Britanniametall
, auch ?Britannium“, ist eine Gruppe von
Hartzinn
-
Legierungen
mit ins blauliche neigender, silberweißer Farbung.
Das Zinn ist mit
Antimon
legiert, meist zusammen mit
Kupfer
, zusatzlich auch mit
Nickel
,
Blei
und
Bismut
.
Britanniametall wird je nach Definition teils von
Pewter
(Hartzinn) unterschieden, teils wird Britanniametall als Sonderfall von Pewter betrachtet (mit Britanniametall als der harteren Legierung mit mehr Antimon, wenig bzw. keinem Blei). Im deutschsprachigen Raum wurde gar (nach Richter
[1]
) Pewter dem Britanniametall (als Hartzinn aus Großbritannien) zugeordnet.
Als Britanniametall im weitesten Sinne konnen alle Legierungen bezeichnet werden, die zwischen 65 und 97 % Zinn, 1 bis 24 % Antimon und 1 bis 5 % Kupfer und Wismut enthalten. Als
Britanniametall
oder
Vickers White Metal
beschrieben wird eine Legierung aus 93 % Zinn, 5 % Antimon und 2 % Kupfer (Encyclopedia Britannica). Vielfach geeignet fur den Guss erwiesen hat sich eine Legierung aus 90 % Zinn und 10 % Antimon, da sie die Gussform auch beim Abkuhlen gut ausfullt. Diese wird ebenfalls in Quellen als Britanniametall bezeichnet.
Es gibt verschiedene Legierungen, die (nach Richter
[1]
) dem Britanniametall zugerechnet werden u. a.:
- Loffelmetall, englisches: Zinn 82 %, Antimon 16 %, Kupfer 2 %.
- Loffelmetall, deutsches: Zinn 72 %, Antimon 24 %, Kupfer 4 %.
- Pewter fur Kannen: Zinn 81 %, Antimon 6 %, Kupfer 6 %, Blei 7 %.
- Queens-Metall fur Kannen: Zinn 89 %, Antimon 7 %, Kupfer 2 %, Wismut 2 %.
- Tutaniametall: Zinn 86 %, Antimon 10 %, Kupfer 3 %, Blei 1 %.
Das Britanniametall ist aufgrund der Legierung mit Antimon wesentlich sproder und harter als Zinn, was mechanische Bearbeitung und
Politur
erlaubt. Es ist jedoch nicht wesentlich fester. Der Bruch ist feinkornig.
Die Legierung wird vornehmlich fur Gussstucke verwendet, darunter u. a.
Zinngerat
, Ziergegenstande, Knopfe,
Lagermetall
, Druckplatten. Auch der
Oscar
oder Academy Award of Merit wurde bis 2015 aus Britanniametall gefertigt.
Aufgrund der Sprodigkeit eignen sich nur die Legierungen mit hoherer Zinnkonzentration zum
Walzen
.
Die Zugabe von Blei erhoht die Festigkeit, ohne im gleichen Maße wie Antimon die
Duktilitat
zu verringern. Auch sind die
Gießeigenschaften
besser. Allerdings verlieren Gegenstande mit Blei in der Legierung schnell an Glanz, sind grauer und wegen der Giftigkeit des Bleis fur Lebensmittel nicht verwendbar.
Erst Aufschmelzen des Kupfers (so vorgesehen), wegen des hohen Schmelzpunktes, dann Zugabe von Zinn, Antimon und Reduzieren der Hitze, da die Legierung einen wesentlich geringeren Schmelzpunkt hat.
Verwendet wurden vorzugsweise
Messingformen
, diese wurden vorher gerußt oder mit
Blutstein
ausgeschlammt und vorgewarmt, fur Sturzguss bis auf Schmelztemperatur.
Langsames Abkuhlen ist sinnvoll, wenn z. B. fur Glockchen ein guter Klang gewunscht wird. Zum Abkuhlen sollte es eine Stunde im Paraffinbad bei anfangs ca. 230 °C verweilen.
Nach dem Guss ist die Oberflache grauweiß und wird erst durch Polieren glanzend.
Eine weitere Veredelungsmoglichkeit ist, die Gussstucke (galvanisch) zu versilbern.
Britanniametall ist
lotbar
.
- Ashberrium
(wie engl.
Loffelmetall
zuzuglich 1 % Zink, 1 % Nickel, 1 % Aluminium).
- Metal argentin (94?97 % Zinn, 5?2 % Kupfer, 0,5 % Antimon, bzw. 2/3 % Wismut)
- Minofor-Metall
(?66 % Zinn, 17?20 % Antimon, 3?4 % Kupfer, ?9 % Zink, bis 1 % Eisen)
Fur
Zinnfiguren
und Ziergegenstande wird auch
Lotlegierung
(4 Teile Zinn, 3 Teile Blei) verwendet (oft mit ca. 3 % Antimon fur mehr Harte).
- Das 1814 in
Ludenscheid
gegrundete Gießerei
Gebruder Noele
war neben der Fabrikation von Zinn- und anderen Gusswaren bis zum Jahr 1900 wichtigste Ludenscheider Herstellerin von Britanniawaren
[2]
- Karl Richter (Hrsg.):
Zink, Zinn und Blei. Eine ausfuhrliche Darstellung der Eigenschaften dieser Metalle, ihrer Legierungen untereinander und mit anderen Metallen sowie ihrer Verarbeitung auf physikalischem und chemischem Wege. Fur Metallarbeiter und Kunst-Industrielle
. (=
Chemisch-technische Bibliothek
; Band 109). 3. Auflage. A. Hartlebens Verlag, Wien/ Leipzig 1927.
- ↑
a
b
Karl Richter (Hrsg.):
Zink, Zinn und Blei. Eine ausfuhrliche Darstellung der Eigenschaften dieser Metalle, ihrer Legierungen untereinander und mit anderen Metallen sowie ihrer Verarbeitung auf physikalischem und chemischem Wege. Fur Metallarbeiter und Kunst-Industrielle.
(
Chemisch-technische Bibliothek
, Band 109). 3. Auflage. A. Hartlebens Verlag, Wien/Leipzig 1927.
- ↑
o. V.
:
Gebruder Noelle (Ludenscheid)
auf der Seite
museum-digital
[ohne Datum], zuletzt abgerufen am 27. Mai 2021