Blauer Engel

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Blauer Engel
Logo
Rechtsform Umweltzeichen nach DIN EN ISO 14024 in Tragerschaft des Bundesministeriums fur Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit
Grundung 1978
Schwerpunkt Umweltzeichen fur Produkte und Dienstleistungen
Website blauer-engel.de

Der Blaue Engel ist ein in Deutschland seit 1978 vergebenes Umweltzeichen fur besonders umweltschonende Produkte und Dienstleistungen . [1] Trager des Zeichens ist das Bundesumweltministerium .

Logo 1978 bis Ende 2017 [2]
Das Umweltzeichen auf einem Stromerzeugungsaggregat

Dieses Umweltzeichen wurde 1978 vom Bundesminister des Innern , Werner Maihofer ( FDP ), und den fur Umweltschutz zustandigen Ministern der Bundeslander eingefuhrt und soll dort, wo herkommliche Produkte die Umwelt belasten, umweltfreundliche Entwicklungen und Alternativen erkennbar machen; das Bundesumweltministerium gab es 1978 noch nicht. [3] Das Umweltzeichen wird an die Anbieter verliehen und diese konnen auf freiwilliger Basis ihre Produkte damit kennzeichnen. Seine Vorstellung in der Offentlichkeit fand im Februar 1978 statt. [4]

Das Logo entspricht im Kern dem Logo des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), allerdings mit umgedrehter Farbgebung. Im außeren Ring stehen die Worte ?BLAUER ENGEL“ und ?DAS UMWELTZEICHEN“. Nach Angaben der offiziellen Website symbolisiert es die staatliche Verankerung der UNEP-Ziele in Deutschland. [5]

Der Blaue Engel ist Mitglied im Global Ecolabelling Network (GEN), einem Interessenverband von 26 Umweltzeichen-Organisationen weltweit, der 1994 gegrundet wurde. [6]

2003, also nach 25 Jahren trugen etwa 3.700 Produkte den Blauen Engel, [7] nachdem es 1980 gerade 80 Produkte waren. [4]

2004 gab es das Zeichen auch fur Handys, hier machten die Hersteller aber keinen Gebrauch davon. [8] Erst 2016 erhielt das Fairphone 2 als erstes Smartphone einen Blauen Engel. [9] 2022 wurde das Fairphone 4 als zweites Smartphone mit dem Blauen Engel ausgezeichnet. [10]

2008 waren etwa 10.000 Produkte und Dienstleistungen zertifiziert. [11] Zu diesem Zeitpunkt wurde das Umweltzeichen uberarbeitet. Dabei wurde es um die Komponente Klimaschutz erweitert. [1] Die Jury Umweltzeichen (vgl. Abschnitt Vergabeverfahren) beabsichtigte, die aus Klimasicht wichtigsten 100 klimarelevanten Produkte mit dem Umweltzeichen auszuzeichnen. [12]

Etwa 2013 begannen Uberlegungen fur eine Uberarbeitung des Logos. Dazu wurde eine Untersuchung beim Institut fur sozial-okologische Forschung (ISOE) beauftragt. Dabei wurde auch ein Designwettbewerb im Fachbereich Gestaltung (Lehreinheit Kommunikationsdesign) an der Hochschule Mainz eingesetzt. [13]

2014 kooperiert der Blaue Engel mit Sudkorea , Osterreich sowie mit Umweltzeichen in Japan und China. [14]

Seit Januar 2018 wird das uberarbeitete Logo eingesetzt. [2]

Vergabeverfahren

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Der Blaue Engel ist ein von Dritten zertifiziertes Umweltzeichen Typ I, der etwa seit dem Jahr 2000 mit der dann vorliegenden ISO 14024 beschrieben ist. [15] Folgende Institutionen sind am Vergabeverfahren beteiligt:

  • Bundesministerium fur Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit , fungiert als Zeicheninhaber, ist auch fur die Kontrolle zustandig [1] und informiert die Offentlichkeit .
  • Umweltbundesamt , nimmt Neuantrage entgegen und legt sie nach Prufung und Bewertung der Jury Umweltzeichen vor.
  • RAL gemeinnutzige GmbH als Zeichenvergabestelle, fuhrt die Expertenanhorungen durch und pruft, ob die Anforderungen erfullt werden. [1]
  • Jury Umweltzeichen (?Jury UZ“), das unabhangige Beschlussgremium mit Vertretern aus Umwelt- und Verbraucherverbanden, Gewerkschaften, Industrie, Handel, Handwerk, Kommunen, Wissenschaft, Medien, Kirchen und Bundeslandern, hat im Vergabeverfahren das letzte Wort und trifft die eigentliche Vergabeentscheidung. Durch die Setzung von Kriterien werden vor allem bei neueren Produkten klare Signale fur Produktentwicklungen gegeben, beispielsweise zum Auto-Power-Down bei Espressomaschinen, DVD-Playern oder Blu-ray Disc-Playern. [12]

Es gibt den Blauen Engel inzwischen fur viele Produktbereiche, darunter Elektrogerate, Papier- und Druckerzeugnisse, [16] Sonnenkollektoren, Holzpelletofen, Holzpellets (seit etwa 2011), [17] Bauprodukte (beispielsweise Bodenbelage und Wandfarben), Wasch- und Reinigungsmittel, Kommunikationstechnik (unter anderem Computer, Drucker , Software (seit 2019), [18] Mobiltelefone). [1] [19]

Jeder kann beim Umweltbundesamt auszeichnungswurdige Produkte vorschlagen.

  • Es handelt sich nicht um ein Zeichen, das die vollstandige Unbedenklichkeit eines Produkts bescheinigt. Die so gekennzeichneten Produkte sind umweltfreundlicher als andere Produkte der jeweiligen Produktgruppe und stellen so in puncto Umweltbelastung so wenig wie moglich, so viel wie notig dar. Konkret bedeutet dies, dass der Blaue Engel kein Gutesiegel auf das Gesamtprodukt ist, sondern bestimmte Eigenschaften auszeichnet, die hauptsachlich den Umwelt- und Gesundheitsschutz betreffen. Dennoch erfullt der Blaue Engel seine gewunschte Verbraucherlenkungsfunktion, weil er durch seine konzeptionelle Schlichtheit in vielen Branchen schnell allgemeine Marktstandards im Sinne der Umwelt anheben konnte.
  • 2003 lag der Anteil der zertifizierten Fotokopierer bei einem Drittel. Oft durfen Baufirmen Straßen im Auftrage der Stadt nur dann aufreißen, wenn der Presslufthammer so leise ist, dass er die Anforderungen des Blauen Engels erfullt. [7]
  • Die FAZ schreibt Ende 2006: ?Die breite Beteiligung verschiedener Interessengruppen <durch die Jury Umweltzeichen> gewahrleistet eine hohe Glaubwurdigkeit des Zeichens.“ [20]
  • Das Freiburger Oko-Institut schreibt Juli 2009 in seiner Untersuchung Umweltzeichen fur klimarelevante Produkte : ?Durch die Setzung von Kriterien werden vor allem bei neueren Produkten klare Signale fur Produktentwicklungen gegeben.“ [12]
  • Ressourcenschonung und in einigen Produktgruppen Langlebigkeit ist relevant. [21]
  • da die Vergaberichtlinien der blauen Engel kostenfrei und offentlich einsehbar sind, konnen diese zur Entwicklung von umweltfreundlicheren Produkten und Dienstleistungen fuhren, selbst dann wenn die Hersteller/Dienstleister dafur nie den blauen Engel beantragen
  • der Blaue Engel inspiriert teils andere Umweltlabel oder deren Einfuhrung
  • Der Blaue Engel bescheinigt keineswegs die vollige Unbedenklichkeit eines Produkts, der Engel erwecke zum Beispiel bei Elektrogeraten den Eindruck von Umweltfreundlichkeit. Das seien die Gerate aber gar nicht. (Utopia.de). [22]
  • Umwelteigenschaften, die nicht in den Vergabekriterien genannt sind, werden nicht gepruft.
  • Am Markt kann es Produkte geben, die keinen Blauen Engel tragen, obwohl sie die Kriterien erfullen, da er nur auf Antrag vergeben wird. [23]
  • Es werden nur Produkte mit gleichem Nutzungszweck sowie Produktkategorie verglichen (z. B. mechanischer und chemischer Abflussreiniger , eigenes und Car-Sharing -Auto).
  • Der Blaue Engel liefert keine Aussage, welches von zwei ausgezeichneten Produkten umweltvertraglicher ist; [23] dies ist mit einer Umweltdeklaration (seit dem Jahr 2000 nach ISO 14025 ) moglich.
  • Wenn Hersteller auf Bezeichnungen wie Bio, Oko oder Natur im Produktnamen nicht verzichten wollen, tragen diese Produkte kein Umweltzeichen. Nach den Richtlinien fur die Vergabe des Blauen Engels sind solche Werbeaussagen nicht zulassig. Das gilt auch fur verharmlosende Angaben wie ?nicht giftig“ oder ?nicht gesundheitsschadlich“. [24]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Ulrich Hottelet: Der Blaue Engel steht kunftig fur Klimaschutz , Artikel in der Die Welt vom 11. September 2008, abgerufen am 28. November 2020.
  2. a b oneworldfamily.de abgerufen am 1. Dezember 2020.
  3. Bettina Hoffmann, Das neuseelandische und das deutsche System von Schutzgebieten , 1. Auflage 2012, ISBN print: 978-3-8329-4697-5, Seite 184?201, abgerufen bei nomos-elibrary.de am 29. November 2020.
  4. a b wdr.de vom 27. Februar 2013, 27. Februar 1978 - Vorstellung des Umweltzeichens "Blauer Engel" , abgerufen am 1. Dezember 2020.
  5. Das Logo . In: Blauer-Engel.de , abgerufen am 25. Oktober 2018.
  6. globalecolabelling.net abgerufen am 28. November 2020.
  7. a b taz.de vom 4. Juni 2003, Vater aller Siegel , abgerufen am 30. November 2020.
  8. spiegel.de vom 9. November 2004, Keine Chance fur den Blauen Engel , abgerufen am 2. Dezember 2020.
  9. Christian Wolbert: Fairphone 2 tragt als erstes Smartphone den ?Blauen Engel“. In: Heise online . 22. Oktober 2016 . Abgerufen am 2. Dezember 2020.
  10. Robin Brand: Fairphone verkaufte 2021 knapp 88.000 Smartphones. In: Heise online . 21. Juli 2022 . Abgerufen am 21. Juli 2022.
  11. nabu.de/news von 2008, Wegweiser fur kritische Verbraucher , abgerufen am 28. November 2020.
  12. a b c Oko-Institut Freiburg im Juli 2009, Umweltzeichen fur klimarelevante Produkte und Dienstleistungen (PDF, 1,9 MB), Seite 52, abgerufen am 28. November 2020.
  13. umweltbundesamt.de, Modernisierung des Blauen Engel Abschlussbericht (PDF, 2,6 MB) , abgerufen am 1. Dezember 2020.
  14. bmu.de vom 9. Januar 2017, "Blauer Engel" auch in Japan und China , abgerufen am 28. November 2020.
  15. greenbuildingproducts.eu vom 22. Juli 2016, Blauer Engel bewertet Risiken fur die lokale Umwelt , abgerufen am 16. Dezember 2020.
  16. umweltbundesamt.de, Mai 2015, Der Blaue Engel fur Druckerzeugnisse (PDF, 936 kB), abgerufen am 28. November 2020.
  17. Stiftung Warentest: Holzpellets, Holzhackschnitzel: Auch mit Blauem Engel. In: test.de. 22. September 2011, archiviert vom Original am 22. September 2021 ; abgerufen am 26. Marz 2022 .
  18. mdr.de/wissen, Blauer Engel fur Software , abgerufen am 2. Dezember 2020.
  19. blauer-engel.de, Produkte und Dienstleistungen mit dem Blauen Engel ( Memento vom 7. November 2020 im Internet Archive ), Januar 2020, (PDF, 469 kB), abgerufen am 8. November 2020.
  20. Christoph Platt: Mit Brief und Siegel. faz .net, 3. Dezember 2006, abgerufen am 29. November 2020 .
  21. ndr.de vom 26. Oktober 2018, 40 Jahre Umweltschutz im Zeichen des Blauen Engels , abgerufen am 2. Dezember 2020.
  22. taz.de vom 25. Oktober 2018, Avantgarde im Gutesiegel-Dschungel , abgerufen am 1. Dezember 2020.
  23. a b umweltzeichen.de (Referenzen von 1994 bis 1998)
  24. Stiftung Warentest: Wandfarbentest (2004) (PDF, 388 kB), Seite 5 des PDF, abgerufen am 28. November 2020.