Bolko I. von Schweidnitz
(auch
Bolko I. von Jauer und Schweidnitz
,
Boleslaw III. von Liegnitz
, polnisch
Bolko I Surowy
, tschechisch
Boleslav I. Javorsko-Svidnicky Surovy
; * um 1253; †
9. November
1301
) war ab 1278 Herzog von
Schweidnitz und Jauer
und 1286 Herzog von
Lowenberg
.
Bolko entstammte dem Geschlecht der
schlesischen Piasten
. Seine Eltern waren Herzog
Boleslaw II.
von
Schlesien
, ab 1248 von
Liegnitz
und Hedwig († 1259), Tochter des Grafen
Heinrich von Anhalt
. 1286 heiratete Bolko Beatrix († 1316), eine Tochter des Markgrafen
Otto V. von Brandenburg
. Der Ehe entstammten die Kinder
[1]
- Boleslaw (* 1285/90, † 30. Januar 1320)
- Judith/Jutta (* 1285/87; † 15. September 1320), ?
Stephan I.
von
Niederbayern
- Bernhard II.
(† 1326), ? Kunigunde († 1333), Tochter des polnischen Konigs
Władysław I. Ellenlang
- Beatrix
(† 1322)
[2]
, ? um 1308
Ludwig IV.
Herzog von Oberbayern, ab 1314 Romisch-deutscher Konig
- Heinrich I.
(† 1346), ? Agnes, Tochter des bohmischen Konigs
Wenzel II.
- Elisabeth († 1350/56), ?
Wartislaw IV.
von
Pommern-Wolgast
- Margarethe (* vor 1300)
- Bolko II. von Munsterberg
(† 1341), ? Jutta
[3]
, Witwe nach Matthaus Csak IV., der noch zu Lebzeiten seines Vaters, des Trentschiner Burgherrn
Matthaus (III.) Csak
starb.
- Anna († 1332/34), Abtissin des Klarissenklosters in
Strehlen
Nach dem Tod des Vaters 1278 wurden dessen Besitzungen geteilt. Der zweitgeborene Bolko und dessen jungerer Bruder
Bernhard I.
erhielten zunachst gemeinsam das
Herzogtum Jauer
. Dieses wurde zuvor noch zu Lebzeiten des Vaters 1274/77 dem altesten Bruder
Heinrich V.
zugewiesen, der nach dem Tod des Vaters jedoch das
Herzogtum Liegnitz
erhielt. 1281 gliederte Bolko fur Bernhard aus dem Herzogtum Jauer das Gebiet von
Lowenberg
aus, das ebenfalls Sitz eines eigenen Herzogtums wurde. Nach dem Tod Bernhards 1286 erbte Bolko das Herzogtum Lowenberg, das er wieder mit seinem Herzogtum Jauer verband. Trotzdem fuhrte er weiterhin die Bezeichnung
Herzog von Lowenberg
. Spater trat ihm sein Bruder Heinrich V., der seit 1290 auch Herzog von
Breslau
war, den sudlichen Teil des Herzogtums Breslau entlang des Gebirges ab, so dass die Stadte
Munsterberg
,
Frankenstein
,
Strehlen
,
Reichenbach
und
Schweidnitz
zu seinem Herrschaftsbereich gehorten, der den spateren Furstentumern Schweidnitz und
Munsterberg
entsprach. Mit Unterstutzung der Breslauer Bischofe setzte sich Bolko fur eine weitere Kolonisierung der gebirgigen Grenzgebiete ein. Gleichzeitig verfolgte auch
Bohmen
die Besiedlung seiner an Schlesien grenzenden Gebiete.
Nachdem sich der bohmische Konig
Wenzel II.
vom romisch-deutschen Konig
Adolf von Nassau
1295 seine Erbanspruche auf Schlesien wiederholt bestatigen ließ, nahm Bolko gegenuber Wenzel eine feindliche Haltung ein. Bolko befurchtete einen Einmarsch des Bohmenkonigs und besetzte deshalb den Pass von
Landeshut
. Da er sich zur Selbstverteidigung nicht stark genug fuhlte, stellte er sein Land 1296 unter den Schutz des Papstes, was
Bonifaz VIII.
am 1. Februar 1296 urkundlich bestatigte. Durch die Rodung des
Grenzwaldes
sowohl von bohmischer als auch von schlesischer Seite entfiel die naturliche Grenze zu Bohmen. Deshalb legte Bolko zur Sicherung seines Landes entlang der Grenze Burgbezirke an, die der Landesverteidigung dienen sollten und ließ die Stadte mit Wallen und Graben befestigen. Da die
Burg Vriburg
bei
Freiburg
den Anforderungen einer Schutzburg nicht entsprach, errichtete er auf dem hoher gelegenen Furstenberg die
Burg Furstenberg
, die zum Stammsitz der Schweidnitzer Herzoge wurde. Seinen Titel
Herzog von Schlesien
erganzte er um den Zusatz
von Furstenberg
.
Nach dem Tod seines Bruders
Heinrich V.
1296 wurde Bolko Vormund von dessen unmundigen Kindern und damit auch Regent der Herzogtumer Breslau, Liegnitz und
Brieg
. Die Burger von Breslau, die eine Verbindung mit Prag anstrebten, verweigerten ihm zunachst die Anerkennung, unterwarfen sich jedoch, nachdem die erwartete Unterstutzung aus Bohmen ausblieb.
Zu den bereits existierenden Zisterzienserabteien
Heinrichau
und
Kamenz
grundete Bolko 1292 in der Nachfolge der
Opatowitzer
Benediktiner 1292 das
Kloster Grussau
. 1295 grundete er in
Strehlen
ein Klarissenkloster.
[4]
Bolko starb im Alter von etwa 48 Jahren und wurde im Kloster Grussau bestattet, dessen großherziger Gonner er gewesen war. Unter Abt Benedikt II. Seidel wurde 1735?1747 neben der Klosterkirche ein Mausoleum (
Furstenkapelle
) errichtet, in dem die Sarkophage von Bolko I. und seinem Enkel
Bolko II.
sowie Marmorskulpturen ihrer Ehefrauen aufgestellt wurden.
Bolko hinterließ die drei unmundigen Sohne
Bernhard
,
Heinrich
und
Bolko
. Uber sie ubernahm Bolkos Schwager
Hermann von Brandenburg
die Vormundschaft, die er durch seinen Hauptmann Hermann von Barby verwalten ließ. Die Vormundschaft uber die noch minderjahrigen Kinder Heinrichs V. ubernahm Konig Wenzel. Damit verstarkte sich sein Einfluss in Schlesien.
- Colmar Grunhagen
:
Bolko I.
In:
Allgemeine Deutsche Biographie
(ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 105 f.
- Hans Jurgen Rieckenberg
:
Bolko I..
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955,
ISBN 3-428-00183-4
, S. 431 (
Digitalisat
).
- Historische Kommission fur Schlesien
(Hrsg.):
Geschichte Schlesiens
, Bd. 1, Sigmaringen 1988,
ISBN 3-7995-6341-5
- Hugo Weczerka
(Hrsg.):
Handbuch der historischen Statten
.
Band:
Schlesien
(=
Kroners Taschenausgabe
.
Band 316). Kroner, Stuttgart 1977,
ISBN 3-520-31601-3
.
- Rudolf ?a?ek:
D?jiny Slezska v datech
. Praha 2004,
ISBN 80-7277-172-8
- ↑
Reihenfolge nach
[1]
Stammtafel (polnisch)
- ↑
In den alteren Quellen wird sie haufig als Tochter des
Glogauer Herzogs
Heinrich III.
angegeben; s. hierzu die Anmerkungen im Lemma.
- ↑
Nach dem angegebenen Genealogie-Weblink war sie eine Tochter des Louis von Savoyen, Baron von Vaud.
- ↑
Hugo Weczerka (Hrsg.):
Handbuch der historischen Statten.
Band:
Schlesien
(=
Kroners Taschenausgabe.
Band 316). Kroner, Stuttgart 1977,
ISBN 3-520-31601-3
, S. 519f.