BASF Records
oder
BASF Musikproduktion
war ein deutsches Schallplattenlabel, das von 1971 bis 1976 (und kurzfristig als CD-Label in den 1980er Jahren) aktiv war.
Das Plattenlabel
BASF Records
war ein Subunternehmen des Chemiekonzerns
BASF
, hatte seinen Geschaftssitz zunachst in Hamburg und zuletzt in Mannheim. 1970 war zunachst die Ubernahme des Vertriebs von
MPS
erfolgt (der Jazz-Schallplattenfirma von
Hans Georg Brunner-Schwer
, einem der beiden
SABA
-Erben), doch es fehlte zunachst die geeignete Logistik zum Vertrieb fertiger Tontrager im Gegensatz zum etablierten Geschaft der BASF mit unbespieltem Tonbandmaterial sowohl fur den professionellen Bedarf (Rundfunk und Tonstudios praktisch seit der Erfindung des AEG-Magnetophons 1935) als auch an Privatkunden. Die Markteinfuhrung der BASF-Schallplatten und Musikcassetten erfolgte daher erst am 1. Marz 1971.
Neben dem Geschaft mit
Schallplatten
erhoffte man sich, dass bespielte
Musicassetten
in Balde einen Anteil von etwa 50 % des Musikmarktes erreichen konnten und ?sich das Verkaufsverhaltnis der unbespielten zu den bespielten Cassetten [...] zugunsten der bespielten Cassetten verschiebt“.
[1]
Neben Klassik-Produktionen (etwa von
Friedrich Gulda
,
Ingeborg Hallstein
,
Josef Herrmann
,
Rudolf Kempe
,
Hermann Prey
oder
Robert Stolz
), die auf dem Sublabel
Harmonia mundi
veroffentlicht wurden, erschienen auf dem BASF-Label auch zahlreiche Aufnahmen aus dem Bereich des Jazz, u. a. von
Monty Alexander
,
Association P.C.
,
Francy Boland
,
Leo Cuypers
,
George Duke
,
Embryo
,
Ella Fitzgerald
,
Giorgio Gaslini
,
Dexter Gordon
,
Earl Hines
,
Freddie Hubbard
,
Horst Jankowski
,
Volker Kriegel
,
Joachim Kuhn
,
Theo Loevendie
,
Tete Montoliu
,
Turk Murphy
,
Oscar Peterson
,
Jean-Luc Ponty
,
Baden Powell
,
George Russell
,
George Shearing
,
Archie Shepp
,
The Singers Unlimited
,
Klaus Weiss
und
Leo Wright
, meist Produktionen des MPS-Labels.
[2]
Außerdem veroffentlichte man bei BASF auch Pop- und Schlager-Produktionen, u. a. von Dieter Thomas Heck (?Jeder hat einmal eine Chance“, ?Wirf noch ein Stuck Holz ins Feuer“),
Freddy Breck
(?Bianca“, ?Rote Rosen“),
Cindy & Bert
(?Zwei Gitarren in der Sternennacht“, ?Immer wieder sonntags“),
Enry & Marna
,
Manfred Fink
,
France Gall
,
Bata Illic
,
Renate Kern
,
Knut Kiesewetter
,
Siw Malmkvist
,
Manuela
,
Peter Rubin
, ferner Humoristisches (u. a. der
Munchner Lach- und Schießgesellschaft
(Der Abfall Bayerns)
, von
Jurgen von Manger
,
Horst Muys
oder
Kurt Nachmann
),
Rockmusik
von
Gila
,
Don Sugarcane Harris
(Fiddler on the Rock)
,
Jigsaw
,
Karthago
, Britpop mit Kulka and Cantlay, “Go to Morocco”,
Udo Lindenberg
(?I’ll Make You Love Me“),
Stud
,
Jon Symon
oder
Taste
, Mundartliches etwa von
Trude Herr
(?Mama, ich bin e so bang“),
Hans Peter Treichler
(?Ich glaub, sie hat Renate gheisse“) oder den
Black Fooss
(?Loss d’r Kopp nit hange“), Countrymusik von
The Tumbleweeds
und
Gary Meister
[3]
sowie
Unterhaltungs-
,
Marsch-
und
Volksmusik
der
Geschwister Leismann
, des
Medium-Terzetts
,
Peter Moesser
,
(Welthits in Quadro)
,
Werner Twardy
oder der Westfalischen Nachtigallen (?Das kann doch einen Seemann nicht erschuttern“).
[4]
Anfang der 1970er-Jahre finanzierte BASF das
Krautrock
-Label
Pilz
und ubernahm den Vertrieb.
[5]
1972 begann BASF, die Aufnahmen auch auf dem amerikanischen Markt anzubieten. Sitz des Unternehmens
BASF System, Division of BASF-Wyandotte Corporation
war in
Bedford (Massachusetts)
. Mit Veroffentlichungen von Pop-, Rock-, R&B- und Country-Musikern wie Gary Meister,
Irma Thomas
,
Malcolm Roberts
und der britischen Band
Candlewick Green
wollte man zu einem
Major-Label
expandieren;
[6]
so wurde etwa fur die Promotion der neuen LP von George Duke der damals außergewohnlich hohe Etat von $35.000 ausgegeben.
[7]
Auf LPs der BASF erschienen in den 1970er Jahren auch historische Rundfunkaufnahmen der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft aus den spaten 1930er und fruhen 1940er Jahren, wie die eines Duetts aus
Tristan und Isolde
der Sopranistin
Paula Buchner
mit
Margarete Klose
oder des Schlussterzetts aus dem
Rosenkavalier
mit
Tiana Lemnitz
und
Maria Cebotari
.
[8]
Geschaftsfuhrer war Werner Bolz, dem Franz Leibenfrost folgte.
[9]
Hanno Pfisterer war Anfang der 1970er-Jahre Geschaftsfuhrer des internationalen Bereichs der BASF Musikproduktion.
[10]
1976 endeten die Geschaftsaktivitaten des Labels, nachdem die BASF nach funf Jahren verlustreicher Schallplattenproduktion
[11]
lediglich ?zwei Prozent des deutschen Tontrager-Marktes erobert, auf dem 1975 im Handels-, Club- und Mail-Order-Geschaft Schallplatten und MusiCassetten im Wert von 1,5 Milliarden Mark verkauft worden sind,“
[4]
und nachdem das Chemie-Unternehmen mit dem Label insgesamt 30 bis 40 Millionen Mark Verlust gemacht hatte. In den 1980er-Jahren erfolgte eine kurze Wiederbelebung von BASF Records, als man Archiv-Material aus der Zeit vor 1950 auf
Compact Disc
auflegte.
[12]
Die letzte Schallplattenproduktion, mit der sich die BASF aus dem Musik-Geschaft verabschiedete, war die
Tannhauser
-Musikparodie von
Johann Nestroy
und
Carl Binder
.
[11]
- ↑
Hifimuseum
- ↑
Tom Lord
:
The Jazz Discography
(online, abgerufen am 17. Juli 2015)
- ↑
Billboard, 8. Juni 1974
- ↑
a
b
Felix Spies:
Flop mit Pop
.
in
Die Zeit
1976
- ↑
Frank Wonneberg:
Labelkunde Vinyl
2008, Seite 338
- ↑
Billboard, 13. Juli 1974
- ↑
Billboard, Band 87, 1975
- ↑
Großes Sangerlexikon
, Band 4, von
Karl-Josef Kutsch
,
Leo Riemens
, S. 630.
- ↑
BASF US Labels and Company Sleeve 1973-1975
- ↑
Billboard, 23. November 1974
- ↑
a
b
Schallplatten: Ein Wagner von Nestroy
in
Der Spiegel
(32/1976)
- ↑
Kurzportrat des Labels bei Audio Tools