch sehr jung, und es ware einfach lacherlich, wenn es einem nicht gelange, ihm ein paar neue Seiten abzugewinnen.“
Viele der verwendeten Techniken waren bereits in den Arbeiten anderer Regisseure zu sehen, doch Orson Welles war es, der sie alle in einem Werk vereinte. Er reizte alle vorhandenen Stilmittel des Filmemachens aus und entwickelte einige neue. Dabei ließ er sich vor allem von den Filmen des deutschen Expressionismus und des russischen Kinos beeinflussen. Auch US-amerikanische Produktionen, wie etwa
John Fords
Ringo
, den sich Welles wahrend der Dreharbeiten etwa vierzig Mal angeschaut hat,
[24]
oder
William K. Howards
The Power and the Glory
[25]
[26]
dienten ihm als Inspiration und Vorbild fur Kameraeinstellungen und Erzahlstruktur.
Welles setzte in
Citizen Kane
die sogenannte
Deep focus cinematography
ein, bei der eine moglichst große
Scharfentiefe
durch den Einsatz spezieller
Kameraobjektive
verbunden mit einer entsprechenden Lichtfuhrung erzielt wird. Gegenstande in unterschiedlicher Entfernung konnen so gleichermaßen scharf gezeichnet werden. Diese schon seit der Stummfilmzeit bekannte Technik wurde von
Gregg Toland
, dem Kameramann des Films, perfektioniert, der im Vorfeld der Dreharbeiten viel mit Optiken und Belichtung experimentiert hatte.
Verschiedene Szenen wurden zudem in extremer Untersicht (von unten nach oben) oder Aufsicht (von oben nach unten) gefilmt. Die jeweilige Kameraperspektive verdeutlicht auf diese Weise den Status oder die Gefuhlslage der Person. Starke Figuren wie Charles Foster Kane wurden von unten, also in heroischer Pose gefilmt, auf schwachere Charaktere wie Susan Alexander blickt die Kamera von oben herab. Nach dem Selbstmordversuch seiner Frau wird auch Kane aus dieser Perspektive gezeigt. Durch den Einsatz eines
Weitwinkelobjektivs
wurde der Eindruck der
subjektiven Kamera
noch verstarkt (siehe auch
Point-of-View-Shot
)
.
[27]
Fur die zahlreichen Einstellungen von unten (haufig wurde die Kamera direkt auf den Boden gelegt) musste die Studiokulisse mit einem Baumwolltuch uberspannt werden, um die Illusion einer Zimmerdecke zu erzeugen.
[28]
Auf Großaufnahmen von Gesichtern verzichtet der Film weitgehend
[27]
und wahrt damit eine gewisse Distanz zu den handelnden Personen. In der Streitszene zwischen Leland und Kane befand sich die Kamera in einem Loch im Fußboden; fur einen Moment ist die Kante des Fußbodens am unteren Bildrand zu sehen.
Bemerkenswert an der Kamera- und Montagetechnik sind daruber hinaus die vielen langen Einstellungen, fur die Welles seine Erfahrung als Theaterregisseur nutzte, die sparsam eingesetzten Schnitte sowie die Bildkomposition.
[27]
In der ersten Szene des Films beispielsweise befindet sich das erleuchtete Fenster Xanadus stets an der gleichen Position, obwohl das Gebaude aus verschiedenen Winkeln und Entfernungen gezeigt wird.
[29]
Bei den Uberblendungen wandte Welles das gleiche Verfahren an wie im Theater: Das Licht wurde in einer Szene stuckweise auf einen Buhnenausschnitt (Bildbereich) reduziert und in der nachsten von einem Ausschnitt sukzessive auf die gesamte Buhne (Szene) erhoht. Ublicherweise wurden Uberblendungen beim Filmschnitt durch nachtragliches Abdunkeln oder durch globales Abblenden bei der Aufnahme erzeugt. Die Kombination der Theaterab- und aufblende mit den Moglichkeiten des Filmschnitts verleiht dem Film in diesen Momenten eine widerspruchliche Wirkung zwischen Theatralik und (Film-)Realismus.
Zu den visuellen Besonderheiten von
Citizen Kane
zahlen die vielen Spiegelungen, die im Film zu sehen sind (die Krankenschwester spiegelt sich in der zerbrochenen Schneekugel; Mr. Bernstein in seiner Schreibtischoberflache; die Tanzerinnen spiegeln sich in einem Fenster; Susan Alexander spiegelt sich in ihrem Spiegel; Kanes vervielfachtes Spiegelbild am Ende des Films).
Beim heutigen Betrachten des Films sollte man berucksichtigen, ob es sich um eine restaurierte Version handelt. Dies kann man daran erkennen, ob zu Beginn in der Kinosaal-Szene Joseph Cotten hinten links im Bild sitzt. In der Welles-Version war dieser Bereich dunkel, in der Restauration wurde das Bild insgesamt aufgehellt und an moderne Sehgewohnheiten angepasst, was die Hell-Dunkel-Wirkungen und -Kontraste deutlich veranderte.
Außergewohnlich fur damalige Verhaltnisse war, dass mehrere Figuren uber einen Zeitraum von 40 Jahren hinweg von jeweils nur einem Darsteller verkorpert wurden. Moglich wurde dies durch das realistische Make-up (erganzt durch aufwendige Perucken, Latexmasken und trube Kontaktlinsen), das
Citizen Kane
den Ruf eines Meilensteins der Maskentechnik einbrachte.
Der Wochenschaubericht wurde im Stil einer Nachrichtensendung gedreht und durch Archivmaterial erganzt. Einstellungen, die wie heimlich gedrehte
Paparazzi
-Filme wirken sollten, nahm Gregg Toland mit einer Handkamera auf. Historische Personlichkeiten wie
Adolf Hitler
oder
Theodore Roosevelt
wurden in die Handlung eingebaut, um eine Einbindung von Kanes Geschichte in das Zeitgeschehen zu suggerieren.
Haufig machte Welles Gebrauch von Miniaturbauten und Modellen, wie etwa einer verkleinerten Version des Opernhauses oder Xanadus. Das Publikum, vor dem Kane seine Wahlkampfrede halt, ist in Wirklichkeit eine Fotografie, die durch den Einsatz von Licht zum Leben erweckt wurde. Die Landschaft im Hintergrund der Picknickszene ist ein Ausschnitt aus der RKO-Produktion
King Kong und die weiße Frau
, der auf eine Leinwand projiziert wurde.
Einige Requisiten wurden so gebaut, dass sie auseinandergeklappt werden konnten oder Aussparungen fur die Kamera enthielten. Dazu zahlen das Neonschild uber dem
El Rancho
und der Tisch in Kanes Elternhaus.
In Bezug auf die narrative Struktur fallen vor allem die unchronologische Anordnung einzelner Sequenzen und der Bruch mit der linearen Erzahltechnik auf. Der Film beginnt mit Kanes Tod, also eigentlich mit dem Ende der Geschichte. Im Anschluss daran sieht der Zuschauer eine kurze Zusammenfassung seines gesamten Lebens, von dem einzelne Stationen im Laufe des Films aus verschiedenen Sichtweisen noch einmal ausfuhrlich erklart werden.
Außerst ungewohnlich fur die damalige Zeit war vor allem die Vielzahl von Ruckblenden.
Auch Zeitsprunge innerhalb einer Szene sind in
Citizen Kane
zu finden. Das beste Beispiel dafur ist die Sequenz am Fruhstuckstisch, in der gezeigt wird, wie Kanes Ehe mit Emily in die Bruche geht. Die Handlung, die sich uber einen Zeitraum von mehreren Jahren erstreckt, nimmt im Film nur wenige Minuten ein. Der Schauplatz bleibt der gleiche, nur Kostume und Maske andern sich. Auch der Esstisch wird immer langer, wodurch die zunehmende Distanz zwischen Kane und Emily symbolisch deutlich wird.
In einer anderen Szene wunscht Mr. Thatcher dem jungen Charles Foster Kane ?Frohe Weihnachten“ und beendet den Satz in einer neuen Szene, die funfzehn Jahre spater spielt, mit den Worten ?… und ein gutes neues Jahr!“ An einer anderen Stelle sagt ein Wahlkampfhelfer: ?Charles Foster Kane (…), der sich nur an diesem Wahlkampf beteiligt …“, woraufhin Kane selbst in einer anderen Einstellung fortfahrt: ?… weil ich es als notig erachte.“
Solche Orts- oder Zeitsprunge mitten im Satz wurden bereits in dem Film
M
gezeigt; beispielsweise wurde dort ein Satz in einer Konferenz angefangen, in einer anderen aber beendet.
Ein ahnlicher Effekt in optischer Hinsicht wird in zwei Szenen erreicht, in denen von einer Fotografie auf eine Filmszene (Gruppenfoto der
Chronicle
-Mitarbeiter) beziehungsweise von einer Filmszene auf eine Fotografie (Alexander Kanes Wohnungstur) ubergeblendet wird. Haufig wird die Geschichte mithilfe fiktiver Zeitungsschlagzeilen vorangetrieben.
Eine kurze Einstellung, die den Beginn einer Opernauffuhrung zeigt, kommt in
Citizen Kane
zweimal vor ? das erste Mal in der Erinnerung von Jedediah Leland und spater noch einmal in der Erinnerung von Susan Alexander.
Citizen Kane
ist einer der ersten ?seriosen“ Filme, in dem die so genannte
vierte Wand
durchbrochen wird, zum Beispiel in Szenen, in denen Thatcher direkt in die Kamera schaut. Ansonsten wurde das Verfahren oft in
Slapstick
-Komodien (wie bei
Oliver Hardy
und
Stan Laurel
) angewandt.
Auffallig ist, dass man das Gesicht des Reporters Jerry Thompson, der sich auf die Suche nach der Bedeutung des Wortes
Rosebud
begibt, kaum von vorne sieht. Welles wollte dadurch erreichen, dass sich der Zuschauer selbst in diese Rolle hineinversetzt.
Eine Vorreiterrolle nahm der Film auch im Bereich von Toneffekten und Tonschnitt ein. Welles profitierte dabei von seiner Zeit beim Radio. Er ließ die Darsteller durcheinanderreden und sich gegenseitig unterbrechen ? im Kino der 1940er-Jahre ein Novum. Als Kane sich bei einem Picknick mit Susan streitet, ist im Hintergrund, sozusagen als dramaturgischer Gegenpol, frohliches Gelachter zu horen. Fur die Bibliotheksszene wurden die Stimmen der Schauspieler mit Hall unterlegt.
Da Orson Welles bei
Citizen Kane
nicht nur Regie fuhrte, sondern auch als Produzent fungierte, am Drehbuch mitschrieb und die Hauptrolle ubernahm, gilt der Film als einer der ersten Vertreter des US-amerikanischen
Autorenkinos
.
Welles’ Darstellung des Charles Foster Kane wird als ein fruhes Beispiel fur die Technik des
Method Acting
angesehen, bei der sich der Schauspieler vollkommen in seine Rolle hineinversetzt und fur eine authentische Verkorperung notfalls bis an seine Grenzen geht. So soll Welles nach den Dreharbeiten zu der Szene, in der er wutentbrannt ein Zimmer zerstort, auf seine blutigen Hande gestarrt und gemurmelt haben: ?I really felt it. I really felt it.“
[7]
Fur die Szene, in der sich der betrunkene Leland mit Kane anlegt, trank sich Joseph Cotten wirklich einen Rausch an und blieb die ganze Nacht wach. Sein Versprecher ?crimitism … critism … I am drunk.“ (auf Deutsch: ?Theaterxanthippen … Kritiken … ich bin blau.“) sowie Welles’ Reaktion wurden nicht herausgeschnitten, sondern im Film verwendet.
Daruber hinaus hatte
Citizen Kane
durch sein effektvolles Spiel mit Licht und Schatten (beispielsweise in der Bibliotheksszene) sowie den Einsatz von Ruckblenden einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des
Film noir
.
[30]
[31]
Citizen Kane
beschaftigt sich in erster Linie mit dem Mythos des
amerikanischen Traums
. Der Film erzahlt die Geschichte vom Aufstieg und Fall eines Mannes, der seine Ideale verrat und am Ende seines Lebens einsam und verbittert ist. Geld allein hat ihn nicht glucklich gemacht und so trauert er auf dem Sterbebett seiner verlorenen Kindheit nach, die durch den Schlitten
Rosebud
sowie durch die Schneekugel symbolisiert wird.
Ohne der Chronologie zu folgen, werden Ausschnitte und Fragmente aus dem Leben von Charles Foster Kane gezeigt, die der Zuschauer selbst, wie ein Puzzle, zu einem Ganzen zusammenfugen muss. Diese Metapher wird im Film mehrmals herangezogen (Susan legt ein Puzzle, Thompson bezeichnet
Rosebud
als ein fehlendes Puzzleteil). Dabei spielt auch die Frage eine Rolle, inwieweit die Erinnerungen der Menschen von ihrer
subjektiven
Wahrnehmung beeinflusst werden.
[32]
Bei der Arbeit an
Citizen Kane
ließen sich die Drehbuchautoren Herman J. Mankiewicz und Orson Welles von verschiedenen realen Personen inspirieren.
Die Figur des Charles Foster Kane basiert zu großen Teilen auf dem US-amerikanischen Verleger und Zeitungsmagnaten
William Randolph Hearst
.
Genau wie Kane verdankte auch dieser seinen Wohlstand einer profitablen Goldmine seiner Eltern. Im Jahr 1887 wurde Hearst Chefredakteur der Tageszeitung
San Francisco Examiner
, die unter seiner Leitung eine neue Richtung einschlug. Hearst forderte seine Redakteure und Journalisten auf,
populistische
und reißerische Sensationsartikel zu schreiben, um die Leser zu schockieren und zu begeistern. Eine ahnliche Politik wird auch von Kane verfolgt. Ein Zitat des Films, ?You provide the prose poems, I’ll provide the war“, stellt eine direkte Anspielung auf Hearst dar, der etwas Ahnliches uber den
Spanisch-Amerikanischen Krieg
sagte
(?You furnish the pictures, and I’ll furnish the war“).
[33]
Die Mischung aus politischer Satire, Skandalgeschichten und Klatschmeldungen (Hearst gilt als Vater des
Boulevardjournalismus
) machte den
San Francisco Examiner
zu einer der meistgelesenen und auflagenstarksten Zeitungen seiner Zeit. Bis Mitte der 1920er-Jahre baute Hearst ein landesweites Medienimperium auf, das sich aus rund 30 Pressepublikationen und Radiostationen zusammensetzte.
Nach der
Weltwirtschaftskrise
des Jahres 1929 musste er jedoch große finanzielle Einbußen hinnehmen, die ihn zum Verkauf mehrerer Zeitungen zwangen. Dies wird auch im Film dargestellt.
Ahnlich wie Charles Foster Kane versuchte auch Hearst mehrmals, in der Politik Fuß zu fassen. 1906 kandidierte er als
Gouverneur
des Staates
New York
, musste sich aber geschlagen geben. 1934 reiste er zu einem Gesprach mit
Adolf Hitler
nach Deutschland. Im Film ist Kane gemeinsam mit Hitler auf einem Balkon zu sehen.
Auch Hearsts Privatleben, die gescheiterte Ehe mit Millicent Wilson sowie seine Affare mit
Marion Davies
werden in
Citizen Kane
, wenn auch leicht verfremdet, dargestellt.
Nicht abschließend geklart ist, inwieweit der Name des Schlittens,
Rosebud
(Rosenknospe), eine Anspielung auf Hearst darstellt. Der Regisseur
Kenneth Anger
behauptete 1984 in seinem Buch
Hollywood Babylon II
,
Rosebud
sei Hearsts Bezeichnung fur die
Klitoris
seiner Geliebten Marion Davies gewesen.
[34]
Diese Behauptung wurde 1989 von
Gore Vidal
in einem Artikel fur den
New York Review of Books
erneut aufgegriffen.
[35]
Louis Pizzitola schrieb 2002 in seinem Buch
Hearst Over Hollywood
wiederum, Orrin Peck, ein Freund der Familie, habe Hearsts Mutter Phoebe den Kosenamen Rosebud gegeben.
[36]
Der Drehbuchautor Herman J. Mankiewicz selbst behauptete stets, er habe den Schlitten nach einem Fahrrad benannt, das er als Kind besessen habe.
[4]
[5]
Orson Welles betonte in zahlreichen Interviews, Charles Foster Kane basiere nicht auf einer einzelnen Person, sondern setze sich aus vielen verschiedenen Vorbildern und Einflussen zusammen,
[37]
darunter die Filmproduzenten Howard Hughes und Jules Brulatour sowie die Geschaftsmanner Harold McCormick und Samuel Insull, der seiner Tochter ein eigenes Opernhaus bauen ließ.
So lassen sich auch Parallelen zu Orson Welles’ eigener Biografie erkennen, angefangen bei seinem rasanten Aufstieg zu Hollywoods Wunderkind mit Anfang 20 bis hin zu seinen Vorstellungen von Unterhaltung und Massenmedien. Genau wie Kane verlor Welles schon in jungen Jahren beide Eltern und wurde von einem Vormund namens Maurice Bernstein großgezogen. Bernstein ist der Name des Geschaftsfuhrers in
Citizen Kane
und die einzige Figur, die durchweg positiv dargestellt wird.
Tragischerweise sollte auch das Ende des Films autobiografische Zuge zeigen; nach der Auseinandersetzung mit Hearst verebbte Welles’ Karriere als Regisseur. Er wurde nach einer Verleumdungskampagne in Hearsts Zeitungen vom FBI als Kommunist verdachtigt und bekam nie wieder so viel kunstlerische Freiheit wie fur diesen Film. Im Alter war auch Welles ein verbitterter Mensch. Robert Wise, der Filmeditor von
Citizen Kane
, sagte einmal, Welles habe einen autobiografischen Film gedreht, ohne es selbst zu merken.
[21]
Das Leben der Schauspielerin
Marion Davies
lieferte die Vorlage fur die Figur der talentlosen Opernsangerin Susan Alexander. Davies war Hearsts langjahrige Geliebte. Die negative Darstellung von Susan Alexander als talentlose und alkoholkranke Opern-Diva schadigte den Ruf ihres realen Vorbilds nachhaltig. Orson Welles schrieb 1975 im Vorwort zu ihrer Biografie
Times We Had
, dass er dies zutiefst bereue und Marion Davies fur eine gute Schauspielerin und eine wunderbare Frau halte.
[38]
Als weitere Inspirationsquellen fur Alexander gelten die Ehefrauen des Filmmoguls Jules Brulator,
Dorothy Gibson
und Hope Hampton, die nach einer Schauspielkarriere beide ihr Gluck als Opernsangerinnen suchten, damit jedoch wenig Erfolg hatten.
Als Vorbild fur Jedediah Leland diente der Zeitungskolumnist Ashton Stevens, der als Theaterkritiker fur den
San Francisco Examiner
tatig war. Sein Bruder Landers Stevens hat eine kleine Rolle in
Citizen Kane
. Daneben gelten Joseph Cottens Agent
Leland Hayward
und der Produzent Jed Harris als Vorbilder, hauptsachlich in Hinblick auf den Namen der Figur.
[39]
Kanes politischer Gegenspieler Jim Gettys basiert auf Charles Francis Murphy, einem einflussreichen New Yorker Geschaftsmann und Politiker des fruhen 20. Jahrhunderts. Ahnlich wie die Filmfigur Gettys wurde auch Murphy das Opfer einer diffamierenden Karikatur im
San Francisco Examiner
, die ihn in Straflingskleidung zeigte.
1919 begann William Randolph Hearst mit der Errichtung des
Hearst Castle
, eines luxuriosen Anwesens an der Pazifikkuste. Das gewaltige Bauwerk, das nie vollendet wurde, stand Pate fur Charles Foster Kanes Xanadu, einschließlich des weltgroßten Privatzoos. Hearst Castle war in den 1920er- und 1930er-Jahren vor allem fur die regelmaßigen Empfange und Feierlichkeiten bekannt, die dort stattfanden und zu denen zahlreiche Prominente dieser Zeit geladen waren, darunter
Charlie Chaplin
,
Winston Churchill
,
Cary Grant
und auch Herman J. Mankiewicz, der Drehbuchautor von
Citizen Kane
.
[21]
Fotografien des vom deutsch-judischen Bankier
Otto Hermann Kahn
pompos erbauten Wohnsitzes
Oheka Castle
nahe
New York
dienten der Portratierung von Xanadu.
[40]
Der Name
Xanadu
entstammt dem Gedicht
Kubla Khan
des englischen Poeten
Samuel Taylor Coleridge
, dessen Anfangszeile auch im Film zu horen ist. Coleridge schreibt:
In Xanadu did Kubla Khan | a stately pleasure-dome decree: | Where Alph, the sacred river, ran | through caverns measureless to man | down to a sunless sea.
[41]
Kublai Khan
war ein mongolischer Herrscher und Kaiser von China.
Trotz einiger Unterschiede erkannte sich der US-amerikanische Medienmogul William Randolph Hearst in der Gestalt des Protagonisten Charles Foster Kane wieder. Er versuchte, den Film bereits wahrend der Produktion zu verhindern oder zumindest zu beeinflussen. Welles aber war von seinem Studio RKO Pictures vollige kreative Freiheit garantiert worden.
Als auch Hearsts Angebot, fur 800.000 Dollar alle Negative des Films aufzukaufen, um sie anschließend zu zerstoren, vom RKO-Prasidenten George Schaefer abgelehnt wurde, begann er eine groß angelegte Medienkampagne gegen Welles.
[14]
[4]
Er bezeichnete den linksliberalen Regisseur offentlich als Kommunisten und verhinderte, dass in seinen Zeitungen fur dessen Film oder andere RKO-Produktionen geworben wurde. Kinos, die
Citizen Kane
auffuhrten, belegte er mit finanziellen Sanktionen. Daher war der Film einem breiten Publikum nicht zuganglich. Dass er uberhaupt gezeigt wurde, lag wohl vor allem an der Fursprache vieler Kritiker und Journalisten, darunter
Henry Luce
, dem Grunder von
TIME
und
Life
.
[4]
[21]
Kurz nach der Premiere erhielt Orson Welles die Warnung eines Polizisten, an diesem Abend nicht in sein Hotelzimmer zuruckzukehren. Angeblich hatte Hearst eine Frau engagiert, die Welles dort nackt auflauern und ihm um den Hals fallen sollte, sobald er den Raum betreten wurde. Ein Foto der peinlichen Situation sollte tags darauf im
San Francisco Examiner
veroffentlicht werden. Welles verbrachte jene Nacht woanders. Der Wahrheitsgehalt dieser Anekdote ist bis heute nicht geklart.
[42]
In einem
BBC
-Interview erzahlte Welles 1981 von einem einzigen Treffen mit Hearst in einem Fahrstuhl, bei dem er ihm Freikarten fur
Citizen Kane
angeboten habe.
[42]
Hearsts Wut ist insofern verstandlich, als der Film durchaus keine Hommage an seine Person ist. Im Gegenteil, Kane wird als Mann portratiert, der im Laufe seines Lebens alle Ideale uber Bord wirft und als kaltherzige, machtbesessene und einsame Kreatur endet.
Bis Mitte der 1970er-Jahre wurde
Citizen Kane
in keiner von Hearsts Zeitungen besprochen und auch kaum erwahnt.
[43]
Der einzige Kommentar, den der Verleger selbst dazu abgab, war, dass der Film, den er monatelang bekampft hatte, ?etwas zu lang“ geraten sei.
[44]
1996 veroffentlichte W. A. Swanberg eine Hearst-Biografie mit dem Titel
Citizen Hearst
.
Bereits kurz nach Abschluss der Dreharbeiten brachte Welles einen etwa vierminutigen
Trailer
in die Kinos, in dem er die Hauptdarsteller des Films vorstellt und einige kurze Ausschnitte zeigt, die eigens zu diesem Zweck gedreht wurden. Welles selbst ist in dem Werbefilm nicht zu sehen, er spricht aus dem
Off
.
Citizen Kane
feierte am 1. Mai 1941 im New Yorker
Palace Theatre
Premiere. Trotz zahlreicher positiver Kritiken war der Film ein Flop, er blieb weit hinter den Erwartungen des Studios zuruck. Die Verluste beliefen sich auf insgesamt 150.000 Dollar.
[39]
Welles’ Karriere erlitt einen Ruckschlag, von dem er sich nur langsam erholen sollte. Sein großzugiger Vertrag mit RKO wurde zuruckgenommen und durch einen neuen ersetzt, der ihm weniger kunstlerische Freiheiten einraumte.
Neben Hearsts Kampagne wurden die unkonventionelle Handlung, das deprimierende Ende und die fehlenden Stars fur das schlechte Abschneiden des Films an den Kinokassen verantwortlich gemacht. Welles entzog dem Film das identifikatorische Moment, das dem Zuschauer erlaubt, sich in mindestens einem der Charaktere wiederzuerkennen. Durch die fast teilnahmslose Erorterung der Geschichte, die kaum direkte emotionale Teilnahme erlaubt, erhoht Welles die Distanz zwischen Werk und Zuschauer.
Nach der europaischen Erstauffuhrung im Jahr 1946 erhielt
Citizen Kane
dort große Aufmerksamkeit und viel Beachtung. In Deutschland wurde der Film erstmals am 29. Juni 1962 gezeigt. Der
Constantin-Verleih
warb damals mit dem Slogan ?Der beste Film der Welt ? endlich auch in Deutschland“.
[45]
Mitte der 1950er-Jahre kam der Film in den Vereinigten Staaten erneut in die Kinos. Seitdem haben ihn viele Filmkritiker, Journalisten und Regisseure als einen der besten, haufig sogar als
den
besten Film aller Zeiten bezeichnet.
[46]
Das
American Film Institute
fuhrte ihn im Rahmen ihrer 1998 veroffentlichten und 2007 aktualisierten Filmliste
AFI’s 100 Years...100 Movies
auf dem ersten Rang der besten US-amerikanischen Filme.
[47]
Von 1962 bis 2011 befand sich
Citizen Kane
ununterbrochen auf Platz 1 der Kritikerliste des britischen
Sight-&-Sound
-Magazines, bevor er ihn 2012 an
Vertigo
verlor.
[48]
In der
IMDb
kommt
Citizen Kane
auf einen Bewertungsdurchschnitt von 8,3 bei uber 400.000 abgegebenen Zuschauerstimmen und gehort damit zur Top 100 der bestbewerteten Filme aller Zeiten.
[49]
Die Kritikerseite
Rotten Tomatoes
fuhrt den Film mit einer Bewertung von 99/100 Punkten, womit der Film auf Platz 4 der besten Filme steht,
[50]
der
Bewertungsaggregator
Metacritic
weist fur
Citizen Kane
die maximal mogliche Bewertungszahl von 100 aus.
[51]
1996 drehten
Thomas Lennon
und
Michael Epstein
den Dokumentarfilm
Die Schlacht um Citizen Kane
(The Battle Over Citizen Kane)
, die sich mit William Randolph Hearsts Kampagne gegen Welles und dessen Film auseinandersetzt.
[52]
Dem gleichen Thema widmete sich 1999 der Regisseur
Benjamin Ross
in seinem
Doku-Drama
RKO 281
(der Produktionscode von
Citizen Kane
), in Deutschland veroffentlicht unter dem Titel
Citizen Kane ? Die Hollywood-Legende
, mit
Liev Schreiber
als Orson Welles,
James Cromwell
als Randolph Hearst und
Melanie Griffith
als dessen Geliebte
Marion Davies
in den Hauptrollen sowie
John Malkovich
und
Roy Scheider
in den Nebenrollen.
[53]
[54]
Produziert wurde die filmische Nacherzahlung des Machtkampfes zwischen Welles und Hearst vom Regisseur
Ridley Scott
und seinem Bruder
Tony Scott
.
In den 1970er-Jahren fielen die Originalnegative von
Citizen Kane
einem Brand zum Opfer.
[55]
Einer der Schneeschlitten, die in
Citizen Kane
zu sehen sind, befindet sich heute im Besitz des Regisseurs
Steven Spielberg
, der diesen 1982 fur etwa 60.000 US-Dollar erworben hat.
[56]
Der 2020 veroffentlichte und von
David Fincher
inszenierte Film
Mank
fokussiert auf die Streitigkeiten zwischen Drehbuchautor Mankiewicz und Regisseur Welles uber das Drehbuch zum Film.
Der Film wird zu den großten Meisterwerken der Filmgeschichte gezahlt. So steht
Citizen Kane
noch 2023 auf Rang 1 der
aggregierten
Bestenliste von
They Shoot Pictures, Don’t They?
[62]
Auch
Rotten Tomatoes
erfasst nahezu ausschließlich wohlwollende Kritiken,
[57]
Metacritic
nur Hochstwertungen.
[58]
?Orson Welles […] entwirft ein geniales Charakter- und Gesellschaftsportrat, in dem der Mythos des Amerikanischen Traums zugleich beschworen und kritisch befragt wird[.] Welles nutzt virtuos die filmtechnischen Moglichkeiten seiner Zeit; die elliptischen Montagen, die ausdrucksstarken Bildkompositionen, die raschen Perspektivwechsel wirkten bahnbrechend und setzten neue Maßstabe.“
?Citizen Kane ist bei weitem der uberraschendste und filmisch aufregendste Kinofilm, einer, den man nur alle Jubeljahre einmal finden wird. Tatsachlich kommt er dicht daran, der sensationellste Film zu sein, der je in Hollywood produziert wurde.“
?Das von Welles kunstvoll geordnete Gewirr von Ruckblenden und Einschuben entpuppte sich als virtuose Spielerei, die man bis dahin auf der Leinwand nicht hatte sehen konnen.“
?Citizen Kane ist mehr als ein großer Film; er fasst die Erkenntnisse der sich herausbildenden Ara des Tonfilms zusammen“
?Ich verstehe erst heute, warum Citizen Kane der Film ist, der er ist und was ihn einzigartig macht; es ist der einzige Erstling, bei dem ein Beruhmter Regie fuhrte. Seine Entstehung wurde mit solcher Begeisterung erwartet, dass er gezwungen war, nicht nur den Einstieg in die Filmbranche zu schaffen, sondern
den
Film zu drehen, der alle anderen zusammenfasst und vorwegnimmt[.] Alles, was im Kino nach 1940 Bedeutung hat, ist von Citizen Kane beeinflusst.“
?Das Meisterwerk, das einen amerikanischen Mythos zum Thema hat, ist langst selbst zu einem Mythos geworden.“
?
Metzlers Filmlexikon
[66]
?Grob, pedantisch, flau. Intelligent ist es auch nicht (…) Citizen Kane wird auf gleiche Weise uberdauern wie gewisse Filme von
Griffith
oder
Pudowkin
: Niemand bestreitet ihren historischen Rang, aber keiner sieht sie sich ein weiteres Mal an.“
?Ich glaube, die Kameraarbeit ist ziemlich gut, die Darsteller sind mittelmaßig, und das Ganze etwas langweilig… Herrn Welles’ abgehobene Regie ist von jener uberschlauen Sorte, die einen daran hindert zu erkennen, wovon der Film handelt.“
?Dank seiner schier unglaublichen Dichte, seiner kunstlerischen Perfektion und seinem enormen Einfluss gilt ?Citizen Kane‘ gerechterweise als bester Film aller Zeiten, als Lieblingsfilm ? und hier setzt das Problem mit solcherlei Bezeichnung ein ? wird ihn aber kaum ein Filmfan anfuhren. Er verfugt uber keine Identifikationsfigur, lasst emotionale Anteilnahme vermissen und gibt seinem Zuschauer keine Weisheiten mit auf den Weg ? außer vielleicht der Erkenntnis, dass Geld nicht glucklich macht, aber das ist auch nicht gerade neu[.] Ein Meisterwerk, das so weit oben schwebt, dass der Kontakt zum Gehirn des Filmfreunds noch besteht, zum Herzen aber bereits abgerissen ist.“
?
F.-M. Helmke
:
Filmzentrale.com
[69]
?Ein epochaler Film als Ausstellung der Filmgeschichte, die an Stilen, Stimmungen, Perspektiven, Tricks, Gegenstanden, Charakteren und Dekors alles enthalt, was Hollywood bis dahin nur versprach und so komprimiert nicht wieder zeigte.“
Citizen Kane
erhielt im
Jahr 1942
neun
Oscar
-Nominierungen in den Kategorien
Bester Film
,
Beste Regie
,
Bester Hauptdarsteller
(jeweils Orson Welles),
Bestes Originaldrehbuch
(Herman J. Mankiewicz und Orson Welles),
Bester Schnitt
(Robert Wise),
Bestes Szenenbild
(Perry Ferguson, A. Roland Fields, Van Nest Polglase und Darrell Silvera),
Beste Kamera
(Gregg Toland),
Bester Ton
(John Aalberg) und
Beste Filmmusik
(Bernard Herrmann). Orson Welles war die erste Person, die gleichzeitig in vier verschiedenen Kategorien fur den Oscar nominiert wurde.
[70]
Wahrend der Verleihungszeremonie wurde der Film vom Publikum bei jeder Erwahnung ausgebuht, was vor allem auf William Randolph Hearsts Einfluss zuruckzufuhren war.
[5]
[44]
Citizen Kane
gewann schließlich die Trophae fur das Beste Originaldrehbuch. Auch Orson Welles’ Dankesrede wurde von Buhrufen begleitet.
[3]
Im Jahr 1941 erhielt der Film einen
National-Board-of-Review
-Award und einen
New-York-Film-Critics-Circle
-Award. 1989 wurde
Citizen Kane
als einer der ersten Filme in das
National Film Registry
aufgenommen.
1998 und 2007 wahlte das
American Film Institute
Citizen Kane
auf den ersten Rang der 100 besten US-amerikanischen Filme.
[71]
Der Begriff ?Rosebud“ erreichte im Jahr 2005 den 17. Platz der besten Filmzitate.
[72]
2009 erschien eine restaurierte Fassung des Films auf DVD; Bild und Ton wurden aufbereitet. Außerdem enthalt die DVD eine Dokumentation uber die Restaurierung selbst, einen Audiokommentar des
emeritierten
Filmwissenschaftlers
Thomas Koebner
, der uber die Faszination, die Zeitlosigkeit und die komplexen Hintergrunde des Films spricht, sowie Welles’ ersten Kurzfilm
The Hearts of Age
aus dem Jahr 1934 (er inszenierte ihn gemeinsam mit
William Vance
).
[73]
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Die Aussagen sollten mit reputablen und relevanzbegrundenden Belegen versehen werden, auch um zu vermeiden, dass der Abschnitt ein Sammelsurium von Trivialwissen wird bzw. bleibt.
Aufgrund der Bedeutung und Bekanntheit von
Citizen Kane
wurde der Film in zahlreichen anderen Werken imitiert, parodiert und zitiert. So enthalt
Woody Allens
Mockumentary
Zelig
(1983) eine Sequenz, die der Nachrichtensendung in
Citizen Kane
nachempfunden ist.
In einer Folge der Zeichentrickserie
The Real Ghostbusters
wird das Team zu einem Einsatz in eine Villa gerufen. Der dort spukende Geist artikuliert sich einzig durch das Wort ?Rosebud“ und soll die Verkorperung von Charles Foster Kane sein. Nach langerer Suche entdecken die ?Ghostbusters“ einen Schlitten mit ebendieser Aufschrift. Auf Umwegen kommt der Geist dann endlich in den Besitz des Schlittens, was, wie sich herausstellt, Sinn und Zweck des Einsatzes war. Am Ende der Folge fahrt der Geist mit seinem Schlitten ?selig einen verschneiten Berg hinab“.
Zahlreiche Anspielungen auf den Film finden sich auch in einzelnen Episoden der US-amerikanischen Zeichentrickserie
Die Simpsons
. So werden in der Folge
Rosebud
? deutscher Titel:
Kampf um Bobo
? (USA 1993, D 1995), die ersten Sequenzen des Films komplett parodiert. Neben dem Titel der US-Fassung (der in der Folge selbst nicht mehr auftaucht) finden sich diverse weitere Bezuge ? angefangen mit der langsamen Kamerafahrt uber die Zaune von Xanadu: Springfields Atomkraftwerksbetreiber
Charles Montgomery Burns
ubernimmt die Rolle des Charles Foster Kane ? freilich mit dem feinen Unterschied, dass dieser sich freudig von seinen Eltern trennt, um ein Leben in Reichtum anzustreben. Und statt des Schlittens versinkt ein Teddybar im Schnee, der nach zahlreichen Wirrungen in den Besitz von
Maggie Simpson
gerat.
In der Episode ?Regie: Al Bundy“ der Sitcom
Eine schrecklich nette Familie
drehen Al Bundy und seine Tochter Kelly einen Kurzfilm mit dem Titel ?Sheos“, an dessen Ende der Hauptdarsteller mit einem Schuh in der Hand sterbend ?Rosebud“ ausspricht.
In
Ab durch die Hecke
(2006) von
DreamWorks Animation
haucht das Opossum Ozzie, als es einen dramatischen Tod vorgaukelt, nach Anblick eines Rosenbusches das Wort
Rosebud
, bevor es zusammenbricht.
Bei der
Columbo
-Folge
Mord per Telefon
(1978) wurde das Wort Rosebud von Citizen Kanes Schlitten benutzt, um abgerichtete Hunde auf das Opfer zu hetzen. In dieser Folge spielte auch
Kim Cattrall
mit, die drei Jahre zuvor bei dem Film
Unternehmen Rosebud
(Originaltitel
Rosebud)
mitwirkte.
Im
Russ-Meyer
-Film
Druber, drunter und drauf
wird der Begriff ebenfalls benutzt, da der Charakter ?Margo Winchester“, dargestellt von
Raven de la Croix
, ein Rosentattoo tragt.
Im osterreichischen Film
Mullers Buro
ist
Rosebud
das letzte Wort der ermordeten Prostituierten Maria; gleichwohl wird das zitierte Wort dort (gewollt?) dem Film
M
zugeordnet. Außerdem enthalt das Titellied mehrfach den Satz ?Und wenn er alt ist, ist er reich ? wie Citizen Kane“.
[74]
Der Beginn des letzten Kapitels des Disney-Comics
Onkel Dagobert ? Sein Leben, seine Milliarden
von
Don Rosa
zitiert den Film und deutet so die Parallelen zwischen
Dagobert Duck
und Charles Foster Kane an. Nach einem Leben voller Ruhm, Abenteuer und Reichtum hat sich Dagobert Duck in seine Privatvilla zuruckgezogen. Die gemeinsamen Elemente sind das eine erleuchtete Fenster in der Dunkelheit, die Schneekugel und der Stil der Fernsehreportage, in der auf das Leben des Protagonisten zuruckgeblickt wird.
Im Film
Independence Day
heißt die Landestelle der Aliens in der Wuste von Nevada, von der selbst der Prasident der Vereinigten Staaten nichts weiß, Rosebud, was zudem auch eine indirekte Anspielung auf den legendaren
Roswell-Zwischenfall
darstellt. An dieser Stelle wird ein Labor errichtet, in dem sich ein noch flugtaugliches UFO befindet, das Will Smith zum entscheidenden Angriff auf das Computersystem der Aliens steuert.
Die Band
The White Stripes
setzten den Text des Songs
The Union Forever
aus Zitaten des Films zusammen.
Im Computerspiel
Wolfenstein 3D
(1992) lautet der Sterbeausruf des Endgegners in der sechsten Episode, General Fettgesicht, ?Rosenknospe!“ ? die wortliche deutsche Ubersetzung von ?Rosebud!“ Es handelt sich dabei um eine beabsichtigte Referenz auf Citizen Kane und hat keine tiefere Bedeutung.
In der Computerspieleserie
Die Sims
wird als
Cheatcode
fur zusatzliches Geld der Begriff
Rosebud
verwendet.
Im Comic
Alfred Jodocus Kwak
von
Harald Siepermann
und Hans Bacher nach einer Erzahlung von
Herman van Veen
ist
Rosebud
ironischerweise das letzte Wort des fliehenden Konigs oder eines der Mitglieder seines Hofstaats, nachdem sie von einer Biene verjagt worden sind. Im vorletzten Panel auf Seite 56 ist neben den Ausrufen des fliehenden Hofstaats und der fallenden Krone eine Sprechblase mit dem Ausspruch
Rosebud…
zu sehen.
Im Film
Der Biss der Schlangenfrau
behauptet die Schlangenfrau Lady Sylvia Marsh, dass sie in ihrer Kindheit aufgrund eines Schlangenbisses eine Zeitlang gelahmt war. Seitdem sei sie von Schlangen gleichermaßen abgestoßen wie fasziniert. Wenig spater wirft sie ein Brett des Spieles ?Snakes and Ladders“ in das Kaminfeuer und kommentiert dies mit dem Wort ?Rosebud“.
In der Folge
Der Ersatz-Detektiv
der Fernsehserie
Magnum
von 1984 erhalt Thomas Magnum telefonisch einen Auftrag von Robin Masters. Das fur die Ausfuhrung benotigte Computerpasswort lautet ?Rosebud“.
In der Folge
Harley and Ivy
der Zeichentrickserie
Batman: The Animated Series
steht auf dem Nummernschild des Fluchtautos der pflanzenaffinen Schurkin
Poison Ivy
?ROSE BUD“ (Rosenknospe).
Auch im Film
The Return of Captain Invincible
(1983) tragt die am Anfang als
Exposition
gezeigte Wochenschausendung den Namen
News on the March
.
Viele der Informationen uber die Entstehung des Films konnen in Robert L. Carringers Buch
The Making of Citizen Kane
nachgelesen werden. Details uber den Konflikt zwischen William Randolph Hearst und Orson Welles entstammen großtenteils dem Dokumentarfilm
The Battle over Citizen Kane
von Thomas Lennon und Michael Epstein.
- Robert Carringer:
The Making of Citizen Kane
. Murray, London 1985,
ISBN 0-7195-4248-0
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Narzissmus und Narzissmus und Narzissmus ? Citizen Kane.
In: Stephan Doering, Heidi Moller (Hrsg.):
Frankenstein und Belle de Jour ? 30 Filmcharaktere und ihre psychischen Storungen.
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ISBN 978-3-540-76879-1
, S. 320?334.
- Ronald Gottesman:
Focus on Citizen Kane.
Prentice-Hall, Englewood Cliffs 1971,
ISBN 0-13-134759-4
.
- Pauline Kael
, Herman J. Mankiewicz, Orson Welles:
The Citizen Kane Book.
Secker & Warburg, London 1971,
ISBN 0-436-23030-5
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- Pauline Kael:
Raising Kane.
In: Pauline Kael, Herman J. Mankiewicz, Orson Welles:
The Citizen Kane Book.
Secker & Warburg, London 1971,
ISBN 0-436-23030-5
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- Mikel J. Koven:
Citizen Kane (1941).
In: Steven Jay Schneider (Hrsg.):
1001 Filme.
Edition Olms, Zurich 2004,
ISBN 3-283-00497-8
, S. 172f.
- Dieter Krusche,
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Reclams Filmfuhrer.
7. Auflage, Reclam, Stuttgart 1987,
ISBN 3-15-010205-7
, S. 132f.
- Herman J. Mankiewicz, Orson Welles:
The Shooting Script.
In: Pauline Kael, Herman J. Mankiewicz, Orson Welles:
The Citizen Kane Book.
Secker & Warburg, London 1971,
ISBN 0-436-23030-5
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Citizen Kane. Der Filmklassiker von Orson Welles.
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). Deutsch von Reinhard Tiffert. Europa, Hamburg 2000,
ISBN 3-203-84108-8
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Orson Welles’ “Citizen Kane” und die Filmtheorie. 16 Modellanalysen.
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American Film Institute: 100 Years…100 Movies
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