Bejaia

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Bejaia
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Bejaia بجايةy ⴱⴳⴰⵢⴻⵜ (Algerien)
Bejaia
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?????? (Algerien)
Bejaia
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Koordinaten 36° 44′ 50″  N , 5° 4′ 29″  O Koordinaten: 36° 44′ 50″  N , 5° 4′ 29″  O
Basisdaten
Staat Algerien
Provinz Bejaia
Hohe 10 m
Flache 12 km²
Einwohner 176.139 (2008 [1] )
Dichte 14.678,3  Ew. /km²
Grundung 1062
Blick auf Bejaia
Blick auf Bejaia
Blick auf Bejaia

Bejaia ( arabisch ????? , Bidsch?ya , kabylisch ??????, Bgayet , Vgaiet ) ist eine Hafenstadt in der Kabylei mit ca. 190.000 Einwohnern am Mittelmeer und die Hauptstadt der Provinz Bejaia im Nordosten Algeriens ; sie ist auch Hauptort einer Gemeinde ( commune ) mit ca. 200.000 Einwohnern. Bekannt wurde die Stadt, weil Leonardo Fibonacci um das Jahr 1200 hier die arabischen Zahlen kennenlernte und spater deren Ausbreitung in Europa forderte.

Die Namen bzw. Schreibweisen Asselden , Saldae , al-Naciriya , Bougie , Bejaia und Bgayte sind uberliefert. Seit 1963 hat die Stadt ihren heutigen Namen, vorher war sie unter dem franzosischen Namen Bougie bekannt (siehe Franzosisch-Algerien ).

Bejaia liegt etwa 250 Kilometer (Fahrtstrecke) ostlich der Hauptstadt Algier am westlichen Ufer der gleichnamigen, von den Bergen des Tellatlas umgebenen Bucht, in welche der Oued Soummam einmundet. [2] Das Klima ist gemaßigt bis warm; der fur algerische Verhaltnisse reichliche Regen (ca. 830 mm/Jahr) fallt hauptsachlich im Winterhalbjahr. [3]

Jahr 1977 1987 1998 2008
Einwohner ca. 74.000 114.500 144.405 176.139

Seit den 1960er Jahren erlebt Bejaia eine starke Zuwanderung von Berberfamilien aus den landlichen Regionen Algeriens. Man spricht kabylisch , arabisch und franzosisch .

In der Stadt selbst haben sich Handler, Handwerker und Dienstleister aller Art niedergelassen, die bereits im Mittelalter vom Handel mit Europa (Venedig, Genua, Pisa, Sevilla, Barcelona) profitierten. In den Außenbezirken der Stadt finden sich zahlreiche Unternehmen der petrochemischen Industrie , die von einer Erdolpipeline aus der Sahara profitieren. Wichtigste Exportartikel der ? nach Algier und Oran ? zweit- oder drittgroßten Hafenstadt Algeriens sind Wein, Sudfruchte, Bodenschatze, Tierhaute und Erdolprodukte.

Der Flughafen Bejaia wird national und international angeflogen.

Bejaia steht an der Stelle der antiken karthagischen Stadt Saldae bzw. Civitas Salditana , eines kleinen Hafens in karthagischer , mauretanischer und romischer Zeit (ab 42 v. Chr.). Ursprunglich wurde das Gebiet von Numidern und Berbern bewohnt. Augustus verlieh der Stadt den Status einer colonia und uberließ die Landereien seinen Veteranen . In der Spatantike wurde es ein bedeutender Bischofssitz in der Provinz Mauretania Caesarensis (spater Mauretania stifensis ). Im 5. Jahrhundert n. Chr. wurde dieser von den Vandalen unter Geiserich eingenommen und als Hauptstadt des kurzlebigen Vandalenreichs befestigt. 533 nahm der byzantinische General Belisar Saldae ein, woraufhin eine afrikanische Prafektur und spater das Exarchat von Karthago errichtet wurden.

Das westliche Mittelmeer im 2. Jahrhundert n. Chr. unter Hadrians Herrschaft.
Hafsidische Munze mit ornamentaler Kufi -Schrift aus Bejaia, 1249?1276.

Nach der muslimischen Eroberung im 7. Jahrhundert wurde der Ort als Bejaia neu gegrundet und sank zunachst auf den Status eines Fischerdorfes zuruck, doch im Jahr 1062 wurde er Sitz des Herrscherhauses der Hammadiden und blieb fur viele Jahre eine der wichtigsten und bevolkerungsreichsten Hafenstadte Nordafrikas und des gesamten Mittelmeerraumes und zugleich ein bedeutendes Kulturzentrum.

Leonardo Fibonacci (um 1170 ? um 1250), der Sohn eines pisanischen Kaufmanns (und moglicherweise Konsuls ), studierte in Bejaia unter almohadischer Herrschaft arabische Mathematik (welche er als Modus indorum bezeichnete) und das arabische Zahlensystem . Er brachte diese neuen Methoden mit nach Europa. [4] Ein mathematisch-historische Analyse von Fibonaccis Umfeld und Verbundenheit mit Bejaia, damals einer bedeutenden Wachsexporterin, außerte die These, dass es damals die Imker von Bejaia und die Kenntnisse von den Bienenvolkern waren, die zu den Fibonacci-Zahlen inspiriert hatten und nicht die Kaninchenzucht, wie sie in Fibonaccis wichtigstem Werk, dem Liber Abaci , genannt wird. [5]

Im 13. Jahrhundert ubernahmen die Hafsiden die Herrschaft uber Bejaia.

1315 wurde Ramon Llull in Bejaia gesteinigt , [6] [7] wo ein paar Jahre zuvor moglicherweise Peter Armengaudius (Peter Armengol) gehangt wurde. [7] [8]

Historische Karte Algeriens von Piri Reis

Nach der spanischen Besetzung wurde die Stadt 1555 von den Osmanen erobert. Fast drei Jahrhunderte lang verwendeten Berberpiraten Bejaia als Stutzpunkt. Die Stadt wurde hauptsachlich von arabischsprachigen Mauren , Morisken und Juden bevolkert. Von den Letzteren fluchteten viele wegen der Verfolgungen in Spanien durch die Inquisition nach Bejaia. Die Berber in den umgebenden Dorfern kamen nur zu den Markttagen in die Stadt.

Bejaia wurde 1833 von Frankreich als Teil der Kolonie Algerien eingenommen . Die meiste Zeit diente der Ort als Verwaltungssitz eines eigenen Arrondissements innerhalb des Departements Constantine . Mitte des 20. Jahrhunderts lebten in dem Arrondissement 513.000 Einwohner, davon 20.000 in Bougie/Bejaia selbst. 1957 wurde Bougie selbst zum Departement.

Mit der sich im 16. Jahrhundert abwechselnden Besetzung des Gebietes durch Spanier und Turken sank die Bedeutung der Stadt zugunsten von Algier immer mehr, bis schließlich zu Beginn des 19. Jahrhunderts kaum mehr als Ruinen geblieben waren. Nach der Einnahme durch die Franzosen (1833) erlangte sie jedoch einiges von ihrem fruheren Wohlstand zuruck. Der Hafen wurde erweitert und modernisiert und durch eine Nebenstrecke an die Bahnstrecke Tunis ? Oran angeschlossen.

Im Zweiten Weltkrieg landeten im Rahmen der Operation Torch britische und amerikanische Truppen in Nordafrika, inklusive eines Bataillons des britischen Royal West Kent Regiment, welches am 11. November 1942 in Bejaia stationiert wurde.

An demselben Tag um 16:40 warfen 30 Ju 88-Bomber und mehrere Torpedobomber der deutschen Luftwaffe uber Bejaia ihre Bomben ab. Die Transporter Awatea und Cathay wurden versenkt und die Monitor HMS Roberts beschadigt. Am nachsten Tag wurde das Flakschiff Tynwald torpediert und versenkt, wahrend der Transporter Karanja von Bomben zerstort wurde. [9]

Nach der algerischen Unabhangigkeit wurde Bejaia zur Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Bejaia in der ostlichen Kabylei .

Kirchengeschichte

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Musee Bordj Moussa

Mit der Ausbreitung des Christentums wurde Saldae zum Bischofssitz. Sein Bischof Paschasius zahlte zu denjenigen, welche der arianische Vandalenkonig Hunerich 484 nach Karthago berufen und anschließend exiliert wurde.

Das Christentum uberlebte die muslimische Eroberung, das Verschwinden des alten Saldae und die Grundung der neuen Stadt Bejaia. Es existiert ein an clero et populo Buzee (Klerus und Volk Bejaias) adressierter Brief von Papst Gregor VII. (im Amt 1073?1085), in welchem er die Amtseinfuhrung eines Bischofs namens Serandus fur das christliche Nordafrika anspricht. [6] [10] [11]

Heutzutage ist Saldae ein Titularbistum der romisch-katholischen Kirche [12] und hatte immer wieder Amtsinhaber (meist aus dem niedrigsten bischoflichen Rang, einige vom mittleren erzbischoflichen Rang).

Liste der Titularbischofe vom Bugia/Saldae

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  • Miguel Morro (1510 ? ?), Weihbischof von Mallorca (1510 ? ?)
  • Fernando de Vera y Zuniga, ein Augustinermonch , als Weihbischof von Badajoz (17. Februar 1614 bis 13. November 1628); spater Erzbischof von Santo Domingo , schließlich Erzbischof von Cusco (16. Juli 1629 ? † 9. November 1638)
  • Francois Perez (5. Februar 1687 ? † 20. September 1728), als apostolischer Vikar von Cochin
  • Antonio Mauricio Ribeiro (* 27. September 1824 ? † ?), als Weihbischof von Evora (27. September 1824 ? ?)
  • George Hilary Brown (5. Juli 1840 bis 22. April 1842), als einziger apostolischer Vikar von Lancashire (5. Juni 1840 bis 29. September 1850), spater Titularbischof von Tlos (22. April 1842 ? September 1850), erster Bischof von Liverpool (29. September 1850 ? † 25. Januar 1856).

Sehenswurdigkeiten

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Sidi-Soufi-Moschee

Trotz ihrer langen Geschichte verfugt die Stadt nur uber wenige Sehenswurdigkeiten:

  • Das Bab el Bahr und das Bab El Bounoud sind Stadttore aus dem 11./12. Jahrhundert.
  • Dominierendes Bauwerk der Stadt ist die auf einer Anhohe gelegene Festung ( kasbah ) .
  • Das Musee Bordj Moussa wurde im Jahr 1989 in einem spanischen Festungsbauwerk von 1545 eingerichtet. Es zeigt archaologische Funde. [13]
  • Die Moschee des Stadtheiligen Sidi Soufi wurde im Jahr 1889 anstelle eines Vorgangerbaus aus dem 16. Jahrhundert errichtet und wird von Muslimen gerne aufgesucht. Das langgestreckte dreischiffige Innere mit seinen gedrehten Saulen ist fur Moscheebauten ? nicht nur im Maghreb ? vollig untypisch und erinnert in vielem an eine Kirche, wenngleich Mihr?b -Nische und holzerne Minbar -Kanzel deutlich zu erkennen sind.
  • Frankreich Frankreich Brest , Frankreich

Sohne und Tochter der Stadt

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Commons : Bejaia  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bejaia ? Bevolkerungsentwicklung
  2. Bejaia ? Karte mit Hohenangaben
  3. Bejaia ? Klimadiagramme
  4. Stephen Ramsay: Reading Machines: Toward an Algorithmic Criticism . University of Illinois Press, 2011, S. 64.
  5. T. C. Scott, P. Marketos: On the Origin of the Fibonacci Sequence. MacTutor History of Mathematics Archive, University of St Andrews, Marz 2014.
  6. a b Stefano Antonio Morcelli : Africa christiana , Band 1, Brescia 1816, S. 269.
  7. a b H. Jaubert: Anciens eveches et ruines chretiennes de la Numidie et de la Sitifienne . In: Recueil des Notices et Memoires de la Societe archeologique de Constantine , Bd. 46, 1913, S. 127 ff.
  8. J. Frank Henderson: Moslems and the Roman Catholic Liturgical Calendar. Documentation 2003, S. 18.
  9. Atkinson: 2002
  10. H. Jaubert: Anciens eveches et ruines chretiennes de la Numidie et de la Sitifienne . In: Recueil des Notices et Memoires de la Societe archeologique de Constantine , vol. 46, 1913, pp. 127-129.
  11. J. Mesnage: L'Afrique chretienne , Paris 1912, pp. 8 et 268?269.
  12. Annuario Pontificio 2013 . Libreria Editrice Vaticana 2013, ISBN 978-88-209-9070-1 , S. 963.
  13. Bejaia ? Museen ( Memento des Originals vom 14. Mai 2018 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.odej-bejaia.dz