Brandenburg-Schwedt
ist die nachtragliche Bezeichnung einer Nebenlinie der brandenburg-preußischen
Hohenzollern
. Irrtumlich wird ?Brandenburg-Schwedt“ haufig fur ein historisches Furstentum im Norden
Brandenburgs
gehalten. Tatsachlich verfugte die Nebenlinie in ihren Grundherrschaften
Schwedt
-
Vierraden
(
Neu-
und
Uckermark
) und
Wildenbruch
(
Hinterpommern
) uber keinerlei Souveranitat oder landesherrliche Rechte. Als konigliche Prinzen von Geblut mit entsprechenden
Apanagen
und Erben der reichen
Kurfurstin Dorothea
und zweiten Frau von
Kurfurst Friedrich Wilhelm
(dem ?Großen Kurfursten“) konnten sie aber einen Wohlstand demonstrieren, der uber den mancher kleinerer Furstentumer hinausging.
Nach dem
Dreißigjahrigen Krieg
(1618?1648) verpfandete Kurfurst Friedrich Wilhelm aus Geldmangel das Gebiet um Schwedt fur 25.000
Taler
an den
Grafen Varrensbach
, der sein Pfand als Renditeobjekt betrachtete. 1670 loste Kurfurstin Dorothea die Herrschaft fur 26.500 Taler aus der Verpfandung und schuf damit eine Grundlage fur die Versorgung ihres Sohnes Philipp Wilhelm. Durch Kauf von weiteren Grundherrschaften umfasste der Besitz schließlich drei Stadte, drei Schlosser, 33 Dorfer und 24
Vorwerke
.
Kurfurstin Dorothea widmete sich dem Wiederaufbau des im Dreißigjahrigen Krieg beschadigten
Schwedter Schlosses
und der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt und ihrer Umgebung. So warb sie einen hollandischen Fachmann an, der im Fruhjahr 1686 mit den angesiedelten franzosischen
Hugenotten
die Tradition des uckermarkischen
Tabakanbaus
begrundete. Ende des 18. Jahrhunderts ist die Uckermark mit 4.400 Hektar Anbauflache das großte zusammenhangende
Tabakanbaugebiet Deutschlands
und mit drei Zigarrenmanufakturen der wichtigste Wirtschaftsfaktor in der Gegend.
Dorotheas altester Sohn
Markgraf Philipp Wilhelm
baute seine Herrschaft intensiv aus und erweiterte die kostbare Ausstattung des Schlosses. Sein jungerer Bruder
Carl
heiratete 1695, zwei Monate vor seinem Tod, in Norditalien heimlich die Grafin
Katharina von Salmour
. Diese nannte sich als Witwe
Madame de Brandebourg
, was insbesondere im 19. Jahrhundert zu mehreren Romanen verarbeitet wurde, da sie es trotz der Aussicht auf eine hohe Geldzahlung durch den Kurfursten ablehnte, den Titel aufzugeben.
Die rege Bautatigkeit setzte sich auch unter dem nachfolgenden
Markgraf Friedrich Wilhelm
(der tolle Markgraf)
fort. In großem Umfang wurde nun der planmaßige Ausbau der Residenzstadt betrieben.
Der letzte Schwedter
Markgraf Friedrich Heinrich
, jungster Sohn von Philipp Wilhelm, verwandelte Schwedt in eine Kulturstadt. Mit ihm starb die Linie 1788 aus, der großte Teil ihres Landbesitzes fiel zuruck an die
preußische Krone
.
Das Schloss wurde 1794 dem Prinzen
Friedrich Ludwig Karl von Preußen
, dem zweiten Sohn
Friedrich Wilhelms II.
, zur Residenz bestimmt, der dort mit seiner Frau einige Jahre als
Regimentschef
des
Dragoner-Regiments Nr. 1
stationiert war.