Bertold V. von Neuffen
(* um 1290; †
1342
) war Graf von
Marstetten
und
Graisbach
und einer der wichtigsten Rate Kaiser
Ludwigs des Bayern
.
Berthold stammte aus der Marstetter Linie der
Herren von Neuffen
(oder Neiffen). Er war der einzige Sohn Graf Albrechts II. von Marstetten und folgte 1306 seinem Vater in der Grafschaft nach. Uber seine Mutter Elisabeth, Tochter des Grafen Berthold III. von Graisbach, fiel ihm nach dem Tod seines Großvaters auch die Grafschaft Graisbach zu. 1334 wurde er zudem
Vogt
der
Reichsstadt
Ulm
.
Bereits seit 1311 stand Berthold in Diensten des
Wittelsbacher
Herzogs Ludwigs von Bayern. Seit der Doppelkonigswahl des Jahres 1314 unterstutzte er Ludwig gegen seinen
Habsburger
Thronkonkurrenten
Friedrich den Schonen
. 1316 wurde Berthold Landrichter in der Grafschaft
Hirschberg
, 1319 ernannte ihn Ludwig erstmals zum Hauptmann bzw. Generalprokurator fur
Oberbayern
. In diesem Amt, das noch uber dem
Viztum
anzusiedeln ist, war ihm die Befugnis erteilt, den Herzog zu vertreten und die herzoglichen Beamten zu ernennen, zu kontrollieren und abzusetzen.
Spatestens seit dieser Zeit zahlte Berthold zu den wichtigsten Raten Ludwigs des Bayern und unterstutzte den Kaiser in dessen Kampf gegen das Papsttum. 1323 wurde er von Ludwig als
Reichsvikar
fur die Lombardei, Tuszien und die Marken nach Norditalien geschickt, um die Reichsrechte und den Herrschaftsanspruch Ludwigs uber
Reichsitalien
gegen Papst
Johannes XXII.
und
Robert den Weisen von Neapel
zu verteidigen. Zusammen mit Ludwig wurde Berthold 1324 exkommuniziert. Als Reichsvikar amtierte Berthold mit Unterbrechungen bis 1331; ihm gelang es u. a. einen Angriff Roberts von Neapel auf das kaisertreue
Mailand
abzuwehren und damit Ludwigs Position in Norditalien dauerhaft gegen die papstliche Partei zu stabilisieren.
1327 kehrte er neuerlich als oberbayerischer Hauptmann an den
Munchner Hof
zuruck und bereitete Ludwigs
Italienzug
mit vor. 1328 begleitete er Ludwig nach Italien und amtierte wieder als Reichsvikar fur Italien.
Nach seiner endgultigen Ruckkehr 1331 blieb Berthold schließlich bis 1341 Hauptmann von Oberbayern. 1335 wurde er vom Kaiser zu Konig
Eduard III.
nach England gesandt, um das schließlich 1337 abgeschlossene Bundnis zwischen Ludwig und Eduard zu verhandeln.
Vor seinem Tod 1342 bestimmte er den Kaiser zum Vormund seiner Kinder. Der einzige legitime Sohn Berthold konnte als
Domherr
zu Augsburg die Linie genauso wenig fortsetzen wie der illegitime Sohn Konrad von Weißenhorn. Die Tochter Elisabeth und Margarete traten als
Abtissin
von
Niederschonenfeld
bzw.
Klarissin
zu Munchen ebenfalls in den geistlichen Stand. Die dritte Tochter
Anna
schließlich verlobte der Kaiser mit seinem Enkel
Friedrich dem Weisen
, so dass die
Allodialguter
und die Grafschaften Marstetten und Graisbach an die Wittelsbacher fielen.
- Hansmartin Decker-Hauff
:
Berthold von Neuffen.
In: Schwabische Lebensbilder. Bd. VI. Stuttgart 1957, S. 28?40.
- Sarah Hadry:
Die Herren von Neuffen, Grunder Weißenhorns.
In: Erich Mennel, Wolfgang Ott (Hgg.): Weißenhorner Profile 1160?2010. Beitrage und Untersuchungen zur Stadtgeschichte (= Kataloge und Schriften des Weißenhorner Heimatmuseums 5). Weißenhorn 2010, S. 7?21.
- Sigmund Ritter von Riezler
:
Berthold (Graf von Marstetten und Graisbach)
.
In:
Allgemeine Deutsche Biographie
(ADB). Band 23, Duncker & Humblot, Leipzig 1886, S. 400 f.
- Marusja Serck:
Berthold von Neuffen im Dienste Ludwigs des Bayern.
Berlin 1936.
- Heinz Thomas:
Ludwig der Bayer (1282?1347). Kaiser und Ketzer.
Regensburg 1993, passim.
- Thomas Zotz:
Neuffen.
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999,
ISBN 3-428-00200-8
, S. 117 f. (
Digitalisat
).