Arcona (Schiff, 1886)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Arcona
Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich   Deutsches Reich
andere Schiffsnamen

Mercur (1902?1906)

Schiffstyp Kreuzerkorvette
Klasse Alexandrine -Klasse
Bauwerft Kaiserliche Werft , Danzig
Baukosten 2.197.000 Mark
Stapellauf 7. Mai 1885
Indienststellung 1. Dezember 1886
Verbleib 1906 abgewrackt
Schiffsmaße und Besatzung
Lange 81,2 m ( Lua )
71,8 m ( KWL )
Breite 12,6 m
Tiefgang (max.) 6,25 m
Verdrangung Konstruktion: 2.361 t
Maximal: 2.662 t
 
Besatzung 282 bis 293 Mann
Maschinenanlage
Maschine 8 × Zylinderkessel
2 × 2-Zyl.- Verbundmaschine
Maschinen­leistung 2.461 PS (1.810 kW)
Hochst­geschwindigkeit 14,1  kn (26  km/h )
Propeller 1 × zweiflugelig ? 5,02 m
Takelung und Rigg
Takelung Bark
Anzahl Masten 3
Segelflache 1134 m²
Bewaffnung

Die Arcona war eine Kreuzerkorvette der Alexandrine -Klasse , die Mitte der 1880er Jahre fur die Kaiserliche Marine gebaut wurde. Namensgebend war das Kap Arkona auf der Insel Rugen , nach dem schon vorher eine Korvette der Kaiserlichen Marine benannt war. Sie war neben dem Typschiff Alexandrine das einzige weitere Schiff der Klasse.

Die Schiffe der Alexandrine -Klasse wurden Mitte der 1880er Jahre zur Erweiterung der deutschen Auslandskreuzerflotte in Auftrag gegeben und sollten entsprechend als Flottenaufklarer und auf ausgedehnten Einsatzfahrten in uberseeischen Interessensgebieten des deutschen Kaiserreichs Dienst tun. Die Kiellegung der Arcona war 1881, am 7. Mai 1885 fand der Stapellauf statt und am 1. Dezember 1886 folgte die Indienststellung. Als Hauptbewaffnung verfugte das Schiff uber eine Batterie von zehn 15-cm- Ringkanonen und dazu uber ein vollstandiges Segelrigg , um die ebenfalls vorhandene Dampfmaschine auf langen Einsatzfahrten in Ubersee zu erganzen.

Zur Erfullung ihrer Aufgabe absolvierte die Arcona eine siebenjahrige Auslandsfahrt, die sie nach Mittel- und Sudamerika, Afrika, um Kap Hoorn herum nach Asien, in den Persischen Golf und dann zuruck nach Europa fuhrte. In dieser Zeit war das Schiff jeweils als Stationar bzw. als Teil deutscher Kreuzergeschwader in Ubersee eingesetzt. Anfang 1899 kehrte sie nach Deutschland zuruck und wurde im Juni 1899 außer Dienst gestellt. Im Januar 1902 wurde das Schiff in Mercur umbenannt und 1906 verschrottet.

Bau und Indienststellung

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Arcona wurde 1881 auf der Kaiserlichen Werft in Danzig auf Kiel gelegt und am 7. Mai 1885 auf einer seitlichen Slipanlage vom Stapel gelassen . Die Arcona war damit das erste Schiff, bei dem in Deutschland diese Methode des Stapellaufs angewandt wurde.

Elf Tage spater wurde das Schiff formal von Vizeadmiral Eduard von Jachmann getauft und anschließend erfolgte die Ausrustung und Bewaffnung des Schiffes. Am 1. Dezember 1886 verlegte es fur erste Seeversuche nach Kiel und Wilhelmshaven . Die Versuche endeten am 25. Januar 1887. Die Arcona wurde dann zunachst der Reserve zugeteilt, da zu dieser Zeit nach der defensiven Strategie von General Leo von Caprivi , dem Chef der Kaiserlichen Admiralitat , die deutschen Kolonien durch die kleineren Kanonenboote geschutzt werden sollten, wahrend die großeren Kriegsschiffe in Reserve gehalten bzw. einige einem sogenannten ?permanenten Kreuzergeschwader“ zur Krisenbewaltigung zugeteilt waren.

Die Arcona verblieb insgesamt funf Jahre in der Reserve, bis sie am 20. April 1892 in Dienst gestellt wurde, um die deutschen Interessen in Ostasien zu sichern. Fur diesen geplanten Einsatz wurde das Schiff der deutschen Ostasiatischen Kreuzerdivision unterstellt.

Auslandseinsatze bis 1893

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bevor es Deutschland verlassen konnte, wurde das Schiff allerdings als Stationar nach Venezuela kommandiert, wo Unruhen die deutschen Unternehmen im Land bedrohten. Unter ihrem Kommandanten Paul Hofmeier verließ sie Wilhelmshaven am 4. Mai und kam am 9. Juni in La Guaira an. Sie lief dann Macuto an, wo Angriffe auf deutsche Staatsangehorige stattgefunden hatten. Die Prasenz des Schiffes erzwang hierfur eine formale Entschuldigung der venezolanischen Regierung. Bis Mitte Oktober waren die Unruhen beendet und Arcona verließ das Gebiet, um sich nun dem Permanenten Kreuzergeschwader anzuschließen, das zu dieser Zeit in ostafrikanischen Gewassern stationiert war. Auf dem Weg besuchte sie mehrere Inseln in der Karibik , darunter Trinidad , Grenada , Barbados und St. Vincent . Sie uberquerte den Atlantik und hielt nach einem Aufenthalt in Gibraltar in Neapel , wo der Kapitan das Schiff krankheitsbedingt verließ. Unter seinem Nachfolger fuhr Arcona weiter uber Port Said und den Sueskanal nach Aden und von dort weiter nach Sansibar , wo sie am 6. Februar 1893 dem Kreuzergeschwader beitrat. Zu dieser Zeit gehorten auch ihr Schwesterschiff Alexandrine und die Kreuzerfregatte Leipzig zu dem Verband.

Die Dienstzeit der Arcona in diesem Geschwader war nur von kurzer Dauer, da der Verband bereits am 6. April in Kapstadt wieder aufgelost wurde. Die Korvette wurde daraufhin nach Deutsch-Sudwestafrika entsandt, um Feldgeschutze fur die deutsche Schutztruppe dorthin zu transportieren. Sie erreichte Walvis Bay , die kleine britische Enklave an der Kuste Deutsch-Sudwestafrikas, zum Entladen der Geschutze am 10. April.

Mitte Mai verließ die Arcona die afrikanischen Gewasser, um erneut den Atlantik zu uberqueren. Ihr Ziel war am 1. Juni 1893 in Rio de Janeiro und dann am 25. Juni Montevideo , wo sie bis zum 8. Juli blieb. Am 27. Juli traf sie erneut mit ihrem Schwesterschiff Alexandrine in Sao Francisco do Sul zusammen. Am 18. September 1893 trafen die beiden Schiffe von Buenos Aires kommend in erneut Rio de Janeiro ein, [1] wo aufstandische Marinesoldaten in der ?Revolta da Armada“ (?Revolte der Flotte“) gegen den Brasilianischen Prasidenten Floriano Peixoto putschten. Die Schiffe blieben bis Januar in der Stadt, um auslandische Burger und Besitzungen vor den Aufstandischen zu schutzen und humanitare Hilfe zu leisten. Beispielsweise sicherten die Schiffe die Freilassung des von den Rebellen am 3. November beschlagnahmten Hamburg-Sud - Dampfschiffs Santos und evakuierten am 9. Dezember deutsche Passagiere von dem argentinischen Dampfer Paranahiva , der beim Auslaufen von den Rebellen beschossen und aufgebracht wurde. [2] Aufgrund eines Ausbruchs von Gelbfieber und um den Besatzungen dringend benotigten Urlaub zu gewahren, ging die Arcona am 31. Januar 1894 zuruck nach Buenos Aires. [3] Dorthin wurde sie und Alexandrine von der inzwischen eingetroffenen Korvette Marie begleitet. Die drei Schiffe fuhren am 22. April zuruck nach Rio de Janeiro und dann weiter nach Cabo Frio .

Dienst in der Ostasiatischen Kreuzerdivision

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Als Anfang 1894 die Spannungen wegen Korea zwischen China und Japan zunahmen, wurden die Schiffe, nun als ?Nachfolger“ des Permanenten Kreuzergeschwaders als sogenannte Ostasiatische Kreuzerdivision, nach Ostasien verlegt. Am 7. Marz umrundeten sie Kap Hoorn und erreichten den Pazifischen Ozean . Sturmschaden zwangen DIE Arcona allerdings, sich zu Reparaturen nach Valparaiso zu begeben. Nach Abschluss der Arbeiten trafen sich die drei Korvetten am 13. Juli vor Callao wieder. Die drei Schiffe blieben dort bis zum 15. August, wahrend in der Zwischenzeit der erste chinesisch-japanische Krieg ausgebrochen war, um deutsche Interessen wahrend der Unruhen zu schutzen, die in Peru aufgrund der Prasidentschaft Andres Avelino Caceres anhielten. Die Schiffe uberquerten erst nach Abschluss dieses Einsatzes den Pazifik und erreichten erst am 26. September Yokohama . Die Arcona fuhr dann allein nach Shanghai und dann nach Tschifu . Am 25. November schiffte sich der neue Kommandeur der Division Konteradmiral Paul Hoffmann in Shanghai auf der Arcona ein, die damit als Flaggschiff fungierte. Das Schiff lief ins Gelbe Meer, wo die chinesischen und japanischen Streitkrafte operierten. Mitte Dezember kehrte sie zu Wartungsarbeiten nach Shanghai zuruck und wurde dort am 14. Februar 1895 als Flaggschiff der Division durch den Kreuzer II. Classe Irene ersetzt.

Fur den restliche Dauer des Krieges, der im April endete, patrouillierten Arcona und die anderen Schiffe der Division individuell vor der chinesischen Kuste. Chinas Niederlage fuhrte zu Unruhen gegen Auslander im Land und so verblieb der Verband auch uber das Kriegsende hinaus vor Ort, um Ubergriffe auf Europaer zu verhindern.

Im Dezember segelte die Arcona kurzzeitig nach Manila , wo Unruhen gegen die spanische Kolonialregierung auch andere Europaer im Land bedrohten. Sie kehrte dann nach China zuruck, wo sie am 27. und 28. Juli bei der Bergung des Kanonenboots Iltis half, das am 23. Juli 1896 in einem Taifun in der Nahe des Kaps Shantung bei Rongcheng durch Strandung auf Grund gelaufen war und aufgegeben werden musste. Anfang November nahmen die Unruhen auf den Philippinen weiter zu, was die Ruckkehr der Arcona dorthin erforderlich machte. Zusammen mit Kontingenten von britischen und franzosischen Kriegsschiffen entsandte auch die Arcona eine Abteilung von Marinesoldaten an Land, um die europaischen Konsulate in Manila zu schutzen. Am 28. November traf die Irene ein, um Arcona vor Ort abzulosen.

Die Arcona-Insel, nahe der Stelle, an der die Arcona Kiautschou anlief (um 1900)

Im Juni 1897 war die Arcona wieder Teil der nun von Konteradmiral Otto von Diederichs kommandierten Ostasiatischen Kreuzerdivision. Zu dem Verband gehorten neben der Arcona auch Irene , deren Schwesterschiff Prinzeß Wilhelm sowie die Panzerfregatte Kaiser als Flaggschiff. Außerdem war als Stationar der Kleine Kreuzer Cormoran vor Ort. Der Verband fuhrte zunachst vor Tschifu Schießubungen durch und anschließend entsandte Diederichs die Arcona , um Vermessungen der Insel Sachalin durchzufuhren. Im Oktober ging die Arcona erneut zur Wartung nach Shanghai. Sie befand sich noch in Reparatur, als die Ostasien-Division am 14. November mittels Konzession die Kiautschou -Bucht fur das Deutsche Reich besetzte. Die Arcona traf dort drei Tage spater ein und beteiligte sich an einem Landungskorps, um das Gebiet vor einem befurchteten chinesischen Angriff zu schutzen. Der Angriff blieb allerdings aus und die Besetzung der Bucht verlief ohne Zwischenfalle. In der Folge wurden weitere Kriegsschiffe nach Ostasien entsandt, so dass die Division zu einem vollen Geschwader erhoben wurde. Die Arcona und die anderen Schiffe des ursprunglichen Verbandes wurde so zur 1. Division, wahrend die drei neuen Schiffe zusammen mit der Cormoran die 2. Division bildeten.

Die Arcona tat hiernach Dienst als Wachschiff im Hafen und wurde im Juli 1898 zu Vermessungen der Karolinen - und Marianeninseln in den Zentralpazifik entsandt. Wahrend dieses Einsatzes hielt sie in Ponape an, um Einheimische zu bestrafen, die ein Besatzungsmitglied eines deutschen Handelsschoners ermordet hatten. Sie beendete diese Mission im Oktober und kehrte auf die Philippinen zuruck, um die dort stationierte Prinzeß Wilhelm abzulosen, die nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg Anfang des Jahres zum Schutz deutscher Staatsangehoriger dort stationiert worden war. Sie blieb jedoch nur einen Monat dort und wurde im November durch die Irene ersetzt.

Am 15. November 1898 lief die Kaiser in Samsah Bay auf Grund und Arcona und Cormoran wurden geschickt, um Hilfe zu leisten.

Am 31. Januar 1899 erhielt die Arcona dann schließlich den Befehl zur Ruckkehr nach Deutschland. Auf ihrer Ruckreise fuhrte sie eine kurze Tour uber den Persischen Golf durch und hielt in Maskat , Basra , Buschehr und Bandar Lengeh an. Am 27. Mai 1899 legte das Schiff schließlich nach sieben Jahren im Auslandsdienst wieder in Wilhelmshaven an.

Die Arcona wurde am 6. Juni außer Dienst gestellt und in Kiel der Reserve zugeteilt. Am 11. Januar 1902 wurde sie in Mercur umbenannt, damit ihr Name auf dem Kleinen Kreuzer Arcona weiterverwendet werden konnte. Die Mercur wurde dann am 13. August nach Danzig abgeschleppt, wo sie als Hafenschiff mit verschiedenen Aufgaben eingesetzt wurde. Am 22. Juni 1905 wurde das Schiff aus dem Seeregister gestrichen und schließlich 1906 in die Verschrottung verkauft.

  • Hans Hildebrand , Albert Rohr, Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart . Biographien, Band 1. Mundus Verlag. Ratingen. 1993. ISBN 978 3 7822 0237 4 .
  1. Gerhard Wiechmann: Die Koniglich Preußische Marine in Lateinamerika 1851 bis 1867. Ein Versuch deutscher Kanonenbootpolitik. In: Sandra Carreras, Gunther Maihold (Hg.): Preußen und Lateinamerika. Im Spannungsfeld von Kommerz, Macht und Kultur. (Europa-Ubersee Bd. 12), Munster 2004, S. 203f, ISBN 3-8258-6306-9 .
  2. Gerhard Wiechmann: Die Koniglich Preußische Marine in Lateinamerika 1851 bis 1867. Ein Versuch deutscher Kanonenbootpolitik. In: Sandra Carreras, Gunther Maihold (Hg.): Preußen und Lateinamerika. Im Spannungsfeld von Kommerz, Macht und Kultur. (Europa-Ubersee Bd. 12), Munster 2004, S. 209, ISBN 3-8258-6306-9 .
  3. Gerhard Wiechmann: Die Koniglich Preußische Marine in Lateinamerika 1851 bis 1867. Ein Versuch deutscher Kanonenbootpolitik. In: Sandra Carreras, Gunther Maihold (Hg.): Preußen und Lateinamerika. Im Spannungsfeld von Kommerz, Macht und Kultur. (Europa-Ubersee Bd. 12), Munster 2004, S. 213, 84?173, ISBN 3-8258-6306-9 .