Das
Armenhaus
, fruher auch
Ptochodochium
(zu gr.
pt?chos
?Bettler“ und gr.
doch?
?Aufnahme“),
[1]
(engl.: Almshouse) entwickelte sich in der
Fruhen Neuzeit
aus dem mittelalterlichen
Hospitium
und
Spital
. Es war oft gekoppelt mit einem
Waisenhaus
, einem
Gefangnis
, einem
Krankenhaus
oder einem
Arbeitshaus
.
In Armenhausern lebten vor allem altere Menschen, die nicht mehr selbst fur ihren Lebensunterhalt sorgen konnten. Sie erhielten dort einen Wohnplatz und tagliche Verpflegung. Die Armenhauser gehorten fruher zum Stadtbild und nahmen nur verarmte Bewohner aus der eigenen
Stadt
auf. In fast jedem Dorf gab es ein eigenes Armenhaus.
[2]
Fremden wurde diese
Altersversorgung
nicht zuteil.
[3]
Im Gegensatz zu den Arbeitshausern waren die Armenhauser in der Regel keine geschlossenen Anstalten und die Aufnahme war ? zumindest formal ? freiwillig.
[4]
Finanziert wurden Armenhauser in der Regel durch Zuwendungen wohlhabender
Burger
sowie durch Zuschusse von Stadt und
Kirche
. Auf dem Land wurde die
Armenversorgung
teilweise auch aus dem gemeinschaftlichen Gut (
Allmende
) beglichen.
Der Ausdruck
Armenhaus
wird in nichthistorischen Kontexten praktisch nur noch im ubertragenen Sinne benutzt, beispielsweise indem ein besonders armes Land als das ?Armenhaus des Kontinents“ charakterisiert wird.
- Eva-Maria Lerche:
Alltag und Lebenswelt von heimatlosen Armen. Eine Mikrostudie uber die Insassinnen und Insassen des westfalischen Landarmenhauses Benninghausen (1844?1891).
Waxmann, Munster 2009,
ISBN 978-3-8309-2210-0
(
Beitrage zur Volkskultur in Nordwestdeutschland.
113).
[5]
- Dominik Nagl:
No Part of the Mother Country, but Distinct Dominions Rechtstransfer, Staatsbildung und Governance in England, Massachusetts und South Carolina, 1630?1769.
LIT, Berlin 2013,
ISBN 978-3-643-11817-2
, S. 151ff. (
online
).
- Kirsten Bernhardt:
Armenhauser. Die Stiftungen des munsterlandischen Adels (16.?20. Jahrhundert).
Munster 2012,
ISBN 978-3-8309-2576-7
.
- ↑
Ptochiater.
In:
Herders Conversations-Lexikon.
Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 632.
- ↑
Augsburger Allgemeine:
Fruher gab es in jedem Dorf ein Armenhaus.
Ehemals im
Original
(nicht mehr online verfugbar)
;
abgerufen am 16. Februar 2021
.
@1
@2
Vorlage:Toter Link/www.augsburger-allgemeine.de
(
Seite nicht mehr abrufbar
.
Suche in Webarchiven
)
- ↑
Vgl. die Dresdener Hausordnung von 1888 in
Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914
, II. Abteilung:
Von der Kaiserlichen Sozialbotschaft bis zu den Februarerlassen Wilhelms II. (1881-1890)
, 7. Band:
Kommunale Armenpflege
, bearbeitet von Wilfried Rudloff, Darmstadt 2015, Nr. 106.
- ↑
Allerdings wurde die freiwillige und zwangsweise Anstaltungsunterbringung nicht selten in derselben Anstalt vollzogen, vgl.
Wolfgang Ayaß
:
Das Arbeitshaus Breitenau. Bettler, Landstreicher, Prostituierte, Zuhalter und Fursorgeempfanger in der Korrektions- und Landarmenanstalt Breitenau (1874?1949).
, Kassel 1992.
- ↑
Vgl.
Christina Vanja
:
Rezension zu: Lerche, Eva-Maria: Alltag und Lebenswelt von heimatlosen Armen. Eine Mikrostudie uber die Insassinnen und Insassen des westfalischen Landarmenhauses Benninghausen (1844?1891). Munster 2009
. In:
H-Soz-u-Kult
, 12. Januar 2010.