Anton Leodegar Keller
(*
13. September
1673
in
Locarno
; †
26. Januar
1752
in
Luzern
) stammte aus dem Luzerner
Patriziat
, war Ratsmitglied,
Vogt
und
Tagsatzungsgesandter
.
Anton Leodegar Keller war der Sohn des
Landschreibers
Leodegar Keller
und der Maria Barbara, geb. Feer von Buttisholz. Er war verheiratet mit Anna Maria Dorothea, geb. Schnyder von Wartensee (1676?1745), Tochter des Schultheissen Johann Irenaus (ein Ur-Urenkel des
Ludwig Pfyffer von Altishofen
) und der Jakobea Schumacher (1653?1704; Enkelin des Schultheissen
Ludwig Schumacher
), alle ebenfalls aus dem Luzerner Patriziat.
Anton Leodegar und Anna Maria Dorothea Keller-Schnyder hatten neun Kinder. Eine Tochter, Barbara Benigna (1696?1778), heiratete 1719 den Luzerner Patrizier und spateren Kleinrat Joseph Leodegar Valentin Meyer (1696?1765), deren gemeinsamer Sohn der spatere Ratsherr
Joseph Rudolf Valentin Meyer
war. Eine weitere Tochter, Maria Elisabetha Ignazia (1714?1779) heiratete den Marechal de camp und Oberst im Schweizer Garderegiment in franzosischen Diensten Karl Leonhard Bachmann von Nafels (1683?1749) und gebar ihm 1734
Charles Leodegar
, Major im Schweizer Garderegiment in Paris, der zur Zeit der Revolution "wegen Beleidigung der Nation" guillotiniert wurde, und 1740
Niklaus Franz von Bachmann
, General der Schweizerarmee 1815 (sowie Oberst in franzosischem, sardinischem und osterreichischem Dienst).
Eine Tochter von Maria Elisabetha Ignazia Bachmann-Keller (und Schwester des Generals Niklaus Franz von Bachmann sowie des Majors Charles Leodegar), Maria Anna Dorothea Bachmann (1738?1772), wurde die Frau des St. Galler Landeshofmeisters Dr. med. Franz Josef Muller von Friedberg (1725?1803), deren gemeinsamer Sohn der Politiker, Diplomat und Staatsmann
Karl von Muller-Friedberg
war.
Eine Urenkelin des Anton Leodegar Keller, Salesia (1770?1807), war die Mutter von Oberst, Schultheiss und Standerat
Josef Schumacher im Uttenberg
, der fruh Waise geworden im Hause ihres Bruders Schultheiss
Franz Xaver Keller
(1772?1816) erzogen und im liberalen Sinne gepragt wurde. Franz Xaver Keller kam in sturmischer Nacht bei der Ruckkehr von einem Tauffest im Hause Uttenberg unter nicht geklarten Umstanden in der Reuss zu Tode, was zum bekannten
Keller-Prozess
fuhrte, der weit uber die Grenzen hinaus Beachtung fand.
Ein Sohn von Anton Leodegar Keller, Josef Anton Leodegar (1697?1782), war Schultheiss von Luzern und ein weiterer, Johann Martin Anton (1703?1766), Oberst in Sardinien-Piemont sowie Stadtschreiber in Luzern (vgl.
Luzerner Regiment Keller
). Ein weiterer Sohn, Josef Bernhard, war Hauptmann in franzosischen und neapolitanischen Diensten sowie furstlich St. Gallischer Obervogt zu Rosenberg. Drei weitere Sohne waren Geistliche.
Keller war von 1693 bis 1712 Landschreiber in Locarno, ab 1694 Mitglied im
Grossen Rat
. Von 1712 bis 1722 war er
Stadtschreiber
in Luzern, im Jahr 1715 im Rahmen der Bundeserneuerung Gesandter in Paris, von 1722 bis 1750 Mitglied im Luzerner
Kleinen Rat
. Zudem war er Oberstbrigadier der Luzerner Milizen, von 1723 bis 1725 Vogt zu
Ruswil
sowie zwischen 1731 und 1742 mehrfach Tagsatzungsgesandter.
Der zur ersten Generation der Luzerner
Aufklarer
gehorende Keller spielte eine fuhrende Rolle in den kirchenpolitischen Auseinandersetzungen des
Udligenswilerhandels
, indem er in einer Aufsehen erregenden Druckschrift das obrigkeitliche Verfahren als rechtmassig verteidigte und die geistliche Immunitat als Zugestandnis der weltlichen Fursten an die Kirche begrundete.
- Eduard Feer
:
Die Familie Feer in Luzern und im Aargau 1331?1934.
Verlag Sauerlander
, Aarau, Band 2; 1964.
- Roger Liggenstorfer:
Der Udligenschwilerhandel dargestellt aus der Sicht der Nuntiaturberichte von Domenico Passionei in den Jahren 1725?1730
im Archiv des Staatssekretariates des "Archivo Segreto Vaticano"; Diplomarbeit Luzern; 1990.
- Markus Lischer:
Anton Leodegar Keller.
In:
Historisches Lexikon der Schweiz
.
30. August 2005
.
- Hans Wicki:
Luzerner Patriziat in der Krise. Ein Beitrag zur politischen Geschichte des Kantons Luzern im Zeitalter der Aufklarung.
In:
Der Geschichtsfreund
, Jg. 145 (1992); S. 97?114.