Carl Gotthard Langhans

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
C. G. Langhans in hoherem Alter
Unterschrift Carl Gotthard Langhans (1732–1808) preußischer Baumeister
Unterschrift Carl Gotthard Langhans (1732?1808) preußischer Baumeister

Carl Gotthard Langhans (* 15. Dezember 1732 in Landeshut , Schlesien ; † 1. Oktober 1808 in Gruneiche bei Breslau ) war ein Architekt in Preußen . Seine Werke gehoren zu den fruhesten Bauten des Klassizismus in Deutschland . Sein bedeutendstes Werk ist das Brandenburger Tor in Berlin .

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Carl Gotthard Langhans war ein Sohn des Konrektors, spater Prorektors, Gottfried Langhans († 1763) der evangelischen Schulen in Landeshut und Schweidnitz . Er studierte von 1753 bis 1757 Jura in Halle , daneben auch Mathematik und Sprachen, und beschaftigte sich autodidaktisch mit der Architektur, wobei er vor allem die antiken Schriften des romischen Architekturtheoretikers Vitruv und deren Neufassung des von der Antike begeisterten Johann Joachim Winckelmann zugrunde legte.

Der Entwurf zur protestantischen Kirche Zum Schifflein Christi 1764 in Glogau brachte ihm den ersten Durchbruch als Architekt. Im selben Jahr fand Langhans eine Anstellung als Bauinspektor des Fursten Franz Philipp Adrian von Hatzfeld -Gleichen-Trachenberg (1717?1779), dessen im Siebenjahrigen Krieg zerstortes Stadtpalais in Breslau er in den Jahren 1766?1774 nach eigenen Entwurfen neu errichtete. Durch die Vermittlung des Fursten von Hatzfeld wurde er am Berliner Hof bekannt. Als erstes Werk im Dienste der koniglichen Familie entwarf er fur den Prinzen Heinrich von Preußen 1766 das Treppenhaus und den Muschelsaal im Schloss Rheinsberg , noch im Stil des Friderizianischen Rokoko . Bis 1787 war er noch weitgehend in Schlesien tatig, dann ging er nach Berlin.

Familie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Sohn Carl Ferdinand

Im Jahre 1771 heiratete er Anna Elisabeth Jaeckel, die Tochter eines Breslauer Rechtsgelehrten. Sie hatten funf Kinder: die Tochter Louise Amalie und Juliane Wilhelmine, den Sohn Carl Ferdinand , der Architekt wurde. Zwei weitere Kinder starben fruh.

Seit 1782 bewohnte Langhans mit seiner Familie das schwiegerelterliche Haus in der Albrechtstraße 18 in Breslau. 1786 zog er nach Berlin um, wo er mit der Familie ab 1787/88 das von ihm selbst neu erbaute Haus Charlottenstraße Nr. 31 [1] (Ecke Behrenstraße), spater umnummeriert zur Nr. 48, bewohnte. (Heute steht auf den Grundstucken Nr. 48 und 49 das Hotel Regent Berlin, das allerdings ausschließlich die Nr. 49 als Adresse angibt.)

Im Alter zog sich Langhans auf seine Besitzung in Gruneiche bei Breslau zuruck. In Breslau war er Mitglied der Freimaurerloge Zur Saule . Er wurde auf dem Großen Friedhof in Breslau begraben. Der Friedhof wurde 1957 zerstort.

Studienreisen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im ausgehenden 18. Jahrhundert und beginnenden 19. Jahrhundert war es fur jeden Kunstler ein großer Traum, eine Italienreise zu unternehmen, um die Antike aus eigener Anschauung studieren zu konnen. Langhans konnte durch die Unterstutzung des Fursten von Hatzfeld 1768?1769 eine Reise nach Italien unternehmen. Bevor ihn 1775 Konig Friedrichs II. als Oberbaurat in die fur Bauangelegenheiten zustandigen schlesischen Kriegs- und Domanenkammern Breslau und Glogau berief, ließ er ihn auf Staatskosten fast ein Jahr England, Holland, Belgien und Frankreich bereisen, um sich uber neueste (bau-)technische Entwicklungen zu informieren.

Amter [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Seine erste Anstellung als Bauinspektor fand Langhans 1764 beim Fursten Franz Philipp Adrian von Hatzfeld . Sein Dienstherr ließ ihm freie Hand, fur andere Auftraggeber zu arbeiten. Die spatere Position als Oberbaurat schloss neben dem Hochbau auch den Chaussee-, Brucken- und Wasserbau ein. Es folgte eine lange und erfolgreiche Tatigkeit als oberster Baubeamter Schlesiens. Hier oblag ihm auch der Aufbau der Kolonistendorfer . 1786 wurde Langhans Ehrenmitglied der Berliner Akademie der Kunste . 1788 wurde er von Friedrichs Neffen und Nachfolger Friedrich Wilhelm II. zum Direktor des neu gegrundeten Oberhofbauamtes in Berlin ernannt.

Stil [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Langhans wurde in der Barockzeit geboren und starb zur Zeit des Klassizismus . Er hat keinen eigenen Stil entwickelt und war auch nicht maßgeblich an einer Stilentwicklung beteiligt. In der Verbindung von antiken Elementen mit barocken und klassizistischen Formen lagen Innovation und Genialitat von Langhans. Er verwendete die auf seinen Reisen studierten Bauten, von denen er fleißig Zeichnungen angefertigt hat, als Vorlagen fur seine eigenen Entwurfe. Er scheut sich nicht, verschiedene Stilrichtungen in einem Bau nebeneinander anzuwenden. Beim Palais des Fursten Hatzfeld hat er sich außen am Stil der italienischen Hochrenaissance orientiert, wahrend er bei der Innenarchitektur auf barocke Elemente zuruckgriff. Zu dem im barocken elliptischen Grundriss angelegten Festsaal im Palais Donhoff in der Berliner Wilhelmstraße verwendete er eine klassizistische Deckendekoration, ahnlich wie er die ovalen Sale im Potsdamer Marmorpalais und im Schloss Bellevue 1789 klassizistisch dekorierte, deren Form und Saulen dem Rokoko-Vorbild des Marmorsaals von Sanssouci folgen. Doch auch neugotische Formen, eigenwillig mit klassizistischen kombiniert, waren Langhans bei Bedarf nicht fremd und zwar beim Turmaufsatz der Marienkirche (Berlin-Mitte) , der nach seinen Planen 1789/90 von Carl Samuel Held und Georg Friedrich Boumann auf den gotischen Turm aufgesetzt wurde, und bei der Potsdamer Gotischen Bibliothek von 1792/94.

Bei seinen Studienreisen durch England lernte er den Klassizismus der Bruder Robert und James Adam kennen, den er bei seinen Entwurfen oft einsetzte. Seine klassizistischen Entwurfe brachten ihm zeitweise den Ruf eines ?modernen Architekten“ ein. Ein von ihm haufig verwendetes architektonisches Element ist das Palladio-Motiv .

Reputation [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Brandenburger Tor in Berlin, 1794

Langhans hat als Architekt je nach Bauaufgabe und Auftraggeberwunsch mit verschiedenen Stilen gearbeitet. Dies hat ihm in der ersten Zeit der Erforschung seines Werks (um 1910 bis 1930) den negativen Ruf eingebracht, er sei ein Eklektiker gewesen, was man damals mit Beliebigkeit in Verbindung brachte. Die Ruckbeziehung auf die Antike als mustergultige Losung verschiedener Bauaufgaben gehorte aber zu den Kernpunkten der klassizistischen Architektur. So nannte auch Langhans in seinen Erlauterungen immer wieder antike Bauwerke als Vorbilder. Einige kannte er aus eigener Anschauung, den Großteil hatte er jedoch in Stichwerken studiert. In der Gartenarchitektur, in der mit Stilvielfalt verschiedene Stimmungen erzeugt werden sollten, setzte Langhans barocke und neogotische Elemente genauso ein wie Versatzstucke aus der Antike oder Entwurfe, die der franzosischen Revolutionsarchitektur nahe standen. Im Sinne eines fruhen Historismus, der den Charakter des Bauwerks bei der Erganzung bewahrte, entstand auch der Turmhelm der Marienkirche in neogotischen Formen. [2]

Mit Blick auf das Brandenburger Tor sahen die Zeitgenossen in ihm den Architekten, ?der Athens bewundertes Thor aus seinen Ruinen wieder emporhebt und durch Thurm und Pallaste der Hauptstadt neuen Glanz verschafft ? ein Meister der griechischen Baukunst.“ [3] In einem Nachruf in den Schlesischen Provinzialblattern von 1808 hieß es: ?In Schlesien begann durch ihn ein besserer Geschmack in der Baukunst und in allen Kunsten u. Gewerben, die sie beschaftiget.“ [4] Langhans’ letzter großer Bau, das Nationaltheater auf dem Gendarmenmarkt (1800?1802), rief allerdings Kritik wegen des als klobig empfundenen Daches hervor, in dem Langhans mithilfe einer stutzenfreien Bohlenbinderkonstruktion Platz fur einen großen Malsaal geschaffen hatte. [5] Auch war die Akustik in dem sehr großen Theater nicht zufriedenstellend.

Das von Langhans eingerichtete Marmorpalais als Residenz von Konig Friedrich Wilhelm II. gilt als das erste im Stile des Klassizismus entstandene preußische Schloss. Es liegt im Neuen Garten in der heutigen brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam , ehemals Residenzstadt der Hohenzollern , und gilt noch heute als Paradebeispiel des Fruhklassizismus in Preußen . Auch der Speisesaal im Berliner Palais des Justizministers Zedlitz war von den Zeitgenossen uber die Maßen gelobt worden.

Wenn Langhans und David Gilly als Schopfer des Berliner Klassizismus heute auch im Schatten des jungeren Karl Friedrich Schinkel stehen, der ? von ihnen geschult ? klassizistisch begann und mit der modischen Neugotik endete, so waren sie doch zu Lebzeiten unangefochten die bedeutendsten preußischen Baumeister.

Gedenken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Berliner Gedenktafel fur Carl Gotthard Langhans, Charlottenstraße 48 in Berlin-Mitte
Gedenktafel fur Carl Gotthard Langhans in Kamienna Gora (Landeshut)

Die Bundesrepublik Deutschland wurdigte Langhans zu seinem 250. und seinem 275. Geburtstag durch die Herausgabe von Sonderbriefmarken . So erschien eine 80-Pfennig-Marke am 10. November 1982 (Motiv: Das Schlosstheater in Charlottenburg um 1790) und eine 55-Cent-Marke am 27. Dezember 2007 (Motiv: Das Brandenburger Tor).

Seit 2014 erinnert in Kamienna Gora (Landeshut) eine Gedenktafel am Ort des nicht mehr existenten Geburtshauses an Carl Gotthard Langhans. Ein Teil des Stadtparks wurde nach Langhans benannt (skwer Langhansa Carla Gottharda).

In Berlin-Kreuzberg wurde 2017 auf den Friedhofen vor dem Halleschen Tor (Friedhofsteil Jerusalems- und Neue Kirche III) in einem umgewidmeten Mausoleum (Ruhestatte der Geschwister Massute) eine Gedenkstatte fur Carl Gotthard Langhans und Carl Ferdinand Langhans eingerichtet. Hier zeigt die Carl-Gotthard-Langhans-Gesellschaft Berlin eine Ausstellung zu Leben und Werk dieser beiden schlesisch-preußischen Architekten und veranstaltet Vortrage. [6] Am 1. Oktober 2018 (210. Todestag) wurde eine Berliner Gedenktafel fur Carl Gotthard Langhans am Ort seines ehemaligen Wohnhauses in der Charlottenstraße in Berlin-Mitte enthullt.

Werke [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ein umfangreiches Werkverzeichnis findet man in dem Aufsatz von Hartwig Schmidt . Hier sind einige wichtige Werke aufgefuhrt:

Bilder [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Carl Gotthard Langhans  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Wolfram Konwiarz: Minister Hoym und die Schloßanlage Dyhernfurth. Ein Beitrag zur Geschichte des Parks und seiner Bauten . In: Schlesische Heimat . Heft 1. Breslau 1936, S.   83–92 , hier S. 86 .
  2. Zimmermann, Carola A.: Stil und architekturgeschichtliche Bedeutung . In: Ausstellung ?Meister des Klassizismus: Carl Gotthard Langhans (1732?1808)“ . Dokumentations- und Informationszentrum von Haus Schlesien, Konigswinter 2008.
  3. Kuster, Samuel Christian Gottfried: Der Freundschaftsbund . In: Berlinischer Musenalmanach . Berlin 1791, S.   123 .
  4. Anonym: Carl Gotthard Langhans . Band   47 . Breslau 1808, S.   977?979 .
  5. Adalbert Behr, Alfred Hoffmann: Das Schauspielhaus in Berlin . VEB Verlag fur Bauwesen, Berlin 1985, S.   54 .
  6. Die Langhans-Gedenkstatte im Mausoleum Massute. In: Langhans-Gesellschaft.org. Abgerufen am 25. August 2022 .
  7. wissenschaftliches-bildarchiv.de ( Memento des Originals vom 23. Februar 2017 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.wissenschaftliches-bildarchiv.de
  8. Kathe-Kollwitz-Museum geht ins Schloss Charlottenburg. 19. Februar 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 25. Juni 2021 ; abgerufen am 25. Juni 2021 .   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.deutschlandfunkkultur.de