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Barlappe

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Barlappe

Keulen-Barlapp ( Lycopodium clavatum )

Systematik
Lycophyten
Unterabteilung : Lycopodiophytina
Klasse : Barlapppflanzen (Lycopodiopsida)
Ordnung : Barlappartige (Lycopodiales)
Familie : Barlappgewachse (Lycopodiaceae)
Gattung : Barlappe
Wissenschaftlicher Name
Lycopodium
L.

Barlappe ( Lycopodium ), auch Schlangenmoos, Drudenfuß, Wolfsfuß genannt, [1] sind eine Pflanzengattung in der Familie Barlappgewachse (Lycopodiaceae) innerhalb der Ordnung der Barlappartigen (Lycopodiales). [2] [3]

Illustration aus Kohler's Medizinalpflanzen in naturgetreuen Abbildungen mit kurz erlauterndem Texte , Tafel 49 des Keulen-Barlapp ( Lycopodium clavatum )
Mikroskopische Aufnahme des Querschnitt der Sprossachse: A Xylem, B Phloem, C Endodermis, D Cortex. Skala=0.1 mm

Charakteristisch fur die Gattung Lycopodium s. str. ist wie fur die Flachbarlappe ( Diphasiastrum ) die Differenzierung des Sprosses in eine ober- oder unterirdisch kriechende Hauptachse und aufsteigende oder aufrechte, kurzere Seitenaste. Die Grundachse kann dabei Langen von mehreren Metern erreichen.

Alle Sprosse sind dichotom verzweigt, allerdings konnen sowohl im Bereich der Grundachse als auch im Bereich der Seitensprosse sowohl anisotome (die beiden Zweige sind verschieden) wie isotome (die beiden Zweige sind gleich gestaltet) Verzweigungen auftreten, wodurch sehr verschiedene Wuchsformen zustande kommen konnen.

Im Gegensatz zu den Flachbarlappen ( Diphasiastrum ) sind die Laubblatter in der Gattung Lycopodium s. str. nadelformig mit Langen von mehreren Millimetern. Sie sind spiralig allseitig um die Stangel der Seitensprosse angeordnet. Hierdurch werden diese im Querschnitt rundlich mit einem Durchmesser von 5 bis 12 Millimetern (einschließlich der Blatter).

Bei allen Lycopodium -Arten befinden sich die Sporophylle in deutlich abgesetzten ahren- oder keulenformigen, endstandigen Abschnitten. Sie sind meist deutlich kleiner, immer jedoch verschieden von den Laubblattern .

Die 40 bis 50 Arten der Gattung Lycopodium s. l. sind in den gemaßigten bis tropischen Gebieten und tropischen Gebirgsregionen fast weltweit verbreitet. In China kommen 14 Arten vor, zwei davon nur dort. [4] In Mitteleuropa kommen nur wenige Arten vor, beispielsweise Keulen-Barlapp oder Kolben-Barlapp ( Lycopodium clavatum ) mit lang gestielten, meist einmal gabelformig verzweigten Sporophyllstanden.

Die meisten Lycopodium -Arten kommen in den gemaßigten und subarktischen Gebieten vor. Sie gedeihen oft in offenen Waldern, insbesondere Nadelwaldern, an felsigen Abhangen, in Mooren [1] oder in Heiden . Der Keulen-Barlapp ( Lycopodium clavatum ) kommt sogar in Gebirgslagen des tropischen Afrika vor.

Systematik und Verbreitung

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Die Gattung Lycopodium wurde 1753 durch Carl von Linne in Species Plantarum , Tomus 2, Seite 1100 aufgestellt. Als Lectotypus-Art wurde Lycopodium clavatum L. festgelegt. [5] Der Gattungsname Lycopodium setzt sich aus den griechischen Wortern λ?κο? lykos fur ?Wolf“ und π?διον podion fur ?Fußchen“ zusammen, da die Laubsprossen des Keulen-Barlapps den Beinen eines Wolfes ahneln. [6] Synonyme fur Lycopodium L. sind: Lycopodion Adans. orth. var., Clopodium Raf. nom. inval., Copodium Raf. nom. superfl., Lepidotis Mirbel nom. superfl., Oxynemum Raf. [2]

Es gibt bei dieser Gattung unterschiedlich weite Auffassungen, die bei den verschiedenen Autoren weit auseinandergehen. Die taxonomischen Einordnung und Untergliederung der Barlappgewachse (Lycopodiaceae) und damit auch der Gattung Lycopodium ist noch mit viel Unsicherheit befrachtet. Josef Holub hat 1975 die Flachbarlappe ( Diphasiastrum ) aus der Gattung Lycopodium ausgegliedert. [7]

Habitus von Lycopodium lagopus im Habitat
Lycopodium venustulum var. venustulum im Habitat

Im Jahr 2024 akzeptierte Arten

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Die Gattung Lycopodium s. str. enthalt 2020 nur noch etwa neun Arten in subarktischen bis gemaßigten Gebieten: [2]

Botanische Geschichte

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Schon im letzten Jahrhundert wurden viele Arten in die Gattung Teufelsklaue ( Huperzia Bernh. ) gestellt.

In diesem Jahrhundert gab es noch 40 bis 60 Arten in der Gattung Lycopodium s. l.: [2] [4] [8] Der Umfang der Gattungen dieser Verwandtschaftsgruppe wurden kontrovers diskutiert. Beispielsweise in der Flora of China 2013 und Euro+Med 2013 werden unter anderem die Flachbarlappe ( Diphasiastrum ) [4] [8] als Sektion Complanata wieder in Lycopodium eingegliedert. Uber die Eigenstandigkeit der Gattung Lycopodiella mit etwa 40 Arten, beispielsweise dem Sumpf-Barlapp ( Lycopodiella inundata (L.) Holub ) besteht weitgehend Einigkeit, die hier eingeordneten Arten wurden, wenn die Gattung Lycopodium s. l. in weiterem Sinne aufgefasst wird, als Sektion Lycopodium sect. Clavata zusammengefasst.

Die in diesem Jahrhundert ausgegliederten Arten wurden in folgende Gattungen gestellt: [3]

Sporen des Keulen-Barlapp ( Lycopodium clavatum )

Barlapp-Arten lieferten traditionelle Heilmittel bei Naturvolkern und fanden auch in Mitteleuropa traditionell Verwendung. Der bei der Verbrennung von Barlapp entstehende aromatische Rauch soll laut Plinius (Buch 24) gut gegen Augenkrankheiten sein und gallische Druiden sollen Barlapp als Notfallmedikament bei Unfallen empfohlen haben. Auch in moderner Zeit wurde daraus eine Salbe gegen Augenentzundungen zubereitet. [9] Anwendungsgebiete waren und sind teilweise noch immer: als Wundmittel, [1] besonders bei schlecht heilenden Wunden, bei Krampfen aller Art, Gicht und Rheuma.

Bei traditionell hergestellten Pillen wurden Barlappsporen als Trennmittel verwendet, um ein Zusammenkleben zu verhindern. [1]

Barlappe enthalten atherische Ole und Alkaloide (vor allem Lycopodin [10] ). Auffallig ist auch eine starke Konzentration von Aluminium - Ionen im Zellsaft . [10]

Die Sporen des Keulen-Barlapps finden in der Homoopathie Verwendung. Barlappsporen werden bereits seit dem jungsteinzeitlichen Schamanismus weltweit zum Erzeugen pyrotechnischer Effekte benutzt. Sie werden von Feuerspuckern gern anstelle von brennbaren Flussigkeiten verwendet. Der Effekt beruht auf einer Verpuffung, ahnlich einer Mehlstaubexplosion , da die Sporen im zerstaubten und trockenen Zustand eine große Teilchenoberflache aufweisen.

Im chemisch-physikalischen Olfleckversuch zur Abschatzung eines Molekuldurchmessers verwendet man Barlappsporen zur besseren Kennzeichnung des sich ausbreitenden Olfleckrandes.

Die Band Rammstein verwendete fur ihre Amerika-Tournee 2012 etwa 4 Tonnen Lycopodium aus chinesischer Ernte, wobei die chinesische Jahresernte nur ca. 11 Tonnen betrug. [11]

  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blutenpflanzen Deutschlands . Hrsg.: Bundesamt fur Naturschutz (=  Die Farn- und Blutenpflanzen Deutschlands . Band   2 ). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4 .
  • Erich Oberdorfer : Pflanzensoziologische Exkursionsflora . Unter Mitarbeit von Theo Muller. 7., uberarbeitete und erganzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1994, ISBN 3-8252-1828-7 .
  • Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Osterreich . Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6 .
  • Werner Rothmaler (Begr.), Rudolf Schubert, Klaus Werner, Hermann Meusel (Hrsg.): Exkursionsflora fur die Gebiete der DDR und der BRD. Band 2: Gefaßpflanzen. 14. Auflage. Volk und Wissen, Berlin 1988, ISBN 3-06-012539-2 .
  • Franz Fukarek: Abteilung Farnpflanzen, Gefaß-Sporenpflanzen, Pteridophyta. In: Urania Pflanzenreich in vier Banden. Band 2: Moose, Farne, Nacktsamer. Urania, Leipzig/Jena/Berlin 1992, ISBN 3-332-00495-6 .

Einzelnachweise

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  1. a b c d Barlappartige. In: Lexikon der Biologie. Band 2. Arktis bis Blast-Zellen. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 1999, ISBN 3-8274-0327-8 , S. 237.
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p Michael Hassler: Taxon in Suchmaske eintragen bei World Ferns. - Synonymic Checklist and Distribution of Ferns and Lycophytes of the World. Version 19.2 vom Marz 2024.
  3. a b c d e f g h i j k Pteridophyte Phylogeny Group - PPG I: A community-derived classification for extant lycophytes and ferns. In: Journal of Systematics and Evolution , Volume 54, Issue 6, 2016, S. 563?603. doi : 10.1111/jse.12229
  4. a b c d e Li-Bing Zhang, Kunio Iwatsuki: Lycopodiaceae. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 2?3: Lycopodiaceae through Polypodiaceae . Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2013, ISBN 978-1-935641-11-7 . Lycopodium. , S. 4 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  5. Lycopodium bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 21. August 2015.
  6. Helmut Genaust: Etymologisches Worterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollstandig uberarbeitete und erweiterte Auflage. Birkhauser, Basel/Boston/Berlin 1996, ISBN 3-7643-2390-6 .
  7. Josef Holub : Diphasiastrum, a new genus in Lycopodiaceae. In: Preslia , Band 47, 1975, S. 97?110.
  8. a b M. Christenhusz, E. von Raab-Straube, 2013: Lycopodiophytina. Datenblatt In: Euro+Med Plantbase ? the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity .
  9. D. Chabard (Hrsg.): Medizin im gallisch-romischen Altertum. La medecine dans l’antiquite romaine et gauloise. Exposition par le Museum d’histoire naturelle et le Musee Rolin dans le cadre du Bimillenaire de la Ville d’Autun. Musee d’Histoire Nauturelle, Ville d’Autun 1985 / Stadt Ingelheim/Rhein 1986, S. 23 ( Lycopod Selagine / Selago Barlapp ).
  10. a b Barlappartige. In: Lexikon der Biologie. Band 2. Arktis bis Blast-Zellen. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 1999, ISBN 3-8274-0327-8 , S. 236.
  11. Wer zu Lebzeiten gut auf Erden: Rammstein ? Mit Deutschlands großtem Kulturexport auf Tour in Amerika . In: Suddeutsche Zeitung Magazin , 6. Juli 2012, S. 21.
Commons : Barlappe ( Lycopodium )  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien