Bremsen

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Bremsen

Regenbremse ( Haematopota pluvialis )

Systematik
Klasse : Insekten (Insecta)
Ordnung : Zweiflugler (Diptera)
Unterordnung : Fliegen (Brachycera)
Teilordnung : Tabanomorpha
Uberfamilie : Tabanoidea
Familie : Bremsen
Wissenschaftlicher Name
Tabanidae
Latreille , 1802
Unterfamilien

Bremsen ( Tabanidae ; auch Bremen oder Viehfliegen ) sind eine Familie aus der Unterordnung der Fliegen ( Brachycera ) in der Ordnung der Zweiflugler ( Diptera ). Die Mannchen der meisten Arten sind Blutenbesucher und ernahren sich von Pollen und Nektar, die Weibchen gehoren zu den blutsaugenden ( hamatophagen ) Insekten und stechen vor allem Saugetiere. Besonders aktiv sind die meisten Arten in Mitteleuropa zwischen April und August an schwulen Tagen. Die Larven entwickeln sich meist in feuchten Lebensraumen im Boden oder im Wasser, daher sind Bremsen besonders haufig im Umland von Gewassern, in Sumpfgebieten und in nassen Wiesen anzutreffen.

Bremsen werden auch als Viehfliegen bezeichnet. [1] Im norddeutschen Raum werden sie oft Blinde Fliegen genannt, in Westdeutschland Blinder Kuckuck , in Suddeutschland und Teilen Osterreichs und der Schweiz Breme , [1] Brame oder Bramer , historisch findet sich Bramse . Dazu gibt es historisch eine sprachliche Vermengung mit den parasitaren Dasselfliegen , die sich beispielsweise in der norddeutschen Bezeichnung Dase fur eine Bremse außert, oder umgekehrt in Artbezeichnungen wie Schafbremse , die zu den Dasselfliegen gehort.

Lebensweise und Ernahrung

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Bei den meisten der etwa 4000 Arten saugen nur die Weibchen Blut , wahrend die Mannchen Bluten besuchen und Nektar saugen. Eine Blutmahlzeit genugt zur Reproduktion .

Bei einigen Arten (Unterfamilie der Pangoniae ) ernahren sich die Weibchen ebenfalls pflanzlich. Deren Russel ist zum Teil sehr lang, um an Nektar zu gelangen. [2] Einige tropische Arten leben von Aas .

Die Mundwerkzeuge der Bremsen sind zu einem stilettartigen Saugrussel umgebildet, der aus Labrum , Hypopharynx und den paarigen Mandibeln und Maxillen besteht. Die Stechborsten werden von hinten vom Labium umschlossen. Im Gegensatz zu dem der Stechmucken ist der Stich von Bremsen sofort deutlich spurbar und schmerzhaft. Sie sind meist ausgesprochene sogenannte Pool feeder , die also mit groben Mundwerkzeugen eine offene Wunde in die Haut reißen. Von austretendem Blut, Lymphe und Zellflussigkeit ernahren sie sich. An der Stichstelle tritt Juckreiz auf. Wie bei Muckenstichen bildet sich dort fur einige Stunden eine Quaddel . Bremsen werden speziell vom Schweiß angelockt und konnen auch durch Kleidung stechen. Wie viele blutsaugende Insekten spritzen sie vor dem Blutsaugen ein gerinnungshemmendes Sekret , das bei der relativ großen Stichwunde ein Weiterbluten nach dem Saugen verursacht. Bremsen konnen bis zu 0,2 ml Blut saugen.

Die Ablage von 25 bis 1000 Eiern findet an wassernahen Pflanzen statt. Die Larven durchlaufen meist 6 bis 13 Entwicklungsstadien, leben zum Teil wechselnd rauberisch und von pflanzlichen Resten am/im Wasser und im feuchten Boden/Schlamm, bis sie sich an trockeneren Orten verpuppen. Der Entwicklungszyklus dauert je nach Klimazone mehrere Monate bis mehrere Jahre. In Mitteleuropa bilden z. B. die Tabaniden eine Generation, haben also einen Jahreszyklus. Die erwachsenen Tiere leben 2 bis 4 Wochen. [3]

Bremsen als Krankheitsubertrager

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Bremsen konnen durch ihren Stich mechanisch Milzbrand , Weilsche Krankheit , Tularamie und Lyme-Borreliose [4] auf den Menschen ubertragen, siehe auch Infektionswege und blutsaugende Insekten .

Die humanpathogene Filarie Loa loa benutzt in Westafrika Vertreter der Bremsenunterfamilie Chrysopinae als Zwischenwirt . [5]

Die Surra der Pferde und Kamele wird auch außerhalb des Tsetsegurtels , ebenso wie die Kreuzlahme der Pferde in Sudamerika, von Tabaniden auf mechanischem Wege ubertragen.

Weiterhin stehen Bremsen unter dem Verdacht, in Afrika Nagana auf Tiere und die Schlafkrankheit auf den Menschen ebenfalls auf mechanischem Wege zu ubertragen. [6]

Pferdebremsen ( Tabanus sudeticus ) konnen das zu den Lentiviren gehorende EIA-Virus auf mechanischem Wege ubertragen. [7] [8]

Gattungen und einige mitteleuropaische Arten

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Aus Deutschland sind 58 Arten der Bremsen bekannt. [9]

Fossile Belege dieser Familie sind rar. Der alteste gesicherte Nachweis ist eozanen Alters, aus baltischem Bernstein wie auch aus einer geologischen Schicht dieses Alters auf der Isle of Wight . Aus dem zumeist etwas jungeren dominikanischen Bernstein ist die Gattung Stenotabanus beschrieben. [10] In mesozoischen Ablagerungen gefundene Brachycera, die einst als Angehorige dieser Familie angesehen wurden, sind heute anderen Taxa zugeordnet. [11] [12]

  • The fossil tabanids (Diptera Tabanidae): when they began to appreciate warm blood and when they began transmit diseases? PMID 12687759 .
  • Seasonal prevalence of bovine trypanosomosis in a tsetse-infested zone and a tsetse-free zone of the Amhara Region, north-west Ethiopia. PMID 15732457 .
  • Josef Boch, Christian Bauer: Veterinarmedizinische Parasitologie. Thieme, Stuttgart 2006, ISBN 3-8304-4135-5 .
  • Dieter Matthes: Tierische Parasiten: Biologie und Okologie , Springer-Verlag, Berlin u. a. 2013, ISBN 978-3-663-20186-1 .
Commons : Bremsen  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Bremse  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
  • Fam. Tabanidae ? Bremsen ( Memento vom 5. Juli 2008 im Internet Archive )

Einzelnachweise

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  1. a b Lexikon der Biologie: Bremsen. spektrum.de, abgerufen am 27. September 2020 .
  2. Dieter Matthes: Tierische Parasiten: Biologie und Okologie. Berlin [u. a.] 2013, S. 27.
  3. Josef Boch, Christian Bauer: Veterinarmedizinische Parasitologie. Stuttgart 2006, S. 271 ff.
  4. Steven W. Luger: Lyme Disease Transmitted by a Biting Fly ( Memento vom 16. November 2017 im Internet Archive ) . In: The New England Journal of Medicine. Band 322, Nr. 24, 1990, S. 1752.
  5. Oliver A. Radtke: Die Insekten als standige Mit- und Gegenspieler des Menschen ( Memento vom 7. Marz 2005 im Internet Archive ).
  6. Sir David Bruce. In: whonamedit.com
  7. Equine infektiose Anamie ( Memento vom 28. Februar 2009 im Internet Archive ) / Ubertragung
  8. L. D. Foil, W. V. Adams, J. M. McManus, C. J. Issel: Bloodmeal residues on mouthparts of Tabanus fuscicostatus (Diptera: Tabanidae) and the potential for mechanical transmission of pathogens. In: Journal of Medical Entomology (J Med Entomol.), November 1987, Band 24, Nr. 6, S. 613?616, doi:10.1093/jmedent/24.6.613 .
  9. Wolfgang Schacht: Tabanidae. In: Hubert Schumann, Rudolf Bahrmann, Andreas Stark: Checkliste der Dipteren Deutschlands (= Entomofauna Germanica. Band 2 / Studia dipterologica. Supplement 2). AMPYX, Halle 1999, ISBN 3-932795-01-6 , S. 113?114.
  10. George O. Poinar, Roberta Poinar: The amber forest: a reconstruction of a vanished world. Princeton University Press, Princeton NJ 1999, ISBN 0-691-02888-5
  11. Fossil Diptera Catalog -- Web Version: Family TABANIDAE. Auf: hbs.bishopmuseum.org , letzte Revision: 15. September 1996; abgerufen am 22. Juni 2014
  12. George O. Poinar: Life in Amber . Stanford University Press, Stanford Cal 1992, ISBN 0-8047-2001-0