Unter
Briefmarkensprache
versteht man die Ubermittlung verschlusselter Botschaften durch die Anordnung der
Briefmarken
auf einem Brief.
Etwa ab 1870
[1]
war die Anordnung der Briefmarken auf einem Brief zum Zweck der verdeckten Information verbreitete Praxis. Dazu erschienen Anleitungen zur Deutung der Botschaften auf Postkarten, in Zeitschriften und sogar in mehreren Buchern.
Bis in die 1960er Jahre erfreute sich die Briefmarkensprache nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Landern wie Osterreich, Belgien, Frankreich, Großbritannien oder der Schweiz besonders unter Liebespaaren einer gewissen Beliebtheit.
Durch die Abnahme der Briefpost und die Zunahme der elektronischen Informationsubermittlung geriet die Briefmarkensprache immer mehr in Vergessenheit.
Durch die Art und Weise, wie eine oder mehrere Briefmarken auf einen Brief oder eine Postkarte geklebt werden, kann ein Bedeutungsinhalt ubermittelt werden. Abweichend von der ublichen Anordnung, bei der die Marken fein sauberlich akkurat und gerade in die außerste obere rechte Ecke geklebt werden, konnen etwa 70 Variationen der Anordnung fur ein bis zwei Briefmarken vorstellbar sein.
Je nach Quelle sind jedoch verschiedene Deutungen fur dieselbe Anordnung moglich. Absender und Empfanger sollten sich uber die jeweiligen Bedeutungen daher einig sein, um
Missverstandnisse
zu vermeiden.
Beispiele:
- Die Marke nach rechts gekippt: ?Innige Kusse!“
- die Marke auf der Seite liegend: ?Vergiss mich nie!“
- Die Briefmarkensprache. Herausgegeben von einem Fachmann. Allen Liebenden, Glucklichen und Unglucklichen gewidmet
, Verlag Ad. Spaarmann, 1888
- Liebes-Briefsteller. Mit Anhang: Die Briefmarkensprache.
Frey, Berlin-Sudende o. J. <1913>
- Bernhard von Alvensleben:
Illustrierte Briefmarken-Sprache fur Liebende und Verlobte in originellen Reimen.
Ernst, Leipzig 1917
- Anna Wietfeldt:
Die Blumen- und Briefmarkensprache. Die Geheimsprache f. Liebende u. Freunde.
Buntes Allerlei; Nr. 2. G. Danner, Muhlhausen i. Thur. 1918
- Neue Briefmarkensprache.
Enßlin u. Laiblin, Reutlingen 1920
- Neueste Briefmarkensprache fur Liebende ein Verstandigungsmittel f. jedermann. Mit alph. Verz. v. Deutung v. Markenstellungen.
O. O., 1920
- Julius Schmehl:
Geheime Liebespost. Neuester, origineller Sport f. Liebende u. wichtig f. jeden Briefschreiber u. Kartensammler; 150 Mitteilungen ...; Interessanter u. praktischer als d. Briefmarkensprache. Mit Anhang: Humoristische Hochzeitstafellieder etc.
R. Bardtenschlager, Reutlingen o. J. <1929>
- H. Baar:
Die Blumen- und Briefmarkensprache. Die Geheimsprache fur Liebende und Freunde
, Band 2 von
Buntes Allerlei
, 1918
- Wilfried Spanke:
Briefmarken-Sprache einst und (noch) heute.
In:
Archiv fur deutsche Postgeschichte
Ausgabe 2/1992, S. 68?84
- Wolfgang Baldus:
Der Briefmarken-Code und andere Heimlichkeiten (I)
. In:
philatelie
, Nr. 472, 2016, Seite 41?44.
- ↑
Baldus 2016, Seite 41: ?etwa ab 1870 uberall in Europa“