Arthur Theodor Jores
(*
10. Februar
1901
in
Bonn
; †
12. September
1982
in
Hamburg
) war ein deutscher Mediziner und Mitbegrunder der wissenschaftlichen
Psychosomatik
.
Jores wurde als zweiter von drei Sohnen des spateren Ordinarius der Pathologie
Leonhard Jores
und dessen Frau Jenny Jores, geb. Christian, in Bonn geboren. Er war ein Urenkel des Medizinprofessors
Theodor von Bischoff
und Ururenkel des Physiologen
Friedrich Tiedemann
. Nach dem Abitur 1920 in Kiel studierte Jores an den Universitaten
Munchen
und
Kiel
Medizin. 1925 erlangte er in Kiel mit dem Thema
Das Verhalten der Kapillaren des Herzens in Systole und Diastole
den Doktortitel. Sein praktisches Jahr absolvierte er am
Krankenhaus Hamburg-Eppendorf
. 1927 war er Volontarassistent am Pathologischen Institut des
Allgemeinen Krankenhauses Barmbeck
. Danach arbeitete er einige Monate als Schiffsarzt auf einer Ostasienreise. Ab 1928 war er
Assistenzarzt
, ab 1931
Sekundararzt
am Stadtischen Krankenhaus in
Altona
. Dort arbeitete er unter
Leopold Lichtwitz
, der fur ihn zum Vorbild in Bezug auf klinische Forschungsarbeit und den Umgang mit Patienten wurde.
[1]
Er forschte in Altona zu den Themen
Chronobiologie
und
Endokrinologie
. Danach ging er 1932 als Assistenzarzt an die
Universitat Rostock
, bis er dort 1933 zu dem Thema
Uber das Melanophorenhormon und sein Vorkommen im menschlichen Blutplasma
fur innere Medizin habilitiert wurde und als Privatdozent lehrte.
[2]
Jores lebte bis 1936 mit seiner Frau, einer Assistenzarztin, die er wahrend des Studiums kennengelernt und in Hamburg geheiratet hatte, und ihren zwei Sohnen in Rostock.
[1]
Wegen seiner bereits engen Bindung zur katholischen Kirche machte der Protestant aus seiner
antifaschistischen
Haltung kein Geheimnis und musste, weil er denunziert worden war, 1936 den Staatsdienst verlassen. Auch wurde ihm die
Venia Legendi
entzogen. Anlass der Denunziation war Jores’ Briefkontakt zu Lichtwitz, der wegen seiner judischen Abstammung inzwischen in die USA emigrieren musste.
[1]
Jores arbeitete daraufhin in der Hamburger Industrie als
Pharmakologe
und beschaftigte sich intensiv mit der
Endokrinologie
, indem er Hormonpraparate biologisch auswertete. 1939 erschien sein erstes Fachbuch
Klinische Endokrinologie
. Nach Ausbruch des
Zweiten Weltkriegs
arbeitete er in norddeutschen und danischen
Lazaretten
.
[1]
Wegen angeblicher pazifistischer Außerungen wurde er 1943 wiederum denunziert und fur sechs Monate mit dem Vorwurf der Wehrzersetzung in Untersuchungshaft genommen, aber 1944 freigesprochen. Unter anderem bedingt durch diese Zeit der Inhaftierung und des Gerichtsprozesses entwickelte Jores eine tiefe Religiositat, die sich auch in seinen Schriften ausdruckte. Er und seine Frau traten vom Protestantismus zum Katholizismus uber. Auf Jores’ wissenschaftliche Forschungsarbeit hatte seine religiose Einstellung jedoch keinen Einfluss.
[3]
1945 wurde Jores außerplanmaßiger Professor in
Hamburg
, 1946
Ordinarius
der zweiten Medizinischen Universitatsklinik in Eppendorf und 1950 Rektor der
Universitat Hamburg
.
[2]
Die Erfahrung der Kriegs- und Nachkriegszeit lenkten sein Interesse auf die bis dahin tabuisierten Wechselwirkungen zwischen seelischem Leid und korperlicher Krankheit. Er absolvierte eine psychosomatische Ausbildung und machte bei der Neurologin und Psychoanalytikerin
Marie Kalau vom Hofe
eine Analyse.
[4]
Neben seiner Arbeit in der Universitatsklinik leitete er eine Abteilung von 40 Betten mit psychosomatischem Schwerpunkt. Seine Beschaftigung mit der
Psychoanalyse
hatte bei ihm die Erkenntnis reifen lassen, dass diese beim korperlich Kranken zu kurz greifen wurde. Er entwickelte eine an den Symptomen
Magengeschwur
oder
Bronchialasthma
orientierte
Gesprachstherapie
. Sein Credo war, dass der Kranke sich auch selber heilen muss.
[5]
1955 veroffentlichte er das Buch
Der Mensch und seine Krankheit
, dem weitere Veroffentlichungen zu dem Themengebiet Psychosomatik folgten. Ende der 1950er-Jahre erlangte seine Untersuchung des fruhen Tods Hamburger Beamter nach ihrer Pensionierung offentliche Aufmerksamkeit.
[3]
1963 war Jores eines der Grundungsmitglieder der
Gesellschaft Teilhard de Chardin
, die sich fur die Verbreitung des Werks von
Teilhard de Chardin
einsetzt.
[6]
1968 wurde er emeritiert,
[2]
forschte aber im Bereich der Gruppentherapie weiter.
- Das Verhalten der Kapillaren des Herzens in Systole und Diastole.
Dissertation, Universitat Kiel 1927.
- Uber das Melanophorenhormon und sein Vorkommen im menschlichen Blutplasma.
Habil.Schrift, Universitat Rostock 1933.
- Klinische Endokrinologie.
J. Springer, Berlin 1939.
- Der Mensch und seine Krankheit.
Klett, Stuttgart 1956.
- Die Medizin in der Krise unserer Zeit.
Huber, Bern/Stuttgart 1961.
- Vom Kranken Menschen.
Thieme, Stuttgart 1960.
- Menschsein als Auftrag.
Huber, Bern/Stuttgart 1964.
- Praktische Psychosomatik.
Huber, Bern/Stuttgart 1976,
ISBN 3-456-80314-1
.
- Ludwig J. Pongratz (Hrsg.):
Arthur Jores.
In:
Psychotherapie in Selbstdarstellungen.
Verlag Hans Huber, Bern 1973,
ISBN 3-456-30584-2
, S. 228?258.
- ↑
a
b
c
d
Gerhard Danzer:
Wer sind wir? ? Auf der Suche nach der Formel des Menschen. Anthropologie fur das 21. Jahrhundert ? Mediziner, Philosophen und ihre Theorien, Ideen und Konzepte.
Springer, Berlin 2011, S. 422.
- ↑
a
b
c
Eintrag von "Arthur Jores" im Catalogus Professorum Rostochiensium
cpr.uni-rostock.de, abgerufen am 20. November 2012.
- ↑
a
b
Gerhard Danzer:
Wer sind wir? ? Auf der Suche nach der Formel des Menschen. Anthropologie fur das 21. Jahrhundert ? Mediziner, Philosophen und ihre Theorien, Ideen und Konzepte.
Springer, Berlin 2011, S. 423.
- ↑
Psychoanalytikerinnen in Deutschland.
Abgerufen am 7. August 2022
.
- ↑
Uber den Sinn der Krankheit. Umschaltung der Medizin vom Patienten zum Menschen ? Thesen aus der Hamburger Rektoratsrede von Arthur Jores
Die Zeit, Nr. 47, 23. November 1950, S. 4.
- ↑
Gesellschaft Teilhard de Chardin
gesellschaft-teilhard-de-chardin.de, abgerufen am 20. November 2012.