Arnold Escher von der Linth
(*
8. Juni
1807
in
Zurich
; †
12. Juli
1872
ebenda; bis 1823 nur:
Arnold Escher
) war ein
Schweizer
Geologe
.
Arnold Escher wuchs in Zurich als einziger Sohn des Schweizer Staatsrats und Geologen
Hans Konrad Escher
auf. Nach dem Tod des Vaters 1823 beschloss der
Zurcher Regierungsrat
, zu dessen Ehren ihm und seinen mannlichen Nachkommen den Ehrennamen
Escher von der Linth
zu geben ? es wurde zu diesem Ereignis eine Eidgenossische Gedenkmunze gepragt.
Arnold Escher studierte von 1825 bis 1829 an verschiedenen Hochschulen, darunter an der Eidgenossischen Zentral-Militarschule
Thun
, den Universitaten in
Genf
(1825?1827) und
Berlin
(1827?1828, Mineralogie bei
Gustav Rose
) und begab sich auf eine anschliessende Studienreise durch Deutschland, Osterreich und Oberitalien. Eine weitere Studienreise fuhrte ihn 1830?1832 gemeinsam mit dem Berliner Geologen Friedrich Hoffmann durch Italien nach Sizilien.
Am 15. Marz 1834 habilitierte er sich zum
Privatdozent
und wurde 1852 Professor an der
Universitat Zurich
. 1856?1872 war er Professor (
Ordinarius
) fur Geologie am neu geschaffenen
Polytechnikum Zurich
(heute
ETH Zurich
, als Doppelprofessur).
Escher heiratete 1857 Maria Barbara Ursula von Latour (1807?1863), die Schwester seines Studienfreundes, des Schulrats und Landrichters
Alois de Latour
(1815?1875). Arnold Escher starb am 7. Dezember 1872 und liegt auf dem
Privatfriedhof
Hohe Promenade
in Zurich begraben.
Arnold Escher schuf eine Vielzahl geologischer Detailkarten der Schweizer Alpen und gilt mit
Bernhard Studer
und
Peter Merian
(1795?1883) als Urvater der Schweizer Alpengeologie. Mit seinem Freund und engsten Mitarbeiter Bernhard Studer publizierte er die erste geologische Karte der Schweiz. Escher beschrieb als erster den Deckenschotter der
Albiskette
und nannte ihn
Nagelfluh
. Escher erkannte bereits 1841 die mechanische Deformation der Gesteine und den Faltenbau der Gebirge und legte damit die Grundlage zum Verstandnis der
alpinen Uberschiebungstektonik
und somit letztendlich der
Plattentektonik
. Gemeinsam mit seinem Kollegen, dem Palaontologen und Botaniker
Oswald Heer
fuhrte er von 1855 bis 1870 Exkursionen in die Alpen, die sich großer Beliebtheit unter den Studenten erfreuten.
Neben seiner Lehr- und Forschungstatigkeit war er als geotechnischer Gutachter fur kantonale Behorden und die Eidgenossenschaft tatig: im
Eidgenossischen Zentralhilfskomitee
(1868), SGG und
Central-Comite
(1834). Der Escherwald bei
Morissen
(
Kanton
Graubunden
, Schweiz) geht auf eine Stiftung Arnold Eschers um 1874 zuruck.
Arnold Escher erhielt einen Ehrendoktortitel der Universitat Zurich und wurde zum Mitglied der
Bayerischen Akademie der Wissenschaften
(1854)
[1]
und der
Geological Society of London
gewahlt.
Er bestieg als Erster das
Lauteraarhorn
, 8. August 1842.
Der
Dreitausender
am Ursprung des
Unteraargletschers
wurde nach ihm Escherhorn benannt.
Die Linth-Escher Stiftung ist nach Arnolds Vater Hans Conrad benannt.
- Erlauterung der Ansichten einiger Contact-Verhaltnisse zwischen krystallinischen Feldspathgesteinen und Kalk im Berner Oberlande
(1839), Neuchatel, 14 S.
- Geologische Beschreibung von Mittelbunden (1839, mit B. Studer).
Neue Denkschriften der Schweizerischen Naturforschungsgesellschaft
; Georg, Basel, 218 S.
doi
:
10.3931/e-rara-10402
- Geologische Bemerkungen uber das nordliche Vorarlberg und einige angrenzenden Gegenden
(1853). Zurich, 135 S.
- Geologische Uebersichtskarte der Schweiz 1:760 000: Reduction der grossern geolog. Karte der Schweiz von B. Studer u. A. Escher
(1855, mit B. Studer). Verlag d. topogr. Anstalt v. J. Wurster & Randegger & Cie., Winterthur.
- Geologischer Plan von Zurich und Umgebung 1:10 000
1871. Naturforschende Gesellschaft Zurich, Verlag d. topogr. Anstalt v. J. Wurster & Randegger & Cie., Winterthur.
- Geologische Karte des Sentis 1:25 000
(1873). Verlag d. topogr. Anstalt v. J. Wurster & Randegger & Cie., Winterthur.
- Geologische Beschreibung der Sentis-Gruppe: Text zur Specialkarte des Sentis (1878).
Beitrage zur geologischen Karte der Schweiz
13
; In Commission bei J. Dalp, Bern, 260 S.
- Digitalisierte Werke Arnold Eschers von der Linth in e-rara.ch
Viele seiner Erkenntnisse sind in Form seiner Tagebucher erhalten.
- Wilhelm von Gumbel
:
Escher von der Linth, Arnold
.
In:
Allgemeine Deutsche Biographie
(ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 362?365.
- Oswald Heer:
Arnold Escher von der Linth : Lebensbild eines Naturforschers
. Friederich Schulthess, Zurich, 1873
- Albert Heim
: Erinnerungen an Arnold Escher von der Linth.
Verhandlungen
,
Schweizerische Naturforschende Gesellschaft
79
, 1896.
- Alvin E. Jaeggli:
Der wissenschaftliche Nachlass des Geologen Arnold Escher von der Linth (1807?1872)
. Schriftenreihe der ETH-Bibliothek, 1973
- Alvin E. Jaeggli:
Escher von der Linth, Arnold.
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959,
ISBN 3-428-00185-0
, S. 646 f. (
Digitalisat
).
- Ferdinand Rudio
:
Arnold Escher von der Linth
. Festschrift, Naturforschende Gesellschaft Zurich 1896.
- Eduard Rubel
:
Arnold Escher von der Linth
. Festschrift, 200-Jahr Feier der Naturforschenden Gesellschaft Zurich 1946.
- Theodor Schaerer: Nachruf Arnold Escher von der Linth. In:
Jahrbuch der Mineralogie
, 1872.
- Hans Suter:
Arnold Escher von der Linth
. Reihe ?Grosse Schweizer Forscher“, Hrsg. E. Fueter, Zurich 1939.
- ↑
Mitgliedseintrag von
Arnold Escher von der Linth
(mit Bild) bei der
Bayerischen Akademie der Wissenschaften
, abgerufen am 3. Februar 2016.