Apache
(/??pæt?i/)
ist ein
Instrumentalstuck
der britischen Musikgruppe
The Shadows
aus dem Jahr 1960. Es belegte funf Wochen lang
Platz 1 der britischen Hitparade
.
Der englische Komponist
Jerry Lordan
(1934?1995) hatte bereits einige kleinere Hits verfasst und noch einige unveroffentlichte Melodien ohne Text, zu denen auch
Apache
gehorte. Die Inspiration zum Titel kam Lordan, als er 1959 den gleichnamigen
Western
mit
Burt Lancaster
und
Charles Bronson
sah, der 1954 im Entstehungsland USA in die Kinos gekommen und in Deutschland unter dem Titel
Massai
erschienen war.
Lordan musste eine typische Instrumentalband finden, doch galten Instrumentalaufnahmen in der Popmusik als Raritat ? sie machten lediglich 1 % aller
Single
-Veroffentlichungen aus.
[1]
Er fand mit
Bert Weedon
einen versierten Instrumentalisten, der bereits vier Instrumentalhits vorweisen konnte.
Apache
wurde im Februar 1960 von Weedon mit der Seriennummer Top Rank JAR #415 aufgenommen.
[2]
Dem Komponisten Jerry Lordan gefiel diese Fassung nicht, denn die Dramatik der Komposition in Melodie und Dynamik wurde in dieser ersten
Tonstudio
-Aufnahme nicht umgesetzt. Die Interpretation von Weedon blieb zunachst unveroffentlicht.
Enttauscht uber diese erste Produktion kam Lordan in Kontakt mit
Cliff Richards
Begleitgruppe The Shadows. Wahrend einer Tournee im Mai 1960 griff die Instrumentalband das Stuck auf, als Lordan es auf einer
Ukulele
spielte. Man war sich darin einig, dass das Stuck zum Repertoire der Band passte.
[3]
Am 17. Juni 1960 entstand die Fassung der Shadows in Studio 2 der Londoner Tonstudios
Abbey Road Studios
mit Produzent
Norrie Paramor
. Leadgitarrist
Hank Marvin
verwendete fur den charakteristischen Klang ein Echogerat des italienischen Herstellers Meazzi (Echomatic) sowie intensives
Vibratospiel
mit Hilfe des
Tremolohebels
seiner
Fender Stratocaster
. Rhythmusgitarrist
Bruce Welch
lieh sich eine akustische
Gibson-J-200-Westerngitarre
von Cliff Richard, was fur eine Rock-’n’-Roll-Band ungewohnlich war. Melodische Basslinien wurden von
Jet Harris
beigesteuert, wahrend
Tony Meehan
zusammen mit seinem Schlagzeug und der von Cliff Richard gespielten chinesischen Trommel (Tam Tam) am Anfang, Mittelteil sowie am Ende dem Stuck stark perkussive Zuge verliehen, um so den charakteristischen Klang amerikanischer Indianermusik zu imitieren.
[4]
Die Band verbrachte uber zwei Stunden der gebuchten drei Stunden mit dem zunachst als
A-Seite
vorgesehenen Titel
Quartermaster’s Stores
. In knapp 45 Minuten war
Apache
mit nur vier
Takes
fertiggestellt. Produzent Paramor war von
Quartermaster’s Stores
eher uberzeugt, einer mit hoherem Tempo als
Apache
vorgetragenen Instrumentalfassung einer ursprunglichen Vokalversion. Es handelte sich um ein altes amerikanisches Armeelied mit dem Titel
The Quartermaster’s Store
, etwa bekannt in der Version von Bill Shephard. ?Paramor machte das, was er immer in derartigen Situationen zu tun pflegte, er spielte die Titel zuhause seiner Tochter vor, und die entschied sich fur
Apache
.“
[5]
Die Single
Apache/Quartermaster’s Stores
wurde am 21. Juli 1960 von den Shadows unter Columbia DB #4484 veroffentlicht, jedoch ist Weedons Fassung wegen des fruheren Aufnahmedatums das Original. Das Stuck erreichte 1963 den Status als
Millionenseller
[6]
und wurde mit Platin ausgezeichnet. Alleine in Großbritannien wurden eine Million Platten hiervon verkauft. Nachdem die Single am 21. Juli 1960 in die britische Hitparade gelangt war, kam sie am 25. August 1960 auf den ersten Platz, den sie fur funf Wochen innehatte. Hier verdrangte sie Cliff Richards
Please Don’t Tease!
, bei der die Shadows als Begleitband zu horen sind. Durch die Single konnten sich die Shadows als eigenstandige Band etablieren, begleiteten jedoch auch weiterhin Richard im
Tonstudio
und auf der Buhne. In Deutschland konnte nach
Veroffentlichung
im Oktober 1960 der Instrumentalhit bis auf Rang 10 der Hitparade vordringen. 1995 erhielt Komponist Jerry Lordan einen
BMI-Award
fur eine Million Verkaufe von Apache in den USA.
Hastig wurde die im Archiv befindliche Originalversion von Bert Weedon fast zeitgleich mit der Shadows-Fassung im Juli 1960 veroffentlicht und kam am 28. Juli 1960 in die britischen Charts, wo sie Rang 24 als hochste Position einnehmen konnte. In den USA ist die Hit-Version der Shadows nahezu unbekannt, denn fur den amerikanischen Markt hat der danische Jazzgitarrist
Jørgen Ingmann
im Januar 1961 eine eigene Instrumentalfassung herausgebracht. Sie belegte dort fur zwei Wochen Rang 2 der Pop-Hitparade. Ebenfalls 1961 erschien eine gesungene Version von
Sonny James
, die Platz 87 der Popcharts erreichte.
[7]
The Ventures
, selbst eine erfolgreiche US-amerikanische Instrumentalband mit einem Millionenseller im Jahr 1960, coverten den Song fur eine LP im Dezember 1962. Die Surf-Band
The Surfaris
brachte 1964 eine
Surf-Rock
-Version heraus.
Die Version der
Incredible Bongo Band
aus dem Juli 1973 wurde so oft
gesampelt
, dass
Kool DJ Herc
sie als ?Nationalhymne des Hip-Hop“ bezeichnete.
[8]
1992 erschien eine von
Thomas Kukula
produzierte Dance-Coverversion auf dem Album
First
seines Projekts General Base. Das Stuck wurde 1993 als Single ausgekoppelt und erschien spater mit Remixen von
Interactive
und
Andre Tanneberger
.
- ↑
Arnold Shaw
:
Dictionary of American Pop/Rock
. 1982, S. 186
- ↑
The Official Bert Weedon Website - Interview.
Abgerufen am 22. Juli 2023
.
- ↑
Die bisherigen drei Singles der Shadows bestanden aus zwei Vokal- und einer Instrumentalaufnahme.
- ↑
Zur musikwissenschaftlichen Analyse der Version der Shadows siehe: Ansgar Jerrentrup:
Entwicklung der Rockmusik von den Anfangen bis zum Beat
. Gustav Bosse Verlag, Regensburg 1981 (Kolner Beitrage zur Musikforschung, Bd. 113), zugleich Diss. phil. Universitat Koln 1980, S. 197f.; Partitur-Transkription der Version, S. 233?235
- ↑
Jerry Lordan in: Brian Southall, Peter Vince, Allan Rouse:
Abbey Road
, 1997, S. 56 f.
- ↑
Joseph Murrells,
Million Selling Records
, 1985, S. 146
- ↑
Apache by Jorgen Ingmann.
Abgerufen am 22. Juli 2023
.
- ↑
Will Hermes:
All Rise for the National Anthem of Hip-Hop
. In:
The New York Times
. 29. Oktober 2006,
ISSN
0362-4331
(
nytimes.com
[abgerufen am 22. Juli 2023]).