William Avery ?Billy“ Bishop
(*
8. Februar
1894
in
Owen Sound
,
Ontario
; †
11. September
1956
in
Palm Beach
,
Florida
,
USA
) war ein
kanadischer
Jagdflieger
im
Ersten Weltkrieg
. Offiziell erzielte er 72
Luftsiege
, was ihn zur Nummer eins der kanadischen Jagdpiloten und der des
Britischen Weltreichs
im
Ersten Weltkrieg
machte. Seine hohe Abschusszahl ist aber unter Historikern der
Royal Canadian Air Force
sehr umstritten.
[1]
William Bishop wurde in
Owen Sound
,
Ontario
, geboren, als zweites Kind von William A. und Margaret Bishop.
[2]
Sein Vater, ein Anwalt und Absolvent der
Osgoode Hall Law School
, war Registrierbeamter der Gemeinde
Grey County
. Wahrend seines Besuchs des
Owen Sound Collegiate and Vocational Institute
gewann Bishop den Ruf eines Kampfers, der sich selbst und schwachere Mitschuler gegen Raufbolde verteidigte.
[3]
Den seinerzeit popularen Teamsportarten gegenuber war er eher abgeneigt, vielmehr bevorzugte er Einzelsportarten, wie Schwimmen, Reiten und Schießen.
[4]
Bishop war kein erfolgreicher Schuler. Er mied jedes Fach, das er nicht umgehend ohne Schwierigkeiten meistern konnte und blieb dem Unterricht haufig fern.
[5]
Mit 15 hatte Bishop seine ersten Erfahrungen mit der Fliegerei gemacht. Er baute sein erstes Flugzeug aus Pappkartons, Schnuren und Holzbrettern.
[6]
Im Jahr 1914 begann der zwanzigjahrige Bishop sein Studium am
Royal Military College of Canada
in
Kingston
, Ontario, wo auch sein Bruder im Jahr 1903 graduiert hatte. Im RMC war Bishop unter dem
Spitznamen
"Bish" und "Bill" bekannt. Gleich in seinem ersten Jahr fiel Bishop am RMC durch, weil er beim Spicken ertappt wurde.
[7]
Als der
Erste Weltkrieg
1914 ausbrach, verließ Bishop im September 1914 das RMC
[8]
und trat dem
Mississauga Horse Cavalry Regiment
bei.
[9]
Im Januar 1915 wurde er zum
Lieutenant
befordert,
[10]
erkrankte aber an einer Lungenentzundung, bevor sein Regiment nach Ubersee geschickt wurde.
[11]
Nach seiner Erholung wurde er den
8th Canadian Mountain Rifles
zugeteilt, einer berittenen Infanterieeinheit, die in
London
, Ontario stationiert war.
[12]
Bishop besaß eine naturliche Begabung im Umgang mit Waffen und ubertraf jeden seiner Kameraden bei Ubungen am Schießstand. Ihm wurde eine nahezu ?ubermenschliche“ Sehstarke zugesprochen, die es ihm ermoglichte, weit entfernte Ziele zu treffen, und die von anderen nur noch als minimaler Punkt erkannt werden konnten.
[13]
Am 6. Juni 1915 verließ sein Regiment
Kanada
an Bord des Viehtransportschiffs
Caledonia
in Richtung
England
.
[14]
Am 21. Juni wurde der Schiffskonvoi vor der Kuste
Irlands
von deutschen
U-Booten
angegriffen. Zwei Schiffe sanken und 300 kanadische Soldaten wurden getotet. Bishops Schiff hingegen wurde nicht getroffen und erreichte den Hafen von
Plymouth
am 23. Juni.
[15]
Bishop war vom Schlamm und Ausharren in den Schutzengraben schnell frustriert. Im Juli 1915, nachdem er ein
RFC
-Flugzeug von einer Mission zuruckkommen sah, soll er gesagt haben: ?...es ist sauber dort oben! Ich wette, man kriegt dort keinen Schlamm oder Pferdemist ab. Und wenn man stirbt, ist es zumindest ein sauberer Tod.“
[16]
Er wechselte zum
Royal Flying Corps
und wurde Beobachter, nachdem an der Flugschule keine Platze fur Piloten mehr frei waren.
[17]
Das erste Flugzeug, mit dem er ubte, war eine
Avro 504
.
[18]
Bishop wurde ausgewahlt, Luftaufnahmen zu machen und war bald schon qualifiziert genug, andere Aufklarer an der Kamera auszubilden.
[19]
Im Januar 1916 wurde seine
Squadron
nach
Frankreich
abkommandiert. Bishops erste Kampfmission dort war ein Luftaufklarungsflug fur die britische Artillerie.
[20]
In der Folgezeit flog Bishop mehrere Bombereinsatze, ohne allerdings einmal seine Maschinengewehre auf ein feindliches Flugzeug abfeuern zu mussen.
[21]
Als sein Vater einen
Schlaganfall
erlitt, konnte Bishop kurzzeitig nach Kanada zuruckreisen, weshalb er auch den Beginn der
Schlacht an der Somme
im Juli 1916 verpasste.
[22]
Bishop kehrte im September 1916 nach England zuruck und konnte mit Beziehungen zu einer prominenten Freundin
Lady St. Helier
die Pilotenausbildung an der
Central Flying School
bei Upavon auf der
Salisbury Plain
absolvieren.
[23]
Seinen ersten Soloflug hatte er in einer
Maurice Farman ?Shorthorn“
.
[24]
In den folgenden Monaten erlebte Bishop schwere Luftkampfe mit deutschen Jagdpiloten und entging nur knapp einem Abschuss durch
Manfred von Richthofen
.
[25]
Er wurde im April 1917 zum
Captain
befordert, im Mai 1917 mit dem
Military Cross
ausgezeichnet und auf deutscher Seite fur seine Erfolge schnell beruhmt und gefurchtet.
[26]
Ernst Udet
nannte ihn den besten Piloten Englands und man gab ihm den Spitznamen ?Handlanger des Teufels“.
[27]
Im Juni 1917 kehrte Bishop nach Kanada als Nationalheld zuruck und vermochte die kriegsmude kanadische Offentlichkeit zu mobilisieren.
[28]
Er heiratete nun auch seine langjahrige Verlobte Margaret Burden. Nach der Hochzeit wurde er im Zuge eines Rustungsauftrags der britischen Luftwaffe nach
Washington, D.C.
berufen, um am Aufbau der amerikanischen Luftstreitkrafte mitzuwirken. Wahrend dieser Zeit schrieb er seine Biographie mit dem Titel
Winged Warfare
.
[29]
Im April 1918 kehrte Bishop im Range eines
Majors
nach
London
zuruck und kommandierte die
No. 85 Squadron
, die sogenannten ?Flying Foxes“.
[30]
Vom 30. Mai bis 1. Juni schoss Bishop sechs deutsche Jagdflugzeuge ab, darunter das deutsche
Fliegerass
Paul Billik
, und erhohte seine Abschusse damit auf insgesamt 59, was ihn zum fuhrenden Fliegerass der alliierten Piloten machte.
[31]
Die kanadische Regierung war angesichts Bishops Popularitat außerst besorgt uber den moralischen Effekt auf die Bevolkerung, sollte ihr bester Pilot im Luftkampf getotet werden. Bishop wurde daraufhin gegen seinen Willen im Juni 1918 nach England zuruckbeordert, um bei Organisation und Aufbau der neuen
Canadian Air Force
mitzuhelfen.
[32]
Am 5. August 1918 wurde Bishop zum
Lieutenant-Colonel
befordert und erhielt den Posten des ?Officer Commanding-designate of the Canadian Air Force Section of the General Staff, Headquarters Overseas Military Forces of Canada“.
[33]
Als ihn die Nachricht des Waffenstillstands erreichte, befand er sich auf einem Schiff auf dem Weg nach Kanada. Er wurde am 31. Dezember vom Dienst der
Canadian Expeditionary Force
befreit und kehrte endgultig in sein Heimatland zuruck.
[34]
Nach dem Ende des Krieges beanspruchte er fur sich, 72 Luftsiege erzielt zu haben.
[35]
Die kanadischen Historiker Hugh Halliday und Brereton Greenhous (beide waren offizielle Historiker der
Royal Canadian Air Force
) vermuteten, dass die tatsachliche Abschusszahl Bishops deutlich niedriger lag, da Bishop viele seiner Abschusse, die er nach eigenen Angaben auf Einzelmissionen erzielte, nicht durch Zeugen bestatigt wurden. Weder von eigener, noch von deutscher Seite. Trotzdem wurden sie ihm von offizieller Stelle anerkannt.
[1]
Im Jahr 1938 wurde Bishop ehrenhalber zum
Air Marshal
der
Royal Canadian Air Force
ernannt und war fur die Rekrutierung neuer Piloten zustandig. In dieser Funktion war er so popular, dass aufgrund der uberraschenden Vielzahl an Bewerbern nicht alle berucksichtigt werden konnten.
[36]
Er entwickelte ein Trainingssystem fur neue Piloten uber ganz Kanada hinaus und begrundete den
Commonwealth Air Training Plan
, uber den wahrend des Zweiten Weltkriegs 167.000 Flieger in Kanada ausgebildet wurden. Im Jahr 1942 spielte Bishop sich selbst in dem Film
Captains of the Clouds
, der in Anerkennung an die
RCAF
gedreht wurde.
Die Muhen und Entbehrungen des Krieges gingen an Bishops Gesundheit nicht spurlos vorbei, und so kundigte er seinen Posten bei der RCAF, um in die Privatwirtschaft nach
Montreal
zu wechseln, bevor er 1952 in den Ruhestand ging.
[34]
Er starb am 11. September 1956 im Schlaf wahrend seines Winteraufenthaltes in
Palm Beach
,
Florida
.
[37]
Sein Grab liegt auf dem Greenwood Cemetery in Owen Sound, Ontario.
Am 15. Januar 1981 ehrte die kanadische Regierung, vertreten durch den fur das
Historic Sites and Monuments Board of Canada
zustandigen Minister, Bishop und erklarte ihn zu einer
?Person von nationaler historischer Bedeutung“
.
[48]
In seinem Geburtshaus in Owen Sound befindet sich heute ein ihm gewidmetes Museum und das 1884 errichtete Haus selber wurde am 19. Juni 2002 zur
National Historic Site of Canada
erklart.
[49]
Der
Billy Bishop Toronto City Airport
in
Toronto
tragt seinen Namen.
Seit seiner ersten
Inszenierung
im Jahr 1978 wurde
Billy Bishop Goes to War
eines der popularsten und am meisten produzierten Stucke der Kanadischen Theatergeschichte. Besondere Aufmerksamkeit erlangte das preisgekronte
Musical
durch
Songs
, die manchmal rau, manchmal duster, aber immer durchdrungen von der Realitat des Kriegs waren. Unter der Regie von Max Reimer wurde das Musical von
John Gray
in Zusammenarbeit mit
Eric Peterson
vom 10. bis zum 28. Oktober 2012 im ?Globe-Theatre“ aufgefuhrt. Die Gesamtdauer betragt eine Stunde, 54 Minuten mit einer 15 minutigen Pause.
[50]
Das Musical, das außerdem erfolgreich am
Broadway
und in England lief, ist eine ebenso
satirische
wie bissig-melancholische Entlarvung des
Mythos
vom ?anstandigen“ Krieg.
[51]
Als
Fernsehfilm
der
CBC Television
wurde das Werk erstmals am 10. November 2010 in Kanada ausgestrahlt. Unter der Regie von
Barbara Willis Sweete
wandert der, nur mit einem Pyjama bekleidete, altere Billy Bishop in seinem, mit Relikten angefullten, Dachboden auf und ab und erinnert sich an seine Kriegsjahre. Begleitet von John Gray, spielt Eric Peterson Billy Bishop als eine
Reminiszenz
an sein Leben.
[52]
Die kanadische Originalfassung wurde auch in den USA, England und Deutschland ein Erfolg.
Eine besondere Herausforderung nahm
Hans Peter Korff
in "Billy Bishop steigt auf" (1984) unter der Regie von
McCandish
an, in dem er fast ein Dutzend Figuren verkorperte.
Hans Magnus Enzensberger
fugte der deutschen Version noch eine
Rahmenhandlung
hinzu: Hier erhebt sich der Kanadier William Avery Bishop uber den Schlamm franzosischer Schutzengraben und avanciert zum Gegenspieler des
Freiherrn von Richthofen
.
[53]
Am 25. Mai 2014 sendete
SWR2
erstmals das
Horspiel
Billy Bishop steigt auf
als Produktion des
Sudwestrundfunks
mit dem
Badischen Staatstheater Karlsruhe
im Rahmen seiner Reihe
Der Erste Weltkrieg
. Als
Ein Heldenlied aus dem Ersten Weltkrieg
bekannt geworden und ursprunglich fur einen
Schauspieler
und einen
Pianisten
geschrieben, setzt die Radiofassung unter der Regie von
Leonhard Koppelmann
auf mehrere Darsteller (
Ilja Richter
als Billy Bishop,
Ursula Grossenbacher
sowie
Henning Nohren
) und die Musik (
Peter Kaizar
,
Wolfgang Tockner
sowie
Anton Burger
) einer kleinen Combo. Im Zentrum steht auch hier die authentische Figur des William Avery Bishop, der vom kanadischen ?Hinterwaldler“ zum gefeierten Kriegshelden und Luftmarschall der britischen Air Force aufstieg. Die Ubersetzung stammt von Hans Magnus Enzensberger.
[51]
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Billy Bishop steigt auf.
(
Memento
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Originals
vom 27. Mai 2014 im
Internet Archive
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auf SWR2. Abgerufen am 28. Mai 2014.
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auf www.IMDb.com. Abgerufen am 28. Mai 2014.
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