Carl Bosch
(*
27. August
1874
in
Koln
; †
26. April
1940
in
Heidelberg
) war ein deutscher
Chemiker
,
Techniker
und
Industrieller
. Mit dem von ihm entwickelten
Haber-Bosch-Verfahren
, einem Hochdruckverfahren zur
Ammoniakproduktion
, schuf er die Grundlage fur die großtechnische Herstellung von
Stickstoffdungern
in der
BASF
. Damit legte er die Grundlage fur die Bereitstellung von Nahrungsmitteln fur einen großen Teil der Weltbevolkerung.
Bei Ausbruch des
Ersten Weltkriegs
unterbreitete er dem Kriegsministerium das
Salpeterversprechen
, einen Vertrag uber die Lieferung großer Mengen von
Salpetersaure
. Aufbauend auf den Erfahrungen mit der von Bosch eingefuhrten Hochdrucktechnik entwickelte die BASF in der Folge weitere Hochdruckverfahren wie die
Methanolherstellung
aus
Kohlenstoffmonoxid
und
Wasserstoff
, die
Isobutylolsynthese
, die
Harnstoffsynthese
aus Ammoniak und
Kohlenstoffdioxid
sowie das
Bergius-Pier-Verfahren
zur Herstellung von synthetischem
Motorenbenzin
aus
Kohle
.
Aufgrund seines diplomatischen Geschicks als Vertreter der deutschen chemischen Industrie bei den Verhandlungen zum Friedensvertrag von Versailles 1919 und seines Engagements fur die Losung der Ernahrungsprobleme nach dem
Ersten Weltkrieg
gehorte er zu den einflussreichsten Personlichkeiten der deutschen chemischen Industrie. Von 1919 bis 1925 leitete der promovierte Chemiker als Vorstandsvorsitzender die BASF und spater die unter seiner Fuhrung gegrundete
I.G. Farben
, das damals großte Chemieunternehmen der Welt. Auf Druck des NS-Regimes trat Bosch 1935 als Vorstandsvorsitzender zuruck und ubernahm nach dem Tod von
Carl Duisberg
den Vorsitz des
Aufsichtsrats
der I.G. Farben.
Eine Vielzahl wissenschaftlicher Gesellschaften zeichneten Bosch fur seine Arbeit aus. Aufgrund seiner ingenieurtechnischen Leistungen auf dem Gebiet der Hochdruckchemie bei der Entwicklung des Haber-Bosch-Verfahrens verlieh ihm die
Nobelstiftung
1931 zusammen mit
Friedrich Bergius
den
Nobelpreis fur Chemie
. In der Nachfolge von
Max Planck
ubernahm Bosch 1937 das Amt des Prasidenten der
Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft
. Nicht zuletzt wegen der politischen Entwicklungen in Deutschland verfiel Bosch in eine tiefe Depression und unternahm 1939 einen Suizidversuch. Er starb ein Jahr spater, am 26. April 1940, in Heidelberg.
Carl Bosch war das erste von sieben Kindern des Ehepaars
Carl Friedrich Alexander Bosch
(1843?1904), Mitinhaber der Installationsfirma Bosch & Haag in Koln, und seiner Ehefrau Paula, geborene Liebst (1851?1930).
[1]
Sein Onkel war der Industrielle
Robert Bosch
. Schon fruh zeigte Bosch eine Begabung fur Naturwissenschaften und Technik. Er arbeitete als Schlosser und Feinmechaniker in der Firma seines Vaters und erhielt eine entsprechende Ausbildung. Besonders interessierte er sich fur Chemie und besaß im Hinterhof ein eigenes chemisches Labor.
[2]
Nach seinem Abschluss an der
Oberrealschule
in Koln im Marz 1893 begann er eine Lehre in der Marienhutte im schlesischen
Kotzenau
bei
Liegnitz
, um seine Kenntnisse in der
Metallurgie
zu verbessern.
[3]
Er arbeitete ein Jahr in der Formerei, Schlosserei und Modelltischlerei, wo er eine handwerkliche Ausbildung erhielt.
[4]
Ein anschließendes Studium des
Maschinenbaus
und der Metallurgie an der
Technischen Hochschule Charlottenburg
schloss er 1896 nach zwei Jahren ab. Wahrend des Studiums wurde er dort 1894 Mitglied der
Burschenschaft
Cimbria
.
[5]
Die wahrend des Studiums erworbenen Kenntnisse der Metallurgie sollten sich spater bei der Entwicklung des Haber-Bosch-Verfahrens als uberaus nutzlich erweisen.
[6]
Noch wahrend seines Studiums in Berlin besuchte Bosch Vorlesungen uber Chemie bei
Friedrich Rudorff
,
Carl Liebermann
und
Otto Nikolaus Witt
.
Universitat Leipzig, um 1900
Im Sommersemester 1896 nahm er das Studium der Chemie an der
Universitat Leipzig
auf. Zwei Jahre spater promovierte Bosch in
Organischer Chemie
in der Arbeitsgruppe von
Johannes Wislicenus
Uber die Kondensation von Dinatriumacetondicarbonsaurediethylester mit Bromacetophenon
mit
summa cum laude
.
[7]
[8]
In Leipzig lehrte zudem
Wilhelm Ostwald
, der als einer der Begrunder der
Physikalischen Chemie
galt und um deren Anwendung Bosch sich spater besonders bemuhte. Bosch betrachtete die
Thermodynamik
, etwa die prazise Messung der Temperatur, die Untersuchung von
Phasendiagrammen
und die
Reaktionskinetik
als wichtige Grundlagen der
Technischen Chemie
.
[9]
Deren Stand sah er auf diesen Gebieten als unterentwickelt an.
Neben seinem Chemiestudium widmete sich Bosch auch anderen wissenschaftlichen Disziplinen und verfolgte in seiner Freizeit vielfaltige wissenschaftliche Interessen. Mehrere dieser Interessen verfolgte er zeitlebens als Hobbys. Er befasste sich insbesondere mit
Mineralogie
,
Zoologie
,
Bakteriologie
und
Botanik
. Neben der
Insektenkunde
, bei der er selbst Schmetterlinge und Kafer sammelte und praparierte, beschaftigte er sich mit der Bestimmung von Pflanzen.
[10]
Heinrich von Brunck, um 1901
Alwin Mittasch, 1902
Nach einer kurzen Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter von Wislicenus trat Bosch 1899 auf Empfehlung seines Doktorvaters in die
BASF
ein.
[11]
Zunachst arbeitete er als Mitarbeiter von
Rudolf Knietsch
und
Eugen Sapper
als Betriebsfuhrer im
Phthalsaurebetrieb
, mit dessen Ausbau er beauftragt wurde.
[12]
Knietsch arbeitete schon einige Zeit an Verfahren zur Herstellung von Ammoniak. Er betraute Bosch 1900 damit, ein Patent von Wilhelm Ostwald zur Darstellung von Ammoniak aus den Elementen Stickstoff und Wasserstoff, das dieser der BASF angeboten hatte, zu uberprufen. Bosch wies nach, dass das gebildete Ammoniak aus dem Eisennitrid des Katalysators stammte und dass das Patent von Ostwald auf einer falschen Annahme beruhte.
[10]
Schon 1903 hatte der Rottweiler Sprengstoff-Hersteller
Max Duttenhofer
die Warnung Wilhelm Ostwalds vor einem Salpeter-Embargo im Kriegsfalle im
Schwabischen Merkur
veroffentlicht.
[13]
Darin schrieb er unter anderem:
?Neben der Landwirtschaft hat aber an den chilenischen Salpeterlagern noch eine andere Instanz ein Lebensinteresse: die Heeresverwaltung. Ohne Salpeter ist heute das beste Heer nahezu wehrlos, denn alles Schießpulver […] wird direkt oder indirekt aus Salpeter hergestellt und kann auf anderem Wege nicht gewonnen werden. Wenn heute ein Krieg zwischen zwei großen Machten ausbrache, von denen eine in der Lage ware, die Ausfuhr des Salpeters aus den wenigen Hafen Chiles zu verhindern, so wurde sie ihren Gegner dadurch kampfunfahig machen konnen, daß sie den Krieg solange fortsetzte, bis dieser seine Munition verbraucht hat.“
?
Wilhelm Ostwald
:
Schwabischer Merkur, 1903
[13]
Im Bewusstsein der begrenzten Vorrate an
Chilesalpeter
(
Natriumnitrat
), der fur die Herstellung von Dungemitteln und Sprengstoffen von großter Bedeutung war,
[14]
beauftragte der damalige Aufsichtsratsvorsitzende der BASF
Heinrich von Brunck
im Jahr 1902 Bosch damit, sich der Frage der Stickstofffixierung anzunehmen.
[15]
Im Mai 1902 heiratete er Else Schilbach. Das Ehepaar bezog zunachst eine Mietwohnung in Ludwigshafen, die Bosch mit einer Werkbank, einem Aquarium und einem Mikroskop ausstattete, um seiner Sammler- und Tuftlerleidenschaft nachgehen zu konnen. Hier unternahm Bosch viele Exkursionen in die nahere Umgebung von Ludwigshafen und sammelte Muscheln, Kafer, Schnecken und andere Tiere und Pflanzen. Der Sohn Carl jr. kam 1906 und die Tochter Ingeborg kam 1911 zur Welt.
[16]
Nach dem Umzug in eine Werkswohnung erweiterte er seine Sammlungen und legte Teiche an, in denen er Wasser- und Sumpfpflanzen zuchtete.
Fur die Arbeiten uber die Stickstofffixierung wurde ihm 1904
Alwin Mittasch
als Assistent zugeteilt. Zunachst konzentrierte sich Bosch auf die indirekte Fixierung von Stickstoff durch die Bildung von
Cyaniden
und
Nitriden
. In ersten Versuchen stellte er Nitride der Elemente
Barium
,
Titan
,
Silicium
und
Aluminium
dar. Die Bildung von
Bariumcyanid
aus den Elementen und
Kohlenstoffmonoxid
war bereits bekannt.
[17]
Basierend auf den Forschungsergebnissen von Bosch baute die BASF 1907 eine Bariumcyanidfabrik. Das entstehende Cyanid konnte durch
Hydrolyse
in Ammoniak uberfuhrt werden.
[18]
Die erzielten Ausbeuten erfullten jedoch nicht die Erwartungen und die BASF schloss die Anlage bereits 1908 wieder.
[19]
Bosch begann daraufhin 1908 die Bildung von
Titannitrid
,
Siliziumnitrid
und
Aluminiumnitrid
zu erforschen. Bei den Versuchen wurde festgestellt, dass sich die Ausbeute an Nitriden durch die Zugabe von
Promotoren
verbessern ließ, eine Entdeckung, die bei der Suche nach einem aktiven Katalysator spater eine große Rolle spielen sollte. Die Nitride sollten im
Serpek-Verfahren
mit Wasser in Ammoniak und den entsprechenden Metalloxiden umgesetzt werden.
[20]
Der Energieaufwand der indirekten Verfahren, ebenso wie das zu dieser Zeit bei der BASF entwickelte Lichtbogen-Verfahren zur direkten Oxidation von Stickstoff, erwies sich jedoch als sehr hoch und erschwerte die großtechnische Umsetzung.
Fritz Haber, um 1918
Die BASF beauftragte Bosch 1909 damit, die zuvor von
Fritz Haber
, Professor fur technische Chemie an der Technischen Hochschule Karlsruhe, im Labor entdeckte
Ammoniaksynthese
bei hohem Druck und Temperatur auf das Niveau einer Industriefertigung zu bringen.
[21]
Es war schon aufgrund des
Massenwirkungsgesetzes
offensichtlich, dass die Anwendung hoher Drucke von Vorteil war, doch fehlten zu dieser Zeit noch die großtechnischen Erfahrungen fur das Arbeiten mit hohen Drucken bei gleichzeitig hohen Temperaturen.
[12]
Erster Reaktor im Werk Oppau, 1913
Mit der Unterstutzung des Vorstands und des Aufsichtsrats und unter Umgehung der Kompetenzen der verschiedenen Abteilungen richtete Bosch zunachst eine eigene Hochdruckwerkstatt ein.
[22]
Parallel dazu begann sein Assistent Alwin Mittasch mit der systematischen Suche nach einem fur den industriellen Einsatz geeigneten Katalysator.
[23]
Zunachst konzentrierte sich die Suche auf Katalysatoren der seltenen und damit teuren Elemente
Osmium
und
Uran
. Die bei den Versuchen zur Herstellung von Nitriden gemachten Erfahrungen mit Promotoren veranlasste Mittasch jedoch dazu, Katalysatoren auf Basis von
Eisen
genauer zu untersuchen. Verschiedene Zusatze uberprufte er hinsichtlich einer Aktivierung, Stabilisierung oder Vergiftung des Katalysators.
[23]
Schon 1910 reichten Bosch und Mittasch ein Patent zur Herstellung von Katalysatoren auf Basis von Eisen ein.
[24]
Durch die Anfangserfolge bei der technischen Umsetzung des Verfahrens, trotz Ruckschlage beim Bau der ersten Reaktoren, kam es 1912 zur Grundung der Stickstoffabteilung unter Boschs Leitung. Bosch musste große technische Probleme uberwinden und die Entwicklungskosten waren sehr hoch. Der Abteilung gehorten neun Chemiker wie Johannes Fahrenhorst (spater Leiter des Stickstoffwerks), der Physiker
Paul Ludwig Christoph Gmelin
und 126 weitere Mitarbeiter an, darunter viele Schlosser. Auch das damals neu gegrundete
Ammoniaklaboratorium
der BASF wurde ihm unterstellt.
[21]
Eine der Fragen betraf die Haltbarkeit der Reaktoren bei hohen Wasserstoffdrucken und hohen Temperaturen. Die Stahlreaktoren aus Kohlenstoffstahl hielten diesen nicht stand. Hier kamen Bosch seine Erfahrungen in der Metallurgie zugute und er war bei der praktischen Erprobung in zahlreichen Tests meist personlich anwesend.
[25]
Bei einer von ihm durchgefuhrten metallurgischen Untersuchung des Stahls eines geplatzten Reaktors stellte er fest, dass der Kohlenstoff aus dem Gefuge entfernt worden war. Ihm wurde klar, dass der Wasserstoff den Stahl angegriffen hatte und der Kohlenstoff hydriert worden war. Als Gegenmaßnahme ließ er die kohlenstoffhaltigen Stahle mit Weicheisen auskleiden, die keinen Kohlenstoff enthielten und den druckaufnehmenden Außenmantel aus kohlenstoffhaltigem Stahl schutzten.
[26]
Neben den vielfaltigen metallurgischen und ingenieurwissenschaftlichen Fragestellungen, die in der Entwicklung des Ammoniakreaktors mit einem Doppelrohr und den sogenannten Bosch-Lochern gipfelte, galt es die Frage nach der Bereitstellung des benotigten Wasserstoffs zu losen. Eine Jahresproduktion von 100.000 t Ammoniak benotigte etwa eine halbe Milliarde Kubikmeter Wasserstoff, der von 1 Bar auf den Betriebsdruck von etwa 200 Bar zu komprimieren war.
[10]
Dies gelang durch die Entwicklung der katalytischen
Wassergas-Shift-Reaktion
durch Bosch und
Wilhelm Wild
. Dadurch wurde aus dem bei der
Kohlevergasung
entstehenden
Wassergas
durch Umsetzung mit Wasser eine hohere Wasserstoffausbeute erzielt. Gleichzeitig setzte sich das storende Kohlenstoffmonoxid in Kohlenstoffdioxid um, welches durch eine Gaswasche aus dem Gasgemisch entfernt wurde.
[10]
Nachdem die vielfaltigen Probleme uberwunden waren, begann die BASF 1912 mit dem Bau einer Ammoniakfabrik in
Oppau
(1938 nach
Ludwigshafen am Rhein
eingemeindet). Am 19. September 1913 nahm diese als erste Haber-Bosch-Anlage die Produktion auf. Die Anfangskapazitat betrug etwa 20 Tonnen Ammoniak pro Tag, 1914 wurde bereits ein Ausstoß von 40 Tonnen pro Tag erreicht.
[27]
Dunge- und Pflanzenschutzmittel der BASF
Um die aus dem Ammoniak hergestellten Dunger zu untersuchen, grundete Bosch 1914 die
Landwirtschaftliche Versuchsanstalt Limburgerhof
. Dort ließ er systematische Untersuchungen uber den Einfluss verschiedener Stickstoff- und Volldunger wie
Ammonnitrat
,
Ammonsulfatsalpeter
,
Harnstoff
,
Nitrophoska
und
Kalkammonsalpeter
auf das Pflanzenwachstum durchfuhren.
Um skeptische Landwirte von der Wirkung der Dunger zu uberzeugen, ließ Bosch das Wachstum gedungter und ungedungter Pflanzen in
Zeitraffertechnik
uber mehrere Monate aufnehmen.
[28]
Die Filme erregten großes Aufsehen und uberzeugten viele Landwirte von der Wirksamkeit der Dunger. Aus den Aufnahmen wurde spater der Kulturfilm ?
Das Blumenwunder
“ zusammengeschnitten und deutschlandweit in Kinos aufgefuhrt.
[29]
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts sicherte der Haber-Bosch-Prozess die Nahrungsmittelversorgung fur etwa die Halfte der Weltbevolkerung.
[30]
Mit Beginn des Weltkrieges 1914 brach die Nachfrage nach Ammoniakdungern durch die
Seeblockade
und den damit fehlenden Zugang zum Weltmarkt erheblich ein. Die Versorgung mit
Nitraten
zur Herstellung von Sprengstoffen dagegen erlangte eine kriegswirtschaftlich hohe Bedeutung. Trotz warnender Hinweise von
Emil Fischer
und
Walter Rathenau
erkannte der Generalstab diesen Zusammenhang zunachst nicht. Auf Grund des
Schlieffen-Plans
, der Grundlage der deutschen Operationen zu Beginn des Ersten Weltkrieges, war nur ein Krieg von wenigen Wochen geplant.
[31]
Erst nach der
Schlacht an der Marne
anderte der Generalstab seine Sichtweise und rechnete mit einer langeren Kriegsdauer. Da zu diesem Zeitpunkt die deutschen Nitratreserven fast aufgebraucht waren, wandte sich das Kriegsministerium im September 1914 an Carl Bosch.
[27]
Dieser schloss einen Vertrag uber die Lieferung von Nitraten ab, das so genannte ?
Salpeterversprechen
“, und stellte die Produktion von Dungern auf
Salpeter
um.
[32]
Obwohl bis zu diesem Zeitpunkt die katalytische Ammoniakverbrennung nur im Labormaßstab erprobt war, gelang es innerhalb kurzerer Zeit eine Nitratproduktion in Ludwigshafen aufzubauen. Im April 1915 erzeugte die BASF 150 Tonnen Nitrate pro Tag.
[27]
Infolge des durch die englische Blockade fehlenden Chilesalpeters sowie der unzureichenden Kapazitat des Werkes in Oppau zur Herstellung von Ammoniak fur die Kriegsfuhrung im Ersten Weltkrieg, begann die BASF auf Vorschlag Boschs am 1. Mai 1916 bei
Leuna
mit dem Neubau des
Ammoniakwerkes Merseburg
. Das neue Werk lag nahe dem mitteldeutschen Braunkohlebecken, das die Energie- und Rohstoffversorgung sicherte. Unter Boschs Leitung wurden die
Leunawerke
in nur neun Monaten fertiggestellt, er wurde im selben Jahr Vorstandsmitglied der BASF.
[33]
[34]
In Leuna wurden bis zum Kriegsende fur das Militar ausreichende Mengen an Ammoniak produziert. Bis Ende 1917 wurde die Produktion auf etwa 3000 Tonnen monatlich erhoht.
[35]
Im August 1916 schlossen sich der schon seit 1904 existierende Dreibund aus
Agfa
, BASF und
Bayer
mit dem Dreiverband
Hoechst
,
Cassella
und
Chemische Fabrik Kalle
mit der
Dr. E. ter Meer & Cie
zu einer auf 50 Jahre angelegten ?Interessengemeinschaft der deutschen Teerfarbenfabriken“ zusammen. Der sogenannten ?Kleinen I.G.“ trat noch die
Chemische Fabrik Griesheim-Elektron
bei, wobei die beteiligten Unternehmen rechtlich selbststandig blieben.
[36]
Die Versorgungsprobleme auf dem
Kautschuk
- und Olsektor konnte die chemische Industrie zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht losen. Der Kriegseintritt der Vereinigten Staaten im April 1917 loste dagegen die Probleme der Ol- und Benzinversorgung der Alliierten. Der
Waffenstillstand von Compiegne
beendete am 11. November 1918 schließlich die Kampfhandlungen im
Ersten Weltkrieg
.
[37]
Nach dem Weltkrieg nahm Bosch als Wirtschaftsberater 1919 an den
Waffenstillstandsverhandlungen vom Versailles
teil. Seine Mission war es, die deutsche Chemieindustrie zu retten. Die Alliierten forderten die Ubergabe der deutschen Chemieindustrie sowie die Zerstorung der Werke Oppau und Leuna. Allein das Oppauer-Werk hatte im letzten Kriegsjahr 90.000 Tonnen synthetische Nitrate produziert, etwa ein Funftel des Chilesalpeters, das dem Rest der Welt zur Verfugung stand.
Bosch, der unzufrieden war uber die alliierten Bedingungen in Bezug auf die beschlagnahmten deutschen Patente und Anlagen, reiste wahrend der Verhandlungen nach Ludwigshafen, wo er zum Vorstandsvorsitzenden der BASF gewahlt wurde. Nach seiner Wahl kehrte er nach Versailles zuruck, um seine Bemuhungen um eine Abschwachung der alliierten Position fortzusetzen.
Durch Verhandlungen mit dem Generalinspekteur des franzosischen Kriegsministeriums, General Patard, gelang es Bosch, die Forderungen abzuweisen. Als Entschadigung sollte die BASF beim Bau von Nitratanlagen helfen sowie die notwendige Ausrustung zur Verfugung stellen, um eine erfolgreiche franzosische Stickstoffindustrie zu erschaffen sowie den franzosischen Farbstoffmarkt im Kartell mit der Pariser Regierung zu bewirtschaften. Als Gegenleistung zogen die Franzosen ihre Forderung nach der Zerstorung der deutschen Farbstoff- und Nitratanlagen zuruck.
[38]
Bosch wies immer wieder auf die Notwendigkeit der Anlagen zur Gewinnung von Stickstoffdungern hin, die dabei helfen sollten, eine Hungersnot zu vermeiden. Seine Argumentation wurde indirekt vom Nobelpreiskomitee unterstutzt, da Fritz Haber 1919 der Nobelpreis fur Chemie des Jahres 1918 zuerkannt wurde.
[39]
Das Komitee argumentierte gegen die internationalen Proteste und ungeachtet Habers Rolle im Gaskrieg, dass es bekannt sei, dass die Herstellung von Stickstoffdungern fur die Steigerung der Nahrungsmittelproduktion von globaler Bedeutung ist.
Bei den Verhandlungen lernte Bosch
Hermann Schmitz
kennen, der als Sachverstandiger fur Nitrate und Dungemittel an den Verhandlungen teilnahm. Bosch engagierte Schmitz als Finanzberater, der noch 1919 zum Finanzvorstand der BASF berufen wurde, eine Position, die er spater fur die I.G. Farben einnahm.
Zeitungsartikel uber die Oppauer Explosion
[A 1]
Seit 1919 stellte die BASF als Dunger
Ammoniumsulfatnitrat
her, ein 50/50-Gemisch aus
Ammoniumsulfat
und
Ammoniumnitrat
. Dieser Dunger war stark hygroskopisch und agglomerierte bei der Lagerung. Es war ublich, das Produkt durch kleine Sprengladungen aufzulockern. Bei einer dieser Sprengungen im September 1921 kam es zu zwei gewaltigen Explosionen, die einen Großteil des Werks zerstorten. Durch die verheerende Explosionskatastrophe starben 559 Menschen, mehr als 2000 wurden verletzt. Im benachbarten Dorf Oppau wurden die Wohnstatten von etwa 7000 Menschen zerstort.
[40]
Carl Bosch, der die Explosion an seinem Wohnort in Heidelberg gehort hatte, engagierte sich personlich unmittelbar nach dem Ungluck vor Ort. Vier Tage nach der Katastrophe hielt er bei einer Trauerfeier auf dem Hauptfriedhof eine Rede im Auftrag des Vorstands. Ebenso wie der an der Trauerfeier teilnehmende
Friedrich Ebert
sprach Bosch von ?unerklarlichen Eigenschaften der Natur“, welche die Katastrophe herbeigefuhrt hatten.
[41]
Erst spater stellte sich heraus, dass die Umstellung des Trocknungsschritts auf
Spruhtrocknung
das Ammoniumsulfatnitrat empfindlicher gegenuber Initialzundungen gemacht hatte.
[42]
Bosch beauftragte
Carl Krauch
mit dem Wiederaufbau von Oppau. Krauch rekrutierte in kurzester Zeit die erforderlichen Arbeitskrafte und Oppau wurde in nur drei Monaten wiederaufgebaut. Am Tag nach der Wiederinbetriebnahme von Oppau stieg Krauch in den BASF-Vorstand auf. Bosch selbst erkrankte fur langere Zeit und nahm erst im Juni 1922 seine Arbeit wieder auf.
[43]
Nach seiner Zusicherung an Frankreich, beim Aufbau einer Stickstoffindustrie behilflich zu sein, trat das amerikanische Unternehmen Du Pont an Bosch heran. Du Pont hatte erkannt, dass es trotz beachtlicher Investitionen nicht moglich war, nur aufgrund der beschlagnahmten Patente eine eigene Farbstoffproduktion aufzubauen. Bosch ließ sich jedoch nicht auf eine Kooperation ein und verwies auf die nicht erteilte Zustimmung der anderen Unternehmen der ?Kleinen I.G.“. Durch die Rekrutierung von Chemikern der Bayer AG war Du Pont in der Lage, die Patente umzusetzen und auf dem Weltmarkt fur Farbstoffe mit den Firmen der Interessengemeinschaft zu konkurrieren.
Die chemische Industrie hatte 1922 Schwierigkeiten, die im Versailler Vertrag erforderlichen Reparationsquoten in Form von Rohstoffen und Fertigwaren zu liefern, was zur
Ruhrbesetzung
durch franzosische Truppen fuhrte. Die Reichsregierung unter Kanzler
Wilhelm Cuno
reagierte darauf mit einer Politik des passiven Widerstands. Die Produktion in den Anlagen der BASF war bis Mai 1923 fur etwa vier Monate stillgelegt. Daher fielen sie bei der Lieferung von Farbstoffen und Nitratdungern fur Reparationszahlungen zuruck.
Die
Inflationsrate
erreichte ihren hochsten Wert.
Gustav Stresemann
, der neue Reichskanzler, fuhrte die
Rentenmark
ein und beendete so die Hyperinflation. Er uberredete die Franzosen, sich gegen ein Versprechen, die Reparationszahlungen wieder aufzunehmen, aus dem Ruhrgebiet zuruckzuziehen.
Die Schließung vieler Chemieanlagen wahrend des
Ruhrkriegs
hatte der amerikanischen Farbstoffindustrie die Gelegenheit gegeben, ohne den deutschen Wettbewerb den US-Markt jetzt alleine zu beliefern. Die Franzosen nutzten die Schließung als Grund, um den zwischen Patard und Bosch geschlossenen Vertrag zu kundigen, da die im Vertrag geforderten Chemikalien nicht geliefert worden waren. Die Franzosen besaßen jetzt das technische Wissen der I.G. ohne weitere Gegenleistung. Durch die seit 1923 wachsende Starke der auslandischen Wettbewerber forderte Duisberg eine grundlegende Neuorganisation des Auslandsgeschafts der I.G.-Gesellschaften.
Aktie uber 1000 RM der IG Farbenindustrie AG vom September 1926; signiert von Carl Duisberg (fur den Aufsichtsrat) und Carl Bosch (fur den Vorstand)
Auch Carl Bosch erwog eine Konsolidierung der I.G.-Gesellschaften. Sein Ziel war es, Deutschlands Kohlevorrate mit Hilfe der Hochdruckhydrierung als Quelle fur
Motorenbenzin
zu nutzen. Die aus Kohle hergestellten Kraft- und Schmierstoffe erschienen Bosch auf Grund des steigenden
Motorisierungsgrads
, der sich scheinbar schnell erschopfenden Erdolreserven und den im Gegensatz dazu betrachtlichen Braun- und Steinkohle als aussichtsreiche Einnahmequelle.
[44]
Er war vom Potential der Hochdrucktechnik uberzeugt. Aufgrund der vielfaltigen wissenschaftlichen und technischen Herausforderungen der Katalysator- und Verfahrensentwicklung sowie der kommerziellen Risiken der Kohlehydrierung begriff Bosch, dass die großtechnische Nutzung des Verfahrens eine breitere finanzielle Basis benotigte. Nur ein Unternehmen mit der Finanzkraft einer fusionierten I.G. Farben konnte die Entwicklung eines solchen Verfahrens finanzieren.
Schon zu Beginn des Jahrhunderts und wahrend des Ersten Weltkriegs war es zur Bildung von Interessengemeinschaften in der chemischen Industrie gekommen. Etwa 1904 zur Bildung der
Interessen-Gemeinschaft der deutschen Teerfarbenindustrie
auf Initiative von
Carl Duisberg
, dem Vorstandsvorsitzenden der
Bayer AG
. Der in den 1920er Jahren gewachsene Wettbewerb uberzeugte Duisberg von der Notwendigkeit einer Neuorganisation der Aktivitaten der Organisation.
[45]
Auch Bosch unterstutzte einen Zusammenschluss.
I.G. Farben-Zentrale, heute Teil der Johann-Wolfgang-Goethe-Universitat in Frankfurt am Main
Aber wahrend Duisberg eine
Holdingstruktur
befurwortete, strebte Bosch einen Zusammenschluss der Firmen an. Eine Konsolidierung der Produktion und der Finanzkraft durch einen Zusammenschluss der chemischen Großindustrie wurde dem neu entstehenden Unternehmen die Kapitaldecke bieten, die fur die Entwicklung eines Kohlehydrierungsverfahrens benotigt wurde.
[45]
Der
Verwaltungsrat der I.G. Farben
und der Vorstandsvorsitzende Carl Bosch (links vorne) auf einem Gemalde von
Hermann Groeber
(1926). Rechts vorne Carl Duisberg.
Im Dezember 1925 erreichte Bosch sein Ziel mit der Grundung der ?Interessengemeinschaft Farbenindustrie“, kurz I.G. Farben, durch Fusion der BASF mit den Firmen
Hoechst
, Bayer,
Agfa
,
Cassella Farbwerke Mainkur
, den Teerfarbenfabriken
Dr. E. ter Meer & Cie
und
Griesheim-Elektron
zum damals großten Chemiekonzern der Welt. Vorstandsvorsitzender der I.G.Farben wurde Carl Bosch, alle anderen Mitglieder des I.G.-Gemeinschaftsrats wechselten in den Aufsichtsrat, darunter Carl Duisberg. Es folgte eine Rationalisierung der Produktion, der Produktpalette und schließlich des Verkaufs, der zunachst nach Landern unterteilt an vier Standorten verblieb. Die Organisation der Gesellschaft wurde ebenfalls gestrafft. Der engere Vorstand bestand aus 26 Mitgliedern eines Arbeitsausschusses, welcher etwa monatlich tagte und das oberste Fuhrungsgremium der I.G. Farben war. Die anderen Vorstandsmitglieder waren Abteilungsleiter, die nicht zu diesen Sitzungen eingeladen wurden. Der Aufsichtsrat bildete einen Verwaltungsrat mit anfanglich elf Mitgliedern, der den Vorstand uberwachte und dem ebenfalls Carl Duisberg vorstand.
[46]
Bosch ließ schon wahrend der Verhandlungen zur Bildung der Interessengemeinschaft durch Hermann Schmitz verdeckt die Rechte an den Bergius-Patenten aufkaufen.
[47]
In den 1920er Jahren wurde in Leuna eine Anlage zur
Kohleverflussigung
nach dem Bergius-Pier-Verfahren errichtet. Zwischen 1926 und 1932 investierte die I.G. Farben etwa 100 Millionen Mark (2024: etwa 533.300.000 Euro) in die Kohlehydrierung ohne die technischen Probleme vollstandig uberwinden zu konnen. Der in Leuna errichtete Betrieb lieferte nur die Halfte des geplanten Ausstoßes. Fur die großtechnische Umsetzung benotigte die Firma weitere 400 Millionen Mark.
[48]
In der
Weltwirtschaftskrise
von 1929 sank jedoch der Benzinpreis bis auf 5 Pfennig pro Liter, bei Herstellungskosten von etwa 40 Pfennig pro Liter. Die I.G. Farben musste die Ausgaben drastisch reduzieren, die Mitarbeiterzahl wurde fast halbiert. Carl Bosch musste Bruning bitten, die Produktion von Ammoniak und Treibstoff durch
Schutzzolle
zu sichern, worauf Bruning 1931 per
Notverordnung
Zolle auf Stickstoffprodukte und Treibstoffe erheben ließ.
[48]
Die
Villa Bosch
in Heidelberg, ab 1923 Wohnsitz der Familie Carl Bosch (heute Sitz der
Klaus Tschira Stiftung
)
Carl Bosch gehorte der
Deutschen Demokratischen Partei
an.
[49]
Obwohl sich Bosch offentlich kaum politisch außerte, unterstutzte die I.G. Farben vor 1933 eine Reihe von Zeitungen, welche sich fur die Politik von
Gustav Stresemann
einsetzten sowie Kampagnen der
Deutschen Volkspartei
, der Deutschen Demokratischen Partei und der
Deutschen Zentrumspartei
.
Wilhelm Ferdinand Kalle
, Vorstandsmitglied der I.G. Farben, versuchte diese Parteien gegen Hitler und
Alfred Hugenberg
zu vereinigen. Zwei Aufsichtsratsmitglieder der I.G. Farben, der parteilose
Hermann Warmbold
und
Paul Moldenhauer
von der Deutschen Volkspartei waren Wirtschafts- und Finanzminister in den Kabinetten von
Heinrich Bruning
,
Hermann Muller
,
Franz von Papen
und
Kurt von Schleicher
.
[50]
Bosch zeigte eine zwiespaltige Einstellung zum
Nationalsozialismus
. Anfanglich sagte er uber Hitler: ?Den braucht man ja nur anzusehen, um Bescheid zu wissen“ und druckte so seine Ablehnung gegen Hitler aus. Spater lobte er Hitler wiederum als ?den Mann, der als erster die
Arbeitslosigkeit
als Kardinalproblem der Wirtschaftsnot klar erkannt habe und als einziger Maßnahmen zur Uberwindung durchfuhrte“. 1933 herrschte in den
Leuna-Werken
das Problem, dass die Herstellung des
Leuna-Benzins
mittels der Bergius-Pier-Verfahrens wesentlich teurer war als importiertes Benzin. Adolf Hitler gewahrte daraufhin
Schutzzolle
, um das deutsche Benzin konkurrenzfahig zu halten.
Hitlers Feststellung, der synthetische Treibstoff sei ?fur ein politisch unabhangiges Deutschland zwingend notwendig“, kommentierte Bosch mit den Worten: ?Der Mann ist ja vernunftiger, als ich dachte.“
[51]
In einer Stellungnahme mit dem Titel
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg
schrieb Bosch 1933, dass ?zum ersten Male seit dem
Kriege
eine deutsche Regierung nicht nur Versprechungen macht, sondern auch handelt“.
[52]
Er befurwortete insbesondere die Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung und die Senkung der Steuerlast.
Sein Unternehmen profitierte von den Autarkiebestrebungen des Deutschen Reiches. Bosch unterstutzte somit Hitler, um seine Forschungen finanziell abzusichern und seine personlichen Interessen voranzutreiben, und verkundete zunehmend, dass er das Regime schatze. Andererseits war kein Mitglied der I.G.-Farben-Fuhrung bis 1933 Parteimitglied der
NSDAP
.
[53]
Bosch selbst trat nie in die NSDAP ein.
[50]
[54]
Carl von Weinberg
Arthur von Weinberg
Carl Bosch gehorte 1933 zu den Grundungsmitglieder der
Akademie fur Deutsches Recht
.
[55]
Die I.G. Farben, die Bosch als Vorstandsvorsitzender leitete, unterstutzte 1933 die
NSDAP
im Wahlkampf mit 400.000
Reichsmark
? die hochste Einzelspende der deutschen Wirtschaft fur diese Partei in diesem Jahr ?, um damit dem spater geschlossenen Vertrag uber eine Lieferung von 350.000 Tonnen Hydrierbenzin den Weg zu bereiten. Die Autarkiebestrebungen der Nationalsozialisten fur ein von Rohstoffen unabhangiges Deutschland sowie der Beginn der Rustungswirtschaft forderten beziehungsweise retteten Boschs Lieblingsprojekte, die Herstellung von synthetischem Kautschuk (
Buna
) und synthetischem Benzin (
Leuna-Benzin
). Der I.G. Farben drohte aufgrund fehlender Rentabilitat 300 Millionen Reichsmark Verlust.
Andererseits war Bosch aus personlichen und beruflichen Grunden gegen den NS-Antisemitismus eingestellt.
[56]
Zu seinen engsten Kollegen gehorten 1933 mehrere Juden. So war Ernst Schwarz, Boschs Sekretar seit 1918, der Sohn eines Rabbiners.
[56]
Die finanzielle Beteiligung der I.G. Farben an einem Wahlfonds fur Hitler kam gegen seinen Willen zustande.
Hermann Goring
lud Bosch personlich zum
Treffen vom 20. Februar 1933
ein, zu welchem Bosch sich jedoch entschuldigen ließ. Der Vertreter der I.G. Farben,
Georg von Schnitzler
, der an seiner Stelle zu der Besprechung gegangen war, berichtete Bosch anschließend. Hitler hielt bei dem Treffen eine lange Rede uber die Gefahren des Kommunismus. Anschließend uberraschte
Hjalmar Schacht
die Versammlung mit der Aufforderung, einen Wahlfonds von drei Millionen
Reichsmark
fur die NSDAP, die
Deutsche Volkspartei
und die
Kampffront Schwarz-Weiß-Rot
zu zeichnen. Der Vertreter der I.G. Farben konnte sich nicht als einziger davon ausschließen. Als Carl Bosch davon erfuhr, schwieg er und zuckte nur mit den Schultern, was stets ein Zeichen war, dass ihm etwas missfiel. Bosch hat hinterher kein Hehl daraus gemacht, wie wutend er uber diesen Vorgang war und fur wie falsch er diese Unterstutzung hielt. Er stand aber vor einer vollendeten Tatsache und konnte nichts mehr andern.
[57]
1934 wurde der Pressechef der I.G. Farben,
Heinrich Gattineau
, im Zuge einer ?Sauberungsaktion“ anlasslich des
Rohm-Putsches
verhaftet, da er selbst Mitglied der
Sturmabteilung
war. Nach seiner Haftentlassung fuhr Gattineau zu Bosch, der die mogliche Beendigung des Arbeitsverhaltnisses mit den Worten ?Naturlich bleiben Sie auf Ihrem Posten!“ vom Tisch kehrte.
Carl Bosch lehnte insbesondere die antisemitische Gesetzgebung ab und setzte sich fur den Verbleib judischer Wissenschaftler in Deutschland ein. Als deutschnational eingestellter Industrieller lehnte Bosch die ?
Machtergreifung
“ zuerst nicht ab, machte aber die Erfahrung, dass Hitler rationalen Argumenten nicht zuganglich war. Aus diesem Grund war sein Verhaltnis zu Hitler nicht besonders gut. Er bot seinem Kollegen Fritz Haber Hilfe an, als dieser 1933 vertrieben wurde und viele Fachkollegen sich von ihm abwandten. Zu einer von
Max Planck
organisierten Feier anlasslich Habers Todestag im Januar 1935 erschien Bosch mit allen verfugbaren Direktoren der I.G. Farben; den an den Universitaten angestellten Wissenschaftlern verbot der Reichserziehungsminister
Bernhard Rust
die Teilnahme per Dekret.
[58]
Bosch ließ die Entlassung aller nicht-
arischen
Mitarbeiter aus der I.G. Farben erst 1937 zu. Dies geschah auf Druck von NS-Gesetzen, durch
Denunziationen
aus den eigenen Betrieben und aus Angst vor
Enteignung
; nach den Rassengesetzen der Nazis galt ein Unternehmen mit einem einzigen Direktor judischer Abstammung als judisches Unternehmen.
[59]
Etwa ein Drittel des Aufsichtsrats, darunter die Bruder
Carl
und
Arthur von Weinberg
,
Otto von Mendelssohn Bartholdy
,
Alfred Merton
,
Richard Merton
,
Ernst von Simson
,
Wilhelm Peltzer
und
Gustav Schlieper
wurden ihrer Aufgaben entbunden.
[60]
Vorstandsmitglieder wie
Carl Krauch
,
Fritz ter Meer
,
Georg von Schnitzler
,
Max Ilgner
,
Otto Ambros
,
Friedrich Jahne
,
Christian Schneider
,
Carl Wurster
,
Carl Lautenschlager
und
Ernst Burgin
traten im selben Jahr in die NSDAP ein.
[60]
Im Kontrast zu den Arrangements mit den Nationalsozialisten stehen Carl Boschs zahlreiche, letztendlich vergebliche Versuche, der nationalsozialistischen Judenpolitik entgegenzutreten und sich fur einzelne judische Burger einzusetzen. Dazu zahlten insbesondere Kollegen Boschs, Chemiker und Mitarbeiter der I.G. Farben, darunter etwa der Nobelpreistrager Fritz Haber, der 1933 alle seine Funktionen in der deutschen Wissenschaft verlor und 1934 im Exil starb. Bosch sah in der Unterdruckung und Entlassung judischer Wissenschaftler ein großes Problem und kritisierte die wissenschaftsfeindliche NS-Politik.
Er forderte wiederholt die Forderung der Wissenschaft und Bildung durch Staat und Industrie, wobei ihn sein internationales Ansehen vor politischen Sanktionen bewahrte. Er vertrat die Meinung, dass parteipolitisch wichtige Positionen in Industrie, Wirtschaft und Wissenschaft mit Fachleuten aus diesen Bereichen besetzt werden mussen und nicht mit fachfremden NS-Politikern. Damit verband er die Hoffnung, das Schlimmste verhindern zu konnen. Er bemerkte zu spat, dass diese Hoffnung falsch war und er an den Verbrechen des NS-Regimes mitschuldig wurde.
[61]
Bosch erzahlte
Richard Willstatter
von einem Treffen mit Hitler, wo er dessen Judenpolitik angesprochen habe.
[62]
Laut Bosch warnte er Hitler davor, dass die Vertreibung judischer Wissenschaftler die deutsche Physik und Chemie um hundert Jahre zuruckwerfen werde. Da begann Hitler zu schreien: ?Dann werden wir hundert Jahre lang ohne Physik und Chemie arbeiten!“ Dann klingelte er nach seinem Adjutanten und erklarte mit ubertriebener Hoflichkeit, dass der
Geheimrat
(Carl Bosch) zu gehen wunsche.
[63]
[64]
[56]
[65]
Beide Verhaltensmuster ? Unterstutzung des NS-Regimes, wenn es um wirtschaftliche Dinge ging, andererseits Ablehnung insbesondere der Judenpolitik bei personlicher Betroffenheit ? zeichnen Boschs zwiespaltige Haltung aus.
[61]
Hermann Schmitz, 1931
Bosch gab 1935 auf Druck des
NS-Regimes
seinen Chefposten im Vorstand der I.G. Farben an seinen Vertrauten Hermann Schmitz ab.
[66]
Bosch kannte Schmitz bereits aus der Zeit der
Versailler Verhandlungen
und hatte Schmitz, damals Vorstandsmitglied der
Metallbank
, als Finanzchef zur BASF geholt. Schmitz hatte bis zu seiner Berufung als Boschs Nachfolger das Auslandsgeschaft der I.G. Farben geleitet.
[67]
Schmitz galt als kompetenter Wirtschaftsfachmann,
Heinrich Bruning
wollte ihn als Wirtschaftsminister in sein Kabinett holen. Bosch selbst ubernahm als Nachfolger des verstorbenen Carl Duisberg den Vorsitz des Aufsichtsrats, womit er gleichzeitig das Amt des Verwaltungsratsvorsitzenden des I.G.-Konzerns innehatte. Der Verwaltungsrat hatte 1935 acht Mitglieder und 1937 noch vier Mitglieder, danach wurde dieses Gremium abgeschafft.
[68]
Nach der Grundung der
Lilienthal-Gesellschaft fur Luftfahrtforschung
im Marz 1936 leitete Bosch zusammen mit
Ludwig Prandtl
und Geschaftsfuhrer
Adolf Baeumker
diesen Verein. Der Reichsminister fur Luftfahrt
Hermann Goring
hatte das dreikopfige Prasidium ernannt.
[69]
[70]
1937 ubernahm Bosch von Max Planck die Prasidentschaft der
Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft
.
[58]
Anlasslich der Jahresversammlung des Ausschusses des Deutschen Museums Munchen hielt Bosch am 7. Mai 1939 eine Rede, in der er laut dem Gedachtnisprotokoll eines Teilnehmers davon sprach, dass ?Wissenschaft nur frei und ohne Bevormundung gedeihen konnte und dass die Wirtschaft und Staat unfehlbar zugrunde gehen mussten, wenn die Wissenschaft in so wurgende politische, weltanschauliche und rassistische Beschrankungen gezwungen werde wie unter dem Nationalsozialismus“.
[71]
[72]
In der Folge verlangte
Rudolf Heß
Bosch aller Amter zu entheben und ihm offentliche Auftritte zu verbieten.
[73]
Bosch verlor daraufhin verschiedene Posten, blieb aber Prasident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft.
Familiengrabstatte Carl Bosch, Grabanlage auf dem
Heidelberger Bergfriedhof
in der Waldabteilung B
Bosch war, nicht zuletzt aufgrund des Verlustes seines Chefpostens und der politischen Entwicklung in Deutschland sowie durch einen zeitweise ubermaßigen Alkoholkonsum, schwer depressiv
[74]
und unternahm 1939 einen
Suizidversuch
.
[75]
Auch korperliche Krankheiten machten sich zunehmend bemerkbar. Im Winter 1939/40 unternahm er eine Erholungsreise nach Sizilien.
Carl Bosch starb am 26. April 1940 in Heidelberg. Die Grabanlage der Familie befindet sich auf dem Bergfriedhof Heidelberg in der Waldabteilung B, hoch uber der Stadt auf einer Kanzel mit freiem Blick in die Rheinebene.
Bei der I.G. Farben wurde das bisherige Vorstandsmitglied
Carl Krauch
Boschs Nachfolger als Aufsichtsratsvorsitzender. Bei der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft trat
Albert Vogler
1941 Boschs Nachfolge als Prasident an.
Bosch war Mitglied in verschiedenen wissenschaftlichen Verbanden. Er war Mitglied der
Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
, der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften
, der
Preußischen Akademie der Wissenschaften
und der Einstein-Stiftung. Ferner war er Mitglied im
Reichsverband der Deutschen Industrie
und in der Justus-von-Liebig-Gesellschaft zur Forderung des Chemieunterrichts.
[76]
Bosch war von 1920 bis 1937 Mitglied im
Senat der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft
und anschließend bis zu seinem Tod Prasident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft.
Bosch besaß eine umfangreiche botanische Sammlung, sein
Herbarium
, das er uberwiegend aus kauflichem Erwerb und durch Tauschgeschafte zusammentrug. Sie umfasst 17.000 Belege. Die Sammlung gelangte 1950 in den Besitz des
Naturmuseums Senckenberg
der Stadt Frankfurt am Main, wo sie seitdem bearbeitet und digitalisiert wird.
[77]
In der Sammlung Bosch finden sich vor allem
Laubmoose
Deutschlands und Europas aus den Jahren 1817 bis 1921, daneben
Lebermoose
und
Flechten
, weiterhin eine Spezialsammlung der Moosgattung
Sphagnum
.
[78]
Er betatigte sich gern handwerklich in eigener Werkstatt, als Schlosser, Tischler, Dreher, Feinmechaniker oder Glasblaser.
Carl Bosch interessierte sich auch fur Astronomie. So wurde auf seinem Grundstuck in Heidelberg schon 1919 eine kleines Kuppelgebaude mit einem 11 cm Zeiss
Linsenfernrohr
errichtet. 1927 wurde eine großere Privatsternwarte fertiggestellt, in der ein 30-Zentimeter Refraktor von Zeiss zusammen mit Kameras und
Spektrometern
installiert waren. Da ihm selbst die Zeit fehlte, beschaftigte er ab 1928 den von
Max Wolf
empfohlenen damaligem Studenten
Bernhard Timm
als zeitweiligen Assistenten, welcher ein komfortables Zimmer auf dem Anwesen erhielt. Dieser fertigte im Auftrag von Carl Bosch fotografische Aufnahmen von Himmelsbereichen mit verschiedenen Farbfiltern an, um durch Vergleich der Helligkeit die Oberflachentemperatur von Sternen abzuschatzen. Weiterhin unterstutzte Carl Bosch den Potsdamer
Einsteinturm
finanziell und ließ in der BASF Forschung fur die Herstellung von Spiegeln aus Quarz betreiben. Der große 30 cm Refraktor wurde in den 1950er Jahren vom damaligen Direktor
Heinrich Friedrich Siedentopf
des Astronomischen Institut der Universitat Tubingen erworben und dient noch heute in der
Tubinger Volkssternwarte
.
[79]
Bosch nahm immer wieder die Rolle eines Forderers und Stifters ein. So unterstutzte er ab 1930 uber die
Imprimatur GmbH
die liberale
Frankfurter Zeitung
mit erheblichen finanziellen Mitteln und ermoglichte die Grundung des
Heidelberger Zoos
im Jahr 1933.
[80]
Der
Nobelpreis fur Chemie
1931 wurde an Carl Bosch und
Friedrich Bergius
fur die Erfindung und Entwicklung der chemischen Hochdruckverfahren verliehen.
[76]
Es war das erste Mal in der Geschichte der Nobelpreisverleihung, dass die Erfindung eines technischen Verfahrens ausgezeichnet wurde. Der Chemiker Knut Vilhelm Palmær erklarte in seiner Rede zur Preisverleihung, bei der Verbesserung technischer Verfahren sei es nicht immer einfach zu bestimmen, wer von vielen Beteiligten am meisten zu der Entwicklung beigetragen habe und damit preiswurdig sei. In diesem Fall sei es anders:
[81]
“This year, however, the Academy of Sciences believes it has discovered a technical advance of extraordinary importance and in respect of which it is also quite clear to which persons the principal merit is to be ascribed.”
?In diesem Jahr glaubt die Akademie der Wissenschaften jedoch, einen technischen Fortschritt von außerordentlicher Bedeutung entdeckt zu haben, bei dem auch klar ist, welchen Personen der Hauptverdienst zuzuschreiben ist.“
?
Knut Vilhelm Palmær
Carl Bosch Museum in Heidelberg
Bosch erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1918 die
Ehrendoktorwurde
der
Technischen Hochschule Karlsruhe
, die
Liebig-Denkmunze
der
Gesellschaft Deutscher Chemiker
zusammen mit der
Bunsen-Denkmunze
der
Deutschen Bunsen-Gesellschaft fur Physikalische Chemie
, den
Siemens-Ring
und die
Grashof-Denkmunze
des
Vereins Deutscher Ingenieure
.
[76]
Er erhielt die
Wilhelm-Exner-Medaille
der Wilhelm-Exner-Stiftung des Osterreichischen Gewerbevereins und die
Carl-Lueg-Denkmunze
. 1939 wurde ihm der
Goethepreis der Stadt Frankfurt
verliehen.
[76]
Die Leser der Zeitschrift
The Chemical Engineer
(das Magazin der
Institution of Chemical Engineers
) wahlten Fritz Haber und Carl Bosch im Jahr 2011 zu den ?weltweit einflussreichsten Chemieingenieuren aller Zeiten“.
[82]
Nach Carl Bosch wurden der
Mondkrater
Bosch
und der Hauptgurtelasteroid
(7414) Bosch
benannt.
[83]
Die Carl-Bosch-Straße am BASF-Hauptsitz in Ludwigshafen am Rhein und die gleichnamige Straße und das Carl-Bosch-Haus in der
Maxdorfer
BASF-Siedlung, das Carl-Bosch-Haus in Frankfurt, unter anderem Sitz der
Gesellschaft Deutscher Chemiker
, das
Carl-Bosch-Gymnasium
in Ludwigshafen am Rhein, die Carl-Bosch-Schulen in
Berlin
,
Heidelberg
und in
Limburgerhof
, eine
berufsbildende Schule
und der Carl-Bosch-Saal im
cCe Kulturhaus Leuna
wurden ebenfalls nach ihm benannt. 1998 eroffnete am Schloss-Wolfsbrunnenweg in Heidelberg das
Carl Bosch Museum Heidelberg
. Der ehemalige Wohnsitz von Carl Bosch, die Villa Bosch, beherbergt heute die
Klaus Tschira Stiftung
.
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Joseph Borkin:
Die unheilige Allianz der I.G.-Farben. Eine Interessengemeinschaft im Dritten Reich.
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online verfugbar. Die Listen zu den Mitgliedern in Gremien geben den nicht den Stand im Berichtsjahr an, sondern den aktuellen Stand im Folgejahr (Jahr der Veroffentlichung).
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Hans-Ulrich Meier
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Die Pfeilflugelentwicklung in Deutschland bis 1945. Die Geschichte einer Entdeckung bis zu ihren ersten Anwendungen.
Bernard und Graefe Verlag, Bonn 2006,
ISBN 3-7637-6130-6
. Zusammenfassung unter dem Titel
Die Lilienthal-Gesellschaft fur Luftfahrtforschung (LGL) und die Pfeilflugelentwicklung von 1935 bis 1945
online auffindbar in der
Publikationsdatenbank
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Hermann Rein und die Flugmedizin.
Verlag Ferdinand Schoningh, 2018,
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Ich war dabei! Eine Erinnerung an die C. Bosch Rede von 1939.
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Die Prasidenten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus: Max Planck, Carl Bosch und Albert Vogler zwischen Wissenschaft und Macht.
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Ulrike Kohl:
Die Prasidenten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus: Max Planck, Carl Bosch und Albert Vogler zwischen Wissenschaft und Macht.
Steiner, Stuttgart 2002,
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Carl Bosch
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abgerufen am 18. Mai 2024
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Haber and Bosch Named Top Chemical Engineers
Mitteilung der Institution of Chemical Engineers (IChemE), 22. Februar 2011, zitiert bei biospace.com. Siehe auch
Ten chemical engineers that shaped our world (Day 356)
im IChemE-Blog, 18. Mai 2015, Nr. 3: Carl Bosch.
- ↑
Bosch
im
Gazetteer of Planetary Nomenclature
der
IAU
(WGPSN) /
USGS
.
- Anmerkungen
- ↑
Die Bildunterschrift lautet:
“The wreckage, September 21, by explosions, followed by fire, of the great dye works at Oppau near Ludwigshafen in the Rhine, where several hundred persons were killed and thousands injured, was the greatest disaster of its kind that has ever occurred in Germany, and probably in the world. The entire plant was destroyed, as well as the greater part of the surrounding town. The first explosion occurred at the huge gas holders, and the above picture shows the resulting wreckage in their immediate vicinity. Seismographs at the Stuttgart Observatory, some 83 miles away, registered the shock of the first explosion after 7:30 a.m. and a second, more violent one, 22 seconds later. Damage to buildings were reported within a radius of over 50 miles from Oppau.”
?Die Zerstorung der großen Farbwerke in Oppau bei Ludwigshafen am Rhein am 21. September durch Explosionen, gefolgt von Feuern, bei der mehrere Hundert Menschen getotet und Tausende verletzt wurden, war die großte Katastrophe dieser Art, die sich jemals in Deutschland und vermutlich in der Welt ereignet hat. Die gesamte Anlage wurde zerstort, ebenso der großte Teil der umliegenden Stadt. Die erste Explosion ereignete sich bei den riesigen Gasbehaltern, und das obige Bild zeigt die entstandene Verwustung in unmittelbarer Nahe. Seismographen des Stuttgarter Observatoriums, etwa 83 Meilen entfernt, registrierten die Schockwelle der ersten Explosion gegen 7:30 Uhr und eine zweite, heftigere, 22 Sekunden spater. Gebaudeschaden wurden im Umkreis von 50 Meilen von Oppau gemeldet.“
Vorstandsvorsitzende der BASF
Prasidenten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Forderung der Wissenschaften / Max-Planck-Gesellschaft
1901:
van ’t Hoff
|
1902:
E. Fischer
|
1903:
Arrhenius
|
1904:
Ramsay
|
1905:
von Baeyer
|
1906:
Moissan
|
1907:
Buchner
|
1908:
Rutherford
|
1909:
Ostwald
|
1910:
Wallach
|
1911:
Curie
|
1912:
Grignard
,
Sabatier
|
1913:
Werner
|
1914:
Richards
|
1915:
Willstatter
|
1916?1917:
nicht verliehen
|
1918:
Haber
|
1919:
nicht verliehen
|
1920:
Nernst
|
1921:
Soddy
|
1922:
Aston
|
1923:
Pregl
|
1924:
nicht verliehen
|
1925:
Zsigmondy
|
1926:
Svedberg
|
1927:
Wieland
|
1928:
Windaus
|
1929:
Harden
,
von Euler-Chelpin
|
1930:
H. Fischer
|
1931:
Bosch
,
Bergius
|
1932:
Langmuir
|
1933:
nicht verliehen
|
1934:
Urey
|
1935:
F. Joliot-Curie
,
I. Joliot-Curie
|
1936:
Debye
|
1937:
Haworth
,
Karrer
|
1938:
Kuhn
|
1939:
Butenandt
|
1940?1942:
nicht verliehen
|
1943:
de Hevesy
|
1944:
Hahn
|
1945:
Virtanen
|
1946:
Sumner
,
Northrop
,
Stanley
|
1947:
Robinson
|
1948:
Tiselius
|
1949:
Giauque
|
1950:
Diels
,
Alder
|
1951:
McMillan
,
Seaborg
|
1952:
Martin
,
Synge
|
1953:
Staudinger
|
1954:
Pauling
|
1955:
Vigneaud
|
1956:
Hinshelwood
,
Semjonow
|
1957:
Todd
|
1958:
Sanger
|
1959:
Heyrovsky
|
1960:
Libby
|
1961:
Calvin
|
1962:
Perutz
,
Kendrew
|
1963:
Ziegler
,
Natta
|
1964:
Hodgkin
|
1965:
Woodward
|
1966:
Mulliken
|
1967:
Eigen
,
Norrish
,
Porter
|
1968:
Onsager
|
1969:
Barton
,
Hassel
|
1970:
Leloir
|
1971:
Herzberg
|
1972:
Anfinsen
,
Moore
,
Stein
|
1973:
E. O. Fischer
,
Wilkinson
|
1974:
Flory
|
1975:
Cornforth
,
Prelog
|
1976:
Lipscomb
|
1977:
Prigogine
|
1978:
Mitchell
|
1979:
Brown
,
Wittig
|
1980:
Berg
,
Gilbert
,
Sanger
|
1981:
Fukui
,
Hoffmann
|
1982:
Klug
|
1983:
Taube
|
1984:
Merrifield
|
1985:
Hauptman
,
Karle
|
1986:
Herschbach
,
Lee
,
Polanyi
|
1987:
Cram
,
Lehn
,
Pedersen
|
1988:
Deisenhofer
,
Huber
,
Michel
|
1989:
Altman
,
Cech
|
1990:
Corey
|
1991:
Ernst
|
1992:
Marcus
|
1993:
Mullis
,
Smith
|
1994:
Olah
|
1995:
Crutzen
,
Molina
,
Rowland
|
1996:
Curl
,
Kroto
,
Smalley
|
1997:
Boyer
,
Walker
,
Skou
|
1998:
Kohn
,
Pople
|
1999:
Zewail
|
2000:
Heeger
,
MacDiarmid
,
Shirakawa
|
2001:
Knowles
,
Noyori
,
Sharpless
|
2002:
Fenn
,
Tanaka
,
Wuthrich
|
2003:
Agre
,
MacKinnon
|
2004:
Ciechanover
,
Hershko
,
Rose
|
2005:
Chauvin
,
Grubbs
,
Schrock
|
2006:
Kornberg
|
2007:
Ertl
|
2008:
Shimomura
,
Chalfie
,
Tsien
|
2009:
Ramakrishnan
,
Steitz
,
Yonath
|
2010:
Heck
,
Negishi
,
Suzuki
|
2011:
Shechtman
|
2012:
Lefkowitz
,
Kobilka
|
2013:
Karplus
,
Levitt
,
Warshel
|
2014:
Betzig
,
Hell
,
Moerner
|
2015:
Lindahl
,
Modrich
,
Sancar
|
2016:
Sauvage
,
Stoddart
,
Feringa
|
2017:
Dubochet
,
Frank
,
Henderson
|
2018:
Arnold
,
Smith
,
Winter
|
2019:
Goodenough
,
Whittingham
,
Yoshino
|
2020:
Charpentier
,
Doudna
|
2021:
List
,
MacMillan
|
2022:
Bertozzi
,
Meldal
,
Sharpless
|
2023:
Bawendi
,
Brus
,
Jekimow