Antipatros (Idumaer)

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Antipatros (kurz auch Antipas , wortlich ?wie sein Vater“; * ca. 100 v. Chr.; † 43 v. Chr. ) aus Idumaa war der Vater von Herodes dem Großen , Ratgeber von Johannes Hyrkanos II. und romischer Verwalter in Judaa .

Herkunft und Familie

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Uber die Herkunft der Familie ist wenig bekannt. Nikolaos von Damaskus , der Biograph des Herodes, fuhrt den Ursprung der Familie auf eine der aus dem babylonischen Exil nicht heimgekehrten judischen Familien zuruck; es durfte sich aber um eine Gefalligkeitsgenealogie handeln.

Antipatros stammt jedenfalls aus einer vornehmen Familie der idumaischen Oberschicht. Idumaa , ein Gebiet sudlich von Judaa, war unter Johannes Hyrkanos I. von Judaa annektiert worden und seine Bewohner waren zum Judentum ubergetreten. Sein Vater Antipas wurde von Alexander Jannaus zum strategos (Vorsteher) von Idumaa ernannt, eine Stellung, die er sowohl seinem Reichtum, als auch seinen guten Beziehungen zu den Nachbarn der Idumaer, insbesondere den arabischen Nabataern und den Bewohnern der Kustenstadte Gaza und Askalon verdankte. Sein Bruder war Phallion, der 63 v. Chr. in der Schlacht bei Papyron fiel. Ein weiterer Bruder, Joseph, war der erste Ehegatte der Salome , der einflussreichen Schwester des spateren judischen Konigs Herodes des Großen.

Antipatros heiratete Kypros, eine Angehorige des nabataischen Konigshauses (Jos. Bell. 1.180). Aus dieser Ehe stammen außer Herodes dessen Bruder Phasael (um 75?40 v. Chr.), Joseph (um 70?38 v. Chr.), Pheroras (um 68?5 v. Chr.) sowie dessen Schwester Salome (um 65 v. Chr. ? 10 n. Chr.).

Anhanger des Hyrkanos

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Antipatros war ursprunglich wie sein Vater Verwalter ( strategos ) von Idumaa . Er tritt geschichtlich zu dem Zeitpunkt in Erscheinung, als die Konigin Salome Alexandra 67 v. Chr. schwer erkrankt die Regierungsgeschafte ihrem Sohn Hyrkanos ubergibt, dem zu dieser Zeit amtierenden Hohenpriester . Der dabei ubergangene andere Sohn, Aristobulos II. revoltiert, bemachtigt sich einiger Festungen und stellt ein Soldnerheer auf, mit dessen Hilfe er nach dem Tod der Alexandra seinen Bruder bald in so bedrangte Lage brachte, dass dieser sich zur Abdankung bereit erklarte ( Josephus , Ant. Jud. XIV, 1).

Zu einer ausfuhrlicheren Darstellung der Auseinandersetzung zwischen Hyrkanos und Aristobulos siehe den Hauptartikel Hasmonaischer Bruderkrieg .

Antipatros ist zu diesem Zeitpunkt offenbar ein Vertrauter des abgesetzten Hyrkanos. Er rat diesem, die Hilfe des Nabataerkonigs Aretas zu suchen, die dieser auch gewahrte, nachdem ihm Hyrkanos die Ruckgabe der von Alexander Jannaus eroberten nabataischen Stadte versprochen hatte. Aretas zog mit einem Heer von 50.000 Mann gegen Aristobulos und besiegte ihn, worauf Aristobulos nach Jerusalem floh und dort von Aretas belagert wurde.

Das Blatt wendet sich, als Scaurus , ein General des Pompeius in den Konflikt eingreift und nach sorgfaltiger Abwagung der von beiden Brudern gebotenen Bestechungssummen Aretas zwingt, die Belagerung aufzuheben. Nach Abzug des Aretas und des Scaurus sammelt Aristobulos erneut ein Heer und es gelingt ihm, die Streitkrafte von Hyrkanos und Antipatros bei Papyron zu schlagen. Phallion , ein Bruder von Antipatros, fallt in dieser Schlacht, Hyrkanos und Antipatros finden Asyl in Petra , der Hauptstadt der Nabataer, wo die Familie des Antipatros sich bereits aufhielt, um in Sicherheit den Ausgang des Bruderkriegs abzuwarten.

Man hat Antipatros vorgeworfen, den Konflikt zwischen den beiden Brudern geschurt und damit den Aufstieg seiner Familie zur Macht befordert zu haben. Tatsache ist, dass Hyrkanos der amtierende Hohepriester und designierte (also legitime) Konig war, Antipatros also (aus was fur weiteren Motiven auch immer), als loyaler Untertan des rechtmaßigen Konigs handelte, wenn er Hyrkanos in seinem Anspruch unterstutzte.

Neuordnung Judaas

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Da die Regelung der Verhaltnisse durch Scaurus offenbar nicht geeignet war, in Judaa dauerhaft Frieden zu stiften, berief Pompeius etwa ein Jahr spater (64/63 v. Chr.) die Vertreter der beiden Parteien zu sich. Antipatros erscheint dort als Vertreter des Hyrkanos.

Etwa ab dieser Zeit fallt es jeweils schwer zu entscheiden, ob Antipatros eher als Beamter des Hyrkanos oder eher als Beauftragter der Romer agiert. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, was eigentlich Antipatros’ Mandat und Machtbasis war. Man kann es wie folgt zusammenfassen:

  • Zunachst war er als Verwalter von Idumaa und Ratgeber des judischen Konigs Hyrkanos ein hoher judischer Beamter mit wechselnden Amtstiteln ( strategos , epitropos , epimeletes ) und Zustandigkeiten (auch außerhalb von Judaa und dann wohl in romischem Auftrag),
  • dann war er durch Heirat und Freundschaft sowohl den Nabataern als auch anderen Herrschern und Stadten der Region verbunden (z. B. leisteten sie ihm militarische Hilfe, s. Ant. 14.129, Bell. 1.188),
  • und schließlich war er als Klient zuerst des Pompeius und spater Caesars eingebunden in das romische System wechselseitiger Verpflichtung.

Nach einigem Zogern entschied Pompeius zugunsten des Hyrkanos. Aristobulos wollte diese Entscheidung nicht akzeptieren und traf Vorbereitungen fur militarischen Widerstand. Unmittelbar bedroht von romischen Truppen lenkte er schließlich ein, seine Anhanger jedoch gaben nicht auf. Als sie in Jerusalem von Pompeius belagert wurden und Anhanger des Hyrkanos den romischen Truppen die Stadttore offneten, zogen sie sich in den Tempel zuruck. Nach dreimonatiger Belagerung gelang Pompeius die Einnahme des Tempels, wobei auf judischer Seite Tausende von Toten zu beklagen waren.

Die anschließende Neuordnung Judaas durch Pompeius wirkte sich fur Antipatros gunstig aus. Er fungierte als Verwalter mit romischem Auftrag und blieb in dieser Funktion auch, als Hyrkanos von Gabinius (der 57?54 v. Chr. Legat in Syrien war) aller politischen Macht entkleidet wurde. Der Grund war wohl, dass sich Antipatros den Romern in hohem Maße als nutzlich erwies:

  • Als Scaurus 62 v. Chr. einen Kriegszug gegen die Nabataer unternahm und mit seinen Truppen fast der nabataischen Taktik zum Opfer fiel, den Gegner zunachst anrucken zu lassen, dann aber in dem wustenahnlichen Gebiet von Wasser und Nachschub abzuschneiden, unterstutzte Antipatros die Romer mit Korn aus Judaa. Daruber hinaus verhandelte er mit Aretas, bis dieser sich bereit erklarte, 300 Talente an Scaurus zu zahlen, wobei Antipatros sich fur die Zahlung des Tributes verburgte.
  • Auf dem Weg nach Rom gelang es Alexander, dem Sohn des Aristobulos, zu fliehen. Er kehrte 57 v. Chr. zuruck nach Judaa, entfachte erneut einen Aufstand und es gelang ihm, Hyrkanos zu vertreiben. Kurz darauf musste er jedoch vor den Truppen des von Gabinius entsandten Marcus Antonius weichen. Er wird dabei von judischen Truppen unter Antipatros’ Kommando unterstutzt.
  • Als Gabininus 55 v. Chr. in Agypten (ohne Ermachtigung durch den Senat, aber auf Geheiß des Pompeius) einmarschierte mit dem Ziel, Ptolemaios XII. Neos Dionysos wieder als Pharao einzusetzen, fuhrte Antipatros ein Armeekontingent. Soldner der judischen Kolonie in Pelusium leisten zunachst Widerstand, werden aber von Antipatros uberredet die romischen Truppen passieren zu lassen.
  • Kurz darauf gelang es Alexander, dem Sohn des Aristobulos, erneut einen Aufstand in Judaa zu entfachen. Dem von Gabinius entsandten Antipatros gelang es, einen erheblichen Teil der Aufstandischen zum Niederlegen der Waffen zu bewegen. Alexander und 30000 Anhanger weigerten sich jedoch aufzugeben und wurden am Berg Tabor von Gabinius geschlagen (Jos. Ant. XIV,102).

Im Jahr 54 v. Chr. wurde Marcus Licinius Crassus , neben Caesar und Pompeius Mitglied des ersten Triumvirats , als Nachfolger des Gabinius Statthalter der Provinz Syrien . Sein Interesse galt jedoch nicht der Provinz, sondern der Vorbereitung eines großen Feldzuges gegen die Parther , von dem er sich Ruhm, Reichtum und Ruckhalt beim Heer versprach. Um die benotigten Mittel aufzubringen, vergriff er sich nicht nur am Tempelschatz , sondern entfernte auch alles, was sich an goldenen Geraten und Ornamenten im Tempel fand ? ein Frevel, den zu begehen Pompeius seinerzeit sich gescheut hatte. Nach dem Bericht des Josephus (Ant. XIV. 105ff) handelte es sich um die geradezu unglaubliche Summe von insgesamt 10000 Talenten (umgerechnet etwa 300?400 Tonnen Gold, in heutiger Wahrung jedenfalls ein Milliardenbetrag). Trotz der soliden Finanzierung erlebte die romische Armee in der Schlacht bei Carrhae eine der verheerendsten Niederlagen der romischen Geschichte: 20000 Soldaten verloren ihr Leben (darunter Crassus selbst und dessen Sohn), 10000 gerieten in Gefangenschaft und sogar die Feldzeichen gingen verloren, was in Rom als besondere Schmach empfunden wurde. Selbstverstandlich betrachtete man in Judaa diese Niederlage als prompte Rache Gottes fur den begangenen Tempelraub.

Aus der Schlacht retten konnte sich Gaius Cassius Longinus mit seinem Truppenteil. Cassius war spater einer der Hauptbeteiligten an der Verschworung gegen Casar. Nach Syrien zuruckgekehrt, trat er die Nachfolge von Crassus an. Nachdem er die Grenzen Syriens gegen nachdringende Parther gesichert und Alexander, Sohn des Aristobulos zum Frieden verpflichtet hatte, schlug er in Judaa einen weiteren Aufstand von Anhangern des Aristobulos bei Tarichea (unter dem Namen Migdal oder Magdala bekannt als der Herkunftsort der Maria Magdalena ) am See Genezareth nieder, verkaufte 30.000 aufstandische Juden in die Sklaverei und ließ Pitholaos (einen der Anfuhrer) auf Anraten des Antipatros hinrichten (Jos. Bell. 1.180).

Romischer Burgerkrieg

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Wahrenddessen waren in Rom die politischen Spannungen stetig gewachsen, was schließlich im Jahr 49 v. Chr. zum Ausbruch des Burgerkriegs mit Pompeius auf der einen und Casar auf der anderen Seite fuhrte. Eine der gegen Pompeius gerichteten Aktionen Casars war die Befreiung des Aristobulos, dem er zwei Legionen zur Verfugung stellte mit dem Ziel, Hyrkanos in Judaa (und damit Pompeius in Syrien) Schwierigkeiten zu bereiten. Doch der Plan misslang, da Aristobulos in Rom von Anhangern des Pompeius vergiftet wurde. Außerdem wurde Alexander, Sohn des Aristobulos, kurz darauf von Quintus Metellus Scipio in Antiochia gekopft. Die Auseinandersetzung endet mit der Niederlage der Pompeius-Partei in der Schlacht bei Pharsalos und der Flucht des Pompeius nach Agypten, wo er einem Anschlag Ptolemaios XIII. zum Opfer fallt.

Zu jener Zeit war Casar in Alexandria eingeschlossen und sah sich einer Ubermacht agyptischer Truppen unter Achillas, dem Feldherrn von Ptolemaios XIII. , gegenuber. Derweil wurde dem Entsatzheer des Mithridates von Pergamon in Pelusium der Einmarsch nach Agypten verwehrt. Antipatros kam nicht nur mit einem judischen Kontingent von 3000 Mann ihm zu Hilfe, sondern brachte auch weitere Hilfstruppen aus Syrien und Nabataa mit. Mit seiner Hilfe konnte Pelusium nach kurzer Belagerung eingenommen werden. Bei der Ersturmung zeichnete er sich durch personlichen Einsatz aus. Als kurz darauf die judischen Soldner in Leontopolis das Entsatzheer am Weitermarsch hindern wollten, uberredete Antipatros sie, auf die Seite Casars zu wechseln. Genau genommen war es die Seite Kleopatras , Schwester, Gattin und Mitregentin des Ptolemaios, die von ihm abgesetzt worden war, und deren Partei Casar ergriffen hatte. Es ist unklar, inwieweit Hyrkanos selbst an diesem Feldzug teilnahm. Josephus schreibt (Ant. XIV.130), Antipatros hatte die Juden von Leontopolis durch ein Sendschreiben des Hyrkanos uberzeugt, was nahelegt, dass Hyrkanos nicht vor Ort war; weiter unten (Ant. XIV.139) bestatigt er aber ausdrucklich die Teilnahme von Hyrkanos am Feldzug. Schließlich gelingt es Antipatros, wahrend eines Gefechts im Delta, in der Nahe der Kuste, unter großer Gefahr den Mithridates aus einer bedrangten Lage zu retten. Die Kriegstaten des Antipatros wurden Casar berichtet, dem das rechtzeitige Eintreffen des Entsatzheeres einmal mehr ermoglicht hatte, den Sieg davonzutragen.

Casar zeigte sich fur die Hilfe erkenntlich: Antipatros wurde ein Klient Casars, eine Verbindung, die zur Grundlage der engen Beziehung zwischen Antipatros' Nachkommen und den Herrschern Roms wurde. Daruber hinaus wurde Antipatros das romische Burgerrecht mit dem Privileg der Steuerfreiheit verliehen. Hyrkanos wird in seinem Amt als Hoherpriester und Ethnarch von Judaa bestatigt. Daruber hinaus gestattete Casar die Reparatur der Stadtbefestigungen von Jerusalem, die von Pompeius geschleift worden waren. Eine von Antigonus, dem Sohn des Aristobulos, vor Casar gebrachte Anklage Antipatros', dahingehend, Antipatros sei verantwortlich fur den Mord an seinem Vater Aristobulos und fur die Hinrichtung seines Bruders, wird von Casar abgewiesen.

Machtkampfe in Jerusalem

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Als von Casar bestellter epitropos von Judaa (etwa: Aufseher, Verwalter) nach Jerusalem zuruckgekehrt, beeilte sich Antipatros, die Machtverhaltnisse klarzustellen. Seinen altesten Sohn Phasael betraute er mit der Verwaltung Jerusalems (dazu gehorte wohl auch, den Wiederaufbau der Stadtbefestigung zu uberwachen), seinen Zweitaltesten Herodes (damals erst 25) macht er zum Verwalter von Galilaa (Ant. XIV.158). Beide Bruder gewannen Anerkennung, Herodes durch Tatkraft, Phasael durch verbindlichen Umgang mit den Burgern Jerusalems, und diese Anerkennung steigerte das Ansehen des Antipatros unter den Juden. Josephus schreibt (Ant. XIV.162), dass man ihn gleich einem Konig ehrte, dennoch habe er weiter loyal zu Hyrkanos gestanden.

Wie auch immer das Verhaltnis zwischen Hyrkanos und Antipatros beschaffen gewesen sein mag, ist es jedenfalls leicht nachvollziehbar, dass die judische Oberschicht durch die stete Zunahme der Macht und des Reichtums des Antipatros und seines Clans zutiefst beunruhigt war, vor allem, da das besondere Verhaltnis des Antipatros zu den Fuhrern Roms ihm ein Gewicht verlieh, dem sie nichts entgegenzusetzen hatten und das ihn gewissermaßen unangreifbar machte. Daher suchte man einen anderen Ansatzpunkt fur den Angriff und fand ihn im vielleicht allzu tatkraftigen Vorgehen des Herodes. Dieser hatte erfolgreich sogenannte Rauber in Galilaa und den angrenzenden Bezirken Syriens bekampft und dabei einen der Anfuhrer namens Ezechia und einige seiner Gefolgsleute kurzerhand hinrichten lassen, statt sie vor Gericht zu stellen, wie das Gesetz es verlangt hatte. Dieses Vorgehen bot die Handhabe, den Herodes vor Hyrkanos anzuklagen.

Die Situation des Hyrkanos muss schwierig gewesen sein: Einerseits hatte Herodes gegen das judische Gesetz verstoßen. Wohlgemerkt nur gegen das judische Gesetz ? als Bevollmachtigter Roms mochte sein Handeln durchaus legal gewesen sein, vor allem dann, wenn die Aktionen in der Provinz Syrien, also eigentlich außerhalb der Jurisdiktion des Hyrkanos stattfanden. Die Bewertung der Handlungen des Herodes waren dann Sache des Statthalters von Syrien, zu jener Zeit war das Sextus Iulius Caesar , ein Verwandter von Gaius Iulius Caesar . Laut Bericht des Josephus (Ant. XIV.168ff) fand das Vorgehen des Herodes nicht nur den Beifall des Sextus, vielmehr wies Sextus Hyrkanos an, die Anklage gegen Herodes fallenzulassen. Auch das stolze Auftreten des jungen Herodes, der vor Gericht prachtig gewandet und von einer Leibwache begleitet erschien, wird fur Hyrkanos die Angelegenheit nicht vereinfacht haben. Was Hyrkanos genau getan hat, ist nicht ganz klar, jedenfalls scheint er die Sache dilatorisch behandelt zu haben, derweil Herodes Zeit hatte, sich nach Damaskus unter den Schutz des Sextus zu begeben.

Verschworung des Malichus und Tod des Antipatros

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Nachdem Herodes von Sextus zum Fuhrer der Armee (στρατηγ??) in Koilesyrien und Samaria ernannt worden war, hatte er die Moglichkeit, seine Rechtsposition gegenuber Hyrkanos und der Oberschicht in Jerusalem mit militarischer Macht zu unterfuttern. Er zogerte nicht lange, sondern erschien bald in Begleitung einer Armee vor den Toren Jerusalems, offenbar mit der Absicht, Hyrkanos abzusetzen. Dort gelang es jedoch seinem Vater Antipatros und seinem Bruder Phasael, ihn von diesem Vorhaben abzubringen. Das ist jedenfalls die Darstellung bei Josephus (Ant. XIV.170ff und Bell. I.212ff). Josephus behauptete zudem, Herodes habe seine Position als Heerfuhrer durch Bestechung erlangt, sich also gewissermaßen eine romische Armee gekauft.

Eine andere Interpretation der Ereignisse erscheint wahrscheinlicher: Dass es sich nicht um eine Auseinandersetzung zwischen Hyrkanos und Herodes, sondern einen Machtkampf zwischen Rom und der judaischen Theokratie handelte. Sextus hatte Hyrkanos angewiesen, die Klage abzuweisen, da nach romischem Recht kein Klagegrund vorlag. Hyrkanos hatte dieser Anweisung nicht entsprochen: er und seine Ratgeber hatten versucht, judisches Recht außerhalb von Judaa auf einen Juden (Herodes) anzuwenden, der aber in Sextus Augen in erster Linie romischer Burger war. Um seine Position durchzusetzen, beauftragte Sextus Herodes, mit ausreichenden Truppen nach Jerusalem zu marschieren und ein Einlenken von Hyrkanos zu erzwingen oder diesen notigenfalls abzusetzen.

Zu jener Zeit (46 v. Chr.) hatte Casar zwar Pompeius besiegt, doch dessen Anhanger waren noch nicht uberall uberwunden. Einem dieser Anhanger, Quintus Caecilius Bassus , gelang es, Sextus zu ermorden und die romischen Truppen in Syrien unter seine Kontrolle zu bringen. Er wurde jedoch von Truppen Casars unter Lucius Staius Murcus angegriffen und in Apameia belagert. Es gelang zunachst nicht, ihn zu besiegen. Erst als Quintus Marcius Crispus , der Statthalter in Bithynien , mit drei Legionen in den Kampf eingriff, konnte Bassus besiegt werden. In dieser Auseinandersetzung unterstutzte Antipatros die Seite Casars durch Stellung von Hilfstruppen und Entsendung seiner Sohne Herodes und Phasael.

Als Casar im Jahr 44 v. Chr. einer Verschworung zum Opfer fiel, kam es erneut zu Umbruchen in der politischen Landschaft. Gaius Cassius Longinus , einer der Kopfe der Verschworung, war noch von Casar zum Statthalter von Syrien ernannt worden. Marcus Antonius , der versuchte, die Nachfolge Casars anzutreten, ersetzte ihn durch Publius Cornelius Dolabella , konnte jedoch nicht verhindern, dass Cassius das Kommando der syrischen Truppen ubernahm, nachdem es Cassius gelungen war, einen Frieden zwischen Bassus und Murcus zu vermitteln und die Belagerung von Apameia aufgehoben war. Mit diesem Heer besiegte Cassius die Truppen des Dolabella in der Schlacht bei Laodicea (Ant. XIV.271ff; Bell. I.218f).

Man kann davon ausgehen, dass die Position Cassius' in Syrien auch nach diesem Sieg keineswegs unangefochten war. Abgesehen von den laufenden Soldkosten fur mehrere Legionen musste er sich auch auf einen zu erwartenden Angriff durch Marcus Antonius vorbereiten. Auch in Kleopatra , Mutter von Casars Sohn Kaisarion (mithin eines moglichen Nachfolgers Casars) und Konigin von Agypten, das traditionell starke Interessen im syrischen Raum vertrat, musste Cassius moglicher Feindseligkeiten gewartig sein. Um dringend benotigte Finanzmittel herbeizuschaffen erlegte er den Stadten und Provinz seines Machtbereichs schwere Tribute auf. Bei Nichtleistung ging er so weit, die Einwohner zahlungsunwilliger oder -fahiger Stadte in die Sklaverei zu verkaufen (so geschehen nach dem Bericht des Josephus mit den Stadten Gophna , Emmaus , Lydda und Thamna ).

Der den Regionen Judaa und Galilaa auferlegte Tribut betrug 700 Talente. Antipatros veranlasste die Aufteilung der Verantwortung fur das Aufbringen dieser Summe auf mehrere hochrangige Personlichkeiten, unter ihnen seine Sohne Phasael und Herodes. Letzterer lieferte seinen Teil (100 Talente fur Galilaa) punktlich und vor allen anderen ab, wodurch er sich das besondere Wohlwollen des Cassius erwarb. Anders ein gewisser Malichus, der nicht bereit erschien, den von ihm zu leistenden Anteil aufzubringen. Cassius hatte ihn hinrichten lassen, hatte nicht Hyrkanos durch Antipatros an Statt des Malichus 100 Talente gezahlt.

Warum es Malichus fur klug hielt, den Zorn des Cassius auf sich zu ziehen, ist unklar. Offenbar war Malichus ein Angehoriger der Opposition, die den steten Machtzuwachs von Antipatros und dessen Familie und die zunehmende Aushohlung der Macht des hasmonaischen Konigtums verhindern wollte. Diese Opposition war immerhin erfolgreich und machtig genug, Antipatros zum Verlassen Jerusalems zu bewegen. Er begab sich auf die ostliche Jordanseite nach Peraa , wo er aus den Juden und den ihm verbundenen Arabern ein Heer sammelte.

Derweil waren Herodes und Phasael in Jerusalem geblieben. Ihre Position war nach Josephus relativ stark, da Phasael die Truppen in Jerusalem unterstanden und die Waffenvorrate sich unter Aufsicht Herodes befanden. Malichus leugnete daher alle feindlichen Absichten gegenuber Antipatros und veranlasste Phasael, fur ihn eine Versohnung mit Antipatros zu vermitteln. Bevor es jedoch dazu kam, wurde Antipatros bei einem Festmahl des Hyrkanos durch einen von Malichus bestochenen Diener vergiftet.

Malichus leugnete in der Folge jede Beteiligung an der Tat und wurde dabei zumindest teilweise von Hyrkanos gedeckt. Derweil hatte Herodes, der von Cassius und Murcus mit einem Armeekommando in Koilesyrien betraut worden war, das Einverstandnis des Cassius eingeholt fur seinen Plan, den Tod seines Vaters zu rachen. Malichus, der angeblich einen Aufstand gegen Cassius plante, wurde darauf in der Nahe von Tyros von romischen Offizieren des Herodes erdolcht. Hyrkanos soll sprachlos gewesen sein, als er die Nachricht vom Tod des Malichus erhielt.

  • Flavius Josephus , Antiquitates Judaicae 13 und 14
  • Flavius Josephus, Bellum Judaicum 1,5-6