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Bohdan Mychajlowytsch Chmelnyzkyj
(
ukrainisch
Богдан Миха?йлович Хмельницький
, wiss.
Transliteration
:
Bohdan Mychajlovy? Chmel'nyc'kyj
; *
1595
vermutlich in
Subotiw
bei
Tschyhyryn
(moglicherweise auch in
Schowkwa
); †
6. August
1657
in Tschyhyryn) war ein
Kosakenhetman
polnischer Provenienz und der Grunder des protostaatlichen Kosaken-
Hetmanats
. Er war der Anfuhrer des großflachigen
Chmelnyzkyj-Aufstands
und der damit verbundenen Judenverfolgung (20.000 Ermordete) gegen die Herrschaft
Polen-Litauens
und treibende Kraft hinter dem
Vertrag von Perejaslaw
, der sein Gemeinwesen unter den Schutz des
Zarentums Russland
stellte. Zu seinen Ehren wurde 1888 das
Bohdan-Chmelnyzkyj-Denkmal
in
Kiew
enthullt
[1]
.
Chmelnyzkyj war der Sohn eines wahrscheinlich kleinadligen
polnischen
Unter
starosten
und einer Kosakenfrau. Er wurde wahrscheinlich in
Subotiw
, evtl. auch in
Schowkwa
(poln. ?ołkiew) bei
Lemberg
geboren. Seine Ausbildung erhielt er in einem
Jesuitenkolleg
in
Tschyhyryn
. Im Jahr 1620 nahm er unter dem
Hetman der Krone
Stanisław ?ołkiewski
am
Feldzug gegen die Turken
teil und geriet in deren Gefangenschaft. Nach seinem Loskauf machte er Karriere im Kosakenheer. Als spater von der polnischen Regierung den Kosaken Rechte aberkannt wurden, verhielt er sich dieser gegenuber loyal und zog sich auf sein Gut bei Tschyhyryn zuruck. Erst ab 1646, als ihn personlich betreffende Rechtsstreitigkeiten ihm seine Rechtlosigkeit vor Augen fuhrten, nahm er dies zum Anlass, sein Gut und seine Familie zu verlassen und den Kampf gegen
Polen
aufzunehmen.
[2]
Fur die Kosaken war Bohdan Chmelnyzkyj ein Held im Kampf um ihre Rechte. In diesem Kampf handelte es sich um die juristische Anerkennung der traditionellen Privilegien der Kosaken, darunter Steuerfreiheit und Erhalt der paramilitarischen Strukturen. Des Weiteren wurde verlangt, die vom
polnischen Konig
direkt besoldete Kosakentruppe (Registerkosaken) auf die bereits zugesicherten 40.000 Mann zu erweitern. 1648 und 1649 besiegte Chmelnyzkyj ein polnisches Heer bei
Sboriw
(Zborow). 1648 wandte er sich erstmals an den
russischen
Zaren
Alexei I.
und bat ihn darum, den ukrainischen Kosakenstaat unter russische Herrschaft zu stellen. Zunachst zogerte Russland, so dass Chmelnyzkyj den Kampf gegen die polnische Krone mit Hilfe des
Krim-Khanats
fuhrte, das sich jedoch mehrfach als unzuverlassig erwies und die Kosaken in den entscheidenden Schlachten durch Absprachen mit dem polnischen Konig hinterging. Nach einem abermaligen Hilfeersuchen Chmelnyzkyjs entschied der russische
Semski Sobor
Ende 1653 zugunsten einer Aufnahme des Hetmanats und einer Kriegserklarung an Polen-Litauen. Am 8. Januar 1654 kam es in
Perejaslaw
zur Unterzeichnung des
Vertrages von Perejaslaw
. Die Kosaken leisteten einen Treueeid an den russischen Zaren und bekannten sich als seine Untertanen. Im Gegenzug gewahrte Russland den Kosaken militarischen Schutz und weitgehende Autonomie.
Es begann ein gemeinsamer Feldzug der Russen und der Saporoger Kosaken gegen Polen-Litauen, bei dem sie bis 1656 die Kontrolle uber beinahe alle ostslawischen/ruthenischen Gebiete gewinnen konnten. 1657 verstarb Chmelnyzkyj.
Chmelnyzkyj und der Aufstand unter seiner Fuhrung bleiben wegen
judenfeindlicher
Exzesse in Erinnerung. Chmelnyzkyj ist in der judischen Uberlieferung ?der bose Chmel“.
[3]
Einer neueren Berechnung zufolge ermordeten die Kosaken etwa 20.000 Juden,
[4]
etwa die Halfte der damals in der Ukraine lebenden Juden (
Rotruthenien
dabei nicht mitgerechnet).
[5]
Altere Schatzungen nehmen eine noch hohere Opferzahl an. Die judische Bevolkerung war dabei weder das ursprungliche noch primare Ziel der Aggression. Sie wurde auch wegen ihrer okonomischen Beziehungen zum Hauptfeind, dem polnischen Adel, zu Opfern der Konflikte.
[6]
In Folge wanderten viele armere Juden in westlichere Gebiete aus.
Siehe auch:
Geschichte der Ukraine
,
Kosaken-Aufstand im Kontext der judischen Geschichte
;
Nebenartikel:
Hetmanat
Bohdan Chmelnyzkyj war mit
Hanna Somkiwna
verheiratet, Tochter eines reichen Kosaken aus Perejaslaw. Das Paar lebte in
Subotiw
, einem Dorf sieben Kilometer nordostlich von
Tschyhyryn
. Aus der Ehe gingen zuerst drei Tochter und spater zwei Sohne hervor:
1943 wurde der sowjetische
Bogdan-Chmelnizki-Orden
gestiftet.
1954 wurde die Krim auf Erlass des
Obersten Sowjets der UdSSR
an die Ukrainische Sowjetrepublik angegliedert. Der offizielle Anlass dazu war das 300-jahrige Jubilaum des Vertrags von Perejaslaw von 1654, der aus russischer Sicht den Anschluss des Kosakenhetmanats an das Zarenreich bedeutete. Großen Einfluss auf diese Entscheidung hatten seinerzeit jedoch auch Plane zur Vereinfachung und Straffung von Verwaltungsstrukturen und zum Wiederaufbau der im Krieg nahezu vollig zerstorten und nicht zuletzt durch die von Stalin angeordnete Deportation der Krimtataren in weiten Teilen nahezu vollig entvolkerten Krim. Im Zuge der Feierlichkeiten wurde zudem die ukrainische Stadt Proskuriw 1954 in Chmelnyzkyj umbenannt.
In Russland und der Sowjetunion hatte das Gedenken an Chmelnyzkyj Hochkonjunktur. Gleichzeitig zerstorte man die alten Uberreste der kosakischen Kultur, u. a. die Burganlage auf der Insel
Chortyzja
.
Chmelnyzkyjs Leben war Inhalt einiger Filme, so des sowjetischen Films
Bohdan Chmelnyzkyj
(Regie:
Igor Sawtschenko
) von 1941.
[7]
1995 wurde anlasslich des 50. Jahrestages des
Kriegsendes
der ukrainische
Bogdan-Chmelnizki-Orden
gestiftet.
Der Roman
Mit Feuer und Schwert
(poln.
Ogniem i mieczem
) des polnischen
Literatur-Nobelpreistragers
Henryk Sienkiewicz
handelt vom Kosakenaufstand unter Chmelnyzkyj. Die Verfilmung des polnischen Regisseurs
Jerzy Hoffman
aus dem Jahre 1999 war seinerzeit in Polen der erfolgreichste Kinofilm der Nachwendezeit (uber 7 Millionen Zuschauer).
- ↑
Denkmal von Bohdan Chmelnyzkyj.
In:
holidaycheck.ch.
Abgerufen am 7. September 2022
.
- ↑
Serhii Plokhy
:
Das Tor Europas. Die Geschichte der Ukraine
. Aus dem Englischen von Anselm Buhling u. a. Hoffmann und Campe, Hamburg 2022, S. 155.
ISBN 978-3-455-01526-3
.
- ↑
Haim Hillel Ben-Sasson
:
Geschichte des judischen Volkes
, Band 2:
Vom 7. bis zum 17. Jahrhundert
. C.H. Beck, Munchen 1979,
ISBN 3-406-07222-4
, S. 330.
- ↑
Shaul Stampfer:
What Actually Happened to the Jews of Ukraine in 1648?
In:
Jewish History
, Jg. 17 (2003), S. 207?227, hier S. 218.
- ↑
Shaul Stampfer:
What Actually Happened to the Jews of Ukraine in 1648?
In:
Jewish History
, Jg. 17 (2003), S. 207?227, hier S. 221.
- ↑
Shaul Stampfer:
What Actually Happened to the Jews of Ukraine in 1648?
In:
Jewish History
, Jg. 17 (2003), S. 207?227, hier S. 207.
- ↑
Bogdan Khmelnitskiy
bei
IMDb