Filmstudios der CCC Filmkunst GmbH in Berlin-Haselhorst
Die
CCC-Filmkunst
(
Central Cinema Company
) ist eine 1946 in
Berlin
gegrundete deutsche
Filmproduktionsfirma
. Mit mehr als 200 produzierten Kinofilmen zahlt sie zu den bekanntesten Filmfirmen in der Bundesrepublik.
Am 16. September 1946 grundete
Artur Brauner
zusammen mit Joseph Einstein die
Central Cinema Comp.-Film GmbH
mit einem Stammkapital von 21.000
Reichsmark
. Bereits zwei Monate spater schied Einstein wieder aus der Gesellschaft aus und Brauner wurde alleiniger Gesellschafter.
Der erste von der CCC produzierte Film war 1947 das Lustspiel
Herzkonig
unter der Regie von
Helmut Weiss
. Ambitionierter war der darauf folgende Film
Morituri
von
Eugen York
, der die Geschichte polnischer
KZ
-Fluchtlinge erzahlte.
Morituri
wurde allerdings an den Kinokassen ein Misserfolg. Mit den drei 1949 produzierten Filmen
Madchen hinter Gittern
(Regie:
Alfred Braun
),
Man spielt nicht mit der Liebe
(Regie:
Hans Deppe
) und
Funf unter Verdacht
(Regie:
Kurt Hoffmann
) fand die CCC erstmals ihr Erfolgsrezept und bewegte sich in einer Mischung aus Drama, Kriminalfilm und komodiantischen Aspekten zwischen ernsthafter Kinokunst und Unterhaltungsfilm.
Historisches Logo der CCC-Film
Die CCC setzte diese Linie Anfang der 1950er Jahre fort und produzierte neben Komodien wie
Das Madel aus der Konfektion
(Regie:
Carl Boese
) auch dramatische und am Zeitgeschehen orientierte Filme wie
Epilog ? Das Geheimnis der Orplid
(Regie:
Helmut Kautner
),
Sundige Grenze
(Regie:
R. A. Stemmle
) und
Schwarze Augen
(Regie:
Geza von Bolvary
). Da das Publikum eher leichte Unterhaltung bevorzugte, verlegte sich die CCC mehr und mehr auf Lustspiele wie
Der keusche Lebemann
(1952, Regie: Carl Boese) und
Raub der Sabinerinnen
(1954, Regie: Kurt Hoffmann) sowie Abenteuerfilme wie
Maharadscha wider Willen
(1950, Regie:
Akos von Rathonyi
) und
Stern von Rio
(1954, Regie:
Kurt Neumann
) sowie Melodramen wie
Die Privatsekretarin
(1953, Regie:
Paul Martin
) und
Liebe ohne Illusion
(1955, Regie:
Erich Engel
).
Ambitionierte Projekte waren
Die Spur fuhrt nach Berlin
(1952, Regie:
Franz Cap
) und
Der 20. Juli
(1955, Regie:
Falk Harnack
). Literaturverfilmungen erganzten ab Mitte der 1950er Jahre das Produktportfolio der CCC, etwa
Die Ratten
(1955, Regie:
Robert Siodmak
) nach
Gerhart Hauptmann
,
Studentin Helene Willfuer
(1956, Regie:
Rudolf Jugert
) nach
Vicki Baum
oder
Vor Sonnenuntergang
(1956, Regie:
Gottfried Reinhardt
) nach Gerhart Hauptmann.
Die CCC erwarb bereits 1950 das Gelande einer Versuchsanstalt fur chemische Kampfstoffe in
Berlin-Haselhorst
und nutzte die vorhandenen Raumlichkeiten fur die Filmproduktion. Bis zum Ende der 1950er Jahre wurden dort funf weitere Hallen erbaut. Das Gelande wurde somit zu einem der am modernsten ausgestatteten Filmstudios Europas. Fernsehanstalten aus den USA nutzten diese Moglichkeiten und produzierten dort regelmaßig Programme.
Filmplakate der CCC Filmkunst von 1950?1990
Die CCC bekam einen neuen Titelvorspann mit Musik von
Martin Bottcher
, der dann auch die Musik zu zehn
Karl-May-Filmen
schrieb, fur Brauner jedoch nur die Musik zu
Der Schut
(1964) und
Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten
(1968).
Brauner musste die von ihm geschaffenen Produktionskapazitaten auslasten und verlegte sich in den 1960ern auf aufwandige Großproduktionen und Historiendramen wie
Der Tiger von Eschnapur
und
Das indische Grabmal
(1959, Regie:
Fritz Lang
),
Herrin der Welt
(1960, Regie:
William Dieterle
),
Dschingis Khan
(in Coproduktion mit
Irving Allen
, 1964, Regie:
Henry Levin
),
Die Nibelungen
(1966, Regie:
Harald Reinl
) oder
Kampf um Rom
(1968, Regie: Robert Siodmak). Brauner holte dafur emigrierte Filmregisseure wie Lang, Siodmak, Dieterle oder
Gerd Oswald
nach Deutschland zuruck und setzte auf die Zusammenarbeit mit routinierten amerikanischen B-Filmern wie
Hugo Fregonese
und
Russ Meyer
.
Mitte der 1960er Jahre wurde in der Bundesrepublik unter dem Eindruck der franzosischen
Nouvelle Vague
der Ruf nach zeitgemaßeren, aus personlichen Erfahrungen gespeisten Filmen laut. Brauner propagierte daraufhin seine Idee der ?Riskanten Welle“, doch der einzige Versuch eines solchen Projekts
Mensch und Bestie
unter der Regie von
Edwin Zbonek
misslang kunstlerisch wie kommerziell. Die CCC verlegte sich wieder auf den popularen Unterhaltungsfilm und produzierte mehrere
Karl-May-Verfilmungen
:
Old Shatterhand
und
Der Schut
(beide 1964),
Der Schatz der Azteken
und dessen Fortsetzung
Die Pyramide des Sonnengottes
(beide 1965) sowie noch im selben Jahr
Durchs wilde Kurdistan
und dessen Fortsetzung
Im Reiche des silbernen Lowen
, fur die der Star
Lex Barker
erst seine zusatzliche Gage einklagen musste. Der Abschluss einer der erfolgreichsten Filmreihen Deutschlands erfolgte mit der CCC-Produktion
Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten
(1968). Außerdem realisierte die Firma zwischen 1960 und 1964 eine kleine Filmreihe nach dem beruhmten
Dr.-Mabuse-Stoff
sowie weitere Kriminalfilme, darunter
Der Fluch der gelben Schlange
(1963) nach
Edgar Wallace
und im Fahrwasser der
erfolgreichen Filmreihe
mehrere Filme nach Vorlagen dessen Sohnes
Bryan Edgar Wallace
. Bereits 1965 musste Brauner sein Studiogelande erheblich verkleinern, als das
ZDF
dort nicht mehr produzierte und komplett nach Mainz zog.
1970 erhielt der CCC-Film
Der Garten der Finzi Contini
(
Il Giardino dei Finzi-Contini
) von
Vittorio De Sica
den
Oscar
als
Best Foreign Language Film
, der von der italienischen Filmfirma
Documento Film
koproduziert wurde.
Anfang der 1970er schloss Brauner seine Studios und entließ die letzten verbliebenen 85 Angestellten. Die Studios bestehen weiterhin und sind unter dem Namen
Filmatelier Haselhorst
noch in Betrieb. Statt einer kontinuierlichen Filmproduktion verlegte sich Brauner mit der CCC auf einzelne Projekte wie
Sie sind frei, Dr. Korczak
(1974,
Aleksander Ford
),
Eine Liebe in Deutschland
(1983,
Andrzej Wajda
) oder
Hanussen
(1988, Istvan Szabo). Filme wie
Die weiße Rose
(1983,
Michael Verhoeven
),
Hitlerjunge Salomon
(1990,
Agnieszka Holland
),
Babij Jar ? Das vergessene Verbrechen
(2003,
Jeff Kanew
) und
Der letzte Zug
(2006,
Joseph Vilsmaier
und
Dana Vavrova
) zeugen von Brauners nachhaltigem Interesse, die Verbrechen des
Nationalsozialismus
kunstlerisch zu thematisieren.
Es folgten TV-Serien wie z. B.
Im Namen des Gesetzes
(RTL), die mehr als 13 Jahre alle Episoden von 1993 bis 2007 in den Filmstudios Haselhorst drehten.
2006 bis Ende 2008 wurden in Atelier 4 die erste, zweite und die dritte Staffel der erfolgreichen und mit dem
Grimme-Preis
gekronten ZDF-Serie
KDD-Kriminaldauerdienst
gedreht.
Seit Mitte 2015 zeichnet Artur Brauners Tochter
Alice
fur die Sanierung der CCC-Filmstudios in Haselhorst verantwortlich.
Der gesamte Studioanteil der ersten deutschen Netflix-Serie
Dark
wurde zu Beginn 2017 komplett in den CCC-Filmstudios gedreht. Zudem wurde nach dem großen Erfolg der Mini-Serie
Ku’damm 56
der gesamte Studioanteil der Nachfolge-Mini-Serie
Ku’damm 59
in allen drei Ateliers gedreht.