Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbande

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Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbande
(BDA)
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Rechtsform eingetragener Verein
Grundung 1949 in Wiesbaden
Sitz Berlin
Zweck Interessenverband der deutschen Arbeitgeber
Vorsitz Rainer Dulger (Prasident)
Geschaftsfuhrung Steffen Kampeter
Website arbeitgeber.de

Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbande e. V. ( BDA ; auch Bund Deutscher Arbeitgeberverbande ) ist der arbeits- und sozialpolitische Spitzenverband der gesamten deutschen Wirtschaft und hat ihren Sitz in Berlin (von 1951 bis 1999 in Koln ). Die BDA vertritt als Interessenverband aller Branchen der privaten gewerblichen Wirtschaft in Deutschland die Arbeitgeberseite von ca. 70 % der Beschaftigten.

Historisches Logo

Die Arbeitgeberverbande entstanden in Reaktion auf die Gewerkschaften . Schon 1869 grundete sich der Deutsche Buchdruckerverein als erster und altester Arbeitgeberverband. Im April 1904 kam es zur Grundung der Hauptstelle der deutschen Arbeitgeberverbande mit Sitz in Berlin und 1913 zur ? Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbande “. Dieser entstand aus einer Fusion zweier rivalisierender Spitzenverbande, der Hauptstelle deutscher Arbeitgeberverbande (gegrundet 1904 als Vertretung der schwerindustriellen Arbeitgeber) und dem Verein deutscher Arbeitgeberverbande (gegrundet 1904 als Vertretung der Arbeitgeber in der verarbeitenden Industrie).

1920 waren bereits Betriebe mit 8 Millionen Mitarbeitern in Arbeitgeberverbanden organisiert. Nach der Machtergreifung der NSDAP losten sich die Arbeitgeberverbande unter dem Druck der Nationalsozialisten auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben die Arbeitgeberverbande in der Sowjetischen Besatzungszone bzw. DDR verboten. In den Westsektoren knupfte man an die Traditionen der Zeit vor 1933 an. 1947 wurde die Arbeitsgemeinschaft der Arbeitgeber der Westzone gebildet, aus der 1948 das Zentralsekretariat der Arbeitgeber des Vereinigten Wirtschaftsgebietes wurde. Noch vor Inkrafttreten des Grundgesetzes fand im Januar 1949 die konstituierende Sitzung der sozialpolitischen Arbeitsgemeinschaft der Arbeitgeberverbande des vereinigten Wirtschaftsgebietes mit Sitz in Wiesbaden durch Vertreter von 23 fachlichen und acht fachubergreifenden Arbeitgeberverbanden statt.

Nachdem sich Ende 1949 auch die Verbande auf dem Gebiet der ehemaligen Franzosischen Besatzungszone angeschlossen hatten, wurde im November 1950 der Name ?Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbande“ festgelegt.

Mit dem Aufbau von Verbandsstrukturen nach westdeutschem Vorbild in den Neuen Bundeslandern 1990 etablierte sich die BDA als gesamtdeutscher Arbeitgeberverband. 1999 folgte die BDA dem Umzug der Regierung nach Berlin und zog an die Spree. Dort teilt sie sich das Haus der Deutschen Wirtschaft in der Breiten Straße 29 mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie und dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag .

Unter dem Dach der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbande sind die deutschen Arbeitgeberverbande zusammengefasst. Ihre Mitglieder sind 14 uberfachliche Landesvereinigungen (gemeinsame Landesvereinigungen zwischen Berlin und Brandenburg sowie Hamburg und Schleswig-Holstein ) mit jeweils uberfachlichen Regionalverbanden, des Weiteren 47 Bundesfachspitzenverbande mit jeweiligen Landes- und regionalen Fachverbanden aus den Bereichen Industrie , Dienstleistung , Finanzwirtschaft , Handel , Verkehr , Handwerk und Landwirtschaft . Insgesamt sind circa eine Million Unternehmen mittelbar Mitglied der BDA. Diese beschaftigen rund 70 Prozent aller Arbeitnehmer. Der großte Arbeitgeber in Deutschland, die Offentliche Hand , gehort allerdings nicht zu den Arbeitgeberverbanden.

Die BDA ist ein eingetragener Verein nach § 21 BGB . Sie ist als Berufsverband mit dem Zweck, die Interessen der Arbeitgeber in unserer pluralistischen Gesellschaft zu vertreten, dem Gemeinwohl verpflichtet und daher steuerbefreit.

Die wichtigsten Organe sind die Mitgliederversammlung, der Vorstand, das Prasidium, die Hauptgeschaftsfuhrung, die Ausschusse und die Walter-Raymond-Stiftung . [1]

Die Mitgliederversammlung, die jahrlich stattfindet, wahlt den Prasidenten auf zwei Jahre, das Prasidium sowie Mitglieder des Vorstandes und ist verantwortlich fur den Haushalt und die Beitragsordnung.

Der Vorstand nimmt neue Mitglieder auf, setzt Ausschusse ein und gibt einstimmig tarifpolitische Empfehlungen ab. Er bestimmt die grundlegenden Richtungsentscheidungen.

Das Prasidium handelt in dem vom Vorstand gesteckten Rahmen und ist das zentrale Entscheidungsorgan. Es besteht aus dem Prasidenten, acht Vizeprasidenten einschließlich des Schatzmeisters und 38 weiteren Mitgliedern [2] und reprasentiert die gesamte Bandbreite der deutschen Wirtschaft. Prasident und Vizeprasidenten bilden gemaß § 26 BGB den juristischen Vorstand der BDA.

Die Hauptgeschaftsfuhrung wird auf Vorschlag des Prasidenten vom Vorstand berufen. Der Hauptgeschaftsfuhrer und zwei Mitglieder der Hauptgeschaftsfuhrung leiten die laufenden Geschafte in enger Absprache mit dem Prasidenten.

Zudem bestehen 75 Ausschusse und Arbeitskreise, die sich mit Sachfragen beschaftigen, darunter vier gemeinsame mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie . Ihre Vorschlage und Stellungnahmen sind Grundlage fur die Entscheidungen von Vorstand und Prasidium.

Auf europaischer Ebene besteht die Businesseurope (ehemals Union des Confederations de l'Industrie et des Employeurs d'Europe ). International ist die BDA in der International Organisation of Employers vertreten.

An der Spitze der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbande steht der Prasident . Dieses Amt hatten seit 1949 folgende Personen inne:

Hauptgeschaftsfuhrer

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Eine weitere wesentliche Funktion in der BDA nimmt der Hauptgeschaftsfuhrer ein:

Bundesfachspitzenverbande

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Fur ihre Mitglieder vertritt die BDA die unternehmerischen Interessen in der politischen Willensbildung. Ihr stehen dabei die Legislative, die Exekutive, Gewerkschaften, gesellschaftliche Gruppen und die Offentlichkeit gegenuber. Die BDA berat die Entscheidungstrager von den ersten Gesetzes-Entwurfen im Ministerium uber die parlamentarischen Beratungen und Ausschuss-Sitzungen bis zur abschließenden Behandlung im Bundesrat. Durch das Erstellen von Konzepten in ihren Themenbereichen nimmt sie Einfluss auf die gesellschaftliche Willensbildung. In verschiedenen Gremien werden neue Positionen erarbeitet und Informationen aufbereitet. Sie ist auch in den Selbstverwaltungsorganen aller Sozialversicherungen vertreten.

Die BDA deckt die Themenfelder Beschaftigungspolitik, Soziale Sicherung, Arbeitsrecht, Tarifpolitik, Bildung, Europapolitik, Gesellschaftspolitik und Volkswirtschaft ab. Dieses schlagt sich auch in ihrer Abteilungsstruktur nieder.

Daruber hinaus bietet die BDA ihren Mitgliedern umfangreiche Informationsdienste. Sie informiert fruhzeitig uber gesetzliche Entwicklungen und bewertet getroffene politische Entscheidungen sowie arbeitsrechtliche Urteile insbesondere in Hinblick auf ihre Folgen fur die Unternehmen. Dazu versendet sie jahrlich 1.000 Informationsrundschreiben und bearbeitet 15.000 Anfragen pro Jahr. [3]

Politische Einflussnahme

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Der Widerstand gegen den Schutz von Whistleblowern

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Roland Wolf, Geschaftsfuhrer und Leiter der Abteilung Arbeitsrecht der BDA, sprach sich bei einer offentlichen Anhorung im Bundestag am 16. Marz 2015 gegen ein vorgeschlagenes Whistleblower -Schutzgesetz fur Deutschland aus. [4]

Einflussnahme auf die politische Bildung

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Im Juli 2015 erließ das Bundesministerium des Innern (BMI) ein vorlaufiges Vertriebsverbot gegen die von der Bundeszentrale fur politische Bildung (bpb) herausgegebene Publikation ?Okonomie und Gesellschaft“ aus der Schriftenreihe ?Themen und Materialien“. [5] Das Verbot erfolgte auf Initiative der BDA und mit der Begrundung eines Verstoßes gegen den Beutelsbacher Konsens . Der Wissenschaftliche Beirat der bpb kam nach Uberprufung der Vorwurfe zu dem Schluss, die Publikation sei unproblematisch; der BDA habe seine Vorwurfe in skandalisierender Absicht mit ?verkurzenden“ und ?verfalschenden“ Zitaten belegt; so sei beispielsweise ohne Kenntlichmachung direkt aus Materialien zitiert worden. Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft fur Soziologie kritisierte die Maßnahmen des BMI und ?verwehrt sich gegen den massiven Eingriff des Ministeriums in die Freiheit der Wissenschaft“; weiter kritisiert er den ?politischen Vorstoß der BDA“, der ?das Gebot der Wissenschaftsorientierung von Bildung“ ignoriere. [6] Auch die Gewerkschaft IG Metall kritisierte den Vorgang als ?Skandal“. [7]

  • BDA (Hrsg.): Die BDA ? Im Dienst der Unternehmen. Berlin 2006, ISBN 3-938349-15-8 .
  • Martin Behrens: Das Paradox der Arbeitgeberverbande . Sigma, Berlin 2011, ISBN 978-3-8360-8730-8 .
  • Gerhard Erdmann: Die deutschen Arbeitgeberverbande im sozialgeschichtlichen Wandel der Zeit. Luchterhand, Neuwied/Berlin 1966.
  • Roswitha Leckebusch: Entstehung und Wandlung der Zielsetzungen, der Struktur und der Wirkungen von Arbeitgeberverbanden. Duncker & Humblot, Berlin 1966.
  • Robert Lorenz: Siegfried Balke ? Grenzganger zwischen Wirtschaft und Politik in der Ara Adenauer. Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8382-0137-5 .
  • Paul R. Melot de Beauregard: Mitgliedschaft in Arbeitgeberverbanden und Tarifbindung. Dissertation . 2001, ISBN 3-631-39295-8 .
  • Wolfgang Schroder, Bernhard Wessels (Hrsg.): Handbuch Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbande in Deutschland . VS Verlag fur Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-531-14195-4 .
  • Offizielle Website
  • Broschure 60 Jahre BDA ( Memento vom 9. Marz 2016 im Internet Archive )

Einzelnachweise

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  1. http://www.wrst.de/start.html
  2. Das Prasidium der BDA. In: Uber uns , Stand: Januar 2021. Auf Arbeitgeber.de, abgerufen am 20. Januar 2021 ( PDF ; 2,8 MB, Stand: Januar 2020).
  3. Jochen Gaugele und Tobias Kisling: BDA-Prasident Dulger: 12 Euro Mindestlohn "brandgefahrlich". 16. Oktober 2021, abgerufen am 26. Oktober 2021 (deutsch).
  4. youtube.com
  5. Bundeszentrale fur Politische Bildung : Shop / Lernen / Themen und Materialien / Okonomie und Gesellschaft. Abgerufen am 25. Oktober 2015.
  6. Meldung des Vorstands der DGS ( Memento vom 3. Mai 2016 im Internet Archive ), 23. Oktober 2015.
  7. Unternehmerlobby lasst Bundeszentrale zensieren , Neues Deutschland, 24. Oktober 2015.