Apokalypse (Durer)

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Titelblatter der Ausgaben von 1498, deutsch (oben) und lateinisch (unten)

Die heimlich offenbarung iohannis , lateinisch Apocalipsis cum figuris , ist ein Druckwerk von Albrecht Durer mit der Offenbarung des Johannes , das vor allem durch seine 15 Holzschnitte bekannt ist. Sie wurde 1498 veroffentlicht, zuerst mit dem deutschen, kurz danach mit dem lateinischen Text der Offenbarung. Sie war ein großer Erfolg und zahlt auch heute noch zu den beruhmtesten Werken Durers, vor allem die Darstellung der vier apokalyptischen Reiter .

Durers Apokalypse besteht aus 16 großformatigen Blattern (vier Lagen zu je zwei Doppelblattern): Die Große der Holzschnitte betragt 28,2 × 39,3 cm; die heute noch erhaltenen Exemplare sind großtenteils beschnitten, die ursprungliche Blattgroße betrug vermutlich etwa 32,5 × 48 cm. Die Recto -Seite eines jeden Blattes zeigt einen Holzschnitt, die Verso -Seite den in zwei Spalten zu 62 Zeilen gesetzten Text, sodass in aufgeschlagenem Zustand der Text links vom Holzschnitt rechts illustriert wird. Wenn Text und dazugehorige Illustration voneinander entfernt sind, so wird bei der entsprechenden Textstelle auf die Illustration verwiesen, z. B. Item zu der Achten figur vor Kapitel 10. Auf der Verso-Seite des Titelblattes befindet sich die einspaltig gesetzte Vorrede, die Verso-Seite des letzten Blattes ist leer. Fur die Initialen der 22 Kapitel und der Vorrede wurde ein annahernd quadratisches freies Feld von vier Zeilen Hohe gelassen, das von einem Rubrikator mit der Hand ausgemalt werden konnte.

Im Jahr 1498 war Durer 27 Jahre alt und hatte sich kurz zuvor in Nurnberg selbstandig gemacht. Auf seiner ersten Venedig-Reise 1494/1495 hatte er die italienische Renaissance kennengelernt (die Historizitat dieser Reise ist in der Forschung jedoch umstritten [1] ). Die Apokalypse ist kein Auftragswerk, vielmehr hat es der Kunstler aus eigener Initiative konzipiert, ausgefuhrt und veroffentlicht.

Kolophon der deutschen Ausgabe von 1498

Das Kolophon auf Blatt 15v nennt auch Durer selbst als Drucker: Gedrucket zu Nurnbergk durch Albrecht durer maler nach Christi geburt .M.cccc. und darnach im xcviii. jar . Vermutlich war Durers Taufpate, der Buchdrucker Anton Koberger , am Druck beteiligt. Der Text der deutschen Ausgabe wurden von Kobergers deutscher Bibel von 1483 (?Koberger-Bibel“) ubernommen. Auch die Holzschnitte Durers sind von den Holzschnitten der Koberger-Bibel beeinflusst; diese wurden ihrerseits aus der Kolner Bibel von 1479 ubernommen. Die Lettern stammen von der Schedel’schen Weltchronik , die Koberger 1493 veroffentlicht hatte: in der deutschen Ausgabe eine Fruhform der Schwabacher , in der lateinischen Ausgabe eine Rotunda . Alle Holzschnitte sind mit dem bekannten Durer-Monogramm signiert, was damals fur Holzschnitte unublich war.

Holzschnitt aus der Kolner Bibel von 1479

Durer nannte seine Apokalypse des Formats wegen ?Großes Buch“. Spater veroffentlichte er noch zwei ?Große Bucher“, das Marienleben und die Große Passion . Alle drei Großen Bucher haben dasselbe Format und wurden gelegentlich gemeinsam verkauft und zu einem Sammelband gebunden. Die Apokalypse war ein großer Erfolg und machte Durer in kurzer Zeit weit uber die Grenzen seiner Heimatstadt hinaus bekannt. In einer von Endzeiterwartungen gepragten Zeit politischer und religioser Umwalzungen ? wenige Jahre vor der Reformation ? war das Interesse an apokalyptischen Themen groß. Auch finanziell war die Apokalypse fur Durer sehr eintraglich, sie verschaffte ihm sein Leben lang betrachtliche Einkunfte. Fur den Vertrieb beschaftigte Durer ?Reisediener“, die von Stadt zu Stadt reisten und Drucke verkauften. Auch seine Frau Agnes und seine Mutter verkauften Exemplare auf Messen. 1511 gab Durer eine zweite Auflage der lateinischen Version heraus, die sich vor allem durch das Titelblatt unterscheidet.

Aufgrund der fur damalige Zeiten hohen Auflage sind noch etliche Exemplare des Offenbarungszyklus erhalten, die meisten wurden jedoch zerschnitten und im Kunsthandel als Einzelblatter verkauft. Sie befinden sich in Sammlungen und Museen uber die ganze Welt verstreut. Die Ausgabe von 1498 ist wesentlich seltener als die von 1511, beispielsweise sind nur vier Exemplare in den Vereinigten Staaten bekannt ( National Gallery of Art in Washington, Saint Louis Art Museum , Houghton Library an der Harvard University und Museum of Fine Arts, Boston ). [2] Auch das British Museum in London, die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe und die Staatliche Graphische Sammlung Munchen besitzen ein Exemplar in deutscher Sprache. Gelegentlich gelangen Exemplare in den Kunsthandel. Fur die Ausgabe von 1511 werden um die 100.000 € bezahlt, [3] fur die Ausgabe von 1498 uber eine Million. [2]

Die einzelnen Holzschnitte

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Durer nennt die Holzschnitte ?Figuren“. Sie sind nummeriert, wobei nur die eigentlichen Illustrationen der Offenbarung gezahlt werden. So steht auf der Versoseite vor dem Holzschnitt mit der Leuchtervision unter dem Text Nachvolget die Erst Figur .

Frontispiz der Ausgabe von 1511

Frontispiz der Ausgabe von 1511

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Die Titel der beiden Ausgaben von 1498 mit ihrer kunstvollen Kalligraphie sind ebenfalls in Holz geschnitten und nicht mit beweglichen Lettern gesetzt. Fur die Neuauflage 1511 erweiterte Durer den Titelholzschnitt um eine bildliche Darstellung des Evangelist Johannes und der Madonna mit dem Kind. Johannes ist durch sein Evangelistensymbol , den Adler, gekennzeichnet und schreibt an der Offenbarung. Die Madonna tragt eine Sternenkrone, ist von einem Strahlenkranz umgeben und ruht auf einer Mondsichel . Diese Symbolik stammt aus der Offenbarung: Und es erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Fußen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwolf Sternen ( Offb 12,1  LU ).

Martyrium des Evangelisten Johannes

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Martyrium des Evangelisten Johannes

Den Illustrationen der Offenbarung ist eine Darstellung des Martyriums des Heiligen Johannes vorangestellt. Der Evangelist Johannes ? von dem Durer nach der offiziellen Lehre der Kirche annahm, dass er auch der Verfasser der Offenbarung ist ? wurde der Legende nach bei der Porta Latina in Rom in siedendes Ol geworfen, das ihm jedoch nichts anhaben konnte, woraufhin er von Kaiser Domitian nach Patmos verbannt wurde, wo er die Offenbarung niederschrieb. Diese Legende ist bereits im 3. Jahrhundert bei Tertullian bezeugt, [4] spater wurde dem Heiligen bei der Porta Latina die Kirche San Giovanni a Porta Latina errichtet und ein eigener Feiertag zum Gedenken an sein Martyrium eingerichtet ( Iohannes ante portam latinam , 6. Mai).

Kaiser Domitian und der neben ihm stehende Mann mit Schwert sind als Turken gekleidet ? eine damals ubliche Art, Unglaubige und Feinde Christi darzustellen. Die Zuschauermenge und die Bewaffneten hinter der steinernen Balustrade sind zeitgenossisch gekleidet, die Gebaude im Hintergrund sind die einer deutschen Stadt des 15. Jahrhunderts.

1. Die Leuchtervision

1. Die Leuchtervision

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Die erste Figur illustriert die Leuchtervision des Johannes ( Offb 1,12?16  LU ):

12 Und ich wandte mich um, zu sehen nach der Stimme, die mit mir redete. Und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter 13 und mitten unter den Leuchtern einen, der war einem Menschensohn gleich, angetan mit einem langen Gewand und gegurtet um die Brust mit einem goldenen Gurtel. 14 Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie der Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme 15 und seine Fuße wie Golderz, das im Ofen gluht, und seine Stimme wie großes Wasserrauschen; 16 und er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht leuchtete, wie die Sonne scheint in ihrer Macht.

Wie in allen Illustrationen folgt Durer sehr getreu dem Text der Offenbarung. Der Menschensohn thront auf einem doppelten Regenbogen, vor ihm kniet Johannes auf einer Wolkenbank. Die sieben prunkvollen Leuchter sind nahezu symmetrisch angeordnet. Durer hatte in seiner Jugend das Goldschmiedhandwerk erlernt, daher galt wohl den reichen, bei allen Leuchtern unterschiedlichen Verzierungen sein besonderes Interesse.

2. Die 24 Altesten vor dem Thron

2. Die 24 Altesten vor dem Thron

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Die zweite Figur zeigt die 24 Altesten vor dem Thron ( Offb 4,1?8  LU , 5,1?9 LU ):

1 Danach sah ich, und siehe, eine Tur war aufgetan im Himmel, und die erste Stimme, die ich mit mir hatte reden horen wie eine Posaune, die sprach: Steig herauf, ich will dir zeigen, was nach diesem geschehen soll. 2 Alsbald wurde ich vom Geist ergriffen. Und siehe, ein Thron stand im Himmel und auf dem Thron saß einer. 3 Und der da saß, war anzusehen wie der Stein Jaspis und Sarder; und ein Regenbogen war um den Thron, anzusehen wie ein Smaragd. 4 Und um den Thron waren vierundzwanzig Throne und auf den Thronen saßen vierundzwanzig Alteste, mit weißen Kleidern angetan, und hatten auf ihren Hauptern goldene Kronen. 5 Und von dem Thron gingen aus Blitze, Stimmen und Donner; und sieben Fackeln mit Feuer brannten vor dem Thron, das sind die sieben Geister Gottes. 6 Und vor dem Thron war es wie ein glasernes Meer, gleich dem Kristall, und in der Mitte am Thron und um den Thron vier himmlische Gestalten, voller Augen vorn und hinten. 7 Und die erste Gestalt war gleich einem Lowen, und die zweite Gestalt war gleich einem Stier, und die dritte Gestalt hatte ein Antlitz wie ein Mensch, und die vierte Gestalt war gleich einem fliegenden Adler. 8 Und eine jede der vier Gestalten hatte sechs Flugel, und sie waren außen und innen voller Augen, und sie hatten keine Ruhe Tag und Nacht und sprachen: Heilig, heilig, heilig ist Gott der Herr, der Allmachtige, der da war und der da ist und der da kommt. […] 5,1 Und ich sah in der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß, ein Buch, beschrieben innen und außen, versiegelt mit sieben Siegeln. 2 Und ich sah einen starken Engel, der rief mit großer Stimme: Wer ist wurdig, das Buch aufzutun und seine Siegel zu brechen? 3 Und niemand, weder im Himmel noch auf Erden noch unter der Erde, konnte das Buch auftun und hineinsehen. 4 Und ich weinte sehr, weil niemand fur wurdig befunden wurde, das Buch aufzutun und hineinzusehen. 5 Und einer von den Altesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat uberwunden der Lowe aus dem Stamm Juda, die Wurzel Davids, aufzutun das Buch und seine sieben Siegel. 6 Und ich sah mitten zwischen dem Thron und den vier Gestalten und mitten unter den Altesten ein Lamm stehen, wie geschlachtet; es hatte sieben Horner und sieben Augen, das sind die sieben Geister Gottes, gesandt in alle Lande. 7 Und es kam und nahm das Buch aus der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß. 8 Und als es das Buch nahm, da fielen die vier Gestalten und die vierundzwanzig Altesten nieder vor dem Lamm, und ein jeder hatte eine Harfe und goldene Schalen voll Raucherwerk, das sind die Gebete der Heiligen, 9 und sie sangen ein neues Lied: Du bist wurdig, zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel; denn du bist geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen fur Gott erkauft aus allen Stammen und Sprachen und Volkern und Nationen.

Links und rechts am Bildrand sind die geoffneten holzernen Turflugel des steinernen Himmelstors zu erkennen. Durer hat die visionaren Inhalte ? das Lamm mit sieben Hornern und sieben Augen, die vier mit Augen ubersaten Gestalten mit sechs Flugeln ? so ?realistisch“ wie moglich dargestellt. Johannes kniet wieder auf einer Wolkenbank, einer der 24 Altesten wendet sich ihm zu. Die Altesten sitzen auf holzernen Kirchenstuhlen. Alle 24 sind individuell ausgestaltet: Sie unterscheiden sich in Physiognomie, Kleidung und Haltung, auch ihre 24 Kronen sind unterschiedlich.

Die ruhige und friedliche Landschaft darunter steht in scharfem Kontrast dazu ? noch ist nichts von den Katastrophen zu bemerken, die demnachst auf die Erde hereinbrechen werden.

3. Die vier apokalyptischen Reiter
Die vier apokalyptischen Reiter aus der Kolner Bibel von 1479

3. Die vier apokalyptischen Reiter

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Die Darstellung der apokalyptischen Reiter ( Offb 6,1?8  LU ) gehort zu den beruhmtesten Werken Durers.

1 Und ich sah, dass das Lamm das erste der sieben Siegel auftat, und ich horte eine der vier Gestalten sagen wie mit einer Donnerstimme: Komm! 2 Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd. Und der darauf saß, hatte einen Bogen, und ihm wurde eine Krone gegeben, und er zog aus sieghaft und um zu siegen. 3 Und als es das zweite Siegel auftat, horte ich die zweite Gestalt sagen: Komm! 4 Und es kam heraus ein zweites Pferd, das war feuerrot. Und dem, der darauf saß, wurde Macht gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen, dass sie sich untereinander umbrachten, und ihm wurde ein großes Schwert gegeben. 5 Und als es das dritte Siegel auftat, horte ich die dritte Gestalt sagen: Komm! Und ich sah, und siehe, ein schwarzes Pferd. Und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand. 6 Und ich horte eine Stimme mitten unter den vier Gestalten sagen: Ein Maß Weizen fur einen Silbergroschen und drei Maß Gerste fur einen Silbergroschen; aber dem Ol und Wein tu keinen Schaden! 7 Und als es das vierte Siegel auftat, horte ich die Stimme der vierten Gestalt sagen: Komm! 8 Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd. Und der darauf saß, dessen Name war: Der Tod, und die Holle folgte ihm nach. Und ihnen wurde Macht gegeben uber den vierten Teil der Erde, zu toten mit Schwert und Hunger und Pest und durch die wilden Tiere auf Erden.

Durer hat die Grundkomposition und fast alle Bildelemente aus der Koberger-Bibel ubernommen, jedoch nach seinen eigenen Vorstellungen transformiert und so ein Meisterwerk geschaffen. Lediglich der peitschenschwingende Teufel am linken Bildrand und der Engel, der den Reiter auf dem weißen Pferd kront (?und ihm wurde eine Krone gegeben“) wurden weggelassen ? bei Durer tragt dieser die Krone bereits auf dem Haupt. Zum Unterschied von der Koberger-Bibel sturmen alle vier Reiter nebeneinander in die gleiche Richtung, was dem Holzschnitt eine viel dynamischere Wirkung verleiht.

Die dominierende Gestalt ist der dritte Reiter auf dem schwarzen Pferd mit der Waage in der Hand. Er symbolisiert Teuerung und Hungersnot.

Unkonventionell ist die Darstellung des Todes: Durer ersetzte die traditionelle Sense durch einen Dreizack, und statt des ublichen grinsenden Skeletts ist Durers Tod ein ausgemergelter, bartiger Alter mit starrem Blick. Dem Tod folgt die ?Holle“ nach, personifiziert als Ungeheuer mit aufgerissenem Rachen. Die Menschen, die vergeblich vor Tod und Holle zu entfliehen versuchen, gehoren allen sozialen Schichten an: Ein Bischof wird gerade verschlungen, eine Burgersfrau ist zu Boden gesturzt.

4. Die Offnung des funften und des sechsten Siegels

4. Die Offnung des funften und des sechsten Siegels

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Mit der Offnung des funften und des sechsten Siegels brechen weitere Katastrophen herein ( Offb 6,9?17  LU ):

9 Und als es das funfte Siegel auftat, sah ich unten am Altar die Seelen derer, die umgebracht worden waren um des Wortes Gottes und um ihres Zeugnisses willen. 10 Und sie schrien mit lauter Stimme: Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest du nicht und rachst nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen? 11 Und ihnen wurde gegeben einem jeden ein weißes Gewand, und ihnen wurde gesagt, dass sie ruhen mussten noch eine kleine Zeit, bis vollzahlig dazukamen ihre Mitknechte und Bruder, die auch noch getotet werden sollten wie sie. 12 Und ich sah: Als es das sechste Siegel auftat, da geschah ein großes Erdbeben, und die Sonne wurde finster wie ein schwarzer Sack, und der ganze Mond wurde wie Blut, 13 und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum seine Feigen abwirft, wenn er von starkem Wind bewegt wird. 14 Und der Himmel wich wie eine Schriftrolle, die zusammengerollt wird, und alle Berge und Inseln wurden wegbewegt von ihrem Ort. 15 Und die Konige auf Erden und die Großen und die Obersten und die Reichen und die Gewaltigen und alle Sklaven und alle Freien verbargen sich in den Kluften und Felsen der Berge 16 und sprachen zu den Bergen und Felsen: Fallt uber uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes! 17 Denn es ist gekommen der große Tag ihres Zorns und wer kann bestehen?

Die Seelen der Ermordeten sind als nackte Korper dargestellt, der Altar oben in der Mitte ist von Engeln umgeben, die die weißen Gewander verteilen. Sonne und Mond darunter sind konventionell mit Gesichtern dargestellt, nur durch den Gesichtsausdruck werden die apokalyptischen Ereignisse angedeutet (?finster wie ein schwarzer Sack“, ?wie Blut“). In der Mitte fallen die Sterne vom Himmel, in der unteren Bildhalfte versuchen die Erdbewohner, sich davor zu schutzen. Wieder sind alle sozialen Schichten vertreten: Am rechten Bildrand ein Papst mit Tiara , davor ein Konig.

5. Die vier Engel mit den Winden und die 144.000 Versiegelten

5. Die vier Engel mit den Winden und die 144.000 Versiegelten

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( Offb 7,1?8  LU )

1 Danach sah ich vier Engel stehen an den vier Ecken der Erde, die hielten die vier Winde der Erde fest, damit kein Wind uber die Erde blase noch uber das Meer noch uber irgendeinen Baum. 2 Und ich sah einen andern Engel aufsteigen vom Aufgang der Sonne her, der hatte das Siegel des lebendigen Gottes und rief mit großer Stimme zu den vier Engeln, denen Macht gegeben war, der Erde und dem Meer Schaden zu tun: 3 Tut der Erde und dem Meer und den Baumen keinen Schaden, bis wir versiegeln die Knechte unseres Gottes an ihren Stirnen. 4 Und ich horte die Zahl derer, die versiegelt wurden: hundertvierundvierzigtausend, die versiegelt waren aus allen Stammen Israels: 5 aus dem Stamm Juda zwolftausend versiegelt, aus dem Stamm Ruben zwolftausend, aus dem Stamm Gad zwolftausend, 6 aus dem Stamm Asser zwolftausend, aus dem Stamm Naftali zwolftausend, aus dem Stamm Manasse zwolftausend, 7 aus dem Stamm Simeon zwolftausend, aus dem Stamm Levi zwolftausend, aus dem Stamm Issachar zwolftausend, 8 aus dem Stamm Sebulon zwolftausend, aus dem Stamm Josef zwolftausend, aus dem Stamm Benjamin zwolftausend versiegelt.

Die vier Winde sind, der Tradition entsprechend, als vier blasende Kopfe dargestellt. Zwei der Engel sind den Winden direkt zugewandt, der linke Engel richtet Schwert und Schild gegen den Wind. Die beiden anderen Engel stehen ruhend dem Betrachter zugewandt. Anstelle von jugendlichen geschlechtlosen Wesen ? wie die meisten Engelsdarstellungen ? sind diese beiden Engel Manner mittleren Alters. Rechts davon ?versiegelt“ ein weiterer Engel die Schar der Auserwahlten, indem er ihnen das Kreuzzeichen auf die Stirn malt.

6. Das siebente Siegel und die ersten vier Posaunen

6. Das siebente Siegel und die ersten vier Posaunen

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Nach der Offnung des siebenten Siegels blasen sieben Engel in ihre Posaunen und bringen dadurch weiteres Unheil ( Offb 8,1?13  LU ):

1 Und als das Lamm das siebente Siegel auftat, entstand eine Stille im Himmel etwa eine halbe Stunde lang. 2 Und ich sah die sieben Engel, die vor Gott stehen, und ihnen wurden sieben Posaunen gegeben. 3 Und ein anderer Engel kam und trat an den Altar und hatte ein goldenes Rauchergefaß; und ihm wurde viel Raucherwerk gegeben, dass er es darbringe mit den Gebeten aller Heiligen auf dem goldenen Altar vor dem Thron. 4 Und der Rauch des Raucherwerks stieg mit den Gebeten der Heiligen von der Hand des Engels hinauf vor Gott. 5 Und der Engel nahm das Rauchergefaß und fullte es mit Feuer vom Altar und schuttete es auf die Erde. Und da geschahen Donner und Stimmen und Blitze und Erdbeben. 6 Und die sieben Engel mit den sieben Posaunen hatten sich gerustet zu blasen. 7 Und der erste blies seine Posaune; und es kam Hagel und Feuer, mit Blut vermengt, und fiel auf die Erde; und der dritte Teil der Erde verbrannte, und der dritte Teil der Baume verbrannte, und alles grune Gras verbrannte. 8 Und der zweite Engel blies seine Posaune; und es sturzte etwas wie ein großer Berg mit Feuer brennend ins Meer, und der dritte Teil des Meeres wurde zu Blut, 9 und der dritte Teil der lebendigen Geschopfe im Meer starb, und der dritte Teil der Schiffe wurde vernichtet. 10 Und der dritte Engel blies seine Posaune; und es fiel ein großer Stern vom Himmel, der brannte wie eine Fackel und fiel auf den dritten Teil der Wasserstrome und auf die Wasserquellen. 11 Und der Name des Sterns heißt Wermut. Und der dritte Teil der Wasser wurde zu Wermut, und viele Menschen starben von den Wassern, weil sie bitter geworden waren. 12 Und der vierte Engel blies seine Posaune; und es wurde geschlagen der dritte Teil der Sonne und der dritte Teil des Mondes und der dritte Teil der Sterne, sodass ihr dritter Teil verfinstert wurde und den dritten Teil des Tages das Licht nicht schien und in der Nacht desgleichen. 13 Und ich sah, und ich horte, wie ein Adler mitten durch den Himmel flog und sagte mit großer Stimme: Weh, weh, weh denen, die auf Erden wohnen wegen der anderen Posaunen der drei Engel, die noch blasen sollen!

Hinter dem Altar mit dem goldenen Rauchergefaß und dem rauchernden Engel thront Gottvater, umgeben von den sieben Posaunenengeln, funf auf gleicher Hohe, zwei vorne in der Bildmitte. Wieder sind alle sieben Engel individuell dargestellt, mit unterschiedlicher Korperhaltung und Gesichtszugen. Vier von ihnen blasen die Posaune bereits, drei halten sich noch in den Handen. Entsprechend sind auch nur die durch die ersten vier Posaunen ausgelosten Katastrophen dargestellt: Rechts im Bild fallt Hagel mit Feuer und Blut und steckt die Stadt im Hintergrund in Brand; links sturzt der feurige Berg ins Meer, sodass Boote und Schiffe in Seenot geraten; in der linken unteren Ecke fallt der Stern Wermut in die Wasserquellen, symbolisiert durch einen rechteckigen Brunnen. Sonne und Mond sind ahnlich wie in der vierten Figur dargestellt. In der Bildmitte verkundet der Adler sein we ve ve ? der einzige Text in den 15 Holzschnitten.

7. Die sechste Posaune: Die vier Racheengel und das reitende Heer

7. Die sechste Posaune: Die vier Racheengel und das reitende Heer

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( Offb 9,13?21  LU )

13 Und der sechste Engel blies seine Posaune; und ich horte eine Stimme aus den vier Ecken des goldenen Altars vor Gott; 14 die sprach zu dem sechsten Engel, der die Posaune hatte: Lass los die vier Engel, die gebunden sind an dem großen Strom Euphrat. 15 Und es wurden losgelassen die vier Engel, die bereit waren fur die Stunde und den Tag und den Monat und das Jahr, zu toten den dritten Teil der Menschen. 16 Und die Zahl des reitenden Heeres war vieltausendmal tausend; ich horte ihre Zahl. 17 Und so sah ich in dieser Erscheinung die Rosse und die darauf saßen: Sie hatten feuerrote und blaue und schwefelgelbe Panzer, und die Haupter der Rosse waren wie die Haupter der Lowen, und aus ihren Maulern kam Feuer und Rauch und Schwefel. 18 Von diesen drei Plagen wurde getotet der dritte Teil der Menschen, von dem Feuer und Rauch und Schwefel, der aus ihren Maulern kam. 19 Denn die Kraft der Rosse war in ihrem Maul und in ihren Schwanzen; denn ihre Schwanze waren den Schlangen gleich und hatten Haupter, und mit denen taten sie Schaden. 20 Und die ubrigen Leute, die nicht getotet wurden von diesen Plagen, bekehrten sich doch nicht von den Werken ihrer Hande, dass sie nicht mehr anbeteten die bosen Geister und die goldenen, silbernen, ehernen, steinernen und holzernen Gotzen, die weder sehen noch horen noch gehen konnen, 21 und sie bekehrten sich auch nicht von ihren Morden, ihrer Zauberei, ihrer Unzucht und ihrer Dieberei.

Von den ?vieltausendmal tausend“ Reitern auf ihren feuerspeienden Rossen mit Lowenkopfen hat Durer nur funf dargestellt, sein Hauptaugenmerk gilt den vier Engeln, die mit Entschlossenheit und Brutalitat ein Massaker anrichten: Der Engel links oben packt eine Frau an den Haaren, um ihr den Kopf abzuschlagen; der Engel rechts unten schickt sich an, den am Boden liegenden Papst zu toten.

8. Der starke Engel; Johannes verschlingt das Buch.

8. Der starke Engel; Johannes verschlingt das Buch

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( Offb 10,1?11  LU )

1 Und ich sah einen andern starken Engel vom Himmel herabkommen, mit einer Wolke bekleidet, und der Regenbogen auf seinem Haupt und sein Antlitz wie die Sonne und seine Fuße wie Feuersaulen. 2 Und er hatte in seiner Hand ein Buchlein, das war aufgetan. Und er setzte seinen rechten Fuß auf das Meer und den linken auf die Erde, 3 und er schrie mit großer Stimme, wie ein Lowe brullt. Und als er schrie, erhoben die sieben Donner ihre Stimme. 4 Und als die sieben Donner geredet hatten, wollte ich es aufschreiben. Da horte ich eine Stimme vom Himmel zu mir sagen: Versiegle, was die sieben Donner geredet haben, und schreib es nicht auf! 5 Und der Engel, den ich stehen sah auf dem Meer und auf der Erde, hob seine rechte Hand auf zum Himmel 6 und schwor bei dem, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, der den Himmel geschaffen hat und was darin ist und die Erde und was darin ist und das Meer und was darin ist: Es soll hinfort keine Zeit mehr sein, 7 sondern in den Tagen, wenn der siebente Engel seine Stimme erheben und seine Posaune blasen wird, dann ist vollendet das Geheimnis Gottes, wie er es verkundigt hat seinen Knechten, den Propheten. 8 Und die Stimme, die ich vom Himmel gehort hatte, redete abermals mit mir und sprach: Geh hin, nimm das offene Buchlein aus der Hand des Engels, der auf dem Meer und auf der Erde steht! 9 Und ich ging hin zu dem Engel und sprach zu ihm: Gib mir das Buchlein! Und er sprach zu mir: Nimm und verschling's! Und es wird dir bitter im Magen sein, aber in deinem Mund wird's suß sein wie Honig. 10 Und ich nahm das Buchlein aus der Hand des Engels und verschlang's. Und es war suß in meinem Mund wie Honig, und als ich's gegessen hatte, war es mir bitter im Magen. 11 Und mir wurde gesagt: Du musst abermals weissagen von Volkern und Nationen und Sprachen und vielen Konigen.

Die apokalyptische Vision ? von Durer wieder sehr getreu dargestellt ? ist hier in eine detailreich geschilderte irdische Szenerie eingebettet: das offene Meer mit Booten und Segelschiffen, Delfinen und Schwanen; die Insel Patmos mit uppiger Vegetation; das Schreibzeug des Johannes mit Feder, Messer, Tintenfass und Wetzstein.

9. Die mit der Sonne bekleidete Frau und der siebenkopfige Drache

9. Die mit der Sonne bekleidete Frau und der siebenkopfige Drache

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( Offb 12,1?5  LU )

1 Und es erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Fußen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwolf Sternen. 2 Und sie war schwanger und schrie in Kindsnoten und hatte große Qual bei der Geburt. 3 Und es erschien ein anderes Zeichen am Himmel, und siehe, ein großer, roter Drache, der hatte sieben Haupter und zehn Horner und auf seinen Hauptern sieben Kronen, 4 und sein Schwanz fegte den dritten Teil der Sterne des Himmels hinweg und warf sie auf die Erde. Und der Drache trat vor die Frau, die gebaren sollte, damit er, wenn sie geboren hatte, ihr Kind fraße. 5 Und sie gebar einen Sohn, einen Knaben, der alle Volker weiden sollte mit eisernem Stabe. Und ihr Kind wurde entruckt zu Gott und seinem Thron.

Die mit der Sonne bekleidete Frau wurde schon fruh als Maria gedeutet (siehe Frontispiz ). Ihr neugeborenes Kind wird ?entruckt zu Gott“: zwei Engel tragen es in einem Tuch davon. Sie ist mit machtigen Adlerflugeln ausgestattet: Und es wurden der Frau gegeben die zwei Flugel des großen Adlers, dass sie in die Wuste floge an ihren Ort, wo sie ernahrt werden sollte eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit fern von dem Angesicht der Schlange ( Offb 12,14  LU ).

Bei der Darstellung des siebenkopfigen Drachen beweist Durer wieder unerschopfliche Phantasie und Einfallsreichtum: Einer der sieben Kopfe speit Wasser ( Und die Schlange stieß aus ihrem Rachen Wasser aus wie einen Strom hinter der Frau her, um sie zu ersaufen. , Offb 12,15  LU ), die anderen Kopfe haben unterschiedliche Gestalten, die an Schwein, Schaf, Kamel und andere erinnern.

10. Der Kampf Michaels mit dem Drachen

10. Der Kampf Michaels mit dem Drachen

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Nach den vier apokalyptischen Reitern ist der Kampf Michaels mit dem Drachen ( Offb 12,7?9  LU ) wohl der bekannteste Holzschnitt der Serie.

7 Und es entbrannte ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kampften gegen den Drachen. Und der Drache kampfte und seine Engel, 8 und sie siegten nicht und ihre Statte wurde nicht mehr gefunden im Himmel. 9 Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verfuhrt, und er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen.

Wahrend andere Holzschnitte eine Fulle von Einzelereignissen zeigen, konzentriert sich dieser ganz auf das Hauptgeschehen: Die Darstellung wird von der Gestalt des Erzengels dominiert, der dem Drachen seine Lanze in den Hals bohrt. Drei weitere Engel kampfen gegen die Engel des Drachen, die ? so wie der Drache selbst ? als Phantasieungeheuer dargestellt sind.

Wie in der Zweiten Figur finden die apokalyptischen Ereignisse uber einer friedlichen und idyllischen irdischen Landschaft statt.

11. Das Tier aus dem Meer und das Tier aus der Erde

11. Das Tier aus dem Meer und das Tier aus der Erde

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( Offb 13,1?11  LU )

1 Und ich sah ein Tier aus dem Meer steigen, das hatte zehn Horner und sieben Haupter und auf seinen Hornern zehn Kronen und auf seinen Hauptern lasterliche Namen. 2 Und das Tier, das ich sah, war gleich einem Panther und seine Fuße wie Barenfuße und sein Rachen wie ein Lowenrachen. Und der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Thron und große Macht. 3 Und ich sah eines seiner Haupter, als ware es todlich verwundet, und seine todliche Wunde wurde heil. Und die ganze Erde wunderte sich uber das Tier, 4 und sie beteten den Drachen an, weil er dem Tier die Macht gab, und beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tier gleich und wer kann mit ihm kampfen? 5 Und es wurde ihm ein Maul gegeben, zu reden große Dinge und Lasterungen, und ihm wurde Macht gegeben, es zu tun zweiundvierzig Monate lang. 6 Und es tat sein Maul auf zur Lasterung gegen Gott, zu lastern seinen Namen und sein Haus und die im Himmel wohnen. 7 Und ihm wurde Macht gegeben, zu kampfen mit den Heiligen und sie zu uberwinden; und ihm wurde Macht gegeben uber alle Stamme und Volker und Sprachen und Nationen. 8 Und alle, die auf Erden wohnen, beten es an, deren Namen nicht vom Anfang der Welt an geschrieben stehen in dem Lebensbuch des Lammes, das geschlachtet ist. 9 Hat jemand Ohren, der hore! 10 Wenn jemand ins Gefangnis soll, dann wird er ins Gefangnis kommen; wenn jemand mit dem Schwert getotet werden soll, dann wird er mit dem Schwert getotet werden. Hier ist Geduld und Glaube der Heiligen! 11 Und ich sah ein zweites Tier aufsteigen aus der Erde; das hatte zwei Horner wie ein Lamm und redete wie ein Drache.

Sorgfaltig folgt Durer dem Text: Das Tier aus dem Meer hat sieben Haupter, zehn Horner und zehn Kronen, zum Unterschied vom oben erwahnten Drachen mit sieben Hauptern, zehn Hornern und sieben Kronen ( Offb 12,3  LU ). Die Menschenschar unten reprasentiert die ?Stamme und Volker und Sprachen und Nationen“, die das Tier anbeten. Weniger spektakular ist das Tier aus der Erde, das als Lowe mit Widderhornern dargestellt ist.

Gottvater auf dem Himmelsthron oben in der Mitte und der Engel rechts daneben halten eine Sichel in der Hand. Damit wird auf die bevorstehende Ernte und Weinlese angespielt ( Offb 14,14?20  LU ):

14 Und ich sah, und siehe, eine weiße Wolke. Und auf der Wolke saß einer, der gleich war einem Menschensohn; der hatte eine goldene Krone auf seinem Haupt und in seiner Hand eine scharfe Sichel. 15 Und ein andrer Engel kam aus dem Tempel und rief dem, der auf der Wolke saß, mit großer Stimme zu: Setze deine Sichel an und ernte; denn die Zeit zu ernten ist gekommen, denn die Ernte der Erde ist reif geworden. 16 Und der auf der Wolke saß, setzte seine Sichel an die Erde und die Erde wurde abgeerntet. 17 Und ein andrer Engel kam aus dem Tempel im Himmel, der hatte ein scharfes Winzermesser. 18 Und ein andrer Engel kam vom Altar, der hatte Macht uber das Feuer und rief dem, der das scharfe Messer hatte, mit großer Stimme zu: Setze dein scharfes Winzermesser an und schneide die Trauben am Weinstock der Erde, denn seine Beeren sind reif! 19 Und der Engel setzte sein Winzermesser an die Erde und schnitt die Trauben am Weinstock der Erde und warf sie in die große Kelter des Zornes Gottes. 20 Und die Kelter wurde draußen vor der Stadt getreten, und das Blut ging von der Kelter bis an die Zaume der Pferde, tausendsechshundert Stadien weit.

12. Die Anbetung des Lamms und das Lied der Auserwahlten

12. Die Anbetung des Lamms und das Lied der Auserwahlten

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( Offb 14,1?5  LU )

1 Und ich sah, und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion und mit ihm hundertvierundvierzigtausend, die hatten seinen Namen und den Namen seines Vaters geschrieben auf ihrer Stirn. 2 Und ich horte eine Stimme vom Himmel wie die Stimme eines großen Wassers und wie die Stimme eines großen Donners, und die Stimme, die ich horte, war wie von Harfenspielern, die auf ihren Harfen spielen. 3 Und sie sangen ein neues Lied vor dem Thron und vor den vier Gestalten und den Altesten; und niemand konnte das Lied lernen außer den hundertvierundvierzigtausend, die erkauft sind von der Erde. 4 Diese sind's, die sich mit Frauen nicht befleckt haben, denn sie sind jungfraulich; die folgen dem Lamm nach, wohin es geht. Diese sind erkauft aus den Menschen als Erstlinge fur Gott und das Lamm, 5 und in ihrem Mund wurde kein Falsch gefunden; sie sind untadelig.

In diesem Holzschnitt werden viele Elemente aus der Zweiten Figur wiederholt: Das Lamm mit sieben Hornern und sieben Augen, die vier Gestalten, die 24 Altesten. Johannes befindet sich jedoch nicht im Himmel, sondern auf Erden, auf der Insel Patmos. Das Himmelreich ist der Erde ganz nahegekommen, die himmlische Vision mit den 144.000 Martyrern mit den Palmzweigen in der Mitte fullt fast das ganze Bild aus, einer der Altesten im Himmel ist fast auf Augenhohe mit Johannes und spricht zu ihm. Der Horizont liegt fast am unteren Bildrand, nur ganz klein ist die Meereslandschaft rund um Patmos dargestellt.

13. Die Hure Babylon auf dem scharlachroten Tier

13. Die Hure Babylon auf dem scharlachroten Tier

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Die 13. Figur illustriert eine Fulle von Episoden aus dem 17. bis 19. Kapitel der Offenbarung:

1 Und es kam einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen hatten, redete mit mir und sprach: Komm, ich will dir zeigen das Gericht uber die große Hure, die an vielen Wassern sitzt, 2 mit der die Konige auf Erden Hurerei getrieben haben; und die auf Erden wohnen, sind betrunken geworden von dem Wein ihrer Hurerei. 3 Und er brachte mich im Geist in die Wuste. Und ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, das war voll lasterlicher Namen und hatte sieben Haupter und zehn Horner. 4 Und die Frau war bekleidet mit Purpur und Scharlach und geschmuckt mit Gold und Edelsteinen und Perlen und hatte einen goldenen Becher in der Hand, voll von Grauel und Unreinheit ihrer Hurerei, 5 und auf ihrer Stirn war geschrieben ein Name, ein Geheimnis: Das große Babylon, die Mutter der Hurerei und aller Grauel auf Erden. 6 Und ich sah die Frau, betrunken von dem Blut der Heiligen und von dem Blut der Zeugen Jesu. Und ich wunderte mich sehr, als ich sie sah. 7 Und der Engel sprach zu mir: Warum wunderst du dich? Ich will dir sagen das Geheimnis der Frau und des Tieres, das sie tragt und sieben Haupter und zehn Horner hat. 8 Das Tier, das du gesehen hast, ist gewesen und ist jetzt nicht und wird wieder aufsteigen aus dem Abgrund und wird in die Verdammnis fahren. Und es werden sich wundern, die auf Erden wohnen, deren Namen nicht geschrieben stehen im Buch des Lebens vom Anfang der Welt an, wenn sie das Tier sehen, dass es gewesen ist und jetzt nicht ist und wieder sein wird ( Offb 17,1?8  LU ).

Das scharlachrote Tier ist das dritte der Ungeheuer mit sieben Hauptern und zehn Hornern, diesmal ? dem Text folgend ? ganz ohne Kronen. Fur die Hure Babylon hat Durer eine Zeichnung einer eleganten jungen Dame in venezianischer Tracht von 1495 verwendet. [5] Der goldene Becher voll von Grauel und Unreinheit ist ein Buckelpokal, ein Werk der Nurnberger Goldschmiedekunst.

Ein Engel im Himmel verkundet den Fall Babylons: 1 Danach sah ich einen andern Engel herniederfahren vom Himmel, der hatte große Macht, und die Erde wurde erleuchtet von seinem Glanz. 2 Und er rief mit machtiger Stimme: Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die Große, und ist eine Behausung der Teufel geworden und ein Gefangnis aller unreinen Geister und ein Gefangnis aller unreinen Vogel und ein Gefangnis aller unreinen und verhassten Tiere. 3 Denn von dem Zorneswein ihrer Hurerei haben alle Volker getrunken, und die Konige auf Erden haben mit ihr Hurerei getrieben, und die Kaufleute auf Erden sind reich geworden von ihrer großen Uppigkeit ( Offb 18,1?3  LU ). Die Konige und Kaufleute, deren Untergang bevorsteht, stehen noch ergeben dem Tier und der Hure Babylon gegenuber. Im Hintergrund rechts ist jedoch bereits der Untergang Babylons zu sehen: 8 Darum werden ihre Plagen an einem Tag kommen, Tod, Leid und Hunger, und mit Feuer wird sie verbrannt werden; denn stark ist Gott der Herr, der sie richtet. 9 Und es werden sie beweinen und beklagen die Konige auf Erden, die mit ihr gehurt und geprasst haben, wenn sie sehen werden den Rauch von ihrem Brand, in dem sie verbrennt. ( Offb 18,8,9  LU )

Daneben wirft der ?starke Engel“ einen Muhlstein ins Meer: Und ein starker Engel hob einen Stein auf, groß wie ein Muhlstein, warf ihn ins Meer und sprach: So wird in einem Sturm niedergeworfen die große Stadt Babylon und nicht mehr gefunden werden. ( Offb 18,21  LU )

Links oben ist der Reiter ?Treu und Wahrhaftig“ mit dem Heer des Himmels dargestellt: 11 Und ich sah den Himmel aufgetan; und siehe, ein weißes Pferd. Und der darauf saß, hieß: Treu und Wahrhaftig, und er richtet und kampft mit Gerechtigkeit. 12 Und seine Augen sind wie eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt sind viele Kronen; und er trug einen Namen geschrieben, den niemand kannte als er selbst. 13 Und er war angetan mit einem Gewand, das mit Blut getrankt war, und sein Name ist: Das Wort Gottes. 14 Und ihm folgte das Heer des Himmels auf weißen Pferden, angetan mit weißem, reinem Leinen. ( Offb 19,11?14  LU )

14. Die Fesselung des Drachen und das Neue Jerusalem

14. Die Fesselung des Drachen und das Neue Jerusalem

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Im letzten Holzschnitt kombiniert Durer zwei Abschnitte der Offenbarung:

1 Und ich sah einen Engel vom Himmel herabfahren, der hatte den Schlussel zum Abgrund und eine große Kette in seiner Hand. 2 Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, das ist der Teufel und der Satan, und fesselte ihn fur tausend Jahre 3 und warf ihn in den Abgrund und verschloss ihn und setzte ein Siegel oben darauf, damit er die Volker nicht mehr verfuhren sollte, bis vollendet wurden die tausend Jahre. Danach muss er losgelassen werden eine kleine Zeit ( Offb 20,1?3  LU ).

Das Bild wird von dem machtigen Engel in der Mitte mit einem großen Schlusselbund dominiert. Dieser Engel hat dem Teufel eine Kette um den Hals gebunden und ist dabei, ihn in den Abgrund der Holle zu stoßen. Aus der mit einem eisernen Deckel versehenen Offnung zur Holle schlagen Flammen. Der Teufel selbst ist als schuppiges Untier dargestellt und streckt die Zunge heraus ? in volkstumlichen Darstellungen der Zeit war der Teufel oft eine lacherliche Figur.

1 Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. 2 Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmuckte Braut fur ihren Mann. 3 Und ich horte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hutte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; 4 und Gott wird abwischen alle Tranen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen ( Offb 21,1?4  LU ).

Rechts oben steht Johannes mit einem Engel auf einer Anhohe, der Engel weist mit der Hand auf das ? neue Jerusalem “, dessen Stadttor von einem weiteren Engel bewacht wird. Wie in allen Stadtebildern hat Durer eine zeitgenossische deutsche Stadt dargestellt.

Bleiglasfenster der Apokalypse in der Kirche St-Georges in Chavanges
  • Bleiglasfenster der Offenbarung des Johannes, von 1540, in der Kirche St-Georges in Chavanges im Departement Aube (Champagne-Ardenne/Frankreich), nach den Holzschnitten der Apokalypse von Albrecht Durer
  • Albrecht Durer. Die Apokalypse. Faksimile der deutschen Urausgabe von 1498 ?Die heimlich Offenbarung Johannis?. Mit einem Essay von Ludwig Grote . Prestel, Munchen 1999, ISBN 3-7913-2215-X .
  • Willy Kurth (Hrsg.): Albrecht Durer. Samtliche Holzschnitte . Mit einem Geleitwort von Campbell Dodgson. Holbein-Verlag, Munchen 1927. Nachdruck (engl.) bei Dover, New York, ISBN 0-486-21097-9 .
  • Werner Korte : Albrecht Durer. Die Apokalypse (= Der Kunstbrief 51). Gebr. Mann, Berlin 1948, erneut als Albrecht Durer ? Die Apokalypse des Johannes , Reclam, Stuttgart 1957.
  • Karl Arndt : Durers Apokalypse. Versuche zur Interpretation. Dissertation, Gottingen 1956.
Commons : Apokalypse (Durer)  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Katherine Crawford Luber: Albrecht Durer and the Venetian Renaissance . Cambridge University Press 2005, ISBN 0-521-56288-0
  2. a b Carol Vogel: Investing in Old Masters in Economic Hard Times , New York Times , 23. Oktober 2008
  3. Auktion vom 17. November 2010 bei Tajan in Paris
  4. Tertullian: De praescriptione haereticorum 36,3. Online lateinisch und deutsch
  5. Reproduktion der Zeichnung Durers in The realm of Venus. Fashion and Style In Renaissance Italy