Die Bezeichnung
Burgunderwein
kann zwei Kategorien von
Weinen
bezeichnen: Entweder sind damit Weine aus Burgunder-Rebsorten gemeint oder aber Weine aus dem
Weinanbaugebiet Burgund
in Frankreich.
Im deutschsprachigen Raum ist Burgunder die Sammelbezeichnung fur die Weine aus den verwandten Pinot-
Rebsorten
, da mehrfach Reben aus der franzosischen Region
Burgund
nach Deutschland gebracht wurden. Der genaue Ursprung der Pinot-Familie ist unklar: Er liegt vermutlich im Dreieck zwischen dem Sudwesten Deutschlands, dem Genfer See (Schweiz) und dem Rhonetal (Frankreich).
[1]
Echte Burgundersorten der Pinot-Familie, die wohl alle aus Spatburgunder oder Schwarzriesling mutierten, sind:
Rotweinsorten:
- Spatburgunder
, auch
Pinot Noir
,
Blauer Burgunder
,
Blauburgunder
,
Blauer Spatburgunder
- Schwarzriesling
, auch
Mullerrebe
,
Pinot Meunier
, nach neuesten Forschungen wohl der Stammvater der Pinot-Familie
- Fruhburgunder
,
Blauer Fruhburgunder
- Sankt Laurent
, auch
Saint Laurent
,
Pinot Saint Laurent
.
- Pinot Liebault
, dem Spatburgunder eng verwandt
- Samtrot
, eine Mutation des Schwarzriesling
Weißweinsorten:
Burgundertypen (phanotypisch ahnlich bzw. Kreuzungen mit Burgundersorten):
Der Burgunder Anteil am deutschen Rebsortenspiegel ist sukzessive gestiegen. Die Weinbergsflachen aller Burgundersorten betragen zusammen 29.735 Hektar (Stand: 2019) und machen damit fast ein Drittel des gesamten deutschen Rebsortenspiegels aus.
[2]
Die Deutsche Weinkonigin 2019/2020
Angelina Vogt
spricht von einem ?Burgunderwunder“.
[3]
Mit einer Anbauflache von 11.767 ha steht Deutschland an dritter Stelle des weltweiten Pinot Noir Anbaus nach Frankreich und den USA.
[4]
Beim Grauburgunder steht Deutschland an dritter Stelle des weltweiten Pinot gris Anbaus nach Italien und den USA.
[4]
Beim Weißburgunderanbau steht Deutschland mit 5.334 ha mit Abstand an der Weltspitze.
[4]
Als Burgunder werden ebenfalls die Weine aus dem franzosischen
Weinbaugebiet Burgund
bezeichnet, nicht jedoch die des
Beaujolais
, das nur verwaltungstechnisch, jedoch nicht historisch und weinbaulich gesehen zur Region
Burgund
gehort. Die Weine werden uberwiegend aus Pinot noir und Chardonnay, z. T. aber auch aus Aligote und Gamay gekeltert. Man findet aber wie bei fast allen franzosischen
AOC
-Weinen keine Rebsortenbezeichnung auf dem Etikett, sondern eine Gebietsbezeichnung. Durch die Gebietsbezeichnung werden jedoch auch die Rebsorten festgelegt, weil in der Appellation
Qualitatsweine
nur aus den gesetzlich vorgegebenen Rebsorten erzeugt werden durfen; dies konnen durchaus mehrere Sorten sein, die dann auch gemischt werden durfen (
Assemblage
).
Die
Rotweine
aus dem Burgund werden ausschließlich aus
Pinot Noir
gekeltert; nur fur
Bourgogne Passetoutgrains
und
Bourgogne Grand Ordinaire
ist auch
Gamay
zugelassen. Das Rotweingebiet von Burgund liegt an der
Cote d’Or
, sudlich von
Dijon
. Dort entstehen in den Weinbergen der
Cote de Nuits
und
Cote de Beaune
die hochwertigsten Burgunder und mit die teuersten Rotweine der Welt. Erschwinglicher sind die Gewachse der sich sudlich anschließenden
Cote Chalonnaise
.
An einen einfachen Wein der
Appellation Bourgogne Controlee
werden bereits hohe Anforderungen gestellt; insbesondere Ertragsbeschrankungen sind zu beachten. Die Gebiete werden von einzelnen Dorflagen
(Villages)
bis in zum Teil nur wenige
Hektar
große Parzellen eingeteilt, die als gekennzeichnete
Einzellagen
(
Premier Cru
,
Grand Cru
)
auf den Markt kommen. Diese Lagen werden nach ihrem Potenzial ausgezeichnet, hochwertige Weine zu erzeugen. Da diese meist kleinen Lagen, anders als z. B. ein großes Chateau im
Bordeaux
, nur sehr wenig Wein produzieren, sind die Burgunderweine nicht zu solchem Bekanntheitsgrad wie Bordeaux-Weine gekommen.
Burgunder sind im Anbau wesentlich fragiler als die Bordeaux-Weine und auch nicht uber so lange Jahre lagerfahig wie diese. Diese Empfindlichkeit der Rebsorte Pinot Noir und der damit verbundene hohe Aufwand im Anbau und der
Vinifikation
lasst die Burgunder-Weine fern der heute gangigen Bewertungssysteme (
Parker
u. a.) eine eigene Dynamik entwickeln, die von einer kleinen Gemeinde von Liebhabern hoch geschatzt wird. Fur einen
Grand Echezeaux
, einen
Richebourg
, einen
Chambertin
, einen
Musigny
oder gar fur einen Wein der Domaine
Romanee-Conti
konnen auf dem Markt daher ahnliche Preise wie fur die beruhmtesten
Grand-Cru-Classe
-Weine aus dem Bordeaux erzielt werden.
Die bekannten weißen Burgunderweine bestehen zumeist aus
Chardonnay
; nur noch selten wird auch die Rebsorte
Aligote
angebaut. Es gibt drei große Anbaugebiete: das Stammgebiet der Rebe, die Cote de Beaune, das
Maconnais
im Suden des Burgund sowie die Region von
Chablis
. Die Weine von der Cote de Beaune sind volle, nicht so saurebetonte Weißweine. Die Gebietseinteilung erfolgt hier ahnlich wie schon bei den Rotweinen beschrieben. Der beruhmteste und teuerste weiße Burgunder ist der
Montrachet
. Bekannte Orte sind
Meursault
,
Chassagne-Montrachet
und
Puligny-Montrachet
an der Cote de Beaune sowie
Pouilly-Fuisse
im Maconnais.
Auf den Kalksteinboden des
Chablis
, welches selbst lange im Schatten der Cote de Beaune lag, erhalten die Weine einen mineralischen Ton und sind meist nicht ganz so voll wie die sudlicheren Chardonnays. Auch hier gibt es zahlreiche Dorf- und Kleinstlagen, welche je nach ihrer Qualitatseinstufung (Premier Cru, Grand Cru) ebenfalls hohe Preise erzielen konnen.
- Michel Mastrojanni:
Le Grand Livre du Bourgogne
. Editions Solar, Paris 1995,
ISBN 2-263-02181-7
- ↑
Interview
(
Memento
vom 18. Oktober 2007 im
Internet Archive
) mit Carole Meredith gefuhrt mit David Graves von Saintsbury Vineyards; abgerufen am 23. Februar 2024.
- ↑
Burgunderland Deutschland
, Deutsches Weininstitut, abgerufen am 14. Juni 2020
- ↑
Angelina Vogt und das #BurgunderWunder
auf:
Deutsches Weininstitut
, abgerufen am 14. Juni 2020
- ↑
a
b
c
Deutsches Weininstitut
:
Statistik 2019/2020
. Bodenheim 2019 (
deutscheweine.de
[PDF;
706
kB
] (Bestockte Rebflachen und wichtige Rebsorten nach Anbaugebieten 2018)).