Cassino
ist eine
italienische Stadt
in der
Provinz Frosinone
in der Region
Latium
mit 35.235 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022). Sie ist vor allem fur die
Benediktinerabtei
Montecassino
bekannt, die
Benedikt von Nursia
auf dem gleichnamigen Hugel oberhalb der Stadt erbaute. Sie ist die zweitgroßte Stadt der Provinz und das wirtschaftliche Zentrum der Osthalfte der Provinz Frosinone. Cassino ist Sitz einer
Universitat
.
Bis 1863 hieß die Stadt San Germano.
[2]
Die Ebene von Cassino
Cassino liegt 131 km sudostlich von
Rom
, 98 km nordlich von
Neapel
und 53 km sudostlich von
Frosinone
. Zur Kuste bei
Minturno
betragt die Entfernung 37 km.
Cassino liegt im Tal des
Liri
, am Fluss
Rapido
, der 8 km sudlich der Stadt in den Liri mundet, und am Fuße des Berges Montecassino, Auslaufer des Massivs des Monte Cairo. Seine Stadtteile sind Caira und Montecassino im Massiv des Monte Cairo sowie San Cesareo, Sant’Angelo in Theodice, Sant’Antonio, San Pasquale und San Michele, die in der Ebene liegen. Das Gemeindegebiet erstreckt sich uber eine Hohe von 18 bis
841
m s.l.m.
Die Gemeinde befindet sich in der Erdbebenzone 2 (mittel gefahrdet).
[3]
Die Nachbargemeinden sind im Uhrzeigersinn:
Villa Santa Lucia
,
Terelle
,
Sant’Elia Fiumerapido
,
Cervaro
,
San Vittore del Lazio
,
Rocca d’Evandro
(
CE
),
Sant’Apollinare
und
Pignataro Interamna
.
Cassino liegt an der Autobahn
A1
Autostrada del Sole
von Rom nach Neapel, Ausfahrt
Cassino
. Die historische Straßenverbindung ist die
Via Casilina
, in der Antike
Via Latina
, die heute als Staatsstraße SS6 klassifiziert ist.
Cassino besitzt einen Bahnhof an der
Bahnstrecke Rom?Neapel
.
In der Zeit der Zugehorigkeit zum
Romischen Reich
trug der Ort den Namen
Casinum
. Nach der Klostergrundung auf dem Montecassino 529 hatte das Kloster zuerst die Bezeichnung
Castellum Sancti Petri
, die auch auf die Siedlung am Fuß des Hugels uberging. Spater taucht dann der Name
Eulogimenopoli
in Dokumenten auf. Mit der Ubertragung der Reliquien des
Heiligen Germanus
866 in den Ort setzte sich der Name
San Germano
durch. Am 23. Mai 1863 beschloss der Gemeinderat von San Germano, wieder den italienisierten antiken Namen
Cassino
anzunehmen.
[4]
Cassino nach der Zerstorung 1944
Deutscher Soldatenfriedhof
Casinum war eine
volskische
, dann
samnitische
Stadt im Suden Latiums.
[5]
In der romischen Geschichtsschreibung wird sie selten erwahnt, zuerst im
2. Punischen Krieg
.
[6]
Das antike Casinum besaß ein
Amphitheater
und ein Theater, mehrere Tempel und war von einer Stadtmauer umgeben.
[7]
529 n. Chr. grundete
Benedikt von Nursia
die
Abtei Montecassino
an der Stelle der antiken Akropolis. 577 wurden Kloster und Stadt durch die
Langobarden
unter
Zotto
zerstort, der Casinum dem
Herzogtum Benevent
einverleibte, wenn auch faktisch die Abte des Klosters die Macht ausubten. 744 gewahrte Herzog
Gisulf II.
dem Klosterterritorium offiziell die Unabhangigkeit. 883 wurden Stadt und Kloster ein zweites Mal, nunmehr von den
Sarazenen
, zerstort.
1230 traf sich
Friedrich II.
in der Stadt, die nun San Germano hieß, mit Papst
Gregor IX.
, um Frieden zu schließen. 1503 endete die territoriale Unabhangigkeit des Klosters und San Germano wurde Teil des Konigreichs Neapel.
1806 kam der Ort zur
Terra di Lavoro
und wechselte 1927 zur
Provinz Frosinone
und damit wieder zu Latium.
[8]
Im
Zweiten Weltkrieg
wurde die Stadt am 15. Februar 1944 bei einem alliierten Bombenangriff zerstort und war anschließend nach der Besetzung des Berges durch deutsche Truppen Zentrum der
Schlacht um Monte Cassino
, wobei die Stadt vollig zerstort wurde. Am 15. Marz 2014 fand zum 70. Jahrestag dieses Ereignisses eine Gedenkfeier statt, an der Italiens Staatsprasident
Giorgio Napolitano
teilnahm.
[9]
Bevolkerungsentwicklung
Jahr
|
1861
|
1881
|
1901
|
1921
|
1936
|
1951
|
1971
|
1991
|
2001
|
2017
|
Einwohner
|
7.929
|
11.770
|
13.397
|
19.001
|
20.064
|
19.256
|
24.696
|
32.787
|
32.762
|
36.511
|
Quelle:
ISTAT
- Drei allgemeinbildende staatliche Schulen mit Grundschule (
Scuola primaria
) und
Sekundarstufe
bzw. als
Gesamtschule
konzipiert. Eine davon ist mit einer Vorschule ausgestattet, die auch Kurse in der
Erwachsenenbildung
anbietet. Außerdem gibt es eine private 6-jahrige Grundschule mit
Vorschule
, einen privaten
Kindergarten
fur Kinder von 3 Monaten bis 3 Jahren.
- Zwei
Lyzeen
: Eines davon mit dem Schwerpunkt ?Klassische Bildung“ und einem breiten Spektrum an zusatzlichen Angeboten. Die Abschlussprufung ermoglicht den Zugang zu allen universitaren Ausbildungsgangen. Das zweite bietet den Schwerpunkt ?Wissenschaft und humanistische Tradition“. Es ermoglicht den Zugang zu einer Ausbildung bzw. Berufstatigkeit in Industrie- und Handel sowie zur Zulassung zur Universitat.
- Vier
Handels
- bzw.
Gewerbeschulen
mit Elementen wissenschaftlicher Ausbildung und einer Abschlussqualifikation fur ein Studium. Die Ausbildungen gibt es im kaufmannisch- informatikwissenschaftlichen Bereich wie Verwaltung, Finanzen und Marketing, Wirtschaftsinformatik und Tourismus. Es gibt Ausbildungsgange in Naturwissenschaft und Technik, wie Chemie, Materialien und Biotechnologie, Elektronik und Elektrotechnik und Informationstechnik, Maschinenbau, Mechatronik und Energie; ferner Ausbildungen im sozial- und sprachlich-kommunikativen Bereich, in der Wartung und technischen Unterstutzung. Außerdem Ausbildungen fur medizinisch-soziale Berufe, fur die Produktion in Industrie und Handwerk, speziell auch fur die Bekleidungsindustrie, sowie die Ausbildung an einer Kunstschule.
[10]
- Die
Universitat Cassino
wurde 1979 als staatliche Universitat gegrundet. 2015 waren ca. 8000 Studenten immatrikuliert. Die Einrichtungen der Universitat befinden sich zentral in Cassino als auch an anderen Orten der Umgebung.
Abtei Montecassino
- Soldatenfriedhofe
Bei der Schlacht um Monte Cassino starben auf beiden Seiten insgesamt uber 70.000 Soldaten. Daher gibt es heute im Gebiet der Stadt Friedhofe fur die Gefallenen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Polen und dem
Commonwealth
. Auf der
Deutschen Kriegsgraberstatte Cassino
im Norden der Stadt ruhen 20.076 Tote.
[11]
Die Wirtschaft ist fixiert auf den Dienstleistungssektor. Es folgen in weitem Abstand das produzierende Gewerbe, Betriebe der verarbeitenden Industrie sowie Reparatur- und Transportbetriebe. Daneben sind die chemische und pharmazeutische Industrie, die Modebranche und der Tourismussektor von Bedeutung. In Cassino entstand dank der Ansiedlung des
Fiatwerkes
im nahen
Piedimonte San Germano
Zulieferungsindustrie.
Handwerksbetriebe stellen die haufigste Unternehmensform dar. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt uber dem italienischen Durchschnitt.
[12]
Eine wichtige Rolle spielt die 1979 gegrundete
Universitat Cassino
.
Enzo Salera (
Partito Democratico
) wurde am 26. Mai 2019 zum neuen Burgermeister gewahlt.
[13]
Als Partnerstadte nennt die Stadt Cassino folgende:
[14]
|
- Kanada
North York
,
Kanada
, seit 1987
- Tschechien
Karlovy Vary
,
Tschechien
, seit 1991
- Italien
Ortona
, Italien, seit 1991
- Australien
Casino
,
Australien
, seit 1997
- Italien
Cavarzere
, Italien, seit 1998
|
Seit 2015 besteht ein Freundschafts- und Kooperationsabkommen mit der chinesischen Stadt
Xianning
.
- Christof Henning:
Latium. Das Land um Rom. Mit Spaziergangen in der Ewigen Stadt
(=
Dumont-Kunst-Reisefuhrer
). 3. Auflage, DuMont, Koln 2006,
ISBN 3-7701-6031-2
.
- Anton Henze
, Kunibert Bering, Gerhard Wiedmann:
Kunstfuhrer Rom.
5. Auflage, Philipp Reclam, Stuttgart 1994,
ISBN 3-15-010402-5
.
- Wolfgang Kuhoff
:
Cassino (Italien). Cassino und Kloster Montecassino.
In:
Antike Welt
, Band 34, 2003, S. 648 f.
- Robert Schomacker:
Die judische Vergangenheit Cassinos.
Hamburg 2011,
ISBN 978-3-8423-6056-3
.
- ↑
Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022.
ISTAT.
Abgerufen am 14. Mai 2023
(Bevolkerungsstatistiken des
Istituto Nazionale di Statistica
, Stand 31. Dezember 2022).
- ↑
studicassinati.it:
23 maggio 1863: da San Germano a Cassino
(
Memento
vom 6. Januar 2016 im
Internet Archive
) (italienisch)
- ↑
protezionecivile.it:
Classificazione sismica
(
Memento
vom 9. Februar 2011 im
Internet Archive
) (italienisch)
- ↑
Maria Vittoria Albossi:
Itinerari Ciociari
. Arti Grafiche Tofani, Frosinone 1998,
S.
289
.
- ↑
Gerhard Radke
:
Casinum.
In:
Der Kleine Pauly
(KlP). Band 1, Stuttgart 1964, Sp. 1066.
- ↑
Titus Livius
,
Ab urbe condita
XXII 13, 5f. und XXIII 17, 7.
- ↑
Wilhelm Tomaschek
:
Casinum.
In:
Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft
(RE). Band III,2, Stuttgart 1899, Sp. 1651 f.
- ↑
Maria Vittoria Albossi:
Itinerari Ciociari
. Arti Grafiche Tofani, Frosinone 1998,
S.
290
.
- ↑
Museum of the Polish II Corps / Information Center on Monte Cassino ? A short history.
Abgerufen am 1. Februar 2021
(englisch).
- ↑
cassino.fr.it:
Scuola ed Istruzione
(
Memento
vom 15. Januar 2017 im
Internet Archive
) (italienisch)
- ↑
Internetseite des Volksbund Deutsche Kriegsgraberfursorge. Arbeit des Volksbundes und Beschreibung der Kriegsgraberstatte in Cassino.
Zugriff am 15. September 2014.
- ↑
AHK Italien
:
Region Mittelitalien und Emilia-Romagna
(
Memento
vom 28. April 2011 im
Internet Archive
; PDF; 6,09 MB)
- ↑
tuttitalia.it ? Amministrazione comunale Cassino.
Abgerufen am 30. Dezember 2021
.
- ↑
cassino.fr.it:
Le Citta gemellate
(
Memento
vom 14. Juni 2018 im
Internet Archive
) (italienisch)