Cel

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?Painting“ auf Celluloid
Installation zum Abfilmen der Cels

Cel (von ? Celluloid “) ist der englische Ausdruck fur eine Animationsphase auf durchsichtiger Folie.

Bei der traditionellen Produktionsweise von Zeichentrickfilmen werden die Bleistiftzeichnungen der Animatoren entweder von Hand auf Folien ubertragen (?inking“ oder ?tracing“) oder per Kopierer (? xeroxed “). Danach werden sie auf der Ruckseite mit speziellen, auf Kunststoff gut haftenden Farben bemalt (?painting“). Diese der Hinterglasmalerei verwandte Technik sorgt fur gleichmaßige Farbflachen auf der Vorderseite. Nach dem Trocknen werden die fertigen Cels vom Kameramann genau nach Plan auf den gemalten Hintergrund gelegt und abgefilmt.

Mit ?Cel-Animation-Look“ ist das spezielle Aussehen von (schwarzen oder farbigen) Umrisslinien und glatten Farbflachen gemeint. Dieser Stil ist auch heutzutage noch der am haufigsten verwendete in der Trickfilmindustrie, obwohl der gesamte Arbeitsgang des ?Ink and Paint“ inzwischen bei den meisten Studios im Computer stattfindet. Manche 3D-Computeranimation benutzt sogenannte Cel-Shader (auch ?Toon-Shader“ genannt), die beim Rendern den Objekten Umrisslinien und glatte Farben verleiht, um das Aussehen klassischer Cel-Animation zu imitieren.

Vor der Verwendung von Cels wurden wiederkehrende Elemente in der Animation, wie z. B. Hintergrunde, muhsam auf jede Zeichnung durchgepaust. Die Erfindung der Cel-Technik wird Earl Hurd zugeschrieben, zumindest ließ er sich diese Technik 1914 patentieren. Zu Beginn wurden noch die Hintergrundelemente auf Folie gemalt und unter der Kamera auf die jeweils ausgetauschten Animationszeichnungen gelegt. Aber schon bald entstand das heute ubliche Verfahren mit gemalten Hintergrunden und Bewegungsphasen auf Folie.

Fur Spezialeffekte wurden Cels auch immer noch anderweitig bearbeitet, es wurden Schatten angelegt, mit fettigen Buntstiften (wegen der Haftung) Texturen angelegt, oder es wurde auf sogenannten ?frosted cels“, Folien mit aufgerauter Oberflache, gezeichnet fast wie auf Papier.

Cels als Sammlerobjekte

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In der Fruhzeit des Trickfilms waren Cels teuer, deswegen wurden sie nach der Aufnahme vom ?Cel-Washer“ gereinigt, der samtliche Farbe von ihnen entfernte. Spater wurden sie nach Gebrauch meist weggeworfen und nur selten archiviert. Heutzutage zahlen Sammler teilweise hohe Summen fur alte Original-Cels, die tatsachlich in der Produktion verwendet wurden (beispielsweise ging eine Cel mit vielen Figuren aus dem Film ? Falsches Spiel mit Roger Rabbit “ 1989 bei Sotheby’s fur 50.600 $ uber den Tresen). Weniger wert sind sogenannte ?Promo Cels“, die nachtraglich angefertigt wurden. Der Sammlermarkt hat viel mit Falschungen zu kampfen, die aufgrund der Natur von Cels nur schwer zu enttarnen sind.

Digitalisierung

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Cels erfordern einen sorgsamen Umgang. Sie sind empfindlich gegenuber Kratzern, Knicken und Fingerabdrucken. Selbst eine unversehrte Cel zieht aufgrund statischer Aufladung Staub an, den der Kameramann vor jeder Aufnahme entfernen muss. Mehr als 6 Schichten Cels ubereinander empfehlen sich nicht, weil jede Schicht Licht und Kontrast schluckt. Bei komplexen Szenen mit vielen Schichten mussen Farben speziell auf diesen Kontrastverlust hin angelegt werden. Wenn man vergisst, fur die Lagerung zwischen die Cels Papier zu legen, kleben sie zusammen, und auch die Farbe kann Sprunge bekommen oder abblattern.

Ab etwa der Mitte der 80er Jahre wurde es moglich, das Aussehen von Cels zuverlassig im Rechner zu simulieren. Disney entwickelte als einer der ersten ein System ( CAPS fur Computer Animation Production System), das die arbeits- und zeitintensiven Aufgaben von Ink & Paint und Kamera beschleunigen sollte, bei Vermeidung all der genannten Nachteile und verbesserten Ergebnissen. Ab 1990 verwendete Disney keine Cels mehr. Andere Studios zogen nach, und heute ist ?Digital Ink & Paint“ fast weltweit Standard. Der letzte Anime , der noch Cels verwendete, war bis Oktober 2013 Sazae-san . [1]

Die gangigen Verfahren arbeiten mit eingescannten Zeichnungen, die im Rechner manuell oder automatisch mit Farbe versehen werden. Je nach Stil des Films werden auch die Linien mehr oder weniger bearbeitet und geglattet, grundsatzlich sind es aber noch die eingescannten Linien des Zeichners, die im fertigen Trickfilm zu sehen sind.

Eine Weiterentwicklung war das Vektorisieren von Linien, vor allem in der Form automatischer Linienerkennung. Solche Software erzeugt zu jedem eingescannten Bild eine korrespondierende Vektordatei, die nur Information uber die Form und Position der farbigen Flachen speichert. Gegenuber rein pixelbasierter Software hat dies den Vorteil, dass Farben jederzeit schnell geandert werden konnen, ohne dass der ursprungliche Scan an Qualitat verliert. (Beispiel: animo , Toonz )

Noch einen Schritt weiter gehen vektorbasierte Animationsprogramme, bei denen die Figuren direkt im Rechner konstruiert oder gezeichnet werden. Zeichnungen dienen hier nur noch als Vorlage, die Animation nutzt die Fahigkeit des Programms, Zwischenschritte bei der Animation selbsttatig zu errechnen (? Tweening “). Da das Ergebnis sich deutlich von Cel-Animation unterscheiden kann, wird der Stil oft als ? Flash-Animation “ bezeichnet, unabhangig davon, ob tatsachlich Flash als Programm verwendet wurde. (Beispiele: Flash, Moho , Toonboom )

Einzelnachweise

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  1. Last TV Anime With Physical Cels Makes Digital Transition. In: Anime News Network. 27. September 2013, abgerufen am 7. Dezember 2013 (englisch).