Asfa-Wossen Asserate

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Asfa-Wossen Asserate (2012)

Asfa-Wossen Asserate ( athiop. ???? ??? ???? oder ?????? ???? ; [1] * 31. Oktober 1948 in Addis Abeba , damals Kaiserreich Abessinien , heute Athiopien ) [2] ist ein athiopisch-deutscher Unternehmensberater, Autor und politischer Analyst .

Als Großneffe des letzten athiopischen Kaisers Haile Selassie , Urenkel der Kaiserin Menen Asfaw und Sohn des letzten Prasidenten des kaiserlichen Kronrates , Oberst Leul Ras (Herzog) Asserate Kassa (1922?1974), und dessen Ehefrau Leult (Prinzessin) Zuriash Worq Gabre-Iqziabher (1930?2020) ist er Angehoriger eines Zweigs der Salomonischen Dynastie , des entthronten athiopischen Kaiserhauses. Bekannt machte ihn sein Buch Manieren (2003).

Lij (Infant) Asfa-Wossen Asserate besuchte die Deutsche Schule Addis Abeba . Nach dem Abitur studierte er an der Eberhard Karls Universitat Tubingen und am Magdalene College Rechtswissenschaft , Volkswirtschaft und Geschichte . Er folgte einer Anregung von Paulus von Stolzmann , dem deutschen Botschafter in Addis Abeba, und schloss sich dem Corps Suevia Tubingen an. [3] Da Asfa-Wossen als Angehoriger eines Regierenden Hauses keine Mensuren fechten durfte, wurde er Corpsschleifentrager der Suevia. In seiner Autobiographie (2007) widmet er seiner Aktivenzeit ein ganzes Kapitel ( Gaudeamus igitur ). [4] Dem Korporationswesen fuhlt er sich nach wie vor verbunden. Mehrfach referierte er vor Studentenverbindungen, so etwa im Sommersemester 2021 bei der Marburger Burschenschaft Rheinfranken zur Afrikapolitik. [5]

1978 wurde Asfa-Wossen bei Eike Haberland an der Johann Wolfgang Goethe-Universitat Frankfurt am Main mit einer historischen Arbeit zu einem Aspekt der athiopischen Geschichte zum Dr. phil. promoviert . [6]

Mit Beginn der kommunistischen Revolution in Athiopien und der Machtubernahme durch die Militarjunta Derg im Jahr 1974 wurde sein Vater ohne Gerichtsverhandlung hingerichtet und seine Familie verhaftet. Jahrelang wurden seine Mutter und die meisten seiner Geschwister ohne Kontakt zur Außenwelt und unter haufiger Bedrohung gefangen gehalten. Asfa-Wossen selbst hingegen wurde dazu gezwungen, in der Bundesrepublik zu bleiben, und konnte bis zum Sturz des Mengistu -Regimes 1991 nicht in sein Heimatland zuruckkehren. 1976 grundete er die erste Menschenrechtsorganisation fur Athiopien, den Council for Civil Liberties in Ethiopia . Er setzte sich fur die Freilassung der politischen Gefangenen in Athiopien und seiner in Sippenhaft gehaltenen Familienmitglieder ein.

Von 1980 bis 1983 war er Chef der Presseabteilung der Messe Dusseldorf . Seither ist er als selbstandiger Unternehmensberater zu Afrika und dem Nahen Osten tatig.

Seit 1981 besitzt er die deutsche Staatsburgerschaft . Seit 1991 darf er sein Geburtsland wieder besuchen. Er bemuht sich um die Verbesserung seiner Außenwirtschaft . 1994 grundete er Orbis Aethiopicus , die Gesellschaft zur Erhaltung und Forderung der athiopischen Kultur , die sich der Erhaltung und Pflege der athiopischen Kultur, Denkmaler und der Weiterreichung der athiopischen Geschichte an die neue Generation widmet. Asfa-Wossen Asserate engagiert sich zudem fur die Verbreitung der Kenntnisse uber Athiopien und seine traditionsreiche Vergangenheit in Deutschland und kampft fur die Athiopistik . Ihr institutioneller Bestand ist in ganz Europa gefahrdet. [7]

Im Herbst 2020 gehorte er zu den Erstunterzeichnern des Appells fur freie Debattenraume . [8]

Im Zweiten Athiopischen Burgerkrieg zwischen der athiopischen Zentralregierung und der TPLF -Regionalregierung in Tigray verteidigte er weitgehend die Positionen von Premierminister Abiy Ahmed . [9]

Titel und Anrede

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Den athiopischen Titel ?Lij“ (?Infant“, ?Prinz“) erhielten bis zum Sturz des Kaiserhauses 1974 Nachfahren der salomonischen Dynastie . Der Name des Vaters (transliteriert als Asserate oder Asrate) folgt den athiopischen Namensregeln gemaß dem ersten, eigentlichen Namen. Es gibt in Athiopien keine Vornamen und Familiennamen .

Die vollstandige Anrede ist Dr. Asfa-Wossen Asserate, nach athiopischer Namenskonvention alternativ Dr. Asfa-Wossen (nicht ?Herr Asserate“ oder ahnlich, da dies der Name seines Vaters war). Wer internationalen Adelskonventionen folgen mochte, kann Dr. Asfa-Wossen Asserate mit ?Kaiserliche Hoheit“ oder aber mit ?Prinz“ bzw. dem fruheren athiopischen ?Lij“, gefolgt vom Namen, ansprechen.

Fur den Umgang in Deutschland bevorzugt Asfa-Wossen Asserate nach eigener Aussage jedoch die hierzulande gewohnliche Anrede ?Herr (Dr.) Asserate“. [10]

Asfa-Wossen Asserates im Oktober 2003 auf der Frankfurter Buchmesse vorgestelltes Buch Manieren , das sich mit europaischen und speziell deutschen Umgangsformen beschaftigt, wurde innerhalb kurzer Zeit ein Bestseller. Es ist zuerst in der von Hans Magnus Enzensberger herausgegebenen Reihe Die Andere Bibliothek erschienen. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschien ein vielbeachteter Vorabdruck.

Anfang 2004 wurden Zweifel geaußert, ob Asfa-Wossen Asserate das Buch wirklich selbst geschrieben habe. Asfa-Wossen Asserate selbst hat jedoch auf Nachfrage von Beginn an darauf verwiesen, dass das Buch von seinem Freund, dem Schriftsteller Martin Mosebach , redigiert worden sei.

Einige Rezensenten stellten Asfa-Wossen Asserates Buch in eine Reihe mit dem Knigge von 1788 und dem Schonfeldt von 1987 [11] , obwohl es sich streng genommen bei dem Buch um keinen verbindlichen Ratgeber der Manieren handelt. Gelobt wurde auch, dass der Autor auf internationalem Parkett bewandert sei, gesellschaftliche Erscheinungen anderer Volker und Kulturen sowie geschichtliche Entwicklungen einbeziehe. Asfa-Wossen Asserates Buch wurde in einigen Feuilletons als Angriff auf die Generation der ? 68er “ gewertet.

Die ?Manieren“ sind kein Lehrbuch oder Leitfaden fur gutes Benehmen. Vielmehr handelt es sich um soziologische und kulturgeschichtliche Betrachtungen des Verhaltens europaischer Menschen. Da jedoch zumeist auch die Meinung des Autors zu einem konkreten Problem anklingt, gibt das Buch durchaus Orientierung.

Im Januar 2004 wurde er fur Manieren mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ausgezeichnet, der an Autoren vergeben wird, die auf Deutsch schreiben, deren Muttersprache aber nicht das Deutsche ist.

Im April 2007 war ein Teil des Kapitels Die Ehre Bestandteil der Abiturprufung in Baden-Wurttemberg.

Asfa-Wossen war Schirmherr der im Dezember 2009 im Focke-Museum eroffneten Ausstellung Manieren. Geschichten von Anstand und Sitte aus sieben Jahrhunderten .

Ein Prinz aus dem Hause David

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Der Titel von Asfa-Wossen Asserates Lebenserinnerungen Ein Prinz aus dem Hause David und warum er in Deutschland blieb will auf seine Abstammung von David , dem Herrscher des Davidisch-salomonischen Großreiches und Vater Salomos , hinweisen (dies grundet sich allerdings mehr auf das historische Selbstverstandnis der athiopischen Kaiserdynastie als auf konkrete, historisch gesicherte Tatsachen). Nach einer Legende soll die sog. Salomonische Dynastie Athiopiens zwar von Menelik , einem angeblichen Sohn von Konig Salomo und der Konigin von Saba , abstammen; tatsachlich aber ist die Genealogie des Kaiserhauses erst ab dem Jahr 1270 n. Chr., also fast 2300 Jahre nach der Zeit Salomos, als einigermaßen gesichert zu betrachten, als in diesem Jahr die bis dahin regierende Zagwe-Dynastie von den Ahnen Asfa-Wossen Asserates abgelost wurde.

Draußen nur Kannchen

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Sein im Herbst 2010 erschienenes Buch Draußen nur Kannchen [12] ist laut Eike Freese ?ein liebevoll zusammengetragenes Kuriositatenkabinett der deutschen (Un-) Kultur ? lustig, geistreich und interessant“. Asfa-Wossen Asserate zeichnet ein Portrat seiner Tubinger Wahlheimat, ihrer Bewohner und deren Eigenheiten in Anekdoten und Ausflugen in die Geschichte. Titelgebend war eine Anekdote, die laut Asfa-Wossen Asserate in einem Cafe auf dem Tubinger Marktplatz stattgefunden habe, bei der man ihn belehrt habe, dass ?draußen nur Kannchen“ serviert wurden. [13]

  • Mitglied des Innovationsbeirates des Bundesministeriums fur wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
  • Mitglied des Alumni-Rates der J.-W.-Goethe-Universitat
  • Grunder und Vorsitzender des Kuratoriums des ORBIS AETHIOPICUS, der Gesellschaft fur die Erhaltung und Forderung der athiopischen Kultur e.V.
  • Vorsitzender des Kuratoriums ?Gesellschaft fur die Forderung von Museen in Athiopien“
  • Vorsitzender des Beirates des Deutsch-Athiopischen Studenten- und Akademikervereins e.V. (DASAV e.V.)
  • Schirmherr des Project E (Ethiopia, Education, English)
  • Schirmherr der Gesellschaft zur Forderung der athiopischen Kunste e.V.
  • Mitglied des Kuratoriums ? Jugend debattiert [15]
  • Schirmherr des MoveForwardProject zur Unterstutzung der nachhaltigen Bildung fur Jugendliche in Afrika
  • Ehrenbeirat bei Stay - Stiftung fur multiplikative Entwicklung
  • Schirmherr bei Opportunity International Deutschland
Commons : Asfa-Wossen Asserate  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. dw.com : ????? ?????? ??? ???? (Der letzte Kaiser von Afrika) , 30. Mai 2014.
  2. Royal Ark: Ethiopia, Shoa 3 unter 3) daughter a) i) (4) (a).
  3. Suevia Tubingen 1831?2011 . Band 6: Mitglieder 1950?2011, Lebensbilder 1956?2011 . Tubingen 2011. S. 69.
  4. Corpsstudent Prinz Asfa Wossen Asserate von Athiopien (YouTube) .
  5. bisherige Vortragsthemen. Abgerufen am 20. Juli 2021 (deutsch).
  6. Dissertation: Die Geschichte von ?aw? (Athiopien) 1700?1865; nach d. T?rika naga?t d. B?latt?n ?et? ?eruy Walda ?ell?s? .
  7. Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 161, 15. Juli 2009, S. N3.
  8. Erstunterzeichner. In: idw-europe.org. Abgerufen am 8. Oktober 2020 .
  9. Ethiopia's Abiy Ahmed: From peace laureate to man of war? Deutsche Welle, 3. Dezember 2020, abgerufen am 9. Dezember 2020 (englisch).
  10. Zitat: ?Ich bin Deutscher und habe ein Recht auf einen Nachnamen.“ ? bei einer Buchvorstellung in Tubingen am 14. September 2022.
  11. Sybil Grafin Schonfeldt: 1 × 1 des guten Tons: das neue Benimmbuch . Munchen 1987, ISBN 3-570-03149-7 .
  12. Asfa-Wossen Asserate: Draußen nur Kannchen ? Meine deutschen Fundstucke . Scherz, 2010, ISBN 3-502-15157-1 .
  13. Wochenzeitung fur den Main-Taunus-Kreis. Woche 2 Mittwoch, 11. Januar Jahrgang Ausgabe 2. Gemein: Medaille geklaut - PDF Free Download. S. 4 , abgerufen am 26. Mai 2021 .
  14. siehe Rezension von Wilfried von Bredow Kaum Optimismus fur Afrika Frankfurter Allgemeine Zeitung 2. Mai 2017, abgerufen am 6. Dezember 2017.
  15. Archivierte Kopie ( Memento vom 31. Januar 2020 im Internet Archive ).
  16. Zwei neue Ehrensenatoren der Universitat Tubingen: Asfa-Wossen Asserate und Valdo Lehari jun. , in: Informationsdienst Wissenschaft vom 25. November 2010.
  17. Archivlink ( Memento vom 9. Juli 2012 im Internet Archive ) Pressemeldung Nr. 84 des BMZ vom 26. Mai 2011.
  18. Listros .