Carl Oberg

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Carl Oberg (Mitte) im Gesprach mit Pierre Laval (links) und Herbert Hagen (rechts), Paris 1943.

Carl Albrecht (zuweilen auch Karl Albrecht , Carl-Albrecht oder auch nur Karl ) Oberg (* 27. Januar 1897 in Hamburg ; † 3. Juni 1965 in Flensburg ) war ein deutscher Kaufmann, Nationalsozialist und SS- und Polizeifuhrer in Paris mit den Rangen SS-Obergruppenfuhrer (1944), General der Polizei (1944) und Waffen-SS (1945). [1]

Ausbildung und Beruf

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Obergs Vater Carl Oberg war Professor fur Medizin. Nach dem Abitur nahm er von 1915 bis 1918 am Ersten Weltkrieg teil. [2] Er wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet und als Leutnant verabschiedet. Danach trat er als Kampfer in Freikorps auf, traf hier Carl-Heinrich von Stulpnagel und nahm aktiv am Kapp-Putsch 1920 teil. 1921 war er Geschaftsfuhrer der Organisation Escherich . [3] Danach war Oberg in Schleswig-Holstein Verbindungsoffizier zwischen Reichswehr und nationalen Verbanden. Von Januar 1926 bis 1929 war er in Hamburg als Import-Kaufmann fur Sudfruchte tatig und danach langere Zeit arbeitslos. Im November 1930 erwarb er einen Laden fur Tabakwaren (?Trinkhalle“) in Hamburg. [2]

Nationalsozialistische Betatigung

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Oberg wurde Anfang Juli 1931 Mitglied der NSDAP ( Mitgliedsnummer 575.205) und im Juni 1932 der SS (SS-Nr. 36.075). 1932 ging er nach Munchen . Dort arbeitete er mit Reinhard Heydrich eng zusammen und wurde dessen Adjutant . Es wird vermutet, dass er zu dieser Zeit Heydrichs rechte Hand im SD gewesen ist. Oberg koordinierte gemeinsam mit Werner Best die Morde wahrend des ? Rohm-Putsches “. Er wurde Personalchef des SD-Hauptamtes in Munchen. Nach Auseinandersetzungen mit Heydrich wurde er im November 1935 Fuhrer der 22. SS-Standarte in Mecklenburg und im Januar 1937 Stabsfuhrer des SS-Abschnitts IV (Hannover). Mitte Marz 1939 wurde er SD-Fuhrer. Im Januar 1939 wurde Oberg kommissarischer Polizeiprasident in Zwickau und war in gleicher Funktion ab April 1941 in Bremen eingesetzt. [2]

Zweiter Weltkrieg

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Obergs SS- und Polizeirange [2] [1]
Datum Rang
September 1933 SS-Obersturmfuhrer
Marz 1934 SS-Hauptsturmfuhrer
Juni 1934 SS-Sturmbannfuhrer
Juli 1934 SS-Obersturmbannfuhrer
April 1935 SS-Standartenfuhrer
April 1939 SS-Oberfuhrer
Marz 1942 SS-Brigadefuhrer und Generalmajor der Polizei
April 1943 SS-Gruppenfuhrer und Generalleutnant der Polizei
August 1944 Obergruppenfuhrer und General der Polizei
1945 General der Waffen-SS

SSPF im Distrikt Radom

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Im Zweiten Weltkrieg ging Oberg in das Generalgouvernement und war vom 13. Oktober 1941 bis Anfang Mai 1942 SS- und Polizeifuhrer (SSPF) im Distrikt Radom . Seine Einsetzung als SS- und Polizeifuhrer war ab Anfang August 1941 vorgesehen; Oberg traf aber erst Mitte Oktober im Generalgouvernement ein. [2] In dieser Funktion war er zustandig fur polnische Zwangsarbeiter und fur die Verhaftung von Juden im Ghetto Radom . [3]

HSSPF in Frankreich

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Am 5. Mai 1942 wurde er als Hoherer SS- und Polizeifuhrer (HSSPF) nach Paris in das besetzte Frankreich versetzt. [2] Nach Amtseinfuhrung durch Reinhard Heydrich personlich trat er das Amt des HSSPF am 1. Juni 1942 an. Sein personlicher Referent wurde Herbert Hagen . [4] Er bekampfte dort vor allem die Resistance , auch durch Geiselerschießungen . Er war an exponierter Stelle an der ? Endlosung der Judenfrage “ beteiligt und fuhrte den ? Gelben Stern “ ein; etwa 75.000 Juden wurden durch ihn und seine Mitarbeiter in die Vernichtungslager deportiert . Oberg wurde im August 1944 zum SS-Obergruppenfuhrer und General der Polizei befordert. Er trug fur die Franzosen den Beinamen ?Der Schlachter von Paris“. Er war im Januar 1943 aktiv an der Zerstorung der Altstadt von Marseille und der anschließenden Deportation von Hunderten von Juden und anderen Franzosen in die Vernichtungslager beteiligt.

Im Zuge des gescheiterten Staatsstreiches vom 20. Juli 1944 wurde Oberg von Angehorigen des militarischen Widerstandes kurzzeitig festgesetzt. Oberg soll sich nach seiner Freilassung den Angehorigen des militarischen Widerstandes gegenuber ehrenhaft verhalten haben. Nachdem die Alliierten Frankreich befreit hatten, erhielt Oberg im Dezember 1944 noch ein Kommando in der Heeresgruppe Weichsel , die Reichsfuhrer SS Heinrich Himmler direkt unterstellt war. [3]

Nach Kriegsende

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Bei Kriegsende wurde Oberg von Angehorigen der US-Armee in einem Tiroler Dorf gefangen genommen. Oberg wurde 1946 zunachst in Wuppertal zum Tode verurteilt , dann aber am 10. Oktober 1946 nach Frankreich verbracht und am 9. Oktober 1954 in Paris wegen Kriegsverbrechen erneut zum Tode verurteilt. Am 20. April 1958 wurde sein Todesurteil auf lebenslange Haft reduziert und Oberg am 28. November 1962 freigelassen. [3] Danach lebte er in Flensburg, zu dieser Zeit eine Hochburg ehemaliger Nationalsozialisten und SS-Kader (vgl. Rattenlinie Nord ). [5] [6] Sein Spatheimkehrerantrag wurde abschlagig beschieden. [7]

Einzelnachweise

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  1. a b Ruth Bettina Birn: Die Hoheren SS- und Polizeifuhrer. Himmlers Vertreter im Reich und in den besetzten Gebieten. Dusseldorf 1986, S. 341.
  2. a b c d e f Thomas Sandkuhler : Endlosung in Galizien. Der Judenmord in Ostpolen und die Rettungsinitiativen von Berthold Beitz 1941?1944. Bonn 1996, S. 430.
  3. a b c d Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich. Frankfurt am Main, 1998, S. 338 f.
  4. Bernhard Brunner: Der Frankreich-Komplex. Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz der Bundesrepublik Deutschland . Wallstein, Gottingen 2004, S. 59.
  5. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich , Frankfurt am Main 2007, S. 440.
  6. Gerhard Paul : Flensburger Kameraden . In: Die Zeit . 1. Februar 2001.
  7. Bernhard Brunner: Der Frankreich-Komplex. Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz der Bundesrepublik Deutschland . Wallstein, Gottingen 2004, S. 167 f.