Die Zwillingsbruder
Igor
(*
29. August
1949
in
Saint-Lary
,
Departement Gers
; †
3. Januar
2022
in
Paris
) und
Grichka Bogdanoff
(* 29. August 1949 in Saint-Lary, Departement Gers; †
28. Dezember
2021
in Paris), auch
Bogdanov
geschrieben, waren
franzosische
Autoren
und
Fernsehmoderatoren
.
Igor und Grichka Bogdanoff studierten
Angewandte Mathematik
in Paris und moderierten ab 1979
Science-Fiction
-Shows und popularwissenschaftliche Sendungen im franzosischen Fernsehen, darunter
Temps X
bei
TF1
und
Rayons X
bei
France 2
. Unter den von ihnen veroffentlichten sieben Buchern befindet sich eines basierend auf Interviews mit dem Philosophen
Jean Guitton
(
Dieu et la Science
(?Gott und Wissenschaft“), 1991). Die Zwillinge fielen auch durch ihr ungewohnliches Außeres auf, bestritten jedoch stets
chirurgische Eingriffe
an ihren Gesichtern.
[1]
Die Bruder infizierten sich mit
SARS-CoV-2
und kamen am 15. Dezember 2021 auf die Intensivstation eines Krankenhauses. Grichka starb am 28. Dezember 2021 im Alter von 72 Jahren an den Folgen von
COVID-19
, Igor sechs Tage spater.
[2]
Beide waren nicht geimpft.
[3]
[4]
Laut ihrem Anwalt seien sie keine
Impfgegner
gewesen, sondern hatten gehofft, ?durch ihren gesunden Lebensstil vor einer Infektion geschutzt zu sein“.
[1]
Igor Bogdanoff hinterließ sechs Kinder, einen Sohn aus seiner Beziehung zur Schauspielerin
Genevieve Grad
, drei aus seiner ersten Ehe mit der Grafin Ludmilla d’Oultremont und zwei aus seiner zweiten Ehe mit der Schriftstellerin Amelie de Bourbon-Parme.
[5]
[6]
Die beiden Bruder begannen 1993 ihre
Promotion
an der
Universite de Bourgogne
in
Dijon
unter dem
Doktorvater
Moshe Flato
, einem Experten fur
mathematische Physik
mit internationaler Reputation. Nach dem Unfalltod Flatos stellten sie ihre
Dissertationen
unter der Anleitung von dessen langjahrigem Kollegen
Daniel Sternheimer
fertig.
[7]
Grichka wurde 1999 mit einer Abhandlung uber
Kosmologie
in Mathematik promoviert
[8]
und Igor 2002 in
theoretischer Physik
.
[9]
Beide Arbeiten wurden mit der schlechtesten Bewertung ?honorable“ bewertet.
[7]
Im
Usenet
tauchte bereits 2002 die Vermutung auf, dass es sich bei den im
Peer-Review
-Verfahren begutachteten Veroffentlichungen im Zuge dieser Promotion um einen Scherz handle, was die Bogdanoffs jedoch bestritten.
[10]
Hermann Nicolai
, der Direktor am
Max-Planck-Institut fur Gravitationsforschung
in Potsdam, fasste eine Veroffentlichung der beiden aus dem Jahr 2001 in der Zeitschrift
Classical and Quantum Gravity
wie folgt zusammen: ?Der Artikel ist ein
Potpourri
von
buzzwords
der modernen Physik, das vollig
inkoharent
ist.“
[11]
Das Herausgebergremium der Zeitschrift veroffentlichte im November 2001 ein Statement, das das Erscheinen des Artikels bedauert und feststellt, dass er nicht hatte publiziert werden sollen.
[10]
2010 wurde ein aus dem Jahr 2003 stammender angeblicher Report des
CNRS
publik, in dem den Arbeiten der Bogdanoffs jeder wissenschaftliche Wert abgesprochen wurde.
[12]
Die Universite de Bourgogne reagierte mit einer Pressemitteilung, der zufolge die Bogdanoffs ihre Grade gemaß dem regularen Verfahren verliehen bekommen hatten und der wissenschaftliche Wert ihrer Arbeiten durch ein Wissenschaftlergremium evaluiert und bewertet worden sei, dessen souverane Entscheidung nicht in Frage zu stellen sei.
[13]
Die Veroffentlichungen der beiden wurden in Bezug zu den Arbeiten von
Alan Sokal
gesetzt (?
Sokal-Affare
“).
[14]
Allerdings gestattete sich Sokal nach eigenem Bekunden einen Scherz und wollte mit seiner Abhandlung, die aus der willkurlichen Aneinanderreihung von Begriffen aus der Philosophie und Quantenphysik besteht, Mangel im Peer-Review aufzeigen, wahrend die Bruder Bogdanoff nach eigenen Angaben in ihren publizierten Texten keinesfalls einen Scherz, sondern seriose Abhandlungen sahen.
[15]
- ↑
a
b
Michaela Wiegel:
Igor und Grichka Bogdanoff wenige Tage nacheinander an Covid-19 gestorben.
In:
Frankfurter Allgemeine Zeitung
.
4. Januar 2022.
- ↑
Igor Bogdanoff est mort, six jours apres son frere jumeau Grichka
,
Le Monde
, 3. Januar 2022, abgerufen am gleichen Tag.
- ↑
Grichka Bogdanoff, l’un des jumeaux stars des annees 1980, est mort du Covid-19
, Le Monde, 28. Dezember 2021, abgerufen am 30. Dezember 2021.
- ↑
Mort d’Igor Bogdanoff, six jours apres son frere Grichka.
In:
bfmtv.com.
Abgerufen am 4. Januar 2022
(franzosisch).
- ↑
Nicolas Deschamps:
Igor Bogdanov, six fois papa
. In: gala.fr vom 12. Februar 2015.
- ↑
Francoise Caries:
Igor convole a Chambord.
In:
ladepeche.fr.
30. September 2009, archiviert vom
Original
am
1. Januar 2022
;
abgerufen am 1. Januar 2022
(franzosisch).
- ↑
a
b
Dennis Overbye:
Are They a) Geniuses or b) Jokers?
In:
New York Times
. 9. November 2002 (
nytimes.com
[abgerufen am 24. April 2019]).
- ↑
Grichka Bogdanoff
im
Mathematics Genealogy Project
(englisch) Dissertation
Fluctuations quantiques de la signature de la metrique a l’echelle de Planck.
Universite de Bourgogne 1999.
Vorlage:MathGenealogyProject/Wartung/name verwendet
- ↑
Igor Bogdanoff
im
Mathematics Genealogy Project
(englisch) Dissertation:
Etat topologique de l’espace-temps a l’echelle zero.
Universite de Bourgogne 2002.
Vorlage:MathGenealogyProject/Wartung/name verwendet
- ↑
a
b
John Baez
:
The Bogdanoff Affair.
22. Oktober 2010,
abgerufen am 24. April 2019
(englisch).
- ↑
Ulrich Schnabel:
Die Marchen der Gebruder Bogdanov
. In:
Die Zeit
. 27. November 2002 (
zeit.de
[abgerufen am 24. April 2019]).
- ↑
Zitat:
valeur de ce travail est nulle
, vgl.
Jonathan Pariente:
Les jumeaux Bogdanov etrilles par le CNRS.
In:
En quete de sciences.
blog.lemonde.fr, 16. Oktober 2010, archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
20. April 2011
;
abgerufen am 24. April 2019
(franzosisch).
Info:
Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß
Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/sciences.blog.lemonde.fr
- ↑
?… les travaux de theses de Doctorat de M. Grichka Bogdanov (1999) et de M. Igor Bogdanov (2002) ont ete soumis a un processus d’evaluation conforme a la procedure en vigueur dans les universites francaises. Le contenu scientifique des deux theses a ete evalue et valide par un jury de scientifiques dont la decision souveraine ne peut etre remise en cause.“ Zitiert nach:
Communique de l’Universite de Bourgogne au sujet des titres de Docteur de MM. Igor et Grichka BOGDANOV.
Universite de Bourgogne
, 29. Oktober 2010, archiviert vom
Original
am
28. April 2011
;
abgerufen am 1. Januar 1970
(franzosisch).
- ↑
Andrew Orlowski:
Physics hoaxers discover Quantum Bogosity.
In:
The Register
.
1. November 2002,
abgerufen am 24. April 2019
(englisch).
- ↑
Andrew Orlowski:
Bogdanov brothers deny bogosity.
In:
The Register
.
5. November 2002,
abgerufen am 24. April 2019
(englisch).