Die
Arcona
war eine
Kreuzerkorvette
der
Alexandrine
-Klasse
, die Mitte der 1880er Jahre fur die
Kaiserliche Marine
gebaut wurde. Namensgebend war das
Kap Arkona
auf der Insel
Rugen
, nach dem schon vorher
eine Korvette
der Kaiserlichen Marine benannt war. Sie war neben dem Typschiff
Alexandrine
das einzige weitere Schiff der Klasse.
Die Schiffe der
Alexandrine
-Klasse wurden Mitte der 1880er Jahre zur Erweiterung der deutschen
Auslandskreuzerflotte
in Auftrag gegeben und sollten entsprechend als Flottenaufklarer und auf ausgedehnten Einsatzfahrten in uberseeischen Interessensgebieten des
deutschen Kaiserreichs
Dienst tun. Die
Kiellegung
der
Arcona
war 1881, am 7. Mai 1885 fand der
Stapellauf
statt und am 1. Dezember 1886 folgte die Indienststellung. Als Hauptbewaffnung verfugte das Schiff uber eine
Batterie
von zehn 15-cm-
Ringkanonen
und dazu uber ein vollstandiges
Segelrigg
, um die ebenfalls vorhandene
Dampfmaschine
auf langen Einsatzfahrten in Ubersee zu erganzen.
Zur Erfullung ihrer Aufgabe absolvierte die
Arcona
eine siebenjahrige Auslandsfahrt, die sie nach Mittel- und Sudamerika, Afrika, um
Kap Hoorn
herum nach Asien, in den
Persischen Golf
und dann zuruck nach Europa fuhrte. In dieser Zeit war das Schiff jeweils als
Stationar
bzw. als Teil
deutscher Kreuzergeschwader
in Ubersee eingesetzt. Anfang 1899 kehrte sie nach Deutschland zuruck und wurde im Juni 1899 außer Dienst gestellt. Im Januar 1902 wurde das Schiff in
Mercur
umbenannt und 1906 verschrottet.
Die
Arcona
wurde 1881 auf der
Kaiserlichen Werft
in
Danzig
auf Kiel gelegt
und am 7. Mai 1885 auf einer seitlichen Slipanlage vom
Stapel gelassen
. Die
Arcona
war damit das erste Schiff, bei dem in Deutschland diese Methode des Stapellaufs angewandt wurde.
Elf Tage spater wurde das Schiff formal von
Vizeadmiral
Eduard von Jachmann
getauft
und anschließend erfolgte die Ausrustung und Bewaffnung des Schiffes. Am 1. Dezember 1886 verlegte es fur erste Seeversuche nach
Kiel
und
Wilhelmshaven
. Die Versuche endeten am 25. Januar 1887. Die
Arcona
wurde dann zunachst der Reserve zugeteilt, da zu dieser Zeit nach der defensiven Strategie von
General
Leo von Caprivi
, dem Chef der
Kaiserlichen Admiralitat
, die
deutschen Kolonien
durch die kleineren
Kanonenboote
geschutzt werden sollten, wahrend die großeren Kriegsschiffe in Reserve gehalten bzw. einige einem sogenannten ?permanenten Kreuzergeschwader“ zur Krisenbewaltigung zugeteilt waren.
Die
Arcona
verblieb insgesamt funf Jahre in der Reserve, bis sie am 20. April 1892 in Dienst gestellt wurde, um die deutschen Interessen in Ostasien zu sichern. Fur diesen geplanten Einsatz wurde das Schiff der deutschen
Ostasiatischen Kreuzerdivision
unterstellt.
Bevor es Deutschland verlassen konnte, wurde das Schiff allerdings als Stationar nach
Venezuela
kommandiert, wo Unruhen die deutschen Unternehmen im Land bedrohten. Unter ihrem Kommandanten Paul Hofmeier verließ sie Wilhelmshaven am 4. Mai und kam am 9. Juni in
La Guaira
an. Sie lief dann
Macuto
an, wo Angriffe auf deutsche Staatsangehorige stattgefunden hatten. Die Prasenz des Schiffes erzwang hierfur eine formale Entschuldigung der venezolanischen Regierung. Bis Mitte Oktober waren die Unruhen beendet und
Arcona
verließ das Gebiet, um sich nun dem Permanenten Kreuzergeschwader anzuschließen, das zu dieser Zeit in ostafrikanischen Gewassern stationiert war. Auf dem Weg besuchte sie mehrere Inseln in der
Karibik
, darunter
Trinidad
,
Grenada
,
Barbados
und
St. Vincent
. Sie uberquerte den Atlantik und hielt nach einem Aufenthalt in
Gibraltar
in
Neapel
, wo der Kapitan das Schiff krankheitsbedingt verließ. Unter seinem Nachfolger fuhr
Arcona
weiter uber
Port Said
und den
Sueskanal
nach
Aden
und von dort weiter nach
Sansibar
, wo sie am 6. Februar 1893 dem Kreuzergeschwader beitrat. Zu dieser Zeit gehorten auch ihr Schwesterschiff
Alexandrine
und die
Kreuzerfregatte
Leipzig
zu dem Verband.
Die Dienstzeit der
Arcona
in diesem Geschwader war nur von kurzer Dauer, da der Verband bereits am 6. April in
Kapstadt
wieder aufgelost wurde. Die Korvette wurde daraufhin nach
Deutsch-Sudwestafrika
entsandt, um Feldgeschutze fur die deutsche
Schutztruppe
dorthin zu transportieren. Sie erreichte
Walvis Bay
, die kleine britische
Enklave
an der Kuste Deutsch-Sudwestafrikas, zum Entladen der Geschutze am 10. April.
Mitte Mai verließ die
Arcona
die afrikanischen Gewasser, um erneut den Atlantik zu uberqueren. Ihr Ziel war am 1. Juni 1893 in
Rio de Janeiro
und dann am 25. Juni
Montevideo
, wo sie bis zum 8. Juli blieb. Am 27. Juli traf sie erneut mit ihrem Schwesterschiff
Alexandrine
in
Sao Francisco do Sul
zusammen. Am 18. September 1893 trafen die beiden Schiffe von
Buenos Aires
kommend in erneut Rio de Janeiro ein,
[1]
wo aufstandische Marinesoldaten in der ?Revolta da Armada“ (?Revolte der Flotte“) gegen den Brasilianischen Prasidenten
Floriano Peixoto
putschten. Die Schiffe blieben bis Januar in der Stadt, um auslandische Burger und Besitzungen vor den Aufstandischen zu schutzen und humanitare Hilfe zu leisten. Beispielsweise sicherten die Schiffe die Freilassung des von den Rebellen am 3. November beschlagnahmten
Hamburg-Sud
-
Dampfschiffs
Santos
und evakuierten am 9. Dezember deutsche Passagiere von dem argentinischen Dampfer
Paranahiva
, der beim Auslaufen von den Rebellen beschossen und aufgebracht wurde.
[2]
Aufgrund eines Ausbruchs von
Gelbfieber
und um den Besatzungen dringend benotigten Urlaub zu gewahren, ging die
Arcona
am 31. Januar 1894 zuruck nach Buenos Aires.
[3]
Dorthin wurde sie und
Alexandrine
von der inzwischen eingetroffenen Korvette
Marie
begleitet. Die drei Schiffe fuhren am 22. April zuruck nach Rio de Janeiro und dann weiter nach
Cabo Frio
.
Als Anfang 1894 die Spannungen wegen
Korea
zwischen
China
und
Japan
zunahmen, wurden die Schiffe, nun als ?Nachfolger“ des Permanenten Kreuzergeschwaders als sogenannte Ostasiatische Kreuzerdivision, nach Ostasien verlegt. Am 7. Marz umrundeten sie Kap Hoorn und erreichten den
Pazifischen Ozean
. Sturmschaden zwangen DIE
Arcona
allerdings, sich zu Reparaturen nach
Valparaiso
zu begeben. Nach Abschluss der Arbeiten trafen sich die drei Korvetten am 13. Juli vor
Callao
wieder. Die drei Schiffe blieben dort bis zum 15. August, wahrend in der Zwischenzeit der
erste chinesisch-japanische Krieg
ausgebrochen war, um deutsche Interessen wahrend der Unruhen zu schutzen, die in Peru aufgrund der Prasidentschaft
Andres Avelino Caceres
anhielten. Die Schiffe uberquerten erst nach Abschluss dieses Einsatzes den Pazifik und erreichten erst am 26. September
Yokohama
. Die
Arcona
fuhr dann allein nach
Shanghai
und dann nach
Tschifu
. Am 25. November schiffte sich der neue Kommandeur der Division
Konteradmiral
Paul Hoffmann
in Shanghai auf der
Arcona
ein, die damit als Flaggschiff fungierte. Das Schiff lief ins Gelbe Meer, wo die chinesischen und japanischen Streitkrafte operierten. Mitte Dezember kehrte sie zu Wartungsarbeiten nach Shanghai zuruck und wurde dort am 14. Februar 1895 als Flaggschiff der Division durch den
Kreuzer II. Classe
Irene
ersetzt.
Fur den restliche Dauer des Krieges, der im April endete, patrouillierten
Arcona
und die anderen Schiffe der Division individuell vor der chinesischen Kuste. Chinas Niederlage fuhrte zu Unruhen gegen Auslander im Land und so verblieb der Verband auch uber das Kriegsende hinaus vor Ort, um Ubergriffe auf Europaer zu verhindern.
Im Dezember segelte die
Arcona
kurzzeitig nach
Manila
, wo Unruhen gegen die spanische Kolonialregierung auch andere Europaer im Land bedrohten. Sie kehrte dann nach China zuruck, wo sie am 27. und 28. Juli bei der Bergung des Kanonenboots
Iltis
half, das am 23. Juli 1896 in einem
Taifun
in der Nahe des Kaps
Shantung
bei
Rongcheng
durch Strandung auf Grund gelaufen war und aufgegeben werden musste. Anfang November nahmen die Unruhen auf den
Philippinen
weiter zu, was die Ruckkehr der
Arcona
dorthin erforderlich machte. Zusammen mit Kontingenten von britischen und franzosischen Kriegsschiffen entsandte auch die
Arcona
eine Abteilung von Marinesoldaten an Land, um die europaischen Konsulate in Manila zu schutzen. Am 28. November traf die
Irene
ein, um
Arcona
vor Ort abzulosen.
Die Arcona-Insel, nahe der Stelle, an der die
Arcona
Kiautschou anlief (um 1900)
Im Juni 1897 war die
Arcona
wieder Teil der nun von Konteradmiral
Otto von Diederichs
kommandierten Ostasiatischen Kreuzerdivision. Zu dem Verband gehorten neben der
Arcona
auch
Irene
, deren Schwesterschiff
Prinzeß Wilhelm
sowie die
Panzerfregatte
Kaiser
als Flaggschiff. Außerdem war als Stationar der
Kleine Kreuzer
Cormoran
vor Ort. Der Verband fuhrte zunachst vor Tschifu Schießubungen durch und anschließend entsandte Diederichs die
Arcona
, um Vermessungen der Insel
Sachalin
durchzufuhren. Im Oktober ging die
Arcona
erneut zur Wartung nach Shanghai. Sie befand sich noch in Reparatur, als die Ostasien-Division am 14. November mittels Konzession die
Kiautschou
-Bucht fur das Deutsche Reich besetzte. Die
Arcona
traf dort drei Tage spater ein und beteiligte sich an einem Landungskorps, um das Gebiet vor einem befurchteten chinesischen Angriff zu schutzen. Der Angriff blieb allerdings aus und die Besetzung der Bucht verlief ohne Zwischenfalle. In der Folge wurden weitere Kriegsschiffe nach Ostasien entsandt, so dass die Division zu einem vollen
Geschwader
erhoben wurde. Die
Arcona
und die anderen Schiffe des ursprunglichen Verbandes wurde so zur 1. Division, wahrend die drei neuen Schiffe zusammen mit der
Cormoran
die 2. Division bildeten.
Die
Arcona
tat hiernach Dienst als Wachschiff im Hafen und wurde im Juli 1898 zu Vermessungen der
Karolinen
- und
Marianeninseln
in den Zentralpazifik entsandt. Wahrend dieses Einsatzes hielt sie in
Ponape
an, um Einheimische zu bestrafen, die ein Besatzungsmitglied eines deutschen Handelsschoners ermordet hatten. Sie beendete diese Mission im Oktober und kehrte auf die Philippinen zuruck, um die dort stationierte
Prinzeß Wilhelm
abzulosen, die nach dem
Spanisch-Amerikanischen Krieg
Anfang des Jahres zum Schutz deutscher Staatsangehoriger dort stationiert worden war. Sie blieb jedoch nur einen Monat dort und wurde im November durch die
Irene
ersetzt.
Am 15. November 1898 lief die
Kaiser
in Samsah Bay auf Grund und
Arcona
und
Cormoran
wurden geschickt, um Hilfe zu leisten.
Am 31. Januar 1899 erhielt die
Arcona
dann schließlich den Befehl zur Ruckkehr nach Deutschland. Auf ihrer Ruckreise fuhrte sie eine kurze Tour uber den Persischen Golf durch und hielt in
Maskat
,
Basra
,
Buschehr
und
Bandar Lengeh
an. Am 27. Mai 1899 legte das Schiff schließlich nach sieben Jahren im Auslandsdienst wieder in Wilhelmshaven an.
Die
Arcona
wurde am 6. Juni außer Dienst gestellt und in Kiel der Reserve zugeteilt. Am 11. Januar 1902 wurde sie in
Mercur
umbenannt, damit ihr Name auf dem Kleinen Kreuzer
Arcona
weiterverwendet werden konnte. Die
Mercur
wurde dann am 13. August nach Danzig abgeschleppt, wo sie als Hafenschiff mit verschiedenen Aufgaben eingesetzt wurde. Am 22. Juni 1905 wurde das Schiff aus dem Seeregister gestrichen und schließlich 1906 in die Verschrottung verkauft.
- Hans Hildebrand
, Albert Rohr, Hans-Otto Steinmetz:
Die deutschen Kriegsschiffe. Ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart
. Biographien, Band 1. Mundus Verlag. Ratingen. 1993.
ISBN 978 3 7822 0237 4
.
- ↑
Gerhard Wiechmann:
Die Koniglich Preußische Marine in Lateinamerika 1851 bis 1867. Ein Versuch deutscher Kanonenbootpolitik.
In: Sandra Carreras, Gunther Maihold (Hg.):
Preußen und Lateinamerika. Im Spannungsfeld von Kommerz, Macht und Kultur.
(Europa-Ubersee Bd. 12), Munster 2004, S. 203f,
ISBN 3-8258-6306-9
.
- ↑
Gerhard Wiechmann:
Die Koniglich Preußische Marine in Lateinamerika 1851 bis 1867. Ein Versuch deutscher Kanonenbootpolitik.
In: Sandra Carreras, Gunther Maihold (Hg.):
Preußen und Lateinamerika. Im Spannungsfeld von Kommerz, Macht und Kultur.
(Europa-Ubersee Bd. 12), Munster 2004, S. 209,
ISBN 3-8258-6306-9
.
- ↑
Gerhard Wiechmann:
Die Koniglich Preußische Marine in Lateinamerika 1851 bis 1867. Ein Versuch deutscher Kanonenbootpolitik.
In: Sandra Carreras, Gunther Maihold (Hg.):
Preußen und Lateinamerika. Im Spannungsfeld von Kommerz, Macht und Kultur.
(Europa-Ubersee Bd. 12), Munster 2004, S. 213, 84?173,
ISBN 3-8258-6306-9
.
Deutsches Reich
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