Das
wittelsbachische
Teilherzogtum
Bayern-Landshut
(zeitgenossisch:
Baiern-Landshut
) bestand von 1353 bis 1503. Es entstand infolge der Erbteilungen nach dem Tod Kaiser
Ludwigs des Bayern
und wird haufig nach einem seiner Vorganger auch als
Herzogtum Niederbayern
bezeichnet. Es fiel nach dem
Landshuter Erbfolgekrieg
(1503?1505) an
Bayern-Munchen
und
Pfalz-Neuburg
. Neben der Hauptstadt Landshut war
Burghausen
die zweite wichtige Herzogsresidenz.
Der romisch-deutsche Kaiser Ludwig der Bayer hatte sechs Sohne, die nach seinem Tod 1347 das vaterliche Erbe zunachst gemeinsam verwalteten. Bereits zwei Jahre spater kam es jedoch im
Landsberger Vertrag
zu einer ersten Erbteilung.
Oberbayern
,
Brandenburg
und
Tirol
fielen an
Ludwig V. den Brandenburger
und dessen jungere Bruder
Ludwig VI.
und
Otto V
, wahrend
Stephan II.
mit seinen Brudern
Wilhelm I.
und
Albrecht I.
Niederbayern
und die
Niederlande
erhielt. Das niederbayerische Herzogtum wurde vier Jahre spater im
Regensburger Vertrag
erneut aufgeteilt. Stephan II. erhielt den Suden Niederbayerns mit der Hauptstadt
Landshut
und begrundete damit das Herzogtum Bayern-Landshut. Wilhelm I. und Albrecht I. erhielten die niederlandischen Grafschaften und das ?
Straubinger Landchen
“.
Als 1363 Herzog
Meinhard
starb, erhielt Stephan II. auch Oberbayern. Er marschierte in Tirol ein, musste aber im
Frieden von Scharding
1369 darauf verzichten, jedoch nicht ohne die Gerichte
Kufstein
,
Kitzbuhel
und
Rattenberg
wieder an Bayern gebracht zu haben. Durch seinen Streit mit seinem Halbbruder Ludwig VI., der ebenfalls Anspruche auf Oberbayern angemeldet hatte, ging den Wittelsbachern 1373 auch Brandenburg verloren, da der erboste Ludwig Kaiser
Karl IV.
als Erben eingesetzt hatte. Dabei fielen jedoch
nordgauische
Gebiete an Bayern zuruck.
Als Stephan II. zwei Jahre spater starb, wurde das von ihm beherrschte Gebiet zunachst von seinen drei Sohnen
Johann II.
,
Stephan III.
und
Friedrich
sowie Otto V. gemeinsam regiert. Nach Ottos Tod und Streitigkeiten zwischen den Brudern kam es 1392 erneut zu einer
Erbteilung
: Johann II. erhielt das Teilherzogtum
Bayern-Munchen
, Stephan III. bekam
Bayern-Ingolstadt
und Friedrich ubernahm die Regierung des nun verkleinerten Herzogtums Bayern-Landshut.
Friedrich, genannt der Weise, war einer der wichtigsten Berater Konig
Wenzels des Faulen
und galt als aussichtsreichster Kandidat fur dessen Nachfolge. Er starb jedoch bereits 1393. Sein siebenjahriger Sohn
Heinrich XVI.
wurde sein Nachfolger. Heinrich, genannt der Reiche, konnte die Macht seines Herzogtums erheblich ausweiten. Er unterdruckte Unruhen in der Landshuter Burgerschaft und kampfte erfolgreich gegen seinen Vetter
Ludwig VII.
von Bayern-Ingolstadt. 1429 erhielt er im
Preßburger Schiedsspruch
einen Teil des Herzogtums Straubing-Holland und 1447 uberließ ihm
Albrecht III.
von Bayern-Munchen fast das ganze Teilherzogtum Bayern-Ingolstadt. Als Heinrich XVI. 1450 starb, hinterließ er seinem Sohn
Ludwig IX.
ein gefestigtes und stark vergroßertes Herzogtum.
Ludwig IX. trug wie sein Vater den Beinamen ?der Reiche“. Er besiegte
Albrecht Achilles
von
Brandenburg-Ansbach
1462 im
Bayerischen Krieg
in der
Schlacht bei Giengen
und kampfte auch gegen Kaiser
Friedrich III.
, mit dem er 1463 den
Frieden von Prag
schloss. Die glanzvolle
Landshuter Hochzeit
im Jahr 1475, bei der sein Sohn
Georg
die polnische Prinzessin
Hedwig
ehelichte, war einer der Hohepunkte seiner Regierungszeit. Ludwig IX. vertrieb allerdings auch konvertierungsunwillige
Juden
aus dem Herzogtum. Sein Sohn folgte ihm 1479 nach. Georg, der ebenfalls ?der Reiche“ genannt wurde, war einer der wichtigsten Unterstutzer Konig
Maximilians I
. Entgegen dem
Hausvertrag von Pavia
, der eine gegenseitige Erbfolge beim Fehlen von mannlichen Nachkommen vorsah, vererbte Georg am 19. September 1496 sein Herzogtum testamentarisch an seine Tochter
Elisabeth
, die 1499
Ruprecht von der Pfalz
heiratete. Bei seinem Tod im Dezember 1503 fuhrte dies zum
Landshuter Erbfolgekrieg
, der die Geschichte des Herzogtums Bayern-Landshut beendete.
Um Georgs Nachfolge entbrannte nun der
Landshuter Erbfolgekrieg
, den erst der
Schiedsspruch
des
romisch-deutschen Konigs
Maximilian I. am 30. Juli 1505 auf dem Reichstag zu Koln beendete. Das ehemalige Herzogtum Bayern-Landshut wurde zwischen Bayern-Munchen und dem neugeschaffenen Herzogtum
Pfalz-Neuburg
aufgeteilt, auch die Reichsstadt
Nurnberg
erlangte einige Gebiete. Der großte Teil, darunter die beiden ehemaligen Residenzen
Burg Trausnitz
und
Burghausen
, fiel an
Albrecht IV.
von Bayern-Munchen. Konig Maximilian I. nutzte die Gelegenheit und ubernahm nun
Kufstein
,
Rattenberg
und
Kitzbuhel
. Diese Gebiete gehoren seitdem zu
Tirol
, wenngleich dort bis in die Neuzeit das bayerische Landrecht und das bayerische Montanrecht weiter Bestand hatten. Auch das
Mondseeland
ging damals an die Habsburger verloren.
Das letzte Mitglied der Linie Bayern-Landshut starb mit
Margarete von Bayern
im Jahr 1531. Mit
Ludwig X.
, einem jungeren Sohn Albrechts IV., residierte ab 14. Oktober 1514 bis zu seinem Tod 1545 zum letzten Mal ein regierender Wittelsbacher in Landshut, wenn er auch nur uber die Rentamter
Landshut
und
Straubing
herrschte. Nach dem Tod Ludwigs wurde das
Primogeniturgesetz
von 1506 umgesetzt. Danach blieb Bayern ungeteilt.
Liste der Herzoge von Bayern-Landshut
Name
|
Regierungszeit
|
Abstammung
|
Stephan II.
|
1347?1349 Herzog von Bayern, 1349?1353 Herzog von Niederbayern,
1353?1375 Herzog von Bayern-Landshut, 1363?1375 Herzog von Oberbayern
|
Sohn Ludwigs IV.
|
Otto V.
|
1347?1349 Herzog von Bayern, 1349?1351 Herzog von Oberbayern,
1373?1379 Herzog von Bayern-Landshut
|
Sohn Ludwigs IV.
|
Friedrich
|
1375?1392 Herzog von Bayern mit Zustandigkeit fur Bayern-Landshut,
1392?1393 Herzog von Bayern-Landshut
|
Sohn Stephans II.
|
Heinrich XVI.
|
1393?1450 Herzog von Bayern-Landshut, bis 1404 unter Vormundschaft
|
Sohn Friedrichs
|
Ludwig IX.
|
1450?1479 Herzog von Bayern-Landshut
|
Sohn Heinrichs XVI.
|
Georg
|
1479?1503 Herzog von Bayern-Landshut
|
Sohn Ludwigs IX.
|
Die Herzoge von Bayern-Munchen sind blau, die von Bayern-Ingolstadt grun, die von Bayern-Landshut gelb und die von
Straubing-Holland
rot dargestellt.
- Karl Batz u. a.:
Bayern-Ingolstadt, Bayern-Landshut 1392?1506. Glanz und Elend einer Teilung
. Stadtarchiv Ingolstadt, Ingolstadt 1992,
ISBN 3-932113-06-3
(Ausstellungskatalog).
- Irmgard Biersack:
Die Hofhaltung der ?reichen Herzoge“ von Bayern-Landshut
(=
Regensburger Beitrage zur Regionalgeschichte
.
Band
2
). Edition Vulpes, Regensburg 2006,
ISBN 3-939112-14-3
(
Zusammenfassung der Arbeit
in den
Mitteilungen der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen
[PDF;
1,6
MB
]).
- Beatrix Ettelt-Schonewald:
Kanzlei, Rat und Regierung Herzog Ludwigs des Reichen von Bayern-Landshut (1450?1479)
(=
Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte.
Band 97). C. H. Beck, Munchen 1996?1999 (2 Teilbande).
- Bernhard Glasauer:
Herzog Heinrich XVI. (1393?1450) der Reiche von Bayern-Landshut. Territorialpolitik zwischen Dynastie und Reich
(=
Munchner Beitrage zur Geschichtswissenschaft
.
Band
5
). Herbert Utz Verlag, Munchen 2009,
ISBN 978-3-8316-0899-7
(zugleich Dissertation, Universitat Munchen 2009).
- Christian Hesse:
Amtstrager der Fursten im spatmittelalterlichen Reich. Die Funktionseliten der lokalen Verwaltung in Bayern-Landshut, Hessen, Sachsen und Wurttemberg
(=
Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
.
Band
70
). Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 2005,
ISBN 3-525-36063-0
(zugleich Habilitationsschrift, Universitat Bern 2003).
- Gerald Huber
:
Die Reichen Herzoge von Bayern-Landshut. Bayerns goldenes Jahrhundert
. Pustet, Regensburg 2013,
ISBN 978-3-7917-2483-6
.
- Karin Kaltwasser:
Herzog und Adel in Bayern-Landshut unter Heinrich XVI. dem Reichen (1393?1450)
. Dissertation, Universitat Regensburg 2004 (
opus-bayern.de
[PDF]).
- Irmgard Lackner:
Herzog Ludwig IX. der Reiche von Bayern-Landshut (1450?1479). Reichsfurstliche Politik gegenuber Kaiser und Reichsstanden
. Dissertation, Universitat Regensburg 2010 (
uni-regensburg.de
[PDF]).
- Max Spindler
,
Andreas Kraus
(Hrsg.):
Das Alte Bayern. Der Territorialstaat vom Ausgang des 12. Jahrhunderts bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts
(=
Handbuch der bayerischen Geschichte
.
Band
II
). 2. Auflage. C. H. Beck, Munchen 1988,
ISBN 3-406-32320-0
.
- Georg Spitzlberger
u. a.:
Das Herzogtum Bayern-Landshut und seine Residenzstadt 1392?1503
. Hornung, Riemerling 1993 (Ausstellungskatalog).
- Reinhard Stauber:
Herzog Georg von Bayern-Landshut und seine Reichspolitik. Moglichkeiten und Grenzen reichsfurstlicher Politik im wittelsbach-habsburgischen Spannungsfeld zwischen 1470 und 1505
. Laßleben, Kallmunz 1993,
ISBN 3-7847-3015-9
(zugleich Dissertation, Universitat Munchen 1990).
- Reinhard Stauber u. a.:
Niederbayerns Reiche Herzoge
. Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg 2009,
ISBN 978-3-937974-25-5
.
- Walter Ziegler
:
Die Herzoge von Landshut. Die reichen Verlierer
. In:
Alois Schmid
, Katharina Weigand (Hrsg.):
Die Herrscher Bayerns. 25 historische Portraits von Tassilo III. bis Ludwig III.
2. Auflage. C. H. Beck, Munchen 2006,
ISBN 3-406-54468-1
,
S.
130?141
.