Barlappe
(
Lycopodium
), auch Schlangenmoos, Drudenfuß, Wolfsfuß genannt,
[1]
sind eine
Pflanzengattung
in der
Familie
Barlappgewachse
(Lycopodiaceae) innerhalb der
Ordnung
der
Barlappartigen
(Lycopodiales).
[2]
[3]
Charakteristisch fur die Gattung
Lycopodium
s. str. ist wie fur die
Flachbarlappe
(
Diphasiastrum
) die Differenzierung des
Sprosses
in eine ober- oder unterirdisch kriechende Hauptachse und aufsteigende oder aufrechte, kurzere Seitenaste. Die Grundachse kann dabei Langen von mehreren Metern erreichen.
Alle Sprosse sind
dichotom
verzweigt, allerdings konnen sowohl im Bereich der Grundachse als auch im Bereich der Seitensprosse sowohl anisotome (die beiden Zweige sind verschieden) wie isotome (die beiden Zweige sind gleich gestaltet) Verzweigungen auftreten, wodurch sehr verschiedene Wuchsformen zustande kommen konnen.
Im Gegensatz zu den Flachbarlappen (
Diphasiastrum
) sind die
Laubblatter
in der Gattung
Lycopodium
s. str. nadelformig mit Langen von mehreren Millimetern. Sie sind spiralig allseitig um die Stangel der Seitensprosse angeordnet. Hierdurch werden diese im Querschnitt rundlich mit einem Durchmesser von 5 bis 12 Millimetern (einschließlich der Blatter).
Bei allen
Lycopodium
-Arten befinden sich die
Sporophylle
in deutlich abgesetzten ahren- oder keulenformigen, endstandigen Abschnitten. Sie sind meist deutlich kleiner, immer jedoch verschieden von den
Laubblattern
.
Die 40 bis 50 Arten der Gattung
Lycopodium
s. l. sind in den gemaßigten bis tropischen Gebieten und tropischen Gebirgsregionen fast weltweit verbreitet. In China kommen 14 Arten vor, zwei davon nur dort.
[4]
In
Mitteleuropa
kommen nur wenige Arten vor, beispielsweise
Keulen-Barlapp
oder Kolben-Barlapp (
Lycopodium clavatum
) mit lang gestielten, meist einmal gabelformig verzweigten Sporophyllstanden.
Die meisten
Lycopodium
-Arten kommen in den gemaßigten und subarktischen Gebieten vor. Sie gedeihen oft in offenen Waldern, insbesondere Nadelwaldern, an felsigen Abhangen, in Mooren
[1]
oder in
Heiden
. Der
Keulen-Barlapp
(
Lycopodium clavatum
) kommt sogar in Gebirgslagen des tropischen Afrika vor.
Die Gattung
Lycopodium
wurde 1753 durch
Carl von Linne
in
Species Plantarum
, Tomus 2, Seite 1100 aufgestellt. Als
Lectotypus-Art
wurde
Lycopodium clavatum
L.
festgelegt.
[5]
Der Gattungsname
Lycopodium
setzt sich aus den griechischen Wortern
λ?κο?
lykos
fur ?Wolf“ und
π?διον
podion
fur ?Fußchen“ zusammen, da die Laubsprossen des
Keulen-Barlapps
den Beinen eines Wolfes ahneln.
[6]
Synonyme fur
Lycopodium
L. sind:
Lycopodion
Adans.
orth. var.,
Clopodium
Raf.
nom. inval.,
Copodium
Raf.
nom. superfl.,
Lepidotis
Mirbel
nom. superfl.,
Oxynemum
Raf.
[2]
Es gibt bei dieser Gattung unterschiedlich weite Auffassungen, die bei den verschiedenen Autoren weit auseinandergehen. Die taxonomischen Einordnung und Untergliederung der
Barlappgewachse
(Lycopodiaceae) und damit auch der Gattung
Lycopodium
ist noch mit viel Unsicherheit befrachtet. Josef Holub hat 1975 die
Flachbarlappe
(
Diphasiastrum
) aus der Gattung
Lycopodium
ausgegliedert.
[7]
Die Gattung
Lycopodium
s. str. enthalt 2020 nur noch etwa neun Arten in subarktischen bis gemaßigten Gebieten:
[2]
- Keulen-Barlapp
oder Kolben-Barlapp (
Lycopodium clavatum
L.
): Es gibt nur zwei Unterarten und eine Varietat:
[2]
- Lycopodium clavatum
L.
subsp.
clavatum
:
[2]
Sie ist in Nord- bis
Sudamerika
, auf Karibischen Inseln, China,
Japan
,
Korea
,
Afrika
,
Europa
und Pazifischen Inseln weitverbreitet.
[4]
- Lycopodium clavatum
subsp.
contiguum
(Klotzsch) B.Øllg.
: Sie kommt in
Costa Rica
,
Panama
,
Kolumbien
,
Venezuela
,
Ecuador
,
Peru
,
Bolivien
und
Guayana
vor.
[2]
- Lycopodium clavatum
var.
aristatum
(Humb. & Bonpl. ex Willd.) Spring
: Sie ist von Mexiko bis Panama, auf karibischen Inseln und in Sudamerika verbreitet.
[2]
- Lycopodium diaphanum
(P.Beauv.) Sw.
: Sie kommt nur in
Tristan da Cunha
und auf
Gough Island
vor.
[2]
- Lycopodium japonicum
Thunb.
: Sie ist in Asien und
Malesien
weitverbreitet.
[4]
[2]
- Lycopodium lagopus
(Laestadius ex C.Hartman) G.Zinserling ex Kuzeneva-Prochorova
: Sie ist disjunkt in Eurasien und Nordamerika verbreitet.
[2]
- Lycopodium papuanum
Nessel
: Sie kommt in Neuguinea vor.
[2]
- Lycopodium venustulum
Gaudich.
: Es gibt zwei Varietaten:
[2]
- Lycopodium venustulum
Gaudich.
var.
venustulum
: Sie kommt auf
Samoa
,
Hawaii
,
Tahiti
und
Rapa Iti
vor.
[2]
- Lycopodium venustulum
var.
verticale
W.H.Wagner
: Sie kommt auf Hawaii vor.
[2]
- Lycopodium vestitum
Desv. ex Poir.
(Syn.:
Lycopodium albidum
Baker
,
Lycopodium scariosum
Hook.
non
G.Forst.
): Sie kommt in Ecuador sowie Peru vor.
[2]
Schon im letzten Jahrhundert wurden viele Arten in die Gattung
Teufelsklaue
(
Huperzia
Bernh.
) gestellt.
In diesem Jahrhundert gab es noch 40 bis 60 Arten in der Gattung
Lycopodium
s. l.:
[2]
[4]
[8]
Der Umfang der Gattungen dieser Verwandtschaftsgruppe wurden kontrovers diskutiert. Beispielsweise in der
Flora of China
2013 und
Euro+Med
2013 werden unter anderem die Flachbarlappe (
Diphasiastrum
)
[4]
[8]
als Sektion
Complanata
wieder in
Lycopodium
eingegliedert. Uber die Eigenstandigkeit der Gattung
Lycopodiella
mit etwa 40 Arten, beispielsweise dem
Sumpf-Barlapp
(
Lycopodiella inundata
(L.) Holub
) besteht weitgehend Einigkeit, die hier eingeordneten Arten wurden, wenn die Gattung
Lycopodium
s. l. in weiterem Sinne aufgefasst wird, als Sektion
Lycopodium
sect.
Clavata
zusammengefasst.
Die in diesem Jahrhundert ausgegliederten Arten wurden in folgende Gattungen gestellt:
[3]
Barlapp-Arten lieferten traditionelle Heilmittel bei Naturvolkern und fanden auch in Mitteleuropa traditionell Verwendung. Der bei der Verbrennung von Barlapp entstehende aromatische Rauch soll laut Plinius (Buch 24) gut gegen Augenkrankheiten sein und gallische Druiden sollen Barlapp als Notfallmedikament bei Unfallen empfohlen haben. Auch in moderner Zeit wurde daraus eine Salbe gegen Augenentzundungen zubereitet.
[9]
Anwendungsgebiete waren und sind teilweise noch immer: als Wundmittel,
[1]
besonders bei schlecht heilenden Wunden, bei Krampfen aller Art, Gicht und Rheuma.
Bei traditionell hergestellten
Pillen
wurden
Barlappsporen
als Trennmittel verwendet, um ein Zusammenkleben zu verhindern.
[1]
Barlappe enthalten atherische Ole und
Alkaloide
(vor allem
Lycopodin
[10]
). Auffallig ist auch eine starke Konzentration von
Aluminium
-
Ionen
im
Zellsaft
.
[10]
Die Sporen des
Keulen-Barlapps
finden in der
Homoopathie
Verwendung.
Barlappsporen
werden bereits seit dem jungsteinzeitlichen
Schamanismus
weltweit zum Erzeugen pyrotechnischer Effekte benutzt. Sie werden von Feuerspuckern gern anstelle von brennbaren Flussigkeiten verwendet. Der Effekt beruht auf einer Verpuffung, ahnlich einer
Mehlstaubexplosion
, da die Sporen im zerstaubten und trockenen Zustand eine große Teilchenoberflache aufweisen.
Im chemisch-physikalischen
Olfleckversuch
zur Abschatzung eines Molekuldurchmessers verwendet man Barlappsporen zur besseren Kennzeichnung des sich ausbreitenden Olfleckrandes.
Die Band
Rammstein
verwendete fur ihre Amerika-Tournee 2012 etwa 4 Tonnen
Lycopodium
aus chinesischer Ernte, wobei die chinesische Jahresernte nur ca. 11 Tonnen betrug.
[11]
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