Burjaten

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Selenginski-Burjaten

Die Burjaten , veraltet auch Burjaten und Burjat-Mongolen ( burjatisch буряадууд), sind eine mongolische Ethnie in Sibirien , dort insbesondere in Burjatien (2021: 295.273 Personen), und in den Gebieten Region Transbaikalien (2021: 65.590 Personen) und Irkutsk (2021: 74.746 Personen). Kleinere Gruppen leben in der Mongolei (Volkszahlung 2020: 45.087 Personen) und der Volksrepublik China . Bei der russischen Volkszahlung 2021 gab es 460.053 Burjaten [1] , womit sie die großte nationale Minderheit in Sibirien darstellen. [2] Neben Burjatisch sprechen sie heute vor allem Russisch.

Karte der Verbreitung mongolischer Sprachen. Orange markiert ist die Sprache der Burjaten.

Der Name ?Burjaten“ wird zum ersten Mal in der Geheimen Geschichte der Mongolen (wahrscheinlich 1240) erwahnt. Der russische Staat verleibte sich die Bevolkerung und das Territorium durch Vertrage von 1668 und 1728 ein, wodurch die Gebiete auf beiden Seiten des Baikalsees von der Mongolei getrennt wurden. Die burjatische Bevolkerung wuchs von 27.700 in der Mitte des 17. Jahrhunderts auf 300.000 am Anfang des 20. Jahrhunderts an.

Die historischen Wurzeln der burjatischen Kultur sind mit denen der Mongolen verwandt. Nachdem Burjatien Russland eingegliedert worden war, wurde es zwei Traditionen ausgesetzt: dem Christentum und dem Buddhismus . Die Burjaten westlich des Baikalsees (westliche Burjaten) wurden ? russifiziert “ und gaben bald die hirtennomadische Lebensweise zugunsten von Ackerbau auf, wohingegen die ostlich lebenden Burjaten (Transbaikalen) den Mongolen naher stehen. Sie lebten die nomadische Lebensweise langer als die westlichen Burjaten und leben heutzutage nicht mehr in Jurten , sind aber meist Buddhisten. 1741 wurde der lamaistische Zweig des Buddhismus in Russland offiziell als Religion anerkannt, und der erste burjatische Dazan (buddhistisches Kloster ) wurde gebaut.

Die zweite Halfte des 19. Jahrhunderts und der Anfang des 20. Jahrhunderts waren fur die burjatisch-buddhistische Religion (48 Dazans 1914) eine Periode des Wachstums. Der Buddhismus wurde zu einem bedeutenden Faktor in der kulturellen Entwicklung der Burjaten. Nach der Oktoberrevolution verhielten sich die meisten Lamas der sowjetischen Staatsmacht gegenuber loyal. 1925 begann ein Kampf gegen Religion und Kirche in Burjatien. Die treibende Kraft hierbei war Andrej Smetankin. Nach und nach wurden Dazans geschlossen und die Aktivitaten der Kirche eingeschrankt. Infolgedessen horte die buddhistische Glaubensgemeinschaft 1930 weitgehend auf zu existieren, und Tausende von kulturellen Schatzen wurden zerstort. Bemuhungen, die Organisation des Buddhismus wiederzubeleben, setzten wahrend des Zweiten Weltkrieges ein, woraufhin sie 1946 wieder gegrundet wurde. Ein wirkliches Wiederaufleben des Buddhismus fand in den spaten 1980er Jahren statt, was sich als wichtiger Faktor der nationalen Einigung und spirituellen Wiedergeburt erwies.

Buddhistisches Kloster in Dacan Iwołgi?ski

1923 wurde die Burjat-Mongolische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik gegrundet; sie umfasste die Baikal-Provinz (Pribaykalskaya guberniya) mit einer mehrheitlich russischen Bevolkerung. 1937 trennte die Regierung Stalins, in der Absicht, die Burjaten auf verschiedene Verwaltungseinheiten zu zerteilen, einige Gebiete ( Rajons ) von der Burjatisch-Mongolischen ASSR ab und bildete die beiden autonomen burjatischen Bezirke ( Okrug ) Ust-Orda und Aga . Zur selben Zeit wurden einige Bezirke mit burjatischer Bevolkerung ganz abgespalten. Burjatischen Nationalismus furchtend, ließ Josef Stalin mehr als 10.000 Burjaten ermorden. 1958 wurde die Bezeichnung ?Mongolisch“ aus dem Namen der Republik entfernt (Burjatische ASSR). 1990 erklarte sich die BASSR fur unabhangig und nahm 1992 den Namen Republik Burjatien an. Die Verfassung der Republik wurde 1994 vom Parlament angenommen, und 1995 wurde ein bilaterales Abkommen mit der Russischen Foderation unterzeichnet.

Die ursprungliche Religion der Burjaten war der Tengrismus . Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war jedoch der Buddhismus auch unter den transbaikalischen Burjaten etabliert und beeinflusste Alltag, Kultur und Lebensanschauung. Dies fuhrte zu einer synkretistischen Vermischung der vormals animistisch-schamanischen mit buddhistischen Vorstellungen. Beispiel ist der ursprunglich aus China stammende Schamanenspiegel toli bei den Burjaten und das Auftreten von Personen, die sowohl Lama wie Schamanen waren. [3]

Zum fruheren Schamanen der Burjaten gehorte die Geweihkrone, ein Schamanenstock und die Toli-Spiegel. Er hatte einen großen Aufgabenbereich ? unter anderem als Seelenbegleiter und Wahrsager ? und einen hohen Status. Es gab mannliche und weibliche Schamanen. Wie bei vielen mongolischen und Turkvolkern gab es einen Adlerkult und ebenso einen Sonnenkult wie in der altiranischen Religion.

Trotz der Russifizierung und Sowjetisierung im 20. Jahrhundert, die massive Veranderungen der bisherigen Lebensweise und Kultur mit sich brachten, uberlebte das Schamanentum. Allerdings dienen die heutigen Schamanen nicht mehr dem Wohl einzelner Clans, sondern sie haben Organisationen gegrundet, in denen man ihre Dienste als Heiler oder Ritualbegleiter in Anspruch nehmen kann und die sich der Erhaltung bzw. Rekonstruktion und Weitergabe des traditionellen Wissens widmen. Die Schamanen sind ein Symbol der kulturellen Identitat aller Burjaten geworden, obwohl bereits viele Aspekte des Schamanismus verloren gegangen sind. Um dies auszugleichen, wurden Kontakte zum westlich-esoterischen Neoschamanismus geknupft, der allerdings zu erheblichen Verfalschungen der ethnischen Vorstellungen fuhrt. [4] [5]

Beruhmte Burjaten

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Commons : Burjaten  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Von den Kurilen bis nach Kaliningrad: Die Brauche der Volker Russlands: Die Burjaten. In: Stimme Russlands . 18. September 2010, archiviert vom Original am 21. September 2010 ; .
  • Catrin Watermann: Ihr Held heißt Dschingis Khan. In: Deutschlandfunk -Sendung ?Sonntagsspaziergang“. 3. Mai 2009 ; .
  • Catrin Watermann: Mit Dschingis Khan und Chodorkowski. In: Berliner Zeitung . 28. Marz 2008, archiviert vom Original am 1. April 2008 ; .

Einzelnachweise

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  1. Том 5. ≪Национальный состав и владение языками≫. Таблица 1. Национальный состав населения (Bevolkerung nach Volksgruppe, Volkszahlung 2021). Abgerufen am 21. Januar 2023 . Rosstat
  2. James Forsyth: A History of the Peoples of Siberia. Russia’s north Asian colony; 1581?1990 . Neuaufl. University Press, Cambridge 2010, ISBN 978-0-521-47771-0 .
  3. Erich Kasten (Hrsg.): Schamanen Sibiriens. Magier ? Mittler ? Heiler. Zur Ausstellung im Linden-Museum Stuttgart, 13. Dezember 2008 bis 28. Juni 2009, Reimer Verlag 2009, ISBN 978-3-496-02812-3 , S. 164?167.
  4. Gabriel Gutiu: Der Wandel des Schamanismus in Burjatien ? Eine Erklarung unter Berucksichtigung der Untersuchung von Winkelman und kulturmaterialistischer Theorie. Diplomarbeit, Universitat Wien 2012. Online-Version : S. 68?69, 85?86, 89, 91?92.
  5. Ippei Shimamura: The Roots Seekers: Shamanism and Ethnicity Among the Mongol Buryats. Shumpusha, Yokohama, 2014, ISBN 978-4-86110-397-1 .