Bruay-la-Buissiere
ist eine
franzosische Gemeinde
mit 21.827 Einwohnern (1. Januar 2021) im
Departement Pas-de-Calais
in der
Region
Hauts-de-France
in der historischen Provinz
Artois
. Sie gehort zum
Arrondissement Bethune
und zum
Kanton Bruay-la-Buissiere
, zudem Mitglied des Gemeindeverbands
Bethune-Bruay, Artois-Lys Romane
. Die Stadt entstand 1987 durch den Zusammenschluss von Bruay-en-Artois und Labuissiere.
Lage Bruays im nordfranzosischen Kohlebecken
(bassin minier)
Bruay-la-Buissiere liegt im Westen des nordfranzosischen
Kohlebeckens
, funf Kilometer sudwestlich von
Bethune
, rund 20 Kilometer westlich von
Lens
und 33 km nordwestlich von
Arras
. Nachbargemeinden sind (im Uhrzeigersinn, beginnend im Suden)
Houdain
,
Divion
,
Calonne-Ricouart
,
Marles-les-Mines
,
Lapugnoy
,
Labeuvriere
,
Gosnay
,
Hesdigneul-les-Bethune
und
Haillicourt
.
Das Gemeindegebiet erstreckt sich uber 16,4 km² und erreicht eine maximale Hohe von 106 m uber NN. Der nordliche Stadtteil Labuissiere grenzt an das ausgedehnte Waldgebiet des
Bois des dames
, seit 1984 unter Schutz gestellt
(Foret de protection)
und Teil einer uberortlichen
Grunachse
in dem dicht besiedelten Gebiet. Nach Sudwesten, in Richtung
Saint-Pol-sur-Ternoise
, geht die Landschaft in eine
agrarisch
gepragte Region uber. Das Flusschen
Lawe
durchquert das Gemeindegebiet.
Bruay-la-Buissiere liegt an der Route Nationale N 41, die uber Bethune nach
Lille
fuhrt und am Nordrand Bruays Anschluss an die
Autoroute des Anglais
(A 26)
zwischen
Calais
und
Troyes
hat.
Uber eine eigene Eisenbahnanbindung verfugt die Stadt nicht; die nachstliegenden Bahnhofe befinden sich in Bethune und
Auchel
.
Grube 3 um 1900
Abraumhalde
in Bruay
Seit dem Mittelalter waren Bruay und Labuissiere Dorfer in der
Grafschaft Artois
. Seit dem 14. Jahrhundert besaßen die Grafen in Labuissiere ein befestigtes Schloss
(chateau)
.
Zechenkolonie der
Compagnie des mines de Bruay
(in Haillicourt)
Die jungere Geschichte der Stadt ist zum großen Teil identisch mit der Geschichte der privaten
Compagnie des mines de Bruay
, einer 1850 gegrundeten
Aktiengesellschaft
, und der Ausbeutung der Kohlevorkommen. Die legte dort sukzessive sieben
Bergwerke
an; ab 1852 wurde der erste
Schacht
auf 351 m
abgeteuft
; der dritte (1866) erreichte bereits 836 m, der sechste (1909) sogar 1.076 m Tiefe. Daneben wurden in Bruay eine
Kokerei
und spater ein mit minderwertiger Kohle betriebenes
Kraftwerk
angelegt.
[1]
Ab 1861 begann das Unternehmen auch mit dem Bau von
Zechenkolonien
(cites minieres)
zur Unterbringung der zuwandernden Bergleute; Ende der 1870er Jahre beschaftigte die Bergbaugesellschaft knapp 2.000 Arbeiter unter und uber Tage, 1918 waren es rund 20.500. Die Einwohnerzahl der beiden Orte verzehnfachte sich von 1846 bis 1886 auf gut 7.000 Menschen, und bis 1931 stieg sie auf fast 32.000 Bewohner an. Insbesondere nach dem
Ersten Weltkrieg
kamen zahlreiche Polen ? nicht selten nach einer Zwischenstation im
Ruhrgebiet
? als Bergleute in diese Region.
Nach dem
Zweiten Weltkrieg
und der Befreiung des Landes von der deutschen Besetzung wurde der Kohlebergbau in Frankreich und somit auch die
Compagnie des mines de Bruay
im Mai 1946 aus politischen wie okonomischen Grunden (
bataille du charbon
, dt. ?Schlacht um die Kohle“)
nationalisiert
und ging in den
Houilleres Nationales du Bassin Nord-Pas-de-Calais
auf.
[2]
Ab den spaten 1950ern traf der Niedergang der Steinkohlereviere auch Bruay und Labuissiere; dort wurde das letzte Bergwerk 1982 stillgelegt. Die Einwohnerzahl ist seit den 1960er Jahren um ein Viertel zuruckgegangen. Dennoch pragen bauliche und Nutzungs-Hinterlassenschaften (Halden, Brachflachen) bis in die Gegenwart das Stadtbild; zudem sind erhebliche Teile der Stadt
bergschadengefahrdet
.
Entsprechend der Bedeutung des Bergbaus fur die Kommune sind im Stadtwappen
Schlagel, Bergeisen
und
Grubenlampe
abgebildet.
Burgermeister ist seit 1999 der
Sozialist
Alain Wacheux; dieses Amt hatte bereits auch dessen Vater Marcel Wacheux von 1965 bis 1987 (in Bruay-en-Artois) bzw. bis 1989 (in Bruay-la-Buissiere) inne.
Jahr
|
1962
|
1975
|
1990
|
2007
|
Einwohner
|
30.902
|
25.714
|
24.927
|
23.804
|
Quelle:
[3]
Der erforderliche Strukturwandel schlagt sich in der insbesondere seit den 1990er Jahren erfolgten Ansiedlung mehrerer Einrichtungen nieder, die sich mit angewandter Energie-, Umwelt-, Materialforschung und der Entwicklung larmreduzierter Fahrzeugmotoren befassen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Gebiet der Kunststoffproduktion. Insgesamt haben diese neuen Betriebe etwa 3.800 Arbeitsplatze geschaffen.
[4]
Uberreste des Schlosses von Labuissiere
Bergmannsdenkmal nahe dem altesten ehemaligen Schacht
- Rathaus
(hotel de ville)
, 47 m hoch, erbaut 1927. Im Treppenhaus Fenster mit Szenen des Bergwerks Nr. 3 und des Bergmannsalltags. Seit 1997 ein
Monument historique
.
- Schwimmbad von 1936 im
Art-deco
-Stil mitsamt dem umgebenden baulichen Ensemble im Stadionpark
- Die
Cite des electriciens
, wo ein Teil des Films
Bienvenue chez les Ch’tis
gedreht wurde
- Das
Eco-musee de la mine
mit seinem Lehrbergwerk.
[5]
- Kirche
Saint-Martin de Bruay
(12. Jahrhundert), Glockenturm aus dem 18. Jahrhundert
- Kirche
Saint-Martin de La Buissiere
(15. Jahrhundert)
- Herrenhaus der Familie Ballencourt in Labuissiere (erbaut 1777), in Teilen rekonstruiert, beherbergt heute eine Musikschule
- Donjon
des Schlosses von Labuissiere, erbaut 1310 im Auftrag von
Grafin Mahaut d’Artois
- Radstadion
(stade velodrome)
von La Buissiere, von der
Compagnie des mines de Bruay
1925 auf dem Firmengelande errichtet
Stadtepartnerschaften bestehen derzeit mit den deutschen Kommunen
Frondenberg/Ruhr
sowie
Schwerte
. Letztgenannte Stadt hat durch Eingemeindung die ursprunglich zwischen
Labuissiere
und
Westhofen
bestehende Partnerschaft ubernommen. Außerdem mit
Olkusz
in Polen.
Die
Fußballer
des Bergarbeitervereins
Union Sportive Ouvriere Bruaysienne
haben sich von
Anfang der 1930er
bis
Mitte der 1960er
Jahre funfzehn Mal fur die landesweite Hauptrunde des
franzosischen Pokalwettbewerbs
qualifizieren konnen und wurden 1955 auch franzosischer Vizemeister der Amateure. Gegenwartig (2010/11) treten sie nur noch in der
Promotion d’Honneur Regionale
(PHR), einer unterklassigen, regionalen Liga, an. Die
Fußballerinnen
der USO hingegen gewannen 2003 sogar die Meisterschaft in der zweithochsten Spielklasse; aus der Abteilung ist mit
Candie Herbert
auch eine
Nationalspielerin
hervorgegangen.
- ↑
Hinsichtlich der Firmengeschichte siehe den gut belegten
Artikel in der franzosischsprachigen Wikipedia
- ↑
Marion Fontaine:
Le Racing Club de Lens et les ≪ Gueules Noires ≫. Essai d’histoire sociale.
Les Indes savantes, Paris 2010,
ISBN 978-2-84654-248-7
, S. 105
- ↑
vor 1962 nach
Cassini
(
Archiv
), ab 1962 nach
INSEE
(
Memento
vom 24. November 2010 im
Internet Archive
)
- ↑
Angaben nach
diesem Artikel
(
Memento
vom 20. November 2008 im
Internet Archive
)
- ↑
Das Minenmuseum
(
Memento
vom 20. November 2012 im
Internet Archive
) auf der Gemeindeseite
← Vorhergehender Ort:
Auchy-au-Bois
19,0 km
|
Bruay-la-Buissiere
| Nachster Ort:
Arras
33,6 km
→