Ein
Bahnsteig
(in den Niederlanden und in der
Schweiz
, fruher auch in
Osterreich
und
Deutschland
ublich: der/das
Perron
, franzosisches Lehnwort, jedoch fur Zustiegsplattformen jeglicher Verkehrsart wie z.?B. Busperrons benutzt) ist eine befestigte Plattform, die parallel und mit geringem Abstand zu einem
Eisenbahngleis
angelegt ist, um bei
Zugen
das Ein- und Aussteigen zu erleichtern. Man findet sie deshalb in
Bahnhofen
oder an
Haltepunkten
(Haltestellen). Ahnliche Konstruktionen gibt es als Arbeitsbuhnen neben Bereitstellungsgleisen.
Die
Deutsche Bahn
betreibt in Deutschland Bahnsteige mit einer Gesamtlange von 2300 Kilometern.
[1]
Bahnsteige befinden sich daruber hinaus an den
Haltestellen
von
Straßenbahnen
,
U-Bahnen
und
Seilbahnen
.
Wahrend fruher einfache, eventuell
asphaltierte
Schuttungen aus
Schotter
mit mehr oder minder befestigter Vorderkante als ausreichend betrachtet wurden, sind die heutigen Hochbahnsteige wesentlich massivere Konstruktionen. Die Kanten bestehen ublicherweise aus Winkelstutzmauern (L-Steinen) aus
Beton
, deren senkrechter Teil oben profiliert ist und so einen ertastbaren Randstein bildet. Der Korper des Bahnsteigs ist angeschuttet und/oder betoniert und nimmt meist Regenwasserkanalisation sowie Leitungen fur die Bahnsteigbeleuchtung und eventuell die Leit-, Sicherungs- und Fernmeldetechnik der Betriebsstelle auf. Die Oberflache ist meist mit Beton-
Verbundsteinpflaster
belegt und, falls nicht uberdacht, mit Mittelentwasserungen versehen. Im Innenbereich werden auch Natursteinbelage verwendet.
Zu den Enden und, sofern es sich nicht um einen Mittelbahnsteig handelt, zur Ruckseite hin geht der Bahnsteig entweder fließend in eine Verkehrsflache uber (so an
Kopfbahnhofen
) oder ist durch Brustungen begrenzt. Von Bahnsteigenden, die sich frei auf das Gleisfeld offnen, fuhrt meistens eine fur die Offentlichkeit gesperrte Treppe zum Gleisniveau hinab.
Zunehmend werden Bahnsteige nicht mehr aus Kantensteinen, Erd- bzw. Betonkorper und Pflaster aufgebaut, sondern in modularer Systembauweise mittels vorgefertigter
Stahlbetonfertigteile
hergestellt. Bodenbelag, Blindenleitstreifen, Sicherheitsmarkierung etc. sind dabei schon eingearbeitet. Diese Platten konnen innerhalb weniger Stunden mit
Kranen
auf die zuvor hergestellte
Sauberkeitsschicht
aufgelegt werden, was vor allem beim
Bauen unter dem rollenden Rad
die notigen Sperrpausen um bis zu 33 % reduziert. Gegenuber der konventionellen Bauweise ist diese modulare Bauweise jedoch ca. 75 % teurer.
[2]
Bahnsteige werden abhangig von ihrer Große und Frequentierung mit unterschiedlichen Elementen mobliert.
Sofern sie nicht in einer
Bahnhofshalle
liegen, verfugen oberirdische Bahnsteige haufig uber ein eigenes Bahnsteigdach. Dabei handelt es sich in der Regel um Versionen von
Flugdachern
. Es gibt sie in unterschiedliche Konstruktionen. Heute werden sie haufig als von einer mittleren Stutzenreihe beidseitig auskragende
Schmetterlings-
oder Flachdacher realisiert. Alternativ finden auch einseitig auskragende Pultdacher Verwendung. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts waren auch flach geneigte Satteldacher auf zwei Reihen von Stutzen (in Form historisierender Gusseisen-Saulen) anzutreffen, wie heute beispielsweise noch bei der Berliner S-Bahn. Dieses Grundprinzip mit zwei Stutzenreihen, allerdings mit geschwungenem Flugdach verwendet heute die Deutsche Bahn als Teil ihres
Corporate Design
.
Lautsprecher
und Beleuchtung werden entweder in die Bedachung integriert oder an in regelmaßigen Abstanden aufgestellten Masten montiert.
Praktisch immer sind Sitzgruppen und ? falls kein Bahnsteigdach existiert ? Wetterschutzeinrichtungen vorgesehen. Unter dem Bahnsteigdach werden teilweise nur nach oben offene Windschutzwande gebaut. Seitdem Rauchen auf Bahnhofen generell verboten ist, werden auch unter Dach kleine oben und mit Tur geschlossene, relativ niedrige Warteraume errichtet, die einen gewissen Kalteschutz bieten.
Pro Bahnsteigkante wird normalerweise mindestens ein
Zugzielanzeiger
aufgestellt; bei Zugangsstellen ohne jede betriebliche Variation reichen feste Schilder ?Richtung XY“. Jeder Bahnsteig erhalt außerdem mindestens eine
Bahnhofsuhr
sowie eine ausreichende Zahl von Bahnhofsnamensschildern.
Weiter konnen hinzukommen:
Abfallbehalter
,
Aschenbecher
, Leuchtkasten fur
Fahrplan
-Aushange,
Karten
,
Wagenstandanzeiger
und andere Informationen,
Fahrscheinautomaten
, Großbildschirme fur
Werbung
und
Information
, Abschnittsmarkierungen, Stellplatze fur
Gepackwagen
und mobile
Hublifte
, offentliche
Telefone
, Vermarktungsflachen (
Plakatwande
),
Uberwachungskameras
, Notruf- und Informations-
Gegensprechanlagen
, Getranke- und Sußigkeitenautomaten,
Schließfacher
. Auf breiten Bahnsteigen konnen
Pavillons
aufgestellt werden, um
Kioske
und Gewerbe- oder Dienstraume aufzunehmen.
Am Hausbahnsteig, stationsmittig am Gebaude findet sich traditionell eine etwa zentimetergenaue
Hohenangabe
, die sich auf den Schienenkopf des anliegenden Gleises bezieht als Basis fur Vermessungsarbeiten.
Ebenfalls am Hausbahnsteig war lange Zeit eine offentliche Waschmoglichkeit fur Hande und etwa Obst ublich. Zumeist als Becken und ein Stuck Wand dahinter aus Kunststein mit einem aus der Wand tretenden Hahn fur Kaltwasser. Spater, um 1965/1970, kamen in Osterreich auf zahlreichen Bahnhofen auf Mittelbahnsteigen, so etwa in
Wels
oder
Velden am Worthersee
runde Mehrfach-Brunnen aus rotlich weißem Kunststein auf. Etwa vier Wasserhahne ragten rundum aus einer Saule, die in der Mitte eines kreisrunden Beckens brusthoh aufragte. Sie wurden vor allem in den nicht uberdachten Endbereichen der Bahnsteige installiert und dienten im Sommer auch zum Abkuhlen von Kopf und Armen. Zumindest nachtraglich wurden diese Brunnen mit Hinweistafeln mit der Aufschrift ?Kein Trinkwasser“ versehen. Wahrend die Toiletten mit Waschbecken in Zugen und Bahnhofen attraktiver gestaltet wurden, verschwanden die Bahnsteigbrunnen bis etwa 1990 wieder.
Damit Schnee, Regen und der Rauch von Dampf- und Diesellokomotiven und Tauben weniger unter das Dach des Bahnsteig gelangen, waren die hochliegenden Dachrander oft mit etwa fast 1 m nach unten reichenden Schurzen aus Glasplatten versehen.
Um am neuen
Hauptbahnhof Graz
Tauben vom Sitzen unterhalb des Daches auszusperren, wurden nachtraglich aufwendig
Vogelschutznetze
verlegt.
Fur den Bahnbetrieb finden sich an einem Bahnsteig fast immer ein oder mehrere
Haltetafeln
, oft
Vorsignalwiederholer
, Gegensprechanlagen und
Streckenfernsprecher
, Abfertigungsanlagen mit Bedientafel und
Abfahrsignal
, mitunter auch Bremsprobeanlagen. Um Hochgeschwindigkeitsvorbeifahrten zu sichern, muss ggf. eine
Reisendensicherungsanlage
installiert werden. In den oben genannten Pavillons findet man zuweilen noch ortliche
Bahnsteigaufsicht
mit betrieblicher Funktion.
Der Bahnsteig ist als Teil des Bahnhofsgelandes Privateigentum des Bahnhofsbetreibers, d.?h. bei der DB?AG ist dies die DB Station&Service AG. Der Zutritt wurde fruher von den
Bahngesellschaften
durch sogenannte ?
Bahnsteigsperren
“ reglementiert. Heute ist es in Deutschland, Osterreich und der Schweiz moglich, sich auf den frei zuganglichen Bahnsteigen von
Nebenbahnen
aufzuhalten, sie gelten nach dem
Gewohnheitsrecht
als offentlicher Verkehrsraum, obwohl sie es mitnichten sind. Im Grunde sind sie nur dem Anliegen des
Hol- und Bringverkehrs
vorbehalten, sofern nicht eine Nutzung eines Verkehrsmittels ansteht.
Fur die Benutzung der Bahnsteige innerhalb von einigen
Verkehrsverbunden
ist ein
Fahrschein
bzw. eine
Bahnsteigkarte
notwendig. Es ist so moglich, Fahrkarten-Kontrollen auch außerhalb der Bahnsteige an der gekennzeichneten ?Sperrenanlage“ am Zugangsbauwerk durchzufuhren. Davon wird z.?B. in
Hamburg
oft Gebrauch gemacht.
In sehr vielen Metropolen ist der Zugang zu den
Metro
-Stationen (zumindest in der Innenstadt) durch
Sperrenanlagen
mit automatisierter Fahrscheinprufung ublich.
Bahnsteige werden nach ihrer Lage und Ausfuhrung in verschiedene Typen eingeteilt.
Ein Hausbahnsteig ist ein Bahnsteig, der sich direkt vor dem
Empfangsgebaude
eines
Bahnhofs
befindet und daher von dort ohne
Queren
von
Gleisen
durch die Fahrgaste erreicht werden kann.
Ein Zwischenbahnsteig liegt zwischen zwei Gleisen, hat aber nur eine Verkehrskante und ist vom Hausbahnsteig nur durch Uberschreiten eines oder mehrerer Gleise (Reisendenubergang) erreichbar. Der
Gleisabstand
fur diesen Bahnsteig ist geringer als fur einen Mittelbahnsteig mit zwei Verkehrskanten. Diese Bauart ist noch verbreitet. Sie hat aber den Nachteil, dass die Reisenden Gleise uberschreiten und dabei gesichert werden mussen, so dass Fahrzeugbewegungen auszuschließen sind. Das schrankt die Leistungsfahigkeit des Bahnhofes ein. Des Weiteren sind wegen der notigen Ubergange die moglichen Hohen begrenzt. Besonders im alten
Osterreich-Ungarn
war haufig der gesamte Bahnsteigbereich neben einer Bahnsteigkante am Hausbahnsteig nur mit Kies eingeebnet, aus dem die Schienenkopfe herausragten. In den letzten Jahrzehnten wurden viele Zwischenbahnsteige durch niveaufrei erreichbare Insel- oder Außenbahnsteige ersetzt. In Deutschland durfen Zwischenbahnsteige nicht neu eingerichtet werden.
Auf Nebenstrecken werden Bahnsteige mit gleisquerendem niveaugleichem Zugang nach wie vor gebaut.
Weitere Bahnsteige sind entweder als
Seitenbahnsteige
oder
Mittelbahnsteige
ausgefuhrt.
Außenbahnsteige (auch:
Seitenbahnsteige
,
Randbahnsteige
oder veraltet
Gegenbahnsteige
) bedienen nur ein Gleis und liegen daher in der Regel an einer ?Seite“ des Bahnhofes. Seitenbahnsteige erfordern keine Aufweitung des Gleisabstandes. Daher sind sie insbesondere bei nachtraglicher Anlage an bestehenden
Strecken
kostengunstiger anzulegen als Mittelbahnsteige.
Bei einem Mittelbahnsteig (auch:
Inselbahnsteig
) gibt es Gleise auf beiden Seiten des Bahnsteigs, das Bahnsteigmobiliar inklusive Informationsausrustung kann fur beide Gleise genutzt werden.
Sofern mehr als ein Mittelbahnsteig vorhanden ist, gibt es unterschiedliche Konzepte, diesen zu bedienen. Welches Konzept gewahlt wird, kann zum Beispiel davon abhangen, ob die anschließenden Strecken im
Richtungs- oder Linienbetrieb
befahren werden. Es gibt Zuordnungen nach:
- Linie, Strecke
- Die Zuge einer Linie oder einer Auswahl von Linien halten am selben Mittelbahnsteig. Oft halten die Zuge der Hinrichtung an der einen, in Ruckrichtung an der zweiten Bahnsteigkante des Mittelbahnsteigs. Liegt die Station an mehreren Strecken, konnen stattdessen die Zuge einer eingleisigen Strecke in Hin- und Ruckrichtung immer an derselben Bahnsteigkante halten. In jedem Fall ist jedem weiteren Mittelbahnsteig ebenfalls eine oder mehrere Linien zugeordnet. Diese Varianten ergeben sich in der Regel auf Trassen, die im
Linienbetrieb
gefuhrt werden oder wo unabhangige Strecken sich beruhren, als einfachste Losung mit den geringsten Baukosten.
- Richtung
- An jedem Mittelbahnsteig halten die Zuge unterschiedlicher Linien, die in die gleiche Richtung weiterfahren. Diese Variante bietet vor allem zusteigenden Passagieren den Vorteil, dass sie gegebenenfalls die Zuge mehrerer Linien zur Auswahl haben, ohne den Bahnsteig wechseln zu mussen und so einfach auf den nachsten Zug warten konnen, anstatt erst auf dem Fahrplan bzw. der elektronischen Tafel fur die Zugbewegungen den richtigen Bahnsteig des nachsten Zuges zu suchen.
- Umsteigebeziehung
- An den beiden Seiten eines Mittelbahnsteigs halten jeweils die Zuge der Linien, zwischen denen die meisten Fahrgaste umsteigen. Diese Variante ist auf kurze Umsteigewege und -zeiten hin optimiert. So gibt es z. B. bei der
Hamburger U-Bahn
mehrere solcher
Richtungsbahnsteige
, an denen zeitgleich die Zuge zweier Linien halten (
Kellinghusenstraße
,
Berliner Tor
,
Barmbek
,
Wandsbek-Gartenstadt
).
Insbesondere bei kurzen
Taktzeiten
sind fur Zuge haufig teure und platzintensive
Uberwerfungsbauwerke
erforderlich, um die Bahnsteige in der gewunschten Weise anzusteuern.
Zungenbahnsteige schließen an einem Bahnsteig oder der Zulaufflache an und enden am anderen Ende zwischen Gleisen. Zungenbahnsteige sind zum Beispiel bei Kopfbahnhofen an den Querbahnsteig angeschlossen.
[3]
[4]
[5]
Ein Zungenbahnsteig an einem Mittelbahnsteig kann dessen erste Bahnsteigkante verlangern und erschließt ein drittes Gleis, ein
Stumpfgleis
, das vor dem Anfang der zweiten Bahnsteigkante des Mittelbahnsteigs endet, wie es in
Hanau Hauptbahnhof
geplant ist. Endet vor dem Anfang eines Haus- oder Außenbahnsteig ein Stumpfgleis, kann der Zungenbahnsteig dessen Bahnsteigkante verlangern und das Stumpfgleis erschließen, die andere Bahnsteigkante kann das Hausgleis verlangern
[6]
oder ein zweites Stumpfgleis erschließen. In
Kiel Hauptbahnhof
, einem Kopfbahnhof, wurden 2013?2014 zwei der regularen Bahnsteige, die ja bereits Zungenbahnsteige sind, auf halber Lange verschmalert, so dass jeweils die eine Bahnsteigkante verkurzt wurde und sich dort jeweils ein weiterer Zungenbahnsteig anschließt, um jeweils ein zusatzliches, kurzeres, dort endendes Stumpfgleis zu erschließen. Es kann dort also eine hohere Zahl von jedoch kurzeren Zugen abgefertigt werden.
[7]
Wird beidseits des Gleises eine Bahnsteigkante genutzt, so spricht man von
Zwillingsbahnsteigen
.
[8]
Diese Anordnung wurde in
Spanien
angewendet,
[9]
daher auch die Bezeichnung ?
Spanische Losung
“,
[10]
obwohl sie bereits fruher in New York zu sehen war.
- mit Trennung der Ein- und Aussteigenden, zum Beispiel
S-Bahn Munchen
[11]
und
Metro Paris
:
An drei der funf Stationen des
S-Bahn-Stammstreckentunnels
,
Hauptbahnhof
,
Karlsplatz (Stachus)
und
Marienplatz
, werden Zwillingsbahnsteige zur strikten Trennung der Ein- und Aussteiger benutzt: Der eingefahrene Zug offnet die in Fahrtrichtung rechten Turen, um Passagiere aussteigen zu lassen, und mit geringer Zeitverzogerung auch die linken Turen, um Personen zusteigen zu lassen. Mit dieser Trennung des Ein- und Aussteigeverkehrs auf unterschiedliche Bahnsteige sind kurzere Taktzeiten moglich, da die Haltedauer der Zuge hierdurch reduziert werden kann. Da die Kapazitaten trotzdem als nicht ausreichend angesehen werden, ist eine
weitgehend parallele Strecke
zur Kapazitatserhohung im Bau. Eine ahnliche Losung besteht an den beiden Endpunkten
Retiro
und
Constitucion
der U-Bahn-Linie C von
Buenos Aires
. Diese verbindet an Stelle einer S-Bahn-Stammstrecke die Bahnhofe im Norden und Suden durch das Stadtzentrum, was zu einem besonders starken Umsteigeaufkommen fuhrt. In den Stationen Nation und Charles de Gaulle Etoile der U-Bahn-Linie M6 von Paris wird gleichermaßen vorgegangen.
- ohne Trennung der Ein- und Aussteiger, zum Beispiel
Metro Barcelona
,
[12]
New York City Subway
,
London Underground
,
MRT (Singapur)
- Einige Stationen der
Metro Brussel
haben Zwillingbahnsteige, aber ohne strikte Trennung der Ein- und Aussteigen: bei vorliebe geschieht Einsteigen an einem Bahnsteig und Aussteigen an dem anderen, aber Aufzuge befinden sich meistens lediglich am Mittelbahnsteig, und in dem Sudbahnhof (wo Aufzuge sich lediglich an den Außenbahnzeigen befinden) halten die Metro und die Pre-Metro (Straßenbahn) an gegenuberliegenden Seiten eines Mittelbahnsteiges.
- fur bahnsteiggleiche Umstiege zu zwei anderen Gleisen, zum Beispiel
Bahnhof Ulzburg Sud
und
Bahnhof Norderstedt Mitte
Eine Sonderform des Bahnsteigs bildet der so genannte
Querbahnsteig
bei
Kopfbahnhofen
, auch
Kopfbahnsteig
genannt. Ihm sind meist ein oder zwei
Empfangshallen
vorgelagert. Als wichtigster Bahnsteig in einem Kopfbahnhof ist er in der Regel auch der breiteste.
Ein Querbahnsteig ist rechtwinklig zu den anderen Bahnsteigen vor den Gleisenden angeordnet und daher im eigentlichen Sinne kein
Bahnsteig
, da an ihm keine Zuge halten; er hat vielmehr eine Verteiler-Funktion: Von hier aus sind alle anderen Bahnsteige
hohengleich
erreichbar. Er ersetzt die bei
Durchgangsbahnhofen
erforderlichen Bahnsteigzugange, die dort oft in Form von
Fußgangeruber- oder -unterfuhrungen
angelegt sind. Selten finden sich trotzdem noch weitere Uber- oder Unterfuhrungen in der Mitte oder am außeren Ende der regularen Bahnsteige, z.?B. in
Frankfurt (Main) Hauptbahnhof
und in
Leipzig Hauptbahnhof
.
Ein Kombibahnsteig ist meist ein Inselbahnsteig, bei dem an den beiden Seiten zwei verschiedene Verkehrsmittel halten. Diese Bauweise existiert haufig an
Busbahnhofen
, an denen auch Straßenbahnzuge halten.
Solange der Service der Bahnbetreiber die Verladung von Gepack und von Expressgut in Reisezugen einschloss, gab es auf großen Bahnhofen
Gepackbahnsteige
, die nicht fur den Zugang durch die Reisenden bestimmt waren. Diese Bahnsteige waren niedriger als die Personenbahnsteige angelegt, so dass das Gepack zwischen Eisenbahngepackwagen und
Gepackkarren
niveaugleich umgeladen werden konnte. Diese Bahnsteige sind in vielen alteren Bahnhofen noch ohne Nutzung zu finden, solange das Gleisbild unverandert bleibt (beispielsweise Leipzig Hauptbahnhof).
Daruber hinaus existieren Sonderformen der genannten Bahnsteigtypen, wie zum Beispiel:
- beweglicher Bahnsteig
: Bahnsteig bewegt sich abhangig von den zu bedienenden Zugen, zum Beispiel
Einschienenbahn Seattle
[13]
- Ein
Kombibord
ist eine besonders konstruierte Bahnsteigkante, die einen barrierefreien Einstieg zu zwei unterschiedlichen Fahrzeugtypen bzw. Verkehrsmitteln ermoglicht, wie zum Beispiel der ?
Dresdner Combibord
“.
Die Bahnsteigkante, schweizerisch auch Perronkante, ist der Rand des Bahnsteigs, von welcher aus Fahrgaste einen Zug besteigen und verlassen. Die Kante des Bahnsteigs definiert sich besonders als bauliche Begrenzungslinie.
[14]
Bahnsteigkanten haben international definierte Hohen, um Wagentypen je nach Bauart moglichst effektiv einsetzen zu konnen.
Bahnsteigkanten mussen einen ausreichenden Abstand zur Gleismitte einhalten, um das
Lichtraumprofil
freizuhalten. Dieses sogenannte Einbaumaß ist abhangig von Bahnsteighohe, der
Gleisuberhohung
und dem Lichtraumprofil. In Deutschland betragt das Einbaumaß ungefahr 1,65 m.
[15]
Bahnsteigkanten werden heute meist aus Beton gefertigt. Die Hohe der Bahnsteigkante ? gemessen von der Schienenoberkante ? ist ein Qualitatsmerkmal fur Bahnsteige. Die
DB Station&Service
gibt die
Bahnsteighohe
bei ihren Bahnhofsinformationen zusammen mit der Bahnsteiglange fur jeden Bahnsteig an.
Im Laufe der
Bahngeschichte
hat sowohl die Hohe der untersten Trittstufen der Personenwagen als auch die Hohe der Bahnsteige kontinuierlich zugenommen. Durch diese Maßnahme hat die Aufenthaltsdauer der Zuge in den Bahnhofen abgenommen, da ein schnellerer Ein- und Ausstieg moglich wird. Insbesondere Personen mit Gehhilfe oder Gepack benotigen fur das Uberwinden auch nur einer Stufe mehr als doppelt so viel Zeit wie bei einem niveaugleichen Ubergang. Besonders bei Zugen des Pendlerverkehrs ist eine gleiche Hohe von Bahnsteigkante und Fahrgastraum daher sinnvoll, auch um einen
barrierefreien
Zugang zu ermoglichen.
Aus denselben Grunden hat sich bei
Straßenbahnen
und anderen Bahnen mit niedrigen Bahnsteigkanten, wo Bahnsteige in großerer Hohe aufgrund enger Platzverhaltnisse baulich nur schwer realisierbar sind, die
Niederflurtechnik
durchgesetzt.
Die beiden kurzesten Bahnsteigkanten im Netz der Deutschen Bahn mit einer Lange von nur 15 Metern befinden sich am Haltepunkt
Wieslensdorf
an der
Bahnstrecke Crailsheim?Heilbronn
, die langste Bahnsteigkante befindet sich am Gleis 4 in
Essen Hauptbahnhof
mit 667 Metern.
[16]
Um den bequemen und sicheren Zustieg zu ermoglichen, sind die Bahnsteige gegenuber der
Schienenoberkante
(SO) je nach Strecke um bis zu etwa einen Meter erhoht. Die genauen Bahnsteighohen richten sich nach den uberwiegend eingesetzten Fahrzeugen sowie den angewendeten gesetzlichen Regelungen. Hierbei sind weltweit verschiedene Bahnsteighohen anzutreffen, die nur regional normiert sind. Einen Bahnsteig, der hoher als etwa 40?Zentimeter uber Schienenoberkante liegt, wird meist als
Hochbahnsteig
bezeichnet. Abgrenzend dazu spricht man bei herkommlichen Anlagen vom
Tiefbahnsteig
oder
Niedrigbahnsteig
.
Die
TSI
?Infrastruktur“ benennt als Regelbahnsteighohe fur Fernbahnen innerhalb der EU, dass fur die Bahnsteigkante entweder 550?oder 760?Millimeter uber Schienenoberkante mit einer Hohentoleranz ?30?mm/+0?mm einzuhalten ist. Die nutzbare Bahnsteiglange soll dabei 400?Meter betragen. Die Umsetzung der TSI?INS sollte bis 2020 abgeschlossen sein.
In Deutschland gibt es meist keine mechanischen Sicherungseinrichtungen gegen den beabsichtigten oder unbeabsichtigten Zugang zum Gleisraum. In vielen anderen Industriestaaten werden die Bahnsteige von neueren U-Bahn-Strecken durch sogenannte
Bahnsteigturen
mechanisch vom Gleisraum abgetrennt. Diese Turen befinden sich auf der Hohe der Wagenturen und werden erst nach Halt des Zuges geoffnet. In Singapur existiert dieses System, wobei der Fahrer nicht ganz auf 0?km/h bremsen muss, sondern die letzten Meter bis zur Tur von einem automatischen Programm ubernommen werden. Drei der MRT-Linien (aquivalent zur U-Bahn in Deutschland) sind ganz fahrerlos.
Aufgrund der Bahnsteighohe ist es verletzten oder alteren Personen, die in den Gleisraum gelangt sind, oft nur schwer oder gar nicht moglich, wieder auf den Bahnsteig zuruckzusteigen. Daher werden insbesondere bei U-Bahn-Systemen in deutschsprachigen Landern direkt unterhalb der
Bahnsteigkante
Schutzraume (sogenannte
Krauchnischen
) geschaffen, in die sich Personen aus dem Gleisraum in Schutz bringen konnen (z.?B.
U-Bahn Wien
).
Bei automatischen U-Bahnen wird der Gleisraum vor dem Bahnsteig
elektronisch auf dort befindliche Personen uberwacht
(z.?B.
U-Bahn Nurnberg
).
Die Bahnsteige werden regelmaßig durch Videokameras uberwacht, um bei Unglucksfallen und anderen besonderen Ereignissen rasch Unterstutzung leisten zu konnen.
Als Orientierungshilfe fur blinde und sehbehinderte Fahrgaste konnen im Boden
Blindenleitstreifen
eingelassen sein. Eine gesetzliche Verpflichtung zur Einrichtung solcher Leitstreifen besteht nicht; einige U-Bahn-Betreiber (z.?B. in
Munchen
) haben sie freiwillig eingerichtet; die DB?AG konnte sich bisher nicht dazu entscheiden, Leitstreifen an allen Stationen einzurichten.
Auch die Linie, die den einzuhaltenden Sicherheitsabstand zu durchfahrenden Zugen markiert, kann als ein solcher optisch und taktil hervorgehobener Streifen aus
Betonelementen
markiert sein. Solche Linien sind in Deutschland uberwiegend an Eisenbahn-Bahnsteigen anzutreffen, da hier ohne Halt durchfahrende Zuge mit hohen Geschwindigkeiten gefahren werden durfen ? anders als U- und Straßenbahnzuge, die Bahnsteige mit maximal 40?km/h ohne Halt passieren durfen (BOStrab).
Die
BOStrab
regelt in Deutschland rechtliche Minimalanforderungen fur Bahnsteige an
Straßen-
und U-Bahnen sowie
Bussen
. Darin sind praktisch keine Schutzvorkehrungen fur Passagiere zwingend vorgeschrieben.
Mit der Dritten Verordnung zur Anderung der
Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung
wurden im Mai 1991 zusatzliche Bestimmungen fur Schnellfahrten an Bahnsteigen eingefuhrt (
§ 13
). Fur Vorbeifahrten mit mehr als 160?km/h und bis 200?km/h wurden Lautsprecherdurchsagen, die Kennzeichnung der freizuhaltenden Bahnsteigflachen und
hohenfreie
Bahnsteigzugange vorgeschrieben. Fur Vorbeifahrten mit mehr als 200?km/h wurden zusatzliche Vorkehrungen vorgeschrieben, um zu verhindern, dass sich Reisende im Gefahrenbereich aufhalten. Anfang der 1990er Jahre liefen bei der Deutschen Bundesbahn aerodynamische Untersuchungen, inwieweit Vorbeifahrten an Bahnsteigen mit mehr als 200?km/h moglich sind.
[17]
Das
Eisenbahn-Bundesamt
erwartet nach einer 2020 veroffentlichten Fachmitteilung unter anderem, dass Bahnsteige in jedem Fall mindestens 5?m langer sind als der Abstand von der ersten bis zur letzten Tur eines Reisezuges.
[18]
Bei den
Osterreichischen Bundesbahnen
wird in der
Fahrgastinformation
als Bahnsteig die
Bahnsteigkante
bezeichnet. Bis Anfang der 1990er Jahre wurde dafur, wie es bei vielen anderen Bahnunternehmen bis heute der Fall ist, der Begriff
Gleis
verwendet. Da die bahnintern verwendeten
Gleisnummern
mit den an den Bahnsteigen angeschriebenen Gleisbezeichnungen haufig nicht ubereinstimmten oder die Anordnung der Gleisnummern fur den Fahrgast nicht immer nachvollziehbar war, entschlossen sich die OBB zur Umbezeichnung. Hieß es fruher beispielsweise
Bahnsteig?2, Gleis?4
, so wird nun einheitlich
Bahnsteig?4
verwendet.
Es wird jede Bahnsteigkante gesondert bezeichnet. Durchgehende Bahnsteige werden vom
Aufnahmsgebaude
weg mit ?1“ beginnend fortlaufend nummeriert. Bahnsteigkanten an
Stumpfgleisen
werden gruppenweise jeweils fortlaufend innerhalb einer Dekade bezeichnet. Sind Gleise an einer Bahnsteigkante durch
Zwischen-
oder
Schutzsignale
unterteilt, so wurde bis 2004 der Bahnsteigbezeichnung abschnittsweise ein Kleinbuchstabe in Richtung
Endbahnhof
mit ?a“ beginnend zugefugt. Im Gegensatz dazu werden die im
Wagenstandanzeiger
angegebenen Sektoren mit Großbuchstaben bezeichnet.
Seit 2004 werden die Bahnsteige nur mehr mit Sektoren bezeichnet und, falls sie betrieblich in Abschnitte getrennt sind, zu Gruppen zusammengefasst (z.?B. Bahnsteig 1A-C).
[19]
In Bahnhofen mit mehreren Gleisebenen werden die Bahnsteige zu Gruppen zusammengefasst, etwa am alten
Wiener Sudbahnhof
1?9, 11?19 und 21?22 oder in
Wien Handelskai
1?2 und 11?12.
Bei den Bahnsteigtypen unterscheiden die
OBB-Infrastruktur AG
Randbahnsteig
(dazu zahlt auch der unmittelbar vor dem Aufnahmsgebaude gelegene
Hausbahnsteig
),
Inselbahnsteig
mit schienenfreiem Zugang (Unter- bzw. Uberfuhrung),
Mittelbahnsteig
mit schienengleichem Zugang,
Zungenbahnsteig
und
Querbahnsteig
.
[20]
- ↑
Das macht die Deutsche Bahn fur Sie ? jeden Tag!
In:
mobil
. September 2011,
S.
38
f
.
- ↑
Verena Barwolf, Andreas Kleemann, Christian Beschorner:
Mit neuen Ideen zu kapazitatsschonenden Bauverfahren von Brucken, Oberbau und Bahnsteigen
. In:
Eisenbahntechnische Rundschau
.
Nr.
7+8
. EurailPress, Juli 2022,
S.
15–19
.
- ↑
Bahnsteig.
In:
Victor von Roll
(Hrsg.):
Enzyklopadie des Eisenbahnwesens.
2. Auflage. Band 1:
Abdeckung?Baueinstellung.
Urban & Schwarzenberg, Berlin / Wien 1912, S.
427
?431.
- ↑
Beispiel
Wien Westbahnhof
- ↑
Dominik Bugschat:
Bad Endorf.
In:
Lokschuppen Dominik.
5. August 2012,
abgerufen am 20. Dezember 2015
.
- ↑
Beispiel
Bahnhof Locarno
- ↑
Henning Baethge:
Mehr Zuge nach Hamburg und zum Strand: Zwei neue Gleise fur Kieler Hauptbahnhof.
In:
shz.
sh:z Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, 8. Mai 2013, archiviert vom
Original
am
21. Mai 2022
;
abgerufen am 24. Mai 2023
.
- ↑
Ronny Muller:
Beitrag zur Leistungssteigerung von Personenverkehrsanlagen: Aspekte des Einsatzes, der Gestaltung und Bemessung von Zwillingsbahnsteigen
. Diplomarbeit. Diplomica Verlag, Hamburg 2006,
ISBN 978-3-8324-9496-4
,
urn
:
nbn:de:101:1-2019050905090468391103
(Erstausgabe: Diplomarbeit, Brandenburgische Technische Universitat Cottbus, 2005).
- ↑
Ronny Muller:
Beitrag zur Leistungssteigerung von Personenverkehrsanlagen: Aspekte des Einsatzes, der Gestaltung und Bemessung von Zwillingsbahnsteigen
. Diplomarbeit. Diplomica Verlag, Hamburg 2006,
ISBN 978-3-8324-9496-4
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S.
4
,
urn
:
nbn:de:101:1-2019050905090468391103
(Erstausgabe: Diplomarbeit, Brandenburgische Technische Universitat Cottbus, 2005).
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Ronny Muller:
Beitrag zur Leistungssteigerung von Personenverkehrsanlagen: Aspekte des Einsatzes, der Gestaltung und Bemessung von Zwillingsbahnsteigen
. Diplomarbeit. Diplomica Verlag, Hamburg 2006,
ISBN 978-3-8324-9496-4
,
S.
7
,
urn
:
nbn:de:101:1-2019050905090468391103
(Erstausgabe: Diplomarbeit, Brandenburgische Technische Universitat Cottbus, 2005).
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Ronny Muller:
Beitrag zur Leistungssteigerung von Personenverkehrsanlagen: Aspekte des Einsatzes, der Gestaltung und Bemessung von Zwillingsbahnsteigen
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ISBN 978-3-8324-9496-4
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nbn:de:101:1-2019050905090468391103
(Erstausgabe: Diplomarbeit, Brandenburgische Technische Universitat Cottbus, 2005).
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Ronny Muller:
Beitrag zur Leistungssteigerung von Personenverkehrsanlagen: Aspekte des Einsatzes, der Gestaltung und Bemessung von Zwillingsbahnsteigen
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urn
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nbn:de:101:1-2019050905090468391103
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Duden ?Bahnsteigkante“
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OBB Zusatzbestimmungen zur Signal- und Betriebsvorschrift ZSB2 § 5
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OBB Dienstvorschrift B 50, Punkt 13