Bremsen
(
Tabanidae
; auch
Bremen
oder
Viehfliegen
) sind eine
Familie
aus der
Unterordnung
der
Fliegen
(
Brachycera
) in der Ordnung der
Zweiflugler
(
Diptera
). Die Mannchen der meisten Arten sind Blutenbesucher und ernahren sich von Pollen und Nektar, die Weibchen gehoren zu den
blutsaugenden
(
hamatophagen
)
Insekten
und stechen vor allem Saugetiere. Besonders aktiv sind die meisten Arten in
Mitteleuropa
zwischen April und August an schwulen Tagen. Die Larven entwickeln sich meist in feuchten Lebensraumen im Boden oder im Wasser, daher sind Bremsen besonders haufig im Umland von Gewassern, in Sumpfgebieten und in nassen Wiesen anzutreffen.
Bremsen werden auch als
Viehfliegen
bezeichnet.
[1]
Im norddeutschen Raum werden sie oft
Blinde Fliegen
genannt, in Westdeutschland
Blinder Kuckuck
, in Suddeutschland und Teilen Osterreichs und der Schweiz
Breme
,
[1]
Brame
oder
Bramer
, historisch findet sich
Bramse
. Dazu gibt es historisch eine sprachliche Vermengung mit den parasitaren
Dasselfliegen
, die sich beispielsweise in der norddeutschen Bezeichnung
Dase
fur eine Bremse außert, oder umgekehrt in Artbezeichnungen wie
Schafbremse
, die zu den Dasselfliegen gehort.
Bei den meisten der etwa 4000 Arten saugen nur die Weibchen
Blut
, wahrend die Mannchen
Bluten
besuchen und
Nektar
saugen. Eine Blutmahlzeit genugt zur
Reproduktion
.
Bei einigen Arten (Unterfamilie der
Pangoniae
) ernahren sich die Weibchen ebenfalls pflanzlich. Deren Russel ist zum Teil sehr lang, um an Nektar zu gelangen.
[2]
Einige tropische Arten leben von
Aas
.
Die Mundwerkzeuge der Bremsen sind zu einem stilettartigen
Saugrussel
umgebildet, der aus
Labrum
,
Hypopharynx
und den paarigen
Mandibeln
und
Maxillen
besteht. Die
Stechborsten
werden von hinten vom
Labium
umschlossen. Im Gegensatz zu dem der
Stechmucken
ist der Stich von Bremsen sofort deutlich spurbar und schmerzhaft. Sie sind meist ausgesprochene sogenannte
Pool feeder
, die also mit groben Mundwerkzeugen eine offene Wunde in die Haut reißen. Von austretendem Blut, Lymphe und Zellflussigkeit ernahren sie sich. An der Stichstelle tritt
Juckreiz
auf. Wie bei Muckenstichen bildet sich dort fur einige Stunden eine
Quaddel
. Bremsen werden speziell vom Schweiß angelockt und konnen auch durch Kleidung stechen. Wie viele blutsaugende Insekten spritzen sie vor dem Blutsaugen ein
gerinnungshemmendes
Sekret
, das bei der relativ großen Stichwunde ein Weiterbluten nach dem Saugen verursacht. Bremsen konnen bis zu 0,2 ml Blut saugen.
Die Ablage von 25 bis 1000 Eiern findet an wassernahen Pflanzen statt. Die Larven durchlaufen meist 6 bis 13 Entwicklungsstadien, leben zum Teil wechselnd rauberisch und von pflanzlichen Resten am/im Wasser und im feuchten Boden/Schlamm, bis sie sich an trockeneren Orten verpuppen. Der Entwicklungszyklus dauert je nach Klimazone mehrere Monate bis mehrere Jahre. In Mitteleuropa bilden z. B. die Tabaniden eine Generation, haben also einen Jahreszyklus. Die erwachsenen Tiere leben 2 bis 4 Wochen.
[3]
Bremsen konnen durch ihren Stich
mechanisch
Milzbrand
,
Weilsche Krankheit
,
Tularamie
und
Lyme-Borreliose
[4]
auf den Menschen ubertragen, siehe auch
Infektionswege
und
blutsaugende Insekten
.
Die humanpathogene
Filarie
Loa loa
benutzt in
Westafrika
Vertreter der Bremsenunterfamilie
Chrysopinae
als
Zwischenwirt
.
[5]
Die
Surra
der Pferde und Kamele wird auch außerhalb des
Tsetsegurtels
, ebenso wie die
Kreuzlahme
der Pferde in Sudamerika, von Tabaniden auf mechanischem Wege ubertragen.
Weiterhin stehen Bremsen unter dem Verdacht, in Afrika
Nagana
auf Tiere und die
Schlafkrankheit
auf den Menschen ebenfalls auf mechanischem Wege zu ubertragen.
[6]
Pferdebremsen
(
Tabanus sudeticus
) konnen das zu den
Lentiviren
gehorende
EIA-Virus
auf mechanischem Wege ubertragen.
[7]
[8]
Aus Deutschland sind 58 Arten der Bremsen bekannt.
[9]
Fossile Belege dieser Familie sind rar. Der alteste gesicherte Nachweis ist
eozanen
Alters, aus
baltischem Bernstein
wie auch aus einer geologischen Schicht dieses Alters auf der
Isle of Wight
. Aus dem zumeist etwas jungeren
dominikanischen Bernstein
ist die Gattung
Stenotabanus
beschrieben.
[10]
In
mesozoischen
Ablagerungen gefundene Brachycera, die einst als Angehorige dieser Familie angesehen wurden, sind heute anderen
Taxa
zugeordnet.
[11]
[12]
- The fossil tabanids (Diptera Tabanidae): when they began to appreciate warm blood and when they began transmit diseases?
PMID 12687759
.
- Seasonal prevalence of bovine trypanosomosis in a tsetse-infested zone and a tsetse-free zone of the Amhara Region, north-west Ethiopia.
PMID 15732457
.
- Josef Boch, Christian Bauer:
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ISBN 3-8304-4135-5
.
- Dieter Matthes:
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, Springer-Verlag, Berlin u. a. 2013,
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.
- ↑
a
b
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abgerufen am 27. September 2020
.
- ↑
Dieter Matthes:
Tierische Parasiten: Biologie und Okologie.
Berlin [u. a.] 2013, S. 27.
- ↑
Josef Boch, Christian Bauer:
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- ↑
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(
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)
. In:
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- ↑
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Die Insekten als standige Mit- und Gegenspieler des Menschen
(
Memento
vom 7. Marz 2005 im
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- ↑
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In:
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- ↑
Equine infektiose Anamie
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Memento
vom 28. Februar 2009 im
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) / Ubertragung
- ↑
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(J Med Entomol.), November 1987, Band 24, Nr. 6, S. 613?616,
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.
- ↑
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(=
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- ↑
George O. Poinar, Roberta Poinar:
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- ↑
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Auf:
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, letzte Revision: 15. September 1996; abgerufen am 22. Juni 2014
- ↑
George O. Poinar:
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. Stanford University Press, Stanford Cal 1992,
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