Berliner Borsen-Courier

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Der Berliner Borsen-Courier (BBC) war eine von 1868 bis 1933 herausgegebene, linksliberale Tageszeitung, die vorwiegend Nachrichten uber die Kurse von an den Borsen gehandelten Wertpapieren und Informationen uber den Hypothekenmarkt veroffentlichte. Weiterhin wurden wichtige Nachrichten und Berichte aus Industrie, Handel, Politik und Kultur veroffentlicht.

Grundung und Konzept

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Die erste Ausgabe erschien als Probeausgabe am 12. September 1868, wahrend der regelmaßige Vertrieb am 1. Oktober 1868 begann. Entsprechend der Handelszeiten an den Borsen erschien die Tagesausgabe am spaten Nachmittag. Am Sonntagabend kam die Zeitung unter dem Namen Die Station heraus, die hauptsachlich als Feuilleton konzipiert wurde. Die Tagesausgabe setzte sich in ihrem Hauptteil aus einer Seite politische Nachrichten und drei Seiten von Nachrichten und Berichten aus Handel und Industrie zusammen. Weiterhin gab es vier Beilagen: der Courszettel , die Inserate, Die Station als Feuilleton und eine Wochenbeilage uber Nachrichten aus dem Bereich der Immobilien.

Schon drei Monate spater wurde das Konzept des BBC erweitert. Ab dem 1. Januar 1869 erschien eine Morgen- und eine Abendausgabe. Die Abendausgabe bestand hauptsachlich aus dem bisherigen Inhalt. Die Morgenausgabe aber wandte sich schwerpunktmaßig den Nachrichten und Berichten aus den Gebieten der Politik, der Unterhaltung und der Kultur zu. In den folgenden Jahren wurde auch die Abendausgabe mit mehr Nachrichten und Berichten versehen, wobei auch Berichte aus dem lokalen Bereich erschienen.

Grunder und Geschaftsfuhrung

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Der Grunder des BBC, George Davidsohn (1835?1897), war gelernter Bankier und kam als Journalist von der Berliner Borsen-Zeitung (BBZ). Diese doppelte Berufserfahrung trug wesentlich dazu bei, dass der BBC sich wirtschaftlich behaupten konnte. Er setzte auch neue Maßstabe in der Gestaltung der Zeitungsqualitat, was die Schnelligkeit der Veroffentlichung und das Niveau der Berichterstattung betraf. Als die Wirtschaftskrise die BBC in den Jahren 1875?1877 erreichte, ubernahm der Bruder Robert Davidsohn (1853?1937) die Geschafte der Zeitung und wandelte sie 1884 in eine Aktiengesellschaft um.

Die erhohten Anforderungen an die Bereitstellung akuter Nachrichten fuhrte zur Einfuhrung der gleitenden Arbeitszeit und dem Aufbau einer Nachtredaktion. Seit den 1880er Jahren wurden auch Meldungen von auslandischen Borsen veroffentlicht. Die Berichte wurden durch Statistiken und Prognosen vertieft. Eine weitere Beilage, Berliner Wespen , die von Julius Stettenheim gestaltet wurde, sollte den Bereich des Humors und der Satire umfassen. In den kommenden Jahren wurden die Berichte und Nachrichten aus der Politik immer bedeutender. So war der BBC die erste Zeitung in Berlin, die Berichte aus dem Reichstag druckte. Auch einen Sportteil fuhrte die BBC ab 1885 als erste Zeitung in Berlin ein.

Kultur, Auflage und Einstellung

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Auch die Kultur nahm einen bedeutenden Platz in der Berichterstattung des BBC ein. Man sprach in Deutschland davon, dass kein Buro des Theaterschauspiels ohne die Meldungen des BBC auskam. In den zwanziger Jahren erfolgte im Zuge der Umgestaltung der Formate der Zeitungen ( Berliner Format ) auch eine Anpassung des BBC. Seit dem 24. August 1924 hatte der BBC den Untertitel Moderne Tageszeitung . Hatte die Auflage des BBC im Jahre 1914 noch 11.000 Exemplare betragen, so stieg sie 1923 auf 50.000 bis 60.000. Von 1925 bis 1927 erreichte die Auflage 40.000 Exemplare.

Am 24. Dezember 1932 gab die Berliner Borsen-Zeitung bekannt, dass sie die Aktien des BBC aufgekauft hat. Am 31. Dezember 1933 erschien der BBC mit der Nr. 609 letztmals. Damit ging der BBC in der BBZ auf. Die BBZ wurde 1944 mit der Deutschen Allgemeinen Zeitung (DAZ) verschmolzen.

Redakteure (Auswahl)

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  • George Davidsohn (von 1868 bis 1897)
  • Julius Salomon, Abendausgabe (von 1897 bis 1910)
  • Isidor Landau , Morgenausgabe
  • Albert Haas (ab 1910)
  • Emil Faktor (von 1916 bis 1931)
  • Hans Baumgarten (von 1931 bis 1933)
  • Karl Bartz (1933)

Ressort-Redakteure

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  • Gunther Anders (Feuilleton) [1]
  • Oskar Bie (Kunstberichte)
  • Paul J. Bloch (Lokalnachrichten)
  • Josef Adolf Bondy (Politik)
  • Paul Bormann (Handel)
  • Hans von Bulow (Literatur)
  • Oskar Eichberg (Musik)
  • Emil Freystadt (Politik)
  • Heinrich Friedmann (Politik)
  • Curt Glaser (Kunstberichte)
  • Hans Herrig (Theater)
  • Hans Hirschstein (Kolonialnachrichten)
  • Hans Hopfen (Literatur)
  • Erich Salzmann (Politik)
  • Manuel Schnitzer (Lokalnachrichten)
  • Bernhard Schuetz (Handel)
  • Alfred Schutze (Handel)
  • Wilhelm Schwedler (Politik)
  • Willy Steneberg (Versicherungsmarkt)
  • Wilhelm Streit (Politik)
  • Martin Wenck (Politik)
  • Richard Wilde (Lokalnachrichten)
  • Ernst von Wildenbruch (Literatur)
  • Ulla C. Lerg-Kill: Berliner Borsen-Courier (1868?1933). In: Heinz-Dietrich Fischer (Hrsg.): Deutsche Zeitungen des 17. bis 20. Jahrhunderts (= Publizistik-historische Beitrage. Bd. 2). Verlag Dokumentation, Pullach bei Munchen 1972, ISBN 3-7940-3602-6 , S. 283?298.
  • Oskar Loerke : Der Bucherkarren. Besprechungen im Berliner Borsen-Courier 1920?1928 (= Veroffentlichungen der Deutschen Akademie fur Sprache und Dichtung, Darmstadt. Bd. 34, ZDB -ID 504305-0 ). Unter Mitarbeit von Reinhard Tgahrt herausgegeben von Hermann Kasack . Lambert Schneider, Heidelberg u. a. 1965.
  • Heinz-Dietrich Fischer: Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts (= Publizistik-historische Beitrage. Bd. 4). Verlag Dokumentation, Pullach bei Munchen 1975, ISBN 3-7940-3604-4 .
  • Ursula E. Koch : Berliner Presse und europaisches Geschehen 1871. Eine Untersuchung uber die Rezeption der großen Ereignisse im 1. Halbjahr 1871 in den politischen Tageszeitungen der deutschen Reichshauptstadt (= Einzelveroffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin. Bd. 22). Colloquium-Verlag, Berlin 1978, ISBN 3-7678-0439-5 .
  • Klaus Taubert: Emil Faktor. Ein Mann und (s)eine Zeitung (= Statten der Geschichte Berlins. Bd. 109). Edition Hentrich, Berlin 1994, ISBN 3-89468-107-1 .
  • Jurgen Wilke (Hrsg.): Unter Druck gesetzt. Vier Kapitel deutscher Pressegeschichte (= Medien in Geschichte und Gegenwart. Bd. 17). Bohlau, Koln u. a. 2002, ISBN 3-412-17001-1 .
  • Konrad Dussel : Deutsche Tagespresse im 19. und 20. Jahrhundert (= Einfuhrungen, Kommunikationswissenschaft. Bd. 1). Lit, Munster 2004, ISBN 3-8258-6811-7 .

Einzelnachweise

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  1. Christian Dries: Vita Gunther Anders (1902-1992). In: guenther-anders-gesellschaft.org. Internationale Gunther Anders Gesellschaft, 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 3. Juli 2018 ; abgerufen am 3. Juli 2018 .   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.guenther-anders-gesellschaft.org