Bei dem
Anschlag auf den Mannschaftsbus von
Borussia Dortmund
im
Dortmunder
Stadtteil
Hochsten
wurden am Abend des 11. April 2017 drei Sprengsatze gezundet, als sich die
Fußballmannschaft
des BVB mit dem Bus auf dem Weg zum
Westfalenstadion
befand. Dort sollte um 20:45 Uhr das Viertelfinal-Hinspiel der
UEFA Champions League
gegen die
AS Monaco
angepfiffen werden. Durch die Explosion wurden ein Polizist und der Spieler
Marc Bartra
verletzt. In der Nahe des Tatortes wurden drei textgleiche
Bekennerschreiben
gefunden. Am 21. April 2017 wurde ein
dringend Tatverdachtiger
festgenommen, dem als Motiv
Habgier
vorgeworfen wird. Der Tater wurde am 27. November 2018 wegen 28-fachen Mordversuchs zu 14 Jahren Haft verurteilt.
Am Abend des 11. April 2017 fuhr die Fußballmannschaft von Borussia Dortmund vom Mannschaftshotel
L’Arrivee
[1]
im Dortmunder Stadtteil Hochsten zum Westfalenstadion, in dem um 20:45 Uhr das Hinspiel des
UEFA-Champions-League-Viertelfinals
gegen die AS Monaco stattfinden sollte. Wahrend der Fahrt explodierten an der Wittbraucker Straße 563 gegen 19:15 Uhr drei mit Metallstiften bestuckte
Sprengsatze
, die in einer Hecke versteckt worden waren.
[2]
Einer dieser Metallstifte bohrte sich in die Kopfstutze eines Bussitzes, weitere in eine Hauswand auf der anderen Straßenseite. Die Sprengsatze erzielten eine Sprengwirkung von uber 100 Metern. Dabei erlitt der Abwehrspieler
Marc Bartra
einen
Speichenbruch
sowie Fremdkorper-Einsprengungen im Arm, als er von umherfliegenden Scheibensplittern getroffen wurde.
[3]
Er wurde in derselben Nacht im Krankenhaus operiert und fiel als Spieler fur rund vier Wochen aus.
[4]
[5]
Außerdem loste die Explosion bei einem begleitenden Motorradpolizisten ein
Knalltrauma
und einen
Schock
aus. Dadurch, dass der mittlere und damit gefahrlichste der drei Sprengsatze etwas zu hoch angebracht war und deshalb uber den Bus hinweg detonierte, seien schlimmere Folgen ausgeblieben.
[6]
Infolge dieser Ereignisse wurde das Fußballspiel abgesagt und auf den 12. April um 18:45 Uhr verlegt. Der Termin wurde am Tatabend vor Ort von der UEFA, dem Verein und der Dortmunder Polizei einvernehmlich angesetzt. Borussia Dortmund verlor mit 2:3. Ware der BVB nicht angetreten, hatte die UEFA die Partie 3:0 fur Monaco gewertet.
[7]
Der damalige
Trainer
des Vereins,
Thomas Tuchel
, kritisierte die kurzfristige Terminierung.
[8]
Das
Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen
ubernahm am Tatabend erste
Ermittlungen
. In der Tatnacht zog der
Generalbundesanwalt
den Fall an sich und beauftragte das
Bundeskriminalamt
mit den weiteren Ermittlungen.
[9]
[10]
In der Nahe des Anschlagsortes fand die
Spurensicherung
drei textgleiche, scheinbar
islamistische
Bekennerschreiben, in denen unter anderem der Abzug von
Tornados aus Syrien
und die Schließung der
Ramstein Air Base
gefordert wurden.
[11]
[12]
Ein von den Ermittlern in Auftrag gegebenes
islamwissenschaftliches
Gutachten bezweifelte die Authentizitat der Schreiben. Die Autoren hatten vermutlich versucht, den Eindruck zu erwecken, die Tat habe einen islamistischen Hintergrund.
[13]
Ein angebliches Bekennerschreiben einer
Antifa
-Gruppierung wurde von Unbekannten auf dem von
Linksextremisten
genutzten Internetportal
Indymedia
veroffentlicht.
[14]
Die Bundesanwaltschaft bezweifelte die Echtheit auch dieses Schreibens.
[15]
Der Generalbundesanwalt erwirkte einen
Haftbefehl
gegen einen im Zusammenhang mit der Tat vorlaufig festgenommenen
Iraker
wegen mutmaßlicher Mitgliedschaft in der Terrororganisation
Islamischer Staat
.
[16]
Fur eine Tatbeteiligung des Festgenommenen fanden sich jedoch laut Ermittlungsbehorden keine Belege.
[17]
Einem
osterreichischen
BVB-Fan und
Aktienbesitzer
, der zur Absicherung seiner Kursgewinne
Verkaufsoptionsscheine
gekauft hatte, fielen noch vor dem Anschlag ungewohnliche
Kaufe dieser Papiere
auf, die bei einem Kurssturz der BVB-Aktie hohe Gewinne erbracht hatten.
[18]
Er vermutete einen
Mitwisser
und kontaktierte am Folgetag die ermittelnde
Sonderkommission
und den BVB direkt, informierte die
ARD
-Borsenredaktion
[19]
und schrieb einen Beitrag im Online-Forum der Tageszeitung
Der Standard
.
[20]
Daraufhin begannen die Ermittler am 13. April, einen Tatverdachtigen zu
observieren
, auch nachdem eine Geldwascheverdachtsanzeige der
Comdirect Bank
die Behorden erreicht hatte.
[21]
Am 21. April 2017 erließ das Amtsgericht
Haftbefehl
gegen einen Tatverdachtigen und ordnete
Untersuchungshaft
an,
[22]
wegen des Verdachts auf 28-fachen
versuchten
Mord
,
Herbeifuhrens einer Sprengstoffexplosion
und der
gefahrlichen Korperverletzung
. Bei dem Verdachtigen handelt es sich um den zum Tatzeitpunkt 28-jahrigen Sergej W. aus
Freudenstadt
, der die
deutsche
und
russische Staatsangehorigkeit
besitzt und laut Ermittlern eine Ausbildung zum
Elektroniker fur Betriebstechnik
gemacht hatte. Er lebte zuletzt in
Rottenburg am Neckar
und arbeitete als Elektriker in einem
Tubinger
Heizwerk. Als Motiv vermuteten die Ermittler
Habgier
.
[6]
Seine Festnahme durch die
GSG 9
am selben Tag erfolgte, nachdem bekannt geworden war, dass Sergej W. kurz nach dem Anschlag einen Flug nach
Sankt Petersburg
gebucht und in
Russland
nach einer Unterkunft gesucht hatte. Dies ließ befurchten, dass er sich absetzen wollte.
[23]
[24]
Nach Angaben der Ermittler hat der Tatverdachtige am Vormittag des Anschlagstags
Verkaufsoptionsscheine
auf die
Aktie
von Borussia Dortmund gekauft.
[25]
Er habe durch den Anschlag einen Kurssturz der BVB-Aktie erzwingen und mit den Verkaufsoptionen, deren Wert bei sinkenden Aktienkursen uberproportional ansteigt, einen Gewinn erzielen wollen.
[1]
Den Kauf der
Derivate
soll W. vom Mannschaftshotel aus abgewickelt haben. Zudem gilt als gesichert, dass W. in der Nacht vor dem Anschlag im Mannschaftshotel von Borussia Dortmund geschlafen hatte.
[26]
Im Umgang mit Zundtechnik soll er sehr versiert sein.
[27]
Ende August 2017 erhob die
Staatsanwaltschaft Dortmund
Anklage gegen Sergej W. wegen versuchten Mordes. Die Ermittler der
BAO
?Pott“ des Bundeskriminalamts, die zuerst im Auftrag der Bundesanwaltschaft wegen Terrorverdachts ermittelt hatten, gingen inzwischen vom Motiv
Habgier
aus, weshalb die Zustandigkeit ab Mitte Mai 2017 auf die ortliche Staatsanwaltschaft ubergegangen war. Der Verdachtige verweigerte zunachst die Aussage. Das Verfahren vor dem
Landgericht Dortmund
begann am 21. Dezember 2017.
[28]
Der Klage schlossen sich 16
Nebenklager
an, darunter auch BVB-Spieler. Vorerst hatte das Gericht 18 Verhandlungstage bis Ende Marz 2018 geplant.
Am 8. Januar 2018 gestand der Angeklagte Sergej W. die Tat, bestritt aber jede Totungsabsicht. Er habe einen Anschlag vortauschen wollen. Dabei habe er versucht, die Sprengvorrichtungen absichtlich so zu konzipieren, ?dass keine Personenschaden zu erwarten waren“.
[29]
Ein Gutachter vertrat dem entgegen die Ansicht, solche Bomben seien in ihrer Wirkung fur einen Laien nicht beherrschbar.
[30]
Ein Mithaftling von Sergej W. sagte Mitte Mai 2018 als Zeuge im Prozess aus, dieser habe ihm mitgeteilt, es sei ihm darum gegangen, moglichst viele Menschen zu toten.
[31]
[32]
Die Staatsanwaltschaft ging davon aus, der Tater habe schwere Verletzungen, wenn nicht sogar den Tod der Opfer in Kauf genommen.
[33]
Das Gericht demgegenuber unterstellte im Urteil sogar eine Totungsabsicht. Es verurteilte Sergej W. am 27. November 2018 wegen versuchten 28-fachen Mordes zu 14 Jahren Haft und er wurde als voll schuldfahig eingestuft.
[34]
Sowohl Sergej W. als auch die Staatsanwaltschaft beantragten
Revision
beim
Bundesgerichtshof
in
Karlsruhe
.
[35]
Am 9. Januar 2019 wurde die Revision seitens Sergej W. zuruckgezogen.
[36]
Anhanger des Dortmunder Erzrivalen
FC Schalke 04
reagierten auf die Verurteilung von Sergej W. in den darauffolgenden
Aufeinandertreffen
mit zwei spottischen Schmahplakaten: ?Tod dem BVB! Freiheit fur Sergej W.!“ (8. Dezember 2018) und ?Immer noch ’ne Bombenidee: Freiheit fur Sergej W.“ (27. April 2019).
[37]
Der zu diesem Zeitpunkt bereits in Spanien spielende Ex-BVB-Spieler Marc Bartra, der bei dem Anschlag stark verletzt wurde, zeigte sich besturzt.
[38]
Im Jahr 2023 veroffentlichte der Fernsehsender
Sky Deutschland
auf seinen Kanalen eine ausfuhrliche Film-Dokumentation uber den Anschlag, in der verschiedene Beteiligte (Spieler, Polizisten usw.) zu Wort kommen.
[39]
Der Podcast
Inside Austria
, eine Koproduktion von
Spiegel
und
Standard
geht in der Folge vom 22. April 2023 (
#Weblinks
) auf den Anschlag ein.
[40]
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b
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Explosionen vor Champions-League-Spiel: Anschlag auf Borussia Dortmund gibt Ermittlern Ratsel auf.
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Barca-Stars besuchen Bartra.
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BVB-Profi Bartra fehlt vier Wochen.
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Emotionale Ruckkehr von Bartra.
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Mutmaßlicher Attentater festgenommen: Die Hintergrunde des Anschlags auf den BVB.
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Tuchel stellt sich gegen die Bosse.
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Tuchel kritisiert Uefa ? ?Haben uns ohnmachtig gefuhlt“.
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Prozess gegen BVB-AttentaterMithaftling: "Sergej W. sagte mir, er wollte so viele Menschen wie moglich toten"
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Schalke-Fans fordern mit widerlicher Plakat-Aktion Freiheit fur BVB-Attentater Sergej W.
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Spott uber Anschlag auf Teambus: Ex-Dortmunder Bartra verurteilt geschmackloses Schalke-Banner
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Der Osterreicher der half, den BVB-Anschlag aufzudecken - Inside Austria - derStandard.at ? Podcast.
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Koordinaten:
51° 27′ 11,3″
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,
7° 30′ 42,5″
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