43,9
37,3
14,1
1,6
0,8
0,6
1,7
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu Oktober 1974
+8,1
?2,5
?4,4
?1,3
?0,1
+0,2
± 0,0
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Sitzverteilung im neuen Unterhaus
Die
britische
Unterhauswahl
1979
fand am 3. Mai 1979 statt. Ein Erdrutschsieg der
Conservative Party
fuhrte zu einem Regierungswechsel. Eine konservative Regierung unter
Margaret Thatcher
loste das
Labour
-Kabinett
James Callaghans
ab. Dies markierte den Beginn einer Phase von 18 Jahren konservativer Regierungen im Vereinigten Konigreich.
Bei der
Unterhauswahl im Oktober 1974
gewann die
Labour Party
unter
Harold Wilson
eine knappe
absolute Mehrheit
. Die Regierung verfugte im Unterhaus nur uber eine Mehrheit von drei Abgeordnetenstimmen. Diese Mehrheit reduzierte sich sukzessive durch eine verlorene Nachwahl im Wahlkreis Woolwich West am 26. Juni 1975 und den Ubertritt von zwei Labour-Abgeordneten im Februar 1976 zur neu gegrundeten
Scottish Labour Party
. Am 4. April 1976 wurde
James Callaghan
Premierminister, nachdem Wilson aus gesundheitlichen Grunden zuruckgetreten war. Einen Tag nach Callaghans Amtsantritt verlor die Labour endgultig ihre Parlamentsmehrheit, als der Labour-Abgeordnete Brian O’Malley verstarb. Im April 1976 verließ außerdem der unter Betrugsanklage stehende Labour-Abgeordnete
John Stonehouse
die Labour-Fraktion. Die Regierung Callaghan konnte danach ihre parlamentarische Mehrheit mit der Unterstutzung durch die beiden irischen Nationalisten behaupten. Außerdem konnte sie sich auf eine begrenzte Unterstutzung durch die walisische
Plaid Cymru
und die
Scottish National Party
stutzen, die beide ihr Anliegen einer
Devolution des Vereinigten Konigreichs
mit Hilfe der Labour-Regierung vorantreiben wollten.
Am 4. November 1976 fanden zwei Nachwahlen statt. Dabei ging nicht nur Stonehouses Wahlkreis Walsall North, sondern auch der bisher sichere Labour-Wahlkreis Workington an die Konservativen verloren. Im Dezember 1976 verließ der fruhere Kabinettsminister
Reg Prentice
die Labour-Fraktion, nachdem er in seinem Wahlkreis nicht erneut als Kandidat fur die nachste Wahl aufgestellt worden war. Er gehorte dem Unterhaus zunachst als Unabhangiger an und schloss sich spater den Konservativen an. Nachdem Callaghan seine Parteikollegen
Roy Jenkins
und
David Marquand
fur die Amter des
Prasidenten der Europaischen Kommission
bzw. eines
Europakommissars
nominiert hatte, wurden Nachwahlen in den Wahlkreisen der beiden Abgeordneten notwendig. Sowohl die Wahl in Jenkins Wahlkreis Birmingham Stechford am 31. Marz 1977, als auch die in Marquands Wahlkreis Ashfield am 28. April 1978 wurde von den Konservativen gewonnen. Den Wahlkreis Grimsby, der durch den uberraschenden Tod von Außenminister
Anthony Crosland
vakant geworden war, konnte Labour in der Nachwahl am 28. April 1978 behaupten.
[2]
[3]
[4]
Ein wesentliches Gesetzesvorhaben wahrend der Legislaturperiode war die Einfuhrung einer begrenzten Autonomie fur Wales und Schottland. Die Devolution wurde von Plaid Cymru und Scottish National Party (SNP) gefordert, und von den Liberalen, sowie von der Mehrheit der Labour Party unterstutzt. Die Konservativen waren dagegen. Auch innerhalb der Labour-Fraktion gab es Skeptiker. Aufgrund der knappen Regierungsmehrheit und zahlreicher Eingaben und Anderungsantrage machte das Gesetzesvorhaben in den entsprechenden Parlamentsausschussen nur langsame Fortschritte. Zur Beschleunigung des Prozesses griff die Regierung zu einem Mittel der Geschaftsordnung und setzte fur den 22. Februar 1977 eine
guillotine motion
(oder
closure motion
), d. h. einen Abschlussantrag an, mit dem das Gesetzesvorhaben abgekurzt werden sollte. Die Abstimmung ging mit 312 gegen 283 Stimmen verloren, wobei 22 Labour-Abgeordnete dagegen stimmten, und weitere 23 sich enthielten. Die Abstimmungsniederlage fuhrte zu heftigen Reaktionen von Plaid Cymru und SNP, die erklarten, kunftig die Regierung nicht mehr unterstutzen zu wollen.
[2]
Die Konservativen unter Parteifuhrerin
Margaret Thatcher
sahen ihre Chance gekommen, die Regierung zu sturzen und brachten am 17. Marz 1977 einen Antrag fur eine Vertrauensabstimmung ein. Vor diesem Hintergrund kam es am 23. Marz 1977 zu einer Absprache zwischen der Labour-Regierung und den Liberalen (
Lib-Lab Agreement
). Im Gegenzug zu politischen Zugestandnissen sicherten die Liberalen der Labour-Regierung ihre parlamentarische Unterstutzung zu, ohne allerdings formell in eine Koalitionsregierung einzutreten. Die Regierung Callaghan gewann daraufhin die Vertrauensabstimmung am 23. Marz 1977 deutlich mit 24 Stimmen Mehrheit (307 Labour, 13 Liberale, 2 irische Nationalisten gegen 275 Konservative, zwei Scottish Labour Party, drei Plaid Cymru, 11 SNP und sieben irische Unionisten, bei drei Enthaltungen von irischen Unionisten).
[2]
[4]
Das
Lib-Lab Agreement
endete im August 1978. Danach stutzte sich die Regierung Callaghan wieder auf die Stimmen von Plaid Cymru und SNP. Im Dezember 1978 zerbrach dieses Bundnis, in der heißen Phase des sogenannten
Winter of Discontent
, einem
Arbeitskampf
der
Gewerkschaften
gegen die Politik der
Regierung
. Die Gewerkschaften reagierten darauf, dass die Labour-Regierung die Lohnsteigerungen fur das Jahr 1979 bereits im vierten Jahr in Folge auf unter 5 % begrenzen wollte. Nachdem die Regierung im Unterhaus nicht die von ihr gewunschte Unterstutzung fur Sanktionen gegen Unternehmen, die sich nicht an die verordnete Funf-Prozent-Grenze bei Lohnerhohungen gehalten hatten, bekam, stellte Callaghan am 14. Dezember 1978 die Vertrauensfrage.
[5]
Die Regierung uberstand die Abstimmung mit 300 zu 290 Stimmen.
[6]
Letztendlich schadete dieser Konflikt der Regierung und auch dem Ansehen Callaghans in seiner Labour-Partei. Nachdem am 1. Marz 1979 sowohl das
Referendum in Schottland
und das
in Wales
uber die Einfuhrung einer begrenzten Autonomie nicht die erforderlichen Mehrheiten gebracht hatten, kundigten Plaid Cymru und SNP der Regierung ihre Unterstutzung auf.
Am 28. Marz 1979 verlor Callaghan ein von den Konservativen eingebrachtes
Misstrauensvotum
im
House of Commons
mit nur einer einzigen Stimme Mehrheit. Dies hatte dessen Auflosung und Neuwahlen zur Folge, die ein halbes Jahr fruher stattfanden als notig. Aufgrund der Unpopularitat der Regierung sagten alle Umfragen einen Sieg der
Conservative Party
voraus. Die einzige Sorge der Konservativen war die relative Unpopularitat ihrer Parteivorsitzenden Margaret Thatcher, verglichen zu dem als Person immer noch relativ beliebten James Callaghan.
[7]
Margaret Thatcher trat im Wahlkreis
Finchley
(Nord-
London
) an, wahrend James Callaghan im
walisischen
South East
Cardiff
ins Rennen ging. Der
Schotte
David Steel
trat fur die
Liberal Party
im nahe seiner Heimat gelegenen Wahlkreis
Roxburgh
,
Selkirk
and
Peebles
(
Scottish Borders
) an. Alle drei konnten ihre Wahlkreise gewinnen.
Das Ergebnis bedeutete mit einem Zuwachs der Parlamentssitze von 18 % fur die Konservativen den großten Zugewinn fur eine Partei in der britischen Nachkriegsgeschichte. Mit 43 Sitzen gewann die
Tory-Partei
eine substanzielle Mehrheit und konnte nach funf Jahren Labour-Regierung wieder den
Premierminister
stellen: Margaret Thatcher, die erste Frau im Amt des britischen Regierungschefs.
Ein weiterer wichtiger Punkt war, dass die Konservativen vor allem in der Arbeiterklasse massiv Stimmen hinzugewannen, was sich auch an der massiven Wahlerwanderung von Labour zu den Konservativen zeigte, die 5,2 % betrug.
Partei
|
Stimmen
|
Mandate
|
Anzahl
|
%
|
+/?
|
Anzahl
|
+/?
|
|
Conservative Party
|
13.697.923
|
43,9
|
+8,0
|
339
|
+62
|
|
Labour Party
[Anm 1]
|
11.532.218
|
36,9
|
?2,3
|
269
|
?50
|
|
Liberal Party
|
4.313.804
|
13,8
|
?4,5
|
11
|
?2
|
|
Scottish National Party
|
504.259
|
1,6
|
?1,3
|
2
|
?9
|
|
Ulster Unionist Party
|
254.578
|
0,8
|
?0,1
|
5
|
?1
|
|
British National Front
|
191.719
|
0,6
|
+0,2
|
?
|
?
|
|
Plaid Cymru
|
132.544
|
0,4
|
?0,1
|
2
|
?1
|
|
Social Democratic and Labour Party
|
126.325
|
0,4
|
?0,1
|
1
|
?
|
|
Alliance Party of Northern Ireland
|
82.892
|
0,3
|
+0,1
|
?
|
?
|
|
Democratic Unionist Party
|
70.975
|
0,2
|
?
|
3
|
+2
|
|
Ecology Party
|
39.918
|
0,1
|
+0,1
|
?
|
?
|
|
United Ulster Unionist Party
|
39.856
|
0,1
|
+0,1
|
1
|
+1
|
|
Unabhangige Ulster Unionist
|
36.989
|
0,1
|
?
|
1
|
?
|
|
Unabhangige Labour
|
27.953
|
0,1
|
?
|
?
|
?
|
|
Irish Independence Party
|
23.086
|
0,1
|
+0,1
|
?
|
?
|
|
Independent Republican
|
22.398
|
0,1
|
?
|
1
|
?
|
|
Unabhangige
|
19.531
|
0,1
|
?
|
?
|
?
|
|
Sonstige
|
104.394
|
0,4
|
?
|
?
|
?
|
|
Gesamt
|
31.221.362
|
100,0
|
|
635
|
|
Wahlberechtigte
|
41.095.649
|
|
Wahlbeteiligung
|
76,00 %
|
Quelle:
[1]
|
- ↑
einschließlich des
Speakers of the House
Nach dem Wahlsieg der Konservativen wurde
Margaret Thatcher
am 4. Mai 1979 von der Queen mit der Bildung einer Regierung beauftragt und nahm diesen Auftrag an. Ihre Worte beim Einzug in die Downing Street No. 10 nahm ein in den angelsachsischsprachigen Landern gerne
Franz von Assisi
zugeschriebenes
[8]
Gebet auf:
“Where there is discord, may we bring harmony. Where there is error, may we bring truth. Where there is doubt, may we bring faith. And where there is despair, may we bring hope.”
?Mogen wir Harmonie bringen, wo Zwietracht herrscht. Mogen wir Wahrheit bringen, wo Irrtum herrscht. Mogen wir Glauben bringen, wo Zweifel herrscht. Und mogen wir Hoffnung bringen, wo Verzweiflung herrscht.“
?
Margaret Thatcher
:
Ansprache vor 10 Downing Street am 4. Mai 1979
[9]
Ihre folgende Regierungszeit war gepragt von weiteren Auseinandersetzungen mit den
Gewerkschaften
und einer Phase hoher Unpopularitat der
Regierung
. Deshalb und aufgrund der Spaltung der
Labour Party
erhielt die
SDP?Liberal Alliance
als Alternative zum
Zweiparteiensystem
in Umfragen bis zu 51 Prozent. Die Stimmung anderte sich erst mit dem gewonnenen
Falklandkrieg
1983, als die Beliebtheit Thatchers wieder stieg. Sie rief baldige
Wahlen
aus, um die nationale
Euphorie
in einen Wahlsieg umzuwandeln, was auch gelang.
- ↑
a
b
General Election Results 1885?1979
(
Memento
des
Originals
vom 30. Januar 2012 im
Internet Archive
)
Info:
Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß
Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.election.demon.co.uk
United Kingdom Election Results
(englisch)
- ↑
a
b
c
Jonathan Kirkup:
The parliamentary agreement between the Labour Party and the Liberal Party 1977-1978 ‘The Lib-Lab Pact’
. Juli 2012,
S.
56?
(englisch,
PDF
– Doktorarbeit von der Cardiff School of European Languages, Translation and Politics, Cardiff University).
- ↑
Colin Rallings, Michael Thrasher:
British Electoral Facts 1832?2012
. Biteback Publishing, 2012,
ISBN 978-1-84954-134-3
, Table 9.01: Parliamentary By-Elections 1945-2012 (GB),
S.
153
(englisch).
- ↑
a
b
Past Prime Ministers: James Callaghan.
www.gov.uk,
abgerufen am 17. Februar 2024
(englisch).
- ↑
1978: Labour faces vote of confidence.
In:
BBC On this Day 14 December.
BBC,
abgerufen am 3. April 2024
(englisch).
- ↑
House of Commons Debate 14 December 1978
. In:
Hansard
.
Band
960
,
S.
920–1051
(englisch,
parliament.uk
).
- ↑
politics 97: 3 May 1979.
In:
BBC.
Abgerufen am 17. Februar 2024
(englisch).
- ↑
Christian Renoux, La priere pour la paix attribuee a saint Francois, une enigme a resoudre, Paris, Editions franciscaines, 2001.
- ↑
1979: Election victory for Margaret Thatcher.
BBC News,
abgerufen am 27. Mai 2013
(englisch).