Die
Banyan-Feige
(
Ficus benghalensis
), auch
Banyanbaum
oder
Bengalische Feige
genannt, ist eine Art der Untergattung
Urostigma
aus der Gattung der
Feigen
(
Ficus
) in der Familie der
Maulbeergewachse
(Moraceae). Die Art, ursprunglich in
Sud- und Westindien
beheimatet, ist mittlerweile in den gesamten Tropen zu finden. Falschlicherweise werden auch andere Arten der Untergattung Urostigma, z. B. die
Großblattrige Feige
, gelegentlich als Banyanbaum bezeichnet.
Der Banyan wachst
epiphytisch
und nicht wirtsspezifisch im Geast eines Baumes, der zunachst keinen Schaden nimmt, da der Banyan kein
Schmarotzer
ist. Er sendet
Luftwurzeln
aus, die sich mit der Zeit zu einem dichten Netz entwickeln. Haben die Wurzeln den Boden erreicht, kommt es zu einem Wachstumsschub, da die Pflanze nun nicht mehr ausschließlich auf das
Substrat
angewiesen ist, das sich auf dem Wirtsbaum angesammelt hat. Mit zunehmendem Alter wird der befallene Baum schließlich erdruckt und stirbt ab.
Banyanbaume erreichen eine Wuchshohe von 20 Metern, selten bis zu 30 Metern. Die Borke ist grau und glatt, der unregelmaßig geformte Stamm ist kurz und teilt sich bald in weit ausladende Aste. Das Holz ist weich, wenig dauerhaft und nur von geringem wirtschaftlichem Nutzen. Den Seitenasten entspringen Luftwurzeln, die sich bei Bodenkontakt verdicken und stammahnlich die Krone stutzen. Auf diese Weise kann der Banyanbaum mit der Zeit eine Bodenflache von mehreren Hundert Quadratmetern einnehmen. Die Wurzeln verlaufen
flach
unter der Oberflache und sind weitestreichend. Der Banyanbaum hat große, ledrige Blatter. Sie sind eiformig bis elliptisch mit abgerundeter oder leicht herzformiger Basis, vorne enden sie stumpf. Der Blattstiel ist 1,5 Zentimeter lang, die
Nebenblatter
sind 2 bis 2,5 Zentimeter lang und umhullen die Knospen, sie fallen ab, wenn das Blatt sich entfaltet. Die jungen Blatter sind rotlich gefarbt und ebenso wie junge Zweige weich behaart. Die Blatter haften etwa fur ein Jahr am Baum, dann wird innerhalb kurzer Zeit die ganze Beblatterung durch neuen Austrieb ersetzt.
Die
Bluten
sind in spezialisierten, fur Feigen typischen Blutenstanden zusammengefasst. Diese Blutenstande enthalten bei der Banyan-Feige mannliche, weibliche und sterile Bluten gleichzeitig. Die mannlichen Bluten stehen gehauft an der Offnung des Blutenstands, sie bestehen aus vier breiten
Kronblattern
und einem
Staubblatt
. Weibliche Bluten haben reduzierte Kronblatter und einen langen
Griffel
. Sterile Bluten bilden ebenfalls breite Kronblatter sowie einen kurzen Griffel aus. Die Wespenart
Eupristina masonii
bestaubt die Bluten der Banyan-Feige. Sie dringt in den Blutenstand ein und legt durch den Griffel Eier in die Samenanlagen, wo sich die Larven entwickeln. Die Pflanze fuhrt einen weißen
Milchsaft
. Die Feigen werden von Vogeln, Fledermausen, Eichhornchen und Affen gefressen, was zur Verbreitung der Baume uber den Kot beitragt.
Die
Chromosomenzahl
betragt 2n = 26.
[1]
Die Banyan-Feige war ursprunglich im Nordwesten Indiens am Abhang des Himalaya, in den
Deccan-Bergen
sowie im Suden Indiens heimisch. Heute ist sie durch Anpflanzungen im ganzen sudostasiatischen Raum weit verbreitet.
Die Banyan-Feige wird als Parkbaum gepflanzt, wo sie durch ihre Ausmaße und breite Kronenform einen hohen Zierwert hat. Das Holz wird selten verwendet, gelegentlich fur Verbau unter Wasser; harter und elastischer ist das Holz der Stutzwurzeln. Aus jungen Luftwurzeln lassen sich grobe Seile fertigen.
Der Milchsaft wird gelegentlich medizinisch verwendet, ebenso wie die Wurzelspitzen.
In
Indien
wird der Banyanbaum insbesondere von Hindus als heiliger Baum verehrt. Zweige der Banyan-Feige werden bei rituellen Handlungen eingesetzt.
Ficus benghalensis
wurde 1737 von
Carl von Linne
beschrieben, wobei er spater auch den Namen
Ficus indica
verwendete. Der Artname bezieht sich auf die Region
Bengalen
. Die Bezeichnung ?Banyan“ geht auf
banyas
, hinduistische Handler am Persischen Golf, zuruck. Diese versammelten sich unter bestimmten Baumen; der Name wurde von Europaern auf die Baume ubertragen.
Eine nah verwandte Art ist
Ficus arnottiana
. Es gibt einige in der Blattform und in der Ausbildung von Luftwurzeln abweichende Populationen; eine davon wird manchmal als
Ficus krishnae
abgetrennt.
- ↑
Ficus benghalensis
bei Tropicos.org. In:
IPCN Chromosome Reports
.
Missouri Botanical Garden, St. Louis