Bankfurt

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Bankfurt ist ein in den 1970er Jahren aufgekommener Dysphemismus fur die Stadt Frankfurt am Main .

Begriffsentstehung

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Blick auf das Bankenviertel vom Frankfurter Dom, 2012

Frankfurt am Main ist seit dem Mittelalter ein bedeutender Finanzplatz . Nach der Zerstorung der mittelalterlichen Altstadt durch die Luftangriffe auf Frankfurt am Main im Zweiten Weltkrieg entstand beim Wiederaufbau in den 1950er und 1960er Jahren ein vollkommen neues Stadtbild, das durch zahlreiche Hochhauser gepragt war. Einen Schwerpunkt bildeten dabei von Anfang an die im hochverdichteten Bankenviertel angesiedelten Verwaltungsgebaude der Großbanken.

Der Spitzname Bankfurt entstand zur Zeit des Frankfurter Hauserkampfes Anfang der 1970er Jahre. Wie die gleichzeitig aufgekommenen Begriffe Mainhattan und Krankfurt diente er in der politischen Auseinandersetzung als Schimpfwort , um einen rucksichtslosen Kapitalismus zu attackieren, fur den die Banken und ihre Hochhauser standen. Folge sei die bewusste Zerstorung gewachsener Stadtviertel und ungezugeltes Profitstreben zu Lasten der alteingesessenen Bevolkerung. [1] Der Ruf der Stadt litt zudem unter haufigen Straßenschlachten zwischen Demonstranten und Polizei. Organisierte Kriminalitat , beispielsweise Drogenhandel , zeigten sich vor allem im Frankfurter Rotlichtviertel , das direkt neben dem Bankenviertel liegt. Frankfurt galt damals als hasslich und ?unregierbar“. [2]

1979 veroffentlichte die Frankfurter Rockband Strassenjungs den Titel Bankfurt mit dem Refrain :

?Bankfurt, Bankfort, ich wollt es war hier jede Bank fort, es geh’n so viele von dir krank fort, bald fegt den ganzen Mist der Punk fort.“

Seit den 1980er Jahren entwickelte sich die Frankfurter Skyline zum Wahrzeichen der Stadt und zum Symbol fur Prosperitat und Zukunftsorientierung. Die Bevolkerung identifizierte sich zunehmend mit ihren Hochhausern, die spatestens seit Beginn des 21. Jahrhunderts als neues Wahrzeichen der Stadt gelten. [3]

Seit den 1990er Jahren wird der Begriff Bankfurt seltener verwendet. [4] Seine negative Konnotation im Hinblick auf Frankfurt hat er weitgehend verloren, ohne dass er jedoch wie Mainhattan zu einem positiven Symbolbegriff fur die Stadt wurde.

Einzelnachweise

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  1. Richard Herding, Wohnraumvernichtung, Hausbesetzungen, okologische Wende und Skyline: offentlicher Lernprozess in Frankfurt am Main ( Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive ) , Campus-Verlag, Berlin 2000
  2. ?Die unregierbare Stadt“ war ein in den 1970er Jahren haufig auf Frankfurt bezogenes Attribut, vgl. etwa CDU Frankfurt: FrankfurtMagazin 3/2005 ( Memento vom 16. Juli 2021 im Internet Archive ) (PDF; 1,2 MB), Seite 17.
  3. Dieter Bartetzko , Frankfurts Hohe Hauser , Insel Verlag, Frankfurt am Main 2001. ISBN 3-458-34353-9
  4. Vgl. die Google N-Gramm -Statistik 1960?2008 fur die Begriffe Mainhattan und Bankfurt .