Ausonius (Dichter)

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Decim ( i ) us Magnus Ausonius , deutsch selten auch Auson (* um 310 in Burdigala ; † 393 oder 394), war ein hoher gallo-romischer Staatsbeamter, Prinzenerzieher und Dichter der Spatantike . Heute ist er vor allem fur seine in Versform verfasste Reisebeschreibung Mosella bekannt.

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ausonius wurde 310 in Burdigala (heute Bordeaux) als zweites von vier Kindern geboren. Er war der Sohn des bei Marcellus Burdigalensis erwahnten [1] Arztes Iulius Ausonius und der Aemilia Aeonia . Wahrend sein Vater aus einfachen Verhaltnissen stammte, war die Familie seiner Mutter ein vornehmes Geschlecht der Haeduer . Seine drei Geschwister sollte er alle uberleben.

Ausonius wuchs bei seiner Großmutter Aemilia Maura auf und studierte dann in seiner Heimatstadt sowie in Tolosa (heute Toulouse) unter der Obhut seines Onkels Aemilius Magnus Arborius , dem er ein Dankgedicht widmete, Rhetorik und freie Kunste ; ab 345 war er dort als ein angesehener Lehrer der Grammatik und Rhetorik tatig. Zu seinen Schulern zahlte auch Paulinus , der spatere Bischof von Nola . Seine aus einer vornehmen Senatorenfamilie stammende Ehefrau Attusia Lucana Sabina, mit der er drei Kinder hatte, starb jung mit 28 Jahren. Ihren Tod sollte Ausonius sein Leben lang bedauern. Der im Westen Roms regierende Kaiser Valentinian I. berief Ausonius wahrscheinlich 365 an seinen Hof nach Trier , um dort am Kaiserhofe eine Stelle als Lehrer und Erzieher von Valentinians altestem Sohn Gratian anzutreten, der von Ausonius gepragt wurde. Ausonius reiste in einer Kutsche uber die Romerstraße , die heute seinen Namen tragt ( Ausoniusstraße ), von Mogontiacum uber den Hunsruck nach Trier.

Nach einem kaiserlichen Feldzug gegen die Alamannen und Burgunden 365?367, an dem er als Kriegsberichterstatter teilnahm, fand er das Alamannenmadchen Bissula aus der Gegend der Donauquellen ( Baar ) unter der Kriegsbeute. Er verliebte sich in die Frau, und Kaiser Valentinian I. schenkte sie ihm. Ausonius heiratete sie rechtmaßig als freie romische Burgerin und nahm sie mit nach Italien. Sie inspirierte ihn zu dem nach ihr benannten Liederzyklus Liebesgedichte an die blauaugige, blonde Germanin . 370 oder 371 wurde er zum comes und 375 zum Quaestor sacri palatii erhoben. Dies waren im spaten Romischen Reich hohe Hofamter, die auch die Wertschatzung belegen, die Ausonius genoss, der allerdings auch zuweilen außerst opportunistisch agierte. Valentinian I. starb 375, doch Ausonius’ Karriere setzte sich unter dem neuen Kaiser Gratian fort. Im Jahre 378 wurde er Pratorianerprafekt von Gallien und bekleidete 379 das noch immer sehr prestigetrachtige Konsulat . Auch sein Sohn Hesperius stieg zu hohen Amtern auf, was Ausonius der Gunst des Kaisers zu verdanken hatte. Nach der Ermordung Gratians 383 wurde Ausonius zunachst von Magnus Maximus festgehalten, konnte aber spatestens nach dessen Tod 388 auf sein Landgut in die gallische Heimat zuruckkehren und widmete sich dort eifrig seinen literarischen Werken. Kaiser Theodosius I. brachte seine Wertschatzung fur Ausonius zum Ausdruck, indem er ihn schriftlich um Ubersendung seiner Werke bat. In Burdigala verstarb Ausonius nach 393.

Es ist wahrscheinlich, dass Ausonius Christ war, dem Heidentum aber dennoch recht nahestand. Fur ersteres spricht, dass seine Werke christliche Einflusse verraten, fur letzteres seine Freundschaft mit Quintus Aurelius Symmachus , einem dezidierten Anhanger der altromischen Religion . Die religiose Zugehorigkeit konnte im Rom des 4. Jahrhunderts jedoch Schwankungen unterliegen.

Ausonius besaß in Lucaniacus im heutigen Bereich Saint-Emilion ein Weingut. Moglicherweise befand es sich an der Stelle, wo heute das nach ihm benannte Chateau Ausone existiert. Nach jungeren Erkenntnissen konnte es sich jedoch um das Chateau La Gaffeliere handeln.

Werke [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Dankrede des Ausonius vor Kaiser Gratian fur die Verleihung des Konsulats im Jahr 379. Handschrift: Biblioteca Apostolica Vaticana, Barb. lat. 150 (15. Jahrhundert)

Ausonius war mit der gesamten romischen Literatur vertraut. Seine Werke stellen eine wichtige kulturhistorische Quelle fur seine Zeit dar und konnen sich mit den klassischen Werken der lateinischen Dichtung messen.

Die Reisebeschreibung Mosella (genannt ?Moselgedichte“ und ?Mosellied“) aus dem Jahr 375 in 483 Hexametern beschreibt seine Eindrucke auf der romischen Militarverbindung von Mainz ( Mogontiacum ) uber Bingen (Bingium) und Neumagen ( Noviomagus ) nach Trier ( Augusta Treverorum ), die er 368 selbst bereist hatte. Die nach Konrad Peutinger benannte Peutingersche Tafel bezeugt, dass diese Straße, die heute Via Ausonia ( Ausoniusstraße ) genannt wird, wirklich existierte. An ihr befinden sich u. a. Belginum und Dumnissus . Bei Tacitus wird diese Verbindung uber den Hunsruck indirekt bereits fruher erwahnt.

Weitere Werke:

  • Bissula , Liederzyklus uber das gleichnamige Alemannen-Madchen
  • Cento nuptialis
  • Cupido cruciatus
  • Caesares , eine Gedichtesammlung, die die Kaiser bis Elagabal behandelt
  • Eclogae
  • Fasti
  • Gratiarum actio
  • Griphus ternarii numeri
  • Ludus Septem Sapientum (Das Spiel der Sieben Weisen)
  • Ordo urbium nobilium , Gedichtzyklus uber die wichtigsten Stadte des Romischen Reiches: Rom, Konstantinopel, Karthago, Antiochia, Alexandria, Trier, Mailand, Capua, Aquileia, Arles, Emerita Augusta, Cordoba, Tarragona, Braga, Athen, Syrakus, Catania, Toulouse, Narbonne und Bordeaux.
  • Precationes variae
  • Versus Paschales , ein Ostergebet fur Valentinian I. mit nizanischem Trinitatsbekenntnis
  • Briefwechsel, u. a. mit seinem Schuler und Freund Paulinus Nolanus
  • Verloren ist etwa eine Kaiserdichtung ( Tyranni ), als deren Quelle das Werk des Eusebius von Nantes gedient hat.
Giovanni Pietro Lasagna, Ausonius-Monument in Mailand

Rezeption [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach dem Vorbild der Mosella besang der junge Ulrich von Hutten in seinem 1506 verfassten Text In laudem carmen Marchiae die Oder und ihre Fische. [2]

Die oben schon erwahnte, von Ausonius auf seiner Moselreise befahrene Straße heißt heute Ausoniusstraße oder Ausoniusweg, ist 118 km lang und fuhrt von Trier nach Bingen am Rhein und Mainz. Zudem ist die Ausoniusstraße in Trier nach Ausonius benannt.

Wegen der Lage am Ausoniusweg tragt in Seibersbach im Hunsruck das Dorfgemeinschaftshaus seit Marz 2015 den Namen Ausoniushalle . In Trier gibt es eine Ausonius-Grundschule und in Kirchberg (Hunsruck) eine Ausonius-Realschule plus und ein Ausonius-Gymnasium.

Ausgaben und Ubersetzungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ubersichtsdarstellungen

Untersuchungen

  • Altay Co?kun : Die gens Ausoniana an der Macht. Untersuchungen zu Decimius Magnus Ausonius und seiner Familie (= Prosopographica et Genealogica. Band 8). Unit for Prosopographical Research, Oxford 2002, ISBN 1-900934-07-8 .
  • Hagith Sivan: Ausonius of Bordeaux. Genesis of a Gallic Aristocracy. Routledge, London u. a. 1993, ISBN 0-415-08614-0 .

Rezeption

  • Paul Drager (Hrsg.): Mosella. Lateinisch-deutsch. Dusseldorf, Zurich 2004 (Tusculum Studienausgaben), S. 114?121 ("Rezeption des Ausonius, besonders der Mosella").
  • Bert Selter: Ausonius (Decimus Magnus Ausonius). In: Christine Walde (Hrsg.): Die Rezeption der antiken Literatur. Kulturhistorisches Werklexikon (= Der Neue Pauly . Supplemente. Band 7). Metzler, Stuttgart/Weimar 2010, ISBN 978-3-476-02034-5 , Sp. 159?172.

Allgemein

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Ausonius  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Ausonius  ? Quellen und Volltexte

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Jutta Kollesch , Diethard Nickel : Antike Heilkunst. Ausgewahlte Texte aus den medizinischen Schriften der Griechen und Romer. Philipp Reclam jun., Leipzig 1979 (= Reclams Universal-Bibliothek. Band 771); 6. Auflage ebenda 1989, ISBN 3-379-00411-1 , S. 204, Anm. 1 (zu Marcellus, Uber Heilmittel, Kap. 25, 21, Vorwort, § 2).
  2. Heinrich Grimm : Neue Beitrage zur ?Fisch-Literatur“ des XV. bis XVII. Jahrhunderts und uber deren Drucker und Buchfuhrer. In: Borsenblatt fur den Deutschen Buchhandel ? Frankfurter Ausgabe. Nr. 89, 5. November 1968 (= Archiv fur Geschichte des Buchwesens. Band 62), S. 2871?2887, hier: S. 2885.