Biblioteca Nacional de Portugal

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Biblioteca Nacional de Portugal

Sitz der Portugiesischen Nationalbibliothek in Lissabon

Grundung 1796
Bestand 3,5 Mio. Medieneinheiten [1]
Bibliothekstyp Nationalbibliothek
Ort Lissabon Welt-IconKoordinaten: 38° 45′ 4″  N , 9° 9′ 9″  W
Leitung Maria Ines Cordeiro [2]
Website www.bnportugal.pt

Die Portugiesische Nationalbibliothek ( Portugiesisch Biblioteca Nacional de Portugal ) in Lissabon ist die Nationalbibliothek der Republik Portugal und die großte und wichtigste Bibliothek des Landes.

Am 29. Februar 1796 wurde per koniglichem Dekret (unter Konigin Maria I. ) die Real Biblioteca Publica da Corte (dt. etwa: Offentliche Bibliothek des Koniglichen Hofes ) gegrundet, vor allem aus Bestanden der 1768 gegrundeten Biblioteca da Real Mesa Censoria (dt. etwa: Bibliothek der koniglichen Zensurbehorde ). Sie bezog Raume in der westlichen Gebaudereihe der Praca do Comercio ( Torreao Ocidental da Praca do Comercio [Terreiro do Paco] ), und ihre Bestande standen ab Beginn der Offentlichkeit zur Einsicht offen, ohne auf eine Personengruppe wie z. B. Wissenschaftler beschrankt zu sein. Die Konigliche Bibliothek ( Biblioteca Real ) mit uber 70.000 Titeln war wahrenddessen weiterhin im koniglichen Stadtschloss Paco da Ribeira untergebracht. Sie kam, nach erheblichen Verlusten beim Erdbeben von 1755 , mit der Flucht des Konigshauses vor den napoleonischen Invasionstruppen 1807, nach Rio de Janeiro , wo sie den Grundstock der dortigen Biblioteca do Brasil bildete. Als 1821 der konigliche Hof zuruck nach Lissabon kam, brachte er nur einen kleinen Teil zuruck, der als Biblioteca da Ajuda seit 1880 im Palacio Nacional da Ajuda untergebracht ist und heute ebenfalls zur Nationalbibliothek gehort, aber separat gefuhrt wird.

1805 war erstmals ein Gesetz zum Pflichtexemplar erlassen worden, welches die Bestande nun stetig erweiterte, neben der Politik des Ankaufes von als bedeutend angesehenen Privatbestanden. Nach dem Miguelistenkrieg und der Auflosung aller religioser Orden 1834 fielen die umfangreichen Klosterbibliotheken dem Staat zu. Die Real Biblioteca Publica da Corte bezog nun im Stadtviertel Chiado die Raume des ehemaligen Klosters Convento de Sao Francisco da Cidade (Kloster des hl. Franziskus der Stadt), das beim Erdbeben von 1755 weitgehend zerstort, und deren umfangreiche Gebaudekomplexe nur teilweise wieder errichtet worden waren. Auch der Name wurde nun in Biblioteca Nacional de Portugal geandert. Nach der Ausrufung der Portugiesischen Republik 1910 fielen erneut umfangreiche Bestande von aufgelosten religiosen Organisationen an die Nationalbibliothek.

1956 wurde aufgrund des sich anbahnenden Platzmangels der Umzug der Bibliothek auf den Campus der Universitat Lissabon beschlossen. Nach Planen des Architekten Porfirio Pardal Monteiro begannen 1958 die Arbeiten am Neubau, und nach ersten Teilumzugen ab 1965 wurde 1969 die neuen Nationalbibliothek offiziell eingeweiht.

In den 1980er Jahren wurde die Biblioteca Nacional informatisiert und das nationale Datensystem PORBASE eingefuhrt. Seit gesetzlicher Einfuhrung des Pflichtexemplars fur akademische Abschlussarbeiten 1986 werden auch diese hier archiviert.

Seit ihrer Einfuhrung 2000 wird die Digitale Bibliothek planmaßig ausgebaut und seit seiner Grundung dem Europeana -Projekt zur Verfugung gestellt. Die Biblioteca Nacional de Portugal war 2005 zudem Grundungsmitglied des European Library -Projektes. [3]

2012 wurde die Biblioteca Publica de Evora der Nationalbibliothek angegliedert. [4]

Die Nationalbibliothek ist dem portugiesischen Kultusministerium als autonome Organisation angegliedert. Sie ist in die Abteilungen Verwaltung, Technik und Wissenschaft gegliedert und untersteht ihrem Generaldirektor, der von ihrem Verwaltungsrat kontrolliert wird.

Aktuell ist Maria Ines Cordeiro Generaldirektorin (Stand Dezember 2015).

Eingang der Biblioteca Nacional

Biblioteca Nacional

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Der Bestand der Nationalbibliothek gliedert sich in sechs Bereiche:

  • Fundo Geral (Allgemeiner Bestand): neben den ca. 50.000 Periodika ist dies der Hauptbestand mit uber 3 Millionen Monografien , uberwiegend die ubernommenen und aufgebauten Bestande, chronologisch seit dem 16. Jahrhundert bis heute, alle Pflichtexemplare seit 1931, und alle akademischen Pflichtexemplare seit 1986 [5]
  • Reservados ( Reservierter Bestand , Rare Bucher und Manuskripte): ca. 51.000 Manuskripte seit dem 12. Jahrhundert (ca. 15.000 Kodizes und ca. 36.000 Einzelhandschriften), ca. 30.000 fruhe Druckwerke (unterteilt in bis 1500 und ab 1501 ), ein historisches Archiv mit 466 Urkundensammlungen, und die Nachlasse von 148 Schriftstellern (darunter Fernando Pessoa , Eca de Queiroz , Camilo Castelo Branco und Jose Saramago ) [6]
  • Cartografia (Karten): uber 6.800 seit dem 16. Jahrhundert veroffentlichte kartografische Werke [7]
  • Iconografia ( Ikonografien ): uber 117.000 bildliche Darstellungen aller Art auf Papier (Drucke, Zeichnungen, Plakate, Heiligenbilder, Postkarten) [8]
  • Musica : uber 50.000 Stucke (Partituren, Libretti, Musikfachbucher, Fotografien u. a.) [9]
  • Leitura para Deficientes Visuais (dt. etwa: Werke fur Sehbehinderte ): uber 7.000 Titel in Brailleschrift und 1.575 Audiodokumente [10]

Biblioteca da Ajuda

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Der Palacio Nacional da Ajuda

Zur Nationalbibliothek gehort außerdem die Biblioteca da Ajuda . Seit 1880 im Palacio Nacional da Ajuda untergebracht, geht sie auf die Konigliche Bibliothek, der Biblioteca Real aus dem 15. Jahrhundert zuruck. Durch das Erdbeben von 1755 wurde ein betrachtlicher Teil der damaligen 70.000, an der heutigen Praca do Comercio untergebrachten Bande vernichtet. Weitere 60.000 Bande der bis 1807 wieder aufgebauten Bestande blieben nach der Ruckkehr des nach Rio de Janeiro geflohenen Konigshauses dort. So umfasst die als separater Bestand gefuhrte Bibliothek in Ajuda heute etwa 150.000 Exemplare, darunter: [11]

  • Manuskripte: 2.512 Kodizes und ca. 33.000 weitere Handschriften aus dem 13. bis 20. Jahrhundert, darunter 43 illustrierte Kodizes, eine Sammlung Chroniken aus dem 15. bis 18. Jahrhundert, und die fur die Asienforschung bedeutenden 226 Kodizes der Symmicty Lusitanica und 61 Kodizes der Jesuiten in Asien
  • Musikmanuskripte: 2.950 Kodizes und 10.200 weitere Handschriften von Opern und Kammermusik aus dem 18. und 19. Jahrhundert
  • Druckwerke: neben den 16.000 Monografien und 11.000 Periodika (mit 1.700 verschiedenen Titeln) auch 60.000 alte Bucher des 16 bis 18. Jahrhunderts, mit einigen Einzelstucken
  • jeweils etwa 2.500 Karten, Illustrationen, und Fotografien aus dem 19. und fruhen 20. Jahrhundert

Biblioteca Publica de Evora

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Die Biblioteca Publica de Evora in der Casa Forte in Evora

Der Geistliche Frei Manuel do Cenaculo beschloss 1805 in Evora die Grundung einer offentlichen Bibliothek. Er uberließ ihr seine umfangreiche Sammlung von etwa 50.000 Buchern und veroffentlichte am 21. September 1811 ihre Statuten. Mit der Konfiszierung der Vermogen aller kirchlichen Orden in Portugal nach der Liberalen Revolution 1822 kamen die Bestande der bischoflichen Klostersammlung dazu, und schließlich wurde auch die Biblioteca Manizola des 2. Visconde da Esperanca eingegliedert.

Insbesondere der Bibliothekar Cunha Rivara zeichnete danach fur die systematische Inventur der Manuskripte verantwortlich, wahrend Augusto Filipe Simoes durch Ausbau und Umgestaltung des Gebaudes das raumliche Wachstum der Bibliothek ermoglichte. 1931 erhielt die Biblioteca Publica de Evora das Pflichtexemplarrecht.

Im Marz 2012 wurde sie der Nationalbibliothek angegliedert. Am Sitz der Biblioteca Publica de Evora in der Casa Forte sind heute etwa 60.000 Bande einzusehen. [12]

Die Biblioteca Nacional de Portugal

Neben der Online -Suche im Katalog der Nationalbibliothek ist mit der Biblioteca Digital der Zugriff auf die digitalisierten Bestande moglich. Beides steht auch uber die European Library zur Verfugung. Ihre digitalen Bestande stellt die Nationalbibliothek als portugiesischen Beitrag dem Europeana -Projekt zur Verfugung.

Folgende Kataloge sind daruber hinaus uber die Biblioteca Nacional zuganglich: Fundacao Biblioteca Nacional (Brasil), Bibliotheque nationale de France, British Library, Deutsche Nationalbibliothek, Biblioteca Nacional de Espana, The Library of Congress (USA), ICCU ? Istituto Centrale per il Catalogo Unico (Italia), CERL ? Consortium of European Research Libraries, EROMM ? European Register of Microform Masters, und OCLC WorldCat.

  • Fatima Liborio (Hrsg.): Guia da Biblioteca Nacional. Instituto da Biblioteca Nacional e do Livro, Lisboa 1996, engl.: Guide to the National Library. National Library and Book Institute, Lisbon 1996 ( online ).
  • Claudia Voos: 200 Jahre Nationalbibliothek in Portugal. In: Bibliotheksdienst 30 (1996), Heft 10, S. 1641?1645 ( online ).
Commons : Biblioteca Nacional de Portugal  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Grob gerundete Summe aller angegebenen Bestande der einzelnen BNP-Sammlungen ( Colecoes ) auf ihrer Website (siehe entsprechende Artikelabsatze), Stand 2015
  2. Begrußungsseite auf der Website der Biblioteca Nacional de Portugal , abgerufen am 1. Dezember 2015
  3. Geschichte der Biblioteca Nacional de Portugal auf ihrer Website , abgerufen am 1. Dezember 2015
  4. Geschichte der Biblioteca Publica de Evora auf ihrer Website ( Memento des Originals vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/evora.bibliopolis.info , abgerufen am 1. Dezember 2015
  5. Webseite der BNP zum Fundo geral (engl. und port.), abgerufen am 1. Dezember 2015
  6. Webseite der BNP zu den Reservados (engl. und port.), abgerufen am 1. Dezember 2015
  7. Webseite der BNP zu der Kartensammlung (engl. und port.), abgerufen am 1. Dezember 2015
  8. Webseite der BNP zu ihrer Ikonografiensammlung (engl. und port.), abgerufen am 1. Dezember 2015
  9. Webseite der BNP zu ihrer Musiksammlung (englisch), abgerufen am 1. Dezember 2015
  10. Webseite der BNP zu ihrer Sammlung von Werken fur Sehbehinderte (engl. und port.), abgerufen am 1. Dezember 2015
  11. Webseite der BNP zur Biblioteca da Ajda (engl. und port.), abgerufen am 1. Dezember 2015
  12. Geschichte der Biblioteca Publica de Evora auf ihrer Website ( Memento des Originals vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/evora.bibliopolis.info (unter Historia und Conheca os Servicos - Servico dos Reservados ), abgerufen am 1. Dezember 2015