Die
Aral AG
ist ein deutsches
Mineralolunternehmen
des britischen
BP
-Konzerns.
Im Jahr 1881 entstand in
Bulmke-Hullen
(heute
Gelsenkirchen
) eine
Kokerei
, die dem Nebenprodukt
Rohgas
Aufmerksamkeit widmete. Statt es als Abfall zu betrachten, verarbeitete man es unter anderem zu
Benzol
.
[2]
Am 28. November 1898 grundeten 13
Bergbauunternehmen
daraus die
Westdeutsche Benzol-Verkaufsvereinigung
in
Bochum
. Geschaftszweck war der Verkauf von Benzol. 1906 schloss sich der Verband mit der
Ostdeutschen Benzol-Verkaufsvereinigung
zur
Deutschen Benzolvereinigung
zusammen. Diese erhielt ein Logo aus gekreuztem
Schlagel und Eisen
als Bergbauzeichen in Verbindung mit den Buchstaben DBV.
Nach verschiedenen Umstrukturierungen wurde 1918 der
Benzol-Verband
als GmbH (kurz BV oder B.-V.) gegrundet. Der Benzol-Verband belieferte zu dieser Zeit hauptsachlich Farbenfabriken mit Benzol.
Um sich weitere Vertriebswege zu erschließen, entwickelte der Benzol-Verband 1924 ein
Benzin-Benzol-Gemisch
mit einem Mischungsverhaltnis ?von sechs Teilen
Benzin
und vier Teilen Benzol“ als
Ottokraftstoff
, dem der dort angestellte Chemiker
Walter Ostwald
,
[3]
Sohn des Nobelpreistragers
Wilhelm Ostwald
, im Rahmen eines Preisausschreibens einen Namen gab: Da Benzol zur chemischen Gruppe der
AR
omaten
und Benzin zu den
AL
iphaten
gehort, nannte Ostwald den neuen
Kraftstoff
BV-Aral
.
[4]
Durch die kontinuierlich wachsende Zahl der Kraftfahrzeuge in den 1920er Jahren wurde der Benzol-Verband zu einer der großen Kraftstoffvertriebsorganisationen in Deutschland, der großten ohne auslandische Beteiligung.
Neben der Aufnahme von
Schmierstoffen
in das Sortiment wurden ab 1930 aus Markenschutzgrunden die Kraftstoffe
Aral
und das Benzin
Deron
in der Unternehmensfarbe blau eingefarbt. Nach Einfuhrung der Zwangs-
Spiritus
-Beimischung Anfang der 1930er Jahre warb der Benzol-Verband mit seinem ?Deutschen Kraftstoff“. Darauf war die Antwort der
DAPG
auf einem Flugblatt: ?Deutsche Kraftstoffe? … Aral enthalt: 45 % deutsches Benzol und deutschen Spiritus sowie 55 % Benzin auslandischer Herkunft. Esso enthalt: 45 % deutsches Benzol und deutschen Spiritus sowie 55 % Benzin auslandischer Herkunft. Welcher Betriebsstoff ist nun nationaler?“
[5]
1935 war der Benzol-Verband in Deutschland die großte Mineralolvertriebsgesellschaft der sogenannten
Großen Funf
mit einer Absatzquote von 26,2 Prozent und auf Platz drei mit 7740 Zapfstellen (13,8 Prozent).
[6]
Der Benzol-Verband ubernahm im selben Jahr die Zapfstellen der
DEROP
(Deutsche Vertriebsgesellschaft fur Russische Oel-Produkte A.-G.), die ihn vorher schon mit russischem Erdolbenzin beliefert hatte. Dieser verblieb das Handlergeschaft. Ab 1936 vertrieb der Benzol-Verband
Leuna-Benzin
sowie
synthetisches Benzin
auf Steinkohle-Basis aus dem Hydrierwerk
Gelsenkirchen-Scholven
(heute
BP Gelsenkirchen
) unter dem Namen
Bevaulin
, spater unter
Aralin
.
[7]
Daneben hatte der Benzol-Verband ein Monopol auf den Verkauf von Benzol.
In den Jahren des
Zweiten Weltkriegs
erfolgte die staatliche Zentralisierung des Kraftstoffvertriebs im Rahmen der
nationalsozialistischen Kriegswirtschaft
aufgrund der
festgesetzten Quoten
. Statt Markenbenzin wurden nur noch Einheitskraftstoffe vertrieben. Die Tankstellen wurden uber das
Zentralburo fur Mineralol
gefuhrt. Nach seiner Autokarte von 1939 war das Verbreitungsgebiet des Benzolverbands das gesamte Deutsche Reich sowie das
Reichsprotektorat Bohmen und Mahren
.
[8]
Mit Ende des Zweiten Weltkriegs ging 1945 der Benzol-Verband im
sowjetisch besetzten Osterreich
als
Deutsches Eigentum
an die
Sowjetische Mineralolverwaltung
(SMV) und von dort 1955/1956 an die
Osterreichische Mineralolverwaltung
(heute
OMV AG
) uber.
In der
Trizone
plante 1947/1948 der Benzol-Verband, durch Steigerung des Benzolanteils einen hochwertigeren Treibstoff (Bibo-Gemisch) als die Wettbewerber mit 80
Oktan
auf den Markt zu bringen,
[9]
was jedoch im Zuge der Zwangsbewirtschaftung verhindert wurde.
Nach der
Wahrungsreform im Juni 1948
begann ein lang anhaltender Aufschwung (
Wirtschaftswunder
).
1949 nahm der Benzol-Verband die erste elektrisch betriebene Kraftstoff-
Zapfsaule
in Deutschland in Betrieb. 1951 konnte das Unternehmen, wie auch alle Wettbewerber, mit der Abschaffung der Zwangsbewirtschaftung vom Zentralburo fur Mineralol den Kraftstoffvertrieb wieder in Eigenregie ubernehmen. Die Entflechtung und Neuordnung der deutschen Industrie, speziell der westdeutschen
Montanindustrie
, fuhrte 1952 zur Umfirmierung des Benzol-Verbandes in eine Aktiengesellschaft namens
BV-Aral AG
. Erstmals tauchte damit der Produktname ?Aral“ im Unternehmensnamen auf. BV-Aral warb in der Folgezeit damit, sein Produkt sei (wegen des Benzolanteils) ?bleifrei“.
1956 wurde die Bohrgesellschaft
Wintershall
Miteigentumer (Aktionar) der BV-Aral AG unter Einbringung ihrer Tankstellenorganisation
NITAG
und ihrer Anteile an der
Gasolin
. Gleichzeitig wurde die
DEA
Aktionar der BV-Aral unter Einbringung ihrer Tankstellen sowie der Anteile an der Gasolin. Im selben Jahr wurde die NITAG mit ihren 650 Tankstellen auf die Gasolin zur
Deutsche Gasolin-Nitag AG
verschmolzen
.
Nach Ubernahme von 50 Prozent der
Rheinpreußen AG fur Bergbau und Chemie
im Jahr 1959 schied die DEA 1960 als Aktionar wieder aus. Sie nahm ihre eigene Tankstellenkette mit. Die Anteile an der Gasolin verblieben im BV-Aral, wofur DEA entschadigt wurde. BV-Aral brachte durch weitere Steigerung des Benzolanteils einen noch klopffesteren Kraftstoff mit 100 ROZ unter dem Namen
Aral
auf den Markt.
[10]
1961 beschlossen die 100-Prozent-Mitgliedsunternehmen im BV-Aral-Verband, ihre unterschiedlichen Produkte (Treibstoffe und Schmierstoffe) kunftig unter dem gemeinsamen Markennamen ?Aral“ zu vermarkten. Dies galt nicht fur die nur zu einem 91-Prozent-Anteil im BV-Aral befindliche Gasolin. Damit wurde die Gesellschaft 1962 zu einer reinen Mineralolgesellschaft und in deren Folge in
Aral AG
umbenannt. Dabei wurde aus dem bisherigen
Aralin
das
Aral Benzin
, und
Aral
wurde in
Aral Super
umbenannt. Ab 1963 musste
Aral Super
aus Klopffestigkeitsgrunden erstmals verbleit werden.
1964 erwirtschaftete die Aral AG einen Umsatz von 3,4 Milliarden DM. Ab 1967 ubernahmen Mobil Oil (heute
ExxonMobil
),
Veba Oel
und
Gelsenberg
jeweils 28 Prozent am Aral-Grundkapital. 15 Prozent hielt weiterhin Wintershall, wahrend den westdeutschen Benzolerzeugern nur noch ein Prozent verblieb.
1969 eroffnete Aral ihre erste Selbstbedienungstankstelle. Zwei Jahre spater, 1971, wurde die Gasolin mit der Aral verschmolzen. Die rot-weiße Marke Gasolin wurde aufgegeben und bis 1972 die Tankstellen in das blau-weiße Araldesign umgeandert.
Die wahrend des
Nahostkonflikts
von der
OPEC
verursachte
Olpreiskrise
veranlasste die Aral 1973, nach Alternativenergien zum Erdol zu suchen. Trotz neuer Wettbewerber blieb Aral in den 1970er und 1980er Jahren Marktfuhrer in Deutschland.
1980 wurden in Westdeutschland 5875 Aral-Tankstellen betrieben (Marktanteil 22,7 Prozent), davon 3010 nur mit
Selbstbedienung
. Mit der
Wiedervereinigung
eroffnete die Aral AG 1990 die ersten Tankstellen in den neuen Bundeslandern und expandierte in die nun fur die freie Marktwirtschaft zuganglichen, vorher sozialistischen Staaten des
RGW
. In der Folgezeit wurden einige Tankstellen in Ostdeutschland von Aral auf die Marke
Gasolin
umgeflaggt.
1997 wurde die erste Aral
Erdgas
tankstelle
und 1999 die erste
Wasserstofftankstelle
am
Flughafen
in
Munchen
eroffnet.
Am 1. Januar 2000 ubernahm die
VEBA
Oel AG ? zu diesem Zeitpunkt 56-prozentiger Aktionar der Aral AG ? weitere 43 Prozent der Aralanteile von den langjahrigen Mitaktionaren
Mobil Oil
(28 Prozent) und
Wintershall
(15 Prozent). Aral wurde damit zur primaren Vertriebsplattform des Veba Oel-Konzerns. Die neue Gesellschaftsbezeichnung lautete
Aral Aktiengesellschaft & Co. KG
. Damit endete die seit 1967 bestehende Zusammenarbeit der drei Unternehmen.
2002 wurden die Veba Oel und die Aral Aktiengesellschaft & Co. KG nach der Zustimmung des
Bundeskartellamtes
von
E.ON
(die u. a. aus Veba entstanden) an die Deutsche BP AG verkauft. Im Jahr darauf entschied sich BP, das Tankstellengeschaft in Deutschland unter der Marke
Aral
zu fuhren. Es wurden zirka 650 BP-Stationen auf Aral umgerustet. Trotzdem blieben sechs BP-Tankstellen, um die Markenrechte zu sichern. Diese Tankstellen befanden sich in
Dortmund
(inzwischen als Aral-Tankstelle betrieben), Munchen (inzwischen geschlossen),
Berlin
(inzwischen ebenfalls geschlossen),
Frankfurt am Main
(inzwischen auf Aral umgeflaggt) und
Schwarmstedt
(inzwischen ebenfalls auf Aral umgeflaggt). Insgesamt verfugten Aral und BP deutschlandweit uber etwa 2500 Tankstellen. Außerhalb von Deutschland und Luxemburg wurden die Aral-Tankstellen ab etwa 2003 weitgehend in BP-Tankstellen umgeflaggt, wie bspw. in Osterreich und Polen. Das Tankstellennetz in der Slowakei wurde an OMV verkauft und entsprechend umgeflaggt. In der Tschechischen Republik bestand das Aral-Tankstellennetz bis etwa Ende 2005 fort, bis es von BP wie zuvor die slowakischen Tankstellen an die osterreichische OMV veraußert und umgeflaggt wurde.
2004 wurden mit
ultimate 100
als neues Superbenzin mit 100 ROZ (statt Super plus) und mit
ultimate Diesel
zwei neue Kraftstoffe auf den Markt gebracht. Im selben Jahr wurde in Berlin die erste offentliche Wasserstoff-Straßentankstelle der Welt eroffnet. 2005 wurde Aral mit seinen
ultimate
-Marken offizieller Werbe- und Kraftstoffpartner der
DTM
.
Zur gleichen Zeit der Entwicklung des neuartigen Kraftstoffs durch Walter Ostwald wurde auch das gelb-schwarze Logo in Form eines
Diamanten
eingefuhrt. Dieser gilt als das edelste der
Kohlenstoffallotrope
und korrespondierte daher mit dem Aufgabengebiet des Benzolverbandes.
1927 wurde das Logo unter Beibehaltung des Grundkonzepts und Verwendung der
Bochumer
Stadtfarben von schwarz-gelb in blau-weiß geandert.
[11]
Im Zuge der Umfirmierung des Benzol-Verbandes in die B.V. Aral AG im Jahre 1952 entstand das in seiner Grundform heute noch verwendete Aral-Logo in dunkelblauer Farbung, das bis 1971 noch das alte Logo als kleinen Zusatz an der oberen linken Seite besaß.
1971 veranderte sich nach der Eingliederung der Gasolin das Logo unter Beibehaltung der Grundform zu einem neuen in hellblauer Farbe. Der historische Hinweis auf den Benzolverband wurde geloscht.
Im Gefolge dieses Zusammenschlusses der Veba Oel AG und der Aral AG zur
Aral Aktiengesellschaft & Co. KG
im Jahre 2000 wurde ein dunkleres Aral-Blau als Grundton des Logos verwendet.
Seit dem Jahr 2006 prasentiert sich die Marke Aral mit neuem dreidimensionalem Logo.
Ebenso wie alle Wettbewerber bietet Aral verschiedene Mineralolprodukte an:
Neben den klassischen Otto- und Dieselkraftstoffen sowie Schmierstoffen finden sich heute Erdgas, die
Flussiggase
Propan
und
Butan
, flussiger und gasformiger
Wasserstoff
sowie
Heizol
.
In vielen Aral-Tankstellen findet sich des Weiteren ein breiteres Warenangebot, oft auch ein
Petit Bistro
. Zur Fahrzeugreinigung werden Waschprogramme mit Innen- und Außenreinigung angeboten.
In einer Verbraucherstudie uber die Qualitat von Angebot und Service in den Shops bundesweit aktiver Tankstellenketten vom Juli 2013, die von der Deutschen Gesellschaft fur Verbraucherstudien (DtGV) in Kooperation mit
N24
durchgefuhrt wurde, landete Aral im Gesamtranking nach
Q1
und
OIL!
auf dem dritten Platz.
[12]
Mit
Aral Pulse
fuhrte das Unternehmen 2021 eine eigene Marke fur
Schnellladestationen
ein, die neben dem klassischen Geschaft mit Benzin und Diesel angeboten werden soll.
[13]
Das Unternehmen plante bis Ende 2021 mehr als 120 Aral-Tankstellen in Deutschland mit Schnellladepunkten mit je 300 kW auszustatten. Laut dem Ladestation-Verzeichnis
www.goingelectric.de
hatte Aral 1433 Ladepunkte verteilt auf 216 Standorte (Stand Januar 2023).
[14]
Die Ladestationen sind entlang großer Fernverkehrsstraßen wie
Autobahnen
oder gut ausgebauter Bundesstraßen errichtet. Im September 2023 hatte Aral deutschlandweit ein Netz von mehr als 1700 Ladepunkten mit mindestens 150 kW Ladeleistung.
[15]
- Rainer Karlsch
, Raymond G. Stokes:
Faktor Ol. Die Mineralolwirtschaft in Deutschland 1859?1974
. Verlag C. H. Beck, Munchen, 2003,
ISBN 3-406-50276-8
- Joachim Kleinmanns:
Super, voll! Kleine Kulturgeschichte der Tankstelle
. Jonas Verlag, Marburg, 2002,
ISBN 3-89445-297-8
- ↑
Wechsel im Vorstand der Aral AG: Achim Bothe wird neuer Vorstandschef der Aral AG
- ↑
ADAC Motorwelt, Munchen, Marz 1952. Der Artikel beruft sich auf eine Tagung des Benzol-Verbandes und die Rede dessen Direktors Gerhard Eger
- ↑
Walter Ostwald (1886?1958)
(
Memento
vom 21. Marz 2005 im
Internet Archive
)
- ↑
1924 ? Die Marke Aral wird geboren
(
Memento
vom 27. August 2006 im
Internet Archive
)
- ↑
Joachim Kleinmanns:
Super, voll! Kleine Kulturgeschichte der Tankstelle
. Jonas Verlag, Marburg, 2002. S. 24 f.
- ↑
Joachim Kleinmanns:
Super, voll! Kleine Kulturgeschichte der Tankstelle
. Jonas Verlag, Marburg, 2002. S. 46.(zitiert nach Walter Ade:
Das Tankstellenproblem in Deutschland
. Hamburg, 1936.)
- ↑
Joachim Kleinmanns:
Super, voll! Kleine Kulturgeschichte der Tankstelle
. Jonas Verlag, Marburg, 2002. S. 26.
- ↑
Road maps from Europe and the British isles (B)
(
Memento
vom 24. Juli 2008 im
Internet Archive
)
- ↑
Rainer Karlsch
, Raymond G. Stokes:
Faktor Ol. Die Mineralolwirtschaft in Deutschland 1859?1974
. Verlag C. H. Beck, Munchen, 2003. S. 272.
- ↑
Aral-eigene Firmenbroschure
Kraftstoffforschung.
S. 8
- ↑
Aral-Geschichte
(
Memento
des
Originals
vom 24. Juli 2014 im
Internet Archive
)
Info:
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Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/oktober.de
in: Internetauftritt der Aral AG
- ↑
DtGV und N24 Verbraucherstudie uber die Qualitat von Tankstellenshops
, abgerufen am 22. Juli 2013
- ↑
Stefan Grundhoff:
Elektroauto an der Tanke laden: Diese deutschen Tankstellen bieten Ladestrom.
In:
efahrer.chip.de.
BurdaForward GmbH, Munchen, 25. Februar 2021,
abgerufen am 29. September 2021
.
- ↑
Ladesaulen des Verbunds Aral pulse.
In:
www.goingelectric.de.
Abgerufen am 20. Januar 2023
.
- ↑
Elektromobilitat: Aral will Zahl der Ladepunkte mehr als verzehnfachen.
In:
heise.de
13. September 2023, abgerufen am 13. April 2024.