Antonio Jose de Sousa Manoel de Menezes Severim de Noronha

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Antonio Jose de Sousa Manoel de Menezes Severim de Noronha , 6. Graf und 1. Markgraf (Marques) von Vila Flor und 1. Herzog von Terceira (* 18. Marz 1792 in Lissabon ; † 26. April 1860 ebenda) war ein liberaler portugiesischer Staatsmann und General, Held des Miguelistenkrieges , cartistischer (konservativer) Politiker und Fuhrer der Regenerationspartei . Er war viermal (1836, 1842 bis 1846, kurzzeitig 1851 und 1859?1860) Ministerprasident von Portugal .

Leben und politisches Wirken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Antonio Jose de Sousa Manoel de Menezes Severim de Noronha, erster Herzog von Terceira

1826 hatte Peter IV. , der bereits seit 1822 unter dem Namen Pedro I. Kaiser von Brasilien war, nach dem Tode seines Vaters Johann VI. zusatzlich zum brasilianischen auch noch den portugiesischen Thron bestiegen. Er gab dem Land eine neue Verfassung (die Charta ) und dankte dann zugunsten seiner minderjahrigen Tochter Maria II. ab, da es ihm unmoglich war, seine beiden Reiche gleichzeitig zu regieren. Seinen jungeren Bruder Prinz Michael , der sich seit 1824 im Exil in Wien aufgehalten hatte (da er erfolglos einen Aufstand gegen seinen Vater Johann VI. durchfuhrte, um in Portugal den Absolutismus wieder einzufuhren), bestimmte er zum Regenten fur Maria II. Spater sollten Maria und Michael heiraten und Portugal gemeinsam regieren. Michael hatte allerdings andere Plane, rief eine traditionelle Standeversammlung (Cortes) zusammen und ließ sich von dieser am 25. Juni 1828 zum Konig ausrufen, entthronte damit also seine Nichte und versprochene Braut. Michael regierte als letzter Konig des Lands absolutistisch.

Terceira, der als Liberaler ein Gegner des Absolutismus war, befand sich zu diesem Zeitpunkt gerade auf den Azoren . Er organisierte dort den Widerstand gegen die absolutistische Regierung auf dem Festland. Es gelang ihm am 11. August 1829 vor Vila da Praia auf der Azoreninsel Terceira eine miguelitische Flotte zu schlagen. Die Insel blieb somit einziger Teil Portugals außerhalb des miguelitischen Machtbereiches. Spater gelang es Terceira, von dort auch die anderen Inseln des Archipels zu erobern, so dass die ganzen Azoren nicht mehr zum Herrschaftsgebiet Michaels gehorten.

Peter IV. war nicht bereit, den Vertrauensbruch seines Bruders kampflos hinzunehmen. Er dankte 1831 als Kaiser von Brasilien ab, nahm den Titel eines Herzogs von Braganza an und ging nach Europa, um den Kampf gegen seinen Bruder aufzunehmen. Es begann der Miguelistenkrieg. Nach einem ersten Aufenthalt in Paris begab er sich auf die Azoren, wo er mit Terceira zusammentraf. Gemeinsam mit diesem stellte er eine Invasionsarmee auf, holte den spateren Herzog von Saldanha aus seinem Londoner Exil zuruck und schiffte sich mit seiner Armee nach Portugal ein, das er am 8. Juni 1832 in Pampelido bei Porto betrat. Terceira begab sich nach Lissabon und konnte die Stadt mit Unterstutzung von britischen Marinestreitkraften von den Miguelisten erobern.

Damit unterstanden die beiden großten Stadte des Landes nicht mehr Michaels Herrschaft. Terceira und Saldanha gewannen die Entscheidungsschlacht gegen Michael bei Evoramonte (1834). Dieser musste erneut ins Exil gehen, Maria II. wurde wieder als Konigin eingesetzt. Peter verstarb kurze Zeit spater, Maria wurde von den Cortes fur volljahrig erklart und begann eigenstandig zu regieren.

Die Herrschaft der Konigin Maria II. war von dem Gegensatz zwischen Cartisten und Setembristen gepragt, zwei Stromungen, in die sich die Liberalen nach ihrem Sieg im Miguelistenkrieg aufgespalten hatten. Dabei ging es vor allem um die Frage, wie die Verfassung des Landes aussehen sollte. Die Cartisten, der konservativere Teil der Liberalen, wollten an der Charta Peters IV. festhalten, wahrend die Setembristen, die den radikaleren Teil der Liberalen darstellten, zu der in Folge der Liberalen Revolution in Portugal verabschiedeten Verfassung von 1821 zuruckkehren wollten.

Terceira war Anhanger der Cartisten, ebenso wie Maria II. In einer ersten Phase von 1834 bis 1836 ernannte Maria deshalb in kurzer Abfolge cartistische Regierungen, die jedoch alle an internen Streitigkeiten und der Opposition der Setembristen scheiterten. Auch Terceira wurde so 1836 zum ersten Mal Ministerprasident seines Landes.

Er loste die Cortes auf und ließ Neuwahlen ausschreiben. Die Wahlen wurden von den Cartisten gewonnen, mit Ausnahme von Porto und Viseu, wo die Setembristen gewannen. Das Wahlergebnis spiegelte jedoch wohl nicht die wahre Stimmung im Volk wider, denn als die setembristischen Abgeordneten aus Porto mit dem Fuhrer der Setembristen Manuel da Silva Passos an ihrer Spitze am 9. September 1836 in Lissabon eintrafen (die neuen Cortes sollten am 11. September eroffnet werden), wurden sie dort von der Bevolkerung begeistert empfangen. Die Nationalgarde putschte daraufhin gegen die Regierung Terceira, unterstellte sich den Setembristen und proklamierte die Wiedereinfuhrung der Verfassung von 1821. Terceira schickte Truppen gegen die Aufstandischen, diese verbruderten sich jedoch mit der Nationalgarde. Als die Konigin sah, dass es nicht moglich war, den Aufstand zu unterdrucken, entschloss sie sich schweren Herzens, Terceira zu entlassen und den ihr personlich unsympathischen Passos in die Regierung aufzunehmen. Diese Ereignisse gingen spater als Septemberrevolution in die portugiesische Geschichte ein. Die Setembristen regierten das Land von 1836 bis 1842. In dieser Zeit stand Terceira in unbeugsamer Opposition zur neuen Regierung. Es kam zu mehreren Aufstanden der Cartisten, so im Juli 1837 zum sogenannten Aufstand der Marschalle , an dem Terceira und Saldanha maßgeblich beteiligt waren. Der Aufstand schlug fehl, Terceira musste daraufhin kurzfristig das Land verlassen.

1838 wurde eine neue liberale Verfassung verabschiedet; zur Feier dieses Ereignisses verkundete die Regierung eine weitreichende Amnestie, unter die auch Terceira fiel, so dass er nach Portugal zuruckkehren konnte.

1842 wurde die setembristische Periode durch einen Putsch von Antonio Bernardo da Costa Cabral , des spateren Markgrafen von Tomar , beendet. Costa Cabral regierte das Land als cartistischer Diktator. Er wurde 1846 durch den Aufstand von Maria da Fonte gesturzt.

Nach dem Fall von Costa Cabral ernannte die Konigin, vom Ausmaß des Aufstandes erschreckt, zwar kurzfristig eine setembristische Regierung, sobald sie jedoch glaubte, wieder die Oberhand zu haben, ernannte sie erneut eine cartische Regierung, diesmal unter dem Herzog von Saldanha (Staatsstreich vom 6. Oktober). Terceira wurde zum Statthalter der Konigin fur den Norden des Landes ernannt mit dem Auftrag, die Aufstandischen militarisch zu schlagen. Portugal versank im Burgerkrieg. Der Burgerkrieg dauerte bis 1847 und konnte von der Konigin und den Cartisten nur mit auslandischer (spanischer und britischer) Hilfe gewonnen werden.

Grabnische des 1. Herzogs von Terceira im Korridor zum Panteao da Casa de Braganca

In Portugal bildete sich nach Ende des Burgerkrieges ein stabiles Zweiparteiensystem heraus. Auf der einen Seite standen die Konservativen, die sich aus den Cartisten gebildet hatten, mit ihrer Regenerationspartei. Auf der liberaleren Seite des politischen Spektrums stand die Historische Partei , die Erben der Setembristen. Konigin Maria II. bevorzugte zwar die Regenerationspartei, seit ihrem Tod 1853 wechselten sich die beiden Parteien aber in der Regierungsverantwortung ab. Terceira wurde Fuhrer der Regenerationspartei. Der neue Konig Peter V. ernannte 1856 mit dem Herzog von Loule erstmals eine von der Historischen Partei gefuhrte Regierung. Als diese 1859 sturzte, wurde Terceira zum zweiten Mal Ministerprasident. Er verstarb im Amt, die Fuhrung der Regenerationspartei und die Nachfolge als Ministerprasident ubernahm Joaquim Antonio de Aguiar .

Terceira war zweimal verheiratet und hatte einen Sohn.

Mit koniglicher Erlaubnis wurden der 1. Herzog von Terceira und seine zweite Gemahlin im Kloster Sao Vicente de Fora in Lissabon bestattet, und zwar im Korridor zur koniglichen Grablege Panteao da Casa de Braganca . Außer ihnen wurde nur der 1. Herzog von Saldanha auf diese besondere Weise geehrt.

Vorganger Amt Nachfolger
 
Jose Jorge Loureiro

Joaquim Antonio de Aguiar
Antonio Bernardo da Costa Cabral
Nuno Jose Severo de Mendoca Rolim de Moura Barreto
Premierminister von Portugal
1836

1842?1846
1851
1859?1860
 
Jose Manuel Inacio da Cunha Faro Menezes Portugal da Gama Carneiro e Sousa
Pedro de Sousa Holstein
Joao Carlos de Saldanha Oliveira e Daun
Joaquim Antonio de Aguiar